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PS 3 Schläft ein Lied in allen Dingen

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Reinhard Kahls Kolumne

P.S. Schläft ein Lied in allen Dingen
fer dienen. Damit kann man sofort etwas anfangen und mehr sehen: »Gelingendes Leben«, »Resonanz«, »Weltbeziehungen«. Ideen, die bei ihm schon lange gären und über die an dieser Stelle auch schon geschrieben wurde: »Dass menschliches Leben dort gelingt, wo Subjekte konstitutive Resonanzerfahrungen machen, dass es dagegen misslingt, wo Resonanzsphären systematisch durch stumme, das heißt rein kausale oder instrumentelle Beziehungsmuster verdrängt werden.« Diese Gärung ist nun aufgegangen. 814 Seiten. »Wenn Beschleunigung das Problem ist, dann ist Resonanz vielleicht die Lösung.« So beginnt sein neues Buch »Resonanz. Eine Soziologie der Weltbeziehung«, das in diesem Frühjahr bei Suhrkamp erscheint¹. Rosa entwickelt, variiert und vertieft diese sofort überzeugende, wenn auch erst mal nur ahnungsvolle Idee: »Resonanz ist das Aufblitzen der Hoffnung auf Anverwandlung und Antwort in einer schweigenden Welt.« Nicht mehr ankommen Er arbeitet an der Neuformulierung einer Kritik der Entfremdung.

PS 2 Kompetenzen und Resonanzen

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Reinhard Kahls Kolumne

P. S. Kompetenzen und Resonanzen
fort, waren die Pisawerte der deutschen Schüler in den Naturwissenschaften noch einigermaßen. Auch träges Wissen lässt sich ja in gewissem Maße speichern. »Da haben wir das Wissen noch einigermaßen vermittelt,« sagte Schleicher, »aber die Motivation weiter zu lernen und im Leben die Kompetenzen auszubauen, geht verloren.« Damit war nun das Wort gefallen, das dann das Hauptwort in den Bildungsdebatten wurde: Kompetenzen. Die sollten nun gebildet werden. Man muss den Satz zweimal lesen: Kompetenzen sollen gebildet werden? Nicht die Schüler bilden, sondern Kompetenzen? Das war eine wunderbare Abkürzung. Statt über die realen Kräfte genauer nachzudenken, die die Schüler tatsächlich bilden, die ihnen nahelegen, nur ihr Geschick, um in der Schule zu glänzen, zu trainieren oder wenigstens unauffällig durchzukommen oder nach einer Umgebung fragen, die vielleicht doch in dem Sinne bildet, wie es die zu Präambelsätzen abgesunkenen großen Entwürfe einmal konzipiert hatten, nämlich Menschen, die die Welt lieben, die in ihr ihren Platz finden und die in ihr tätig werden wollen, statt einer wirklichen Bildungsdebatte, die gar nicht möglich ist, ohne über die Gesellschaft, die bildet, zu reden, wählte man die vermeintliche Direttissima: Kompetenzen. Ein dicker Auftrag für Ministerien, Forschung, Lehrerfortbildung, Verlage und auch für manche Scharlatane.

PS 1 Keine Angst vor der Angst

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Reinhard Kahls Kolumne

P.S. Keine Angst vor der Angst

NDR Gedanken Wurzeln und Flügel

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Wurzeln und Flügel | NDR.de - Kultur

11.02.16, 15:18

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Wurzeln und Flügel
von Reinhard Kahl Kinder und Flüchtlinge haben etwas gemeinsam: Sie sind "Neuankömmlinge". Werden sie willkommen geheißen - oder argwöhnisch beäugt? Die

PS 12 Die vergessene Bildung

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Reinhard Kahls Kolumne

P.S. Die vergessene Bildung
für den Einzelnen gar nicht klar, welche Re geln tatsächlich gelten. Da Mitarbeiter nach Anerkennung strebten, hänge ihr Verhalten letztlich davon ab, wofür Unternehmen ihnen Anerkennung zollen. Belohnt wird mit Plät zen in der Rangordnung. So entstehen die Wer te, die tatsächlich bilden. Deshalb sei auch das Aufstellen eines anders lautenden Ethik kodex kaum wirksam. Er könne allenfalls die Funktion haben, die Mitarbeiter an morali sche Prinzipien zu erinnern. Solche pseudotie fen Mahnungen wirken aber nicht lange. Wo ist die Musik! Ich mache jetzt einen großen Sprung in den von Daniel Barenboim vor zehn Jahren ini tiierte Musikkindergarten Berlin. Dessen Grundidee ist: »Keine Musikerziehung, son dern Bildung durch Musik.«

Willkommen ?!

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Reinhard Kahls Kolumne

P.S. Willkommen! ­ ??
in Berlin kennenlernte, als ich die Fernsehdokumentation »Aufbruch ­ die Kraft der Einwanderer« drehte. Der siebzehnjährige Schüler Van Bo Le, dessen Eltern illegal aus Thailand eingewandert waren, rappte in der Berliner U-Bahn. »Freestyle ist etwas Heiliges«, sagte er damals, »wenn du Freestyle kannst, kannst du spontan reden, vor allem ehrlich, weil du nicht lange darüber nachdenken kannst, was du gerade denkst, du offenbarst dich. Und der, der in der Freestylesession antwortet, der macht es genauso.« Inzwischen ist Van Bo Le Architekt, aber vor zwei Jahren ist er aus dem Job im Architekturbüro ausgestiegen. Er wollte nicht weiter im Hamsterrad mitrennen. Berühmt wurde er durch die von ihm erfundenen Hartz-IV-Möbel http://hartzivmoebel.blogspot.de, die er häufig in Schulen baut. Dafür erhielt er kürzlich den ZEIT-Wissen-Preis >Mut zur Nachhaltigkeit< und wurde in der Hamburger Hochschule für Bildende Künste Vertretungsprofessor für Design. Den Studierenden zahlt er sein Honorar aus. Er hat sich für das Jahr 2015 sein Grundeinkommen per Crowdfunding bereits finanziert. ... nach der Crowd Um die Idee der Hartz-IV-Möbel zu realisieren, hat er in der Volkshochschule das Tischlern gelernt.

PS 11 Willkommen

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Reinhard Kahls Kolumne

P.S. Willkommen! ­ ??
in Berlin kennenlernte, als ich die Fernsehdokumentation »Aufbruch ­ die Kraft der Einwanderer« drehte. Der siebzehnjährige Schüler Van Bo Le, dessen Eltern illegal aus Thailand eingewandert waren, rappte in der Berliner U-Bahn. »Freestyle ist etwas Heiliges«, sagte er damals, »wenn du Freestyle kannst, kannst du spontan reden, vor allem ehrlich, weil du nicht lange darüber nachdenken kannst, was du gerade denkst, du offenbarst dich. Und der, der in der Freestylesession antwortet, der macht es genauso.« Inzwischen ist Van Bo Le Architekt, aber vor zwei Jahren ist er aus dem Job im Architekturbüro ausgestiegen. Er wollte nicht weiter im Hamsterrad mitrennen. Berühmt wurde er durch die von ihm erfundenen Hartz-IV-Möbel http://hartzivmoebel.blogspot.de, die er häufig in Schulen baut. Dafür erhielt er kürzlich den ZEIT-Wissen-Preis >Mut zur Nachhaltigkeit< und wurde in der Hamburger Hochschule für Bildende Künste Vertretungsprofessor für Design. Den Studierenden zahlt er sein Honorar aus. Er hat sich für das Jahr 2015 sein Grundeinkommen per Crowdfunding bereits finanziert. ... nach der Crowd Um die Idee der Hartz-IV-Möbel zu realisieren, hat er in der Volkshochschule das Tischlern gelernt.

Wie Schulen klingen

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Reinhard Kahl

Wie Schulen klingen
1. Bitte Eintreten!
Können Schulen klingen? Ja. Und wie! Sie riechen sogar. Sollten sie aber weder klingen noch riechen und sich auch sonst nach nichts anfühlen, dann wären wir im nowhere land. Gebildet würde hier der nowhere man, von dem die Beatles singen: doesn't have a point of view, knows not where he's going to, making all his nowhere plans for nobody. Manchmal überkommen mich düstere Tagträume. Schulen im rasenden Stillstand. Nichtorte für Niemande. Da läuft dann jemand mit einem Spray durch die Räume, wie die Hausfrau hinter Monsieur Hulot in Jaques Tatis Film Mon oncle. Leben wird desinfiziert. Perfektion. Metaphern des Todes. Davon sind die Schulen weit entfernt, wenn auch nicht unbedingt durch Lebendigkeit, so doch wenigstens durch Schmutz, durch das Unreine, mit dem alles anfängt. Ich träume aber viel lieber von Schulen, die leuchten und klingen. Der Verzicht auf Desinfektion und Perfektion macht heiter und klingt etwa so: Ihr seht schon ganz manierlich aus, kommt mir nur nicht absolut nach Haus. So spricht der Dichter. Das ist der Sound von Goethe.1 Wer eine Schule betritt, der riecht und hört gleich, was los ist.

PS 10 Beziehungen, Bindungen, Spielräume

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P.S. Beziehungen, Bindungen, Spielräume
dass sie sogar noch im Erwachsenenalter spielt. Davon handelt Bildung.« Und deshalb sollte in der »Bildung der Bildung« oder »Pädagogik«, oder wie immer wir es nennen, das »Was« hinter dem »Wie« zurücktreten. Zumal in der Mathematik. Hier gilt auch kognitiv: Alles ist Beziehung. Alles steht in Relationen. In der angestrengten Pädagogik ist allerdings das Gegenteil der Fall. Man gestaltet nicht die Umgebung. Man setzt nicht auf das Indirekte, die Beziehungen und das Spielerische. Alle Kraft voraus geht es direkt aufs Ziel ­ und das wird verfehlt. »So viele Lehrer«, wundert sich Martin Kramer, »bereiten sich ewig auf den Unterricht vor, aber sie geben den Schülern keine Rolle. Die dürfen nicht mitspielen.« Und wer nicht mitspielen darf, was macht der? Davon erzählte mir kürzlich Peter Fratton. Beziehungen Peter Fratton hat in der Schweiz Schulen gegründet. »Haus des Lernens« heißen sie. Diese Schulen wurden für viele zum Vorbild.² Will man das Wichtigste dieser Schulen zusammenfassen, so ist es die Anerkennung der Tatsache, dass vor allem Lernen die Beziehungen zwischen den Mitspielern und die Art ihrer Bindungen kommen. Daraus ergeben sich dann Spielräume für Biographien und daraus erwachsen schließlich Leistungen. Diese sind dann gar nicht mehr zu vermeiden. Peter Fratton nun beobachtet, wie sich manches von dem, was auch er mit in die Debatte gebracht hat, ins Gegenteil kippt, wenn man diesen Weg von den Beziehungen zur Leistung gewalttätig abkürzt. Ein Beispiel sind die »Kompetenzraster«.

PS 9 Lesen ohne zu lesen

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Reinhard Kahls Kolumne

P.S. Lesen, ohne zu lesen
Lesen wir weiter Uwe Timm: »Der Schü ler aus meiner Grundschulzeit, der die bes ten, weil fehlerfreiesten Diktate schreiben konnte, leitet heute eine Mülldeponie bei Hamburg und sagt, es sei eine wunderba re Beschäftigung, dieses Chaos zu über blicken. Vielleicht ist diese Beschäftigung seine Antwort auf den Rechtschreibzwang, den er fraglos erduldete. Jetzt schreibt und liest er nicht mehr. « Die Passage von Uwe Timm über die Rechtschreibung bekamen kürzlich Ham burger Schüler zu lesen. In die 1 692 Zei chen waren zwölf Schreibfehler einge schmuggelt. Im Rahmen von »Vergleichs arbeiten« sollten alle Zehntklässler die Fehler anstreichen. Welch phantastische Übung in der Selbstreferenzialität schuli scher Kultur! Fehler anstreichen. Und aus gerechnet diesen Text auf eine Pfeifton rückkopplung reduzieren. Pawlowsche Hunde Das Ergebnis fiel erwartungsgemäß mies aus. Die Fehler wurden in der Behörde zu Schulnoten umgerechnet. Danach betrug die Durchschnittsnote für Gymnasiasten 3,7. Sofort begannen die pawlowschen Hun de zu bellen. Dicke Letter auf Seite Eins des »Hamburger Abendblatt«: »Deutsch test überfordert Hamburger Zehntklässler«. Die CDU sprach in genüsslichem Déjàvu vom »verheerenden Gesamtergebnis« und die ängstliche SPDBehörde verwies auf ihren »Maßnahmenkatalog zur Verbesse rung der Rechtschreibung«. Dabei hatte die ser Test mit dem Schreiben doch gar nicht viel zu tun. Die Schüler waren als Korrek toren gefragt. Ein professioneller Korrektor muss möglichst sinnfrei, also ohne verste hen zu wollen und auf den Zusammenhang zu achten, die Wörter möglichst einzeln lesen. Sonst kommt ihm nämlich bei der Fehlersuche das Genie unseres Gehirns in die Quere. Es ergänzt Lücken, stellt Feh ler richtig und übersieht, was einem Kor rektor nicht entgehen sollte.

PS 7 Das eindimensionale Kind

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Reinhard Kahls Kolumne

P.S. Das eindimensionale Kind
mer nur etwas tun, um zu. Statt sich in der Sache selbst verlieren, sie genießen, auch mit ihr kämpfen, sie lieben, sie vielleicht auch hassen, aber eben nicht nur mit ihr ein Investment in den Nutzen betreiben. Der Text ist ein Protest dagegen, zum Betriebswirtschaftler seiner selbst zu werden, der sich ständig optimieren soll, der sich verwerten muss und der sich damit selbst entwertet. Überfüllte Leere Nicht so leben wie jene Menschen, die arbeiten, um Urlaub zu machen, und die Urlaub machen, um wieder fit für die Arbeit zu werden. Wenn sie arbeiten, sind nicht bei der Arbeit. Und auch im Urlaub haben sie keinen Urlaub, weil sie nicht bei sich sind, wenn der Urlaub eine Arbeit zur Ermöglichung der Arbeit wird. Gegenwart erodiert. Die Ewigkeit des Augenblicks verödet. Stattdessen wird das Hase-Igel-Spiel zur Regel. Von irgendwoher ruft immer ein Hase dem Igel zu: »Ick bün all dor.« Am Ende bleibt von diesem Wettbewerb wenig, doch alle sind irgendwie überwältigt. Ein Scheißleben wird diese ständige Funktionalisierung. Menschen verlieren sich selbst. Und junge Menschen können sich nur schwer gewinnen. Eine irritierende Gleichzeitigkeit von Überfüllung und Leere. Kein Wunder, dass die Kinder dann Prothesen brauchen. Zum Beispiel gute Zensuren.

96 PÄDAGOGIK 7 ­ 8/15

NDR Gedanken Lernen was sie wollen

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NDR Kultur Gedanken zur Zeit 21. Juni 2015
Sollen Kinder lernen was sie wollen?
Wege aus der Erschöpfung in der Bildung

PS 6 Reformpädagogik ade

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Reinhard Kahls Kolumne

P.S. Ade Reformpädagogik?
solche Großnomina wie Freiheit, Reformpädagogik oder Kommunikation benutzte, der musste einen Dollar zahlen. Das verbesserte die Gespräche enorm. Dennoch macht es natürlich Sinn, sich noch mal die reformpädagogischen Karten anzusehen. Der Begriff wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erfunden. Und zwar rückwirkend. Mit dem neuen Oberbegriff versuchte man sich Legitimität für die aufkommenden neue Ideen zu verschaffen und ging weit bis zu Rabelais, Montaigne und vor allem zu Comenius zurück. Der hatte bereits gemahnt, »Lehrer, lehrt weniger, damit eure Schüler mehr lernen.« Rabelais, der Mönch, Dichter und Arzt, hatte den Satz, dass Kinder nicht wie Fässer gefüllt, sondern wie Flammen entzündet werden wollen, in der griechischen Antike gefunden und ihm eine Renaissance verschafft. Dieser seit Heraklit gut abgehangene Satz ist immer noch einer der aktuellsten. Und natürlich war Rousseau ein Eidvater. Rousseau? Jetzt werden sich viele, die Rousseau nicht gelesen haben, ihren Triumph nicht verkneifen, aha, so ein Romantiker, zurück zur Natur, ha ha ... Diese Leute sollten Kant lesen, der von keinem Autor so tief erschüttert war wie von Rousseau. Dieser Kant, der als zwanghafter Stubenhocker und Prinzipienreiter gehandelt wird. Und so geht es weiter mit der lebendigen und auch ambivalenten Geschichte der Versuche, »die Erziehung vom Kinde aus« immer wieder neu zu entdecken, denn die herrschende Praxis im Alltag war so ganz anders. »Erziehung vom Kinde aus«, das steht übrigens bereits in der »Didactica magna« von Johan Amos Comenius auf Seite eins. Das Buch wurde 1657 gedruckt und war als »Didaktik des Lebens« geschrieben.

PS 5 Falschgeld

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Reinhard Kahls Kolumne

P.S. Falschgeld
Hansestadt für Politiker der höchste Maßstab, ihr eigentliches Referenzsystem. Der Artikel berichtete auf einer Dreiviertelseite von den »Maßnahmen«, die der Senator ergreifen will, um das schlechte Abschneiden vieler Stadtteilschulen bei Vergleichsarbeiten in Mathe zu verbessern. Die Stadtteilschule tritt in Hamburg die Nachfolge von Haupt-, Real- und auch Gesamtschulen an, mehr und mehr auch von Sonderschulen. Die Schule also für all die Schüler, die nicht zum Gymnasium gehen. Das ist inzwischen die Minderheit, wenn auch eine große, in manchen Stadtteilen bereits eine kleine. Stadteilschulen werden immer noch von der Hoffnung begleitet, sie könnten pädagogische Erneuerungen hervorbringen. Stärker allerdings wächst die Befürchtung, sie liefen auf neue Restschulen heraus, B-Schulen, mit ein paar reformerischen Biotopen vielleicht. Senatorengeschichten Ergäben sich daraus nicht Überlegungen zu den schlechten Matheergebnissen?

150. Philo Café Lit.Haus Hamburg

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PS 4 Erwachsen

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P.S. Erwachsen? Erwachsen werden!
sein wird welk. Und Jugend wird so endlos wie die Zukunft, die alles überstrahlt, vor allem die Gegenwart. Herkunft, Geschichte und Geschichten verdunkeln sich. Dieser Spur geht nun eine andere Amerikanerin nach, Susan Neiman. Sie schreibt: »Nachdem es uns nicht gelungen ist, Gesellschaften zu schaffen, in die unsere Jugend gerne hineinwachsen möchte, idealisieren wir die Phasen der Kindheit und Jugend.« Erwachsen Susan Neiman hat in Yale und Tel Aviv Philosophie gelehrt. Jetzt lebt sie in Berlin.

PS 3 Villa Monte Teil 2

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Reinhard Kahls Kolumne

P.S. Irritationen ­ Villa Monte II*
Man sieht die Kinder bei vielen Tätigkeiten und dann wieder zum nächsten Ziel rennen. Dieser wunderschöne Laufschritt von Kindern, die begeistert sind! In Gesprächen haben sie den gleichen Ernst wie beim Spiel. Es wird hier so sonnenklar, dass das Spielen der Kinder keine »bloße« Spielerei im Gegensatz zum »richtigen« Lernen ist, das der Vorbereitung auf den »Ernst des späteren Lebens« dient. Wo bleiben in den auf das »spätere Leben« verweisenden Schulen das jetzige Leben und die wache Gegenwart, aus der Zukunft entspringt? Radikale Gegenwart ist in der Villa Monte eine alles überwölbende und vieles ermöglichende Atmosphäre. Lernen Die Kinder lernen ­ auch wenn Lernen nicht drauf steht. Oder lernen sie sogar besser, wenn jedes Kind auf seine einzigartige Weise lernt? Lernen als etwas Intimes, zutiefst eigenes und zugleich der Welt Zugewandtes ­ wie die Liebe? Was ist den Kindern ihr Nächstes? Und wie machen sie ihre nächsten Schritte?

PS 2 Villa Monte 1

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Reinhard Kahls Kolumne

P.S. Die Villa Monte 1
lassen. Sie werden sogar von Harry Kool, der mit Rosemarie Scheu die Schule prägt, handwerklich unterstützt. Aber, um nun gleich ein Ergebnis vorweg zu nehmen: Keine Schule habe ich so friedvoll erlebt wie diese. Irgendwann lassen die Kinder die Waffen, um die kein pädagogischer Krieg geführt wird, hinter sich. Im Hauseingang stehen Schuhe. Es geht raus und rein. Die Erwachsenen in dieser Schule mit 80 Kindern und Jugendlichen binden Kindern geduldig die Schuhbänder. Schon wieder so eine Irritation. Wir helfen den Kindern, sagt Rosemarie Scheu, die diese Schule vor 30 Jahren aus einem Montessori Kindergarten heraus entwickelt hat. Und dann dauert es manchmal länger oder es geht ganz schnell, dass die Kinder ihre Schuhbänder selbst zubinden wollen. Wollen! Ein Stockwerk höher, über dem Telefontisch, hängt dieser Spruch: »Wenn ich nur darf, was ich soll, aber nie kann, wenn ich will, dann mag ich auch nicht, wenn ich muss.
64PÄDAGOGIK 2/15

Philo Cafe in HH

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28.01.2015 Pressemitteilung zum 150. Philosophischen Café

DAS 150. PHILOSOPHISCHE CAFÉ: EINANDER BEIM DENKEN ZUSCHAUEN
Seit 1999 lädt Reinhard Kahl Philosophen und Publikum zum Gedankenaustausch ein. Neues und erweitertes Format: Am 4.2. erstmals Philosophisches Café Extra in der Freien Akademie der Künste. Susan Neiman ist Gast der Jubiläumsausgabe am 24.3.

WIE MUSIKER DIE BILDUNG VERÄNDERN

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Das >Zukunftslabor<:

Wie Musiker die Bildung verändern
The >Future Lab<:

Initiator des Zukunftslabors

einen Teil der Bremer Gesamtschule Ost. Das Orchester suchte Räume zum Üben und für Schallplattenaufnahmen. Die Schule wurde gerade wegen Asbest und der Müdigkeit des Betons saniert. Der Geschäftsführer des Orchesters erinnert sich, dass er vor der Schule umkehren wollte. Hier? Nein, das kann nicht wahr sein. Aber ein Musiker, der mitfuhr, meinte nun lass uns doch wenigstens mal reingehen. Hier ist eine Bemerkung zur Geschichte der Kammer philharmonie nötig. Sie wurde Anfang der 80er-Jahre aus der Jungen Deutschen Philharmonie gegründet. Die Musiker hatten sich geschworen, niemals unter einem Karajan zu spielen. Sie wollten keine Instrumentalbeamten werden. Sie wollten sich je nach Art ihrer Musik Dirigenten suchen. Derzeit ist es Paavo Järvi aus Estland, mit dem sie in den Metropolen Asiens, in New York und eben auch in Bremen OsterholzTenever spielen. Das Orchester wird nur zu einem sehr geringen Teil subventioniert. Die Musiker sind Teilhaber. Man kann auch sagen: Unternehmer. Die Balance von Sicherheit und Unsicherheit, von Wagnis und Gelingen ist ihr Wasserzeichen von Anfang an. Und das haben sie in die Schule ge tragen. Die Kammermusiker spielen ein bisschen wie Jazz. Sie sind keine Ausführenden. Zuzuhören ist fast so wichtig wie selbst zu spielen. Die Stücke entstehen so immer wieder neu und kommen jedes Mal ein bisschen anders.

PS 1 Eltern

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Reinhard Kahls Kolumne

P.S. Eltern!
auf die gleiche Art von Schule gehen, auf der sie selbst waren. Aber dann siegt doch die Angst vor dem Ungewissen und dass aus ihren Kindern nichts werden könnte. Schließlich beruhigen sie sich damit, dass die Schule ihnen nicht geschadet hätte. Seit einiger Zeit neigen sie wieder dazu, dass Kinder auf Durchsetzungsvermögen, Bluff und auch Ellbogeneinsatz trainiert werden sollten, was man, wie sie meinen, im Leben braucht. Einer Schule, die Freude am Lernen erhält ­ diese Freude müsste ja keine Schule erst machen, die Kinder bringen sie mit - der trauen viele nicht. Dagegen wäre noch eine Seele in der Brust der Eltern zu öffnen. Sie wissen doch alle, dass sie in ihrer Arbeit besser sind, wenn sie diese interessiert und Freude macht. Dann nimmt auch in Kauf, dass natürlich nicht alles und schon gar alles ständig alles nur Spaß macht. Eltern sollten sich mehr trauen. Sie sollten es nicht hinnehmen, wenn in der neunten Klasse des Gymnasiums vierzehn Fächer auf dem Stundenplan stehen. Jedes Kind weiß, dass man dann nur eines lernt: zu funktionieren. Bulimielernen halt.

Lernkultur Interview taz Drucker

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Lernkultur & Optimierungsdruck

,,Es gibt mehr Angst als früher"

Sollen sich Eltern um die beste Schule für ihr Kind bemühen? Ja, sollen sie, sagt der Bildungs Reinhard Kahl - aber nicht nur auf die Noten schauen.

lernkultur taz layout

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taz.nord vom 6.12.2014 Seite 43
LERNKULTUR Sollen sich Eltern um die beste Schule für ihr Kind bemühen? Ja, sollen sie,

sagt der Bildungsaktivist Reinhard Kahl ­ aber dabei nicht nur auf die Noten schauen

,,Es gibt mehr Angst als früher"

,,Eltern sind die unterschä Akteure in der Bildung": Reinhard Kahl Foto: David
INTERVIEW KAIJA KUTTER

taz: Herr Kahl, wenn Eltern eine Schule für ihr Kind auswählen ­ worauf sollten sie achten? Reinhard Kahl: Auf ihr Kind sollten sie achten. Zum Beispiel, ob es eine Schule ist, in der auch die anderen Kinder aus der Kita gehen. Kinder sollten ihre Freundschaften fortsetzen können. Das ist bei der weiterführenden Schule vielleicht schwierig. Das ist auch nur ein Aspekt. Eltern sollten darauf achten, wo Kinder willkommen sind, wo es gute Räume gibt, wo die Erwachsenen die Kinder auch mögen. Dass es nicht eine Schule ist, in der nur das ,,Durchkommen" wichtig ist, in der Lehrer den Stoff nicht nur durchnehmen und die Kinder den auswendig lernen, um ihn gleich wieder zu vergessen. Sondern Schulen, in denen es um die Anverwandlung der Welt geht. Eigentlich gibt es eine wunderbare Parole von Heraklit, die François Rabelais in der Renaissance wieder aufgenommen hat: ,,Kinder wollen nicht wie Fässer gefüllt, sondern wie Flammen entzündet werden." Wie können Mütter und Väter das bei einem Info-Tag feststellen? Damit sind sie doch überfordert. Eltern müssen sich klar machen, was der Schulwechsel für ihr Kind bedeutet. Das ist eine Mindestanforderung. Es ist ein guter Anlass darüber nachzudenken, was für eine Umgebung schaffe ich für mein Kind? Sie sollten auf ihr Gefühl achten, auf den berühmten ersten Eindruck der ersten 30 Sekunden. Ist das alles klinisch, steht da, wenn es hochkommt, ein Kakus auf dem Tisch. An vielen Schulen herrscht immer noch ein stiller Bürgerkrieg. Was meinen Sie mit ,,Bürgerkrieg"? Dass eine Tradition fortgeführt

PS 12 Alle reden vom Wetter

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Reinhard Kahls Kolumne

P.S. Alle reden vom Wetter
Doch reißen wir die Augen auf! Blicken wir auf die Schule und die ganze »Bildung« und verstehen wir das Wort doch ursprünglich. Wie und wozu bilden wir die Welt? Und uns selbst? Wenn wir dem nachspüren, sind wir im Nu wieder beim Durchkommen, das in den Schulen und im Leben hinterrücks das Hauptfach geworden ist. Warum machen wir das eigentlich mit? Rückblende Es hat in den Schulen der deutschsprachi gen Länder im vergangenen Jahrzehnt Auf brüche gegeben. Es galt, endlich Abschied zu nehmen vom dummen dasgehtjadoch nichtRefrain. Sich lieber ins Gelingen ver lieben! Einen subversiven Konstruktivis mus erfinden! Das waren, jetzt spreche ich von mir, auch Ideen für meine Filme, vor allem für die »Treibhäuser der Zukunft«, die ja das Glück hatten, zum richtigen Zeit punkt zu entstehen. Eine Zeitlang schien es dann zu reichen, Bilder und Geschichten vom Gelingen zu ver breiten. Aber sehr weit reicht so ein bisschen Reformpädagogik nicht, vor allem wenn im Alltag dann doch nur allzu kleine Brötchen angeliefert werden, wie zum Beispiel die Umstellung vom 45 auf den 90Minuten takt und wenn manche gut gemeinte Ganz tagsschule doch in ein verwahrlostes Zwi schenlager für die nächste Generation kippt. Dann sind sie wieder da, diese Nachtgedan ken. Werden aus den Schülern am Ende doch nur Betriebswirtschaftler ihrer selbst? Läuft es bei den Lehrern nicht doch darauf hin aus, irgendwann den Countdown zur Pen sionierung zu zählen?

PS 11 Weggucken und Hinstarren

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P.S. Vom Weggucken und Hinstarren
Freud, die Mutter war es nicht, dann haben wir fast schon ein Geständnis. Es war so: Gerold Becker und Martin Bonhoeffer waren am Pädagogischen Seminar der Universität Göttingen tätig. Hartmut von Hentig und Heinrich Roth waren die Ordinarien. Becker war Assistent von Roth. Becker und Bonhoeffer kümmerten sich um meinen Schulfreund Nils Schmerling. Wir hatten zusammen 1967 in Göttingen den USSB gegründet (antiautoritärer Schülerbund). Nils wohnte in der Maschstraße. Da standen Häuser mit »Behelfswohnungen«. Man sagte, da wohnen die Asozialen. Bonhoeffer hatte bei seinen wohl nicht nur wissenschaftlichen Recherchen über Heimkinder und andere aus prekären Verhältnissen Nils kennengelernt und ihn gefördert. Das Fördern steht außer Zweifel. Als der Missbrauch in der Odenwaldschule aufgedeckt wurde, erahnte ich das Muster. Der Retter zieht einen armen Jungen aus dem Sumpf. Erst später erfuhr ich, dass Nils, den ich aus den Augen verloren hatte, Selbstmord begangen hatte. Martin Bonhoeffer hat später in Berlin beim Senat die Jugendhilfe geleitet. Dann zog es ihn wieder in die Praxis.

P 10 Die Welt ist keine Maschine

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Reinhard Kahls Kolumne

P.S. Die Welt ist keine Maschine
Wesen.« Wird das missachtet, dann läuft die Lehr-Lern-Maschine leer und je hochtouriger sie läuft, desto leerer. Kürzlich sollte Fischer für ein Magazin Abituraufgaben im Fach Physik begutachten. »Das waren nur Fragen, die niemanden interessieren, vermutlich auch die Lehrer nicht«, erinnert er sich. Das wiederum interessierte das Magazin nicht. Es wollte von ihm wissen, in welchem Bundesland die Aufgaben schwerer waren. Da wurden Berechnungen verlangt, so Fischer, »die man als Ingenieur können muss, die aber alle anderen sofort vergessen.« Die Maschine Wird die Welt als Maschine verstanden, dann wird etwa von genetischen Programmen gesprochen, als hätte es nie die Entdeckungen der Quantenphysik gegeben. Die Welt ist immer sehr viel mehr Möglichkeit als ein Programm, das exekutiert wird. Solche Entdeckungen machen die Naturwissenschaft heute so spannend. »Je genauer man hinschaut, desto mehr Komplexität wird sichtbar.« Das Lebendige ist eben keine Mechanik. »Wissenschaft verwandelt die wundersamen Geheimnisse der Wirklichkeit in noch größere Geheimnisse ihrer Erklärung.« Und das ist Fischers Pointe: »Mit den Antworten geht das Fragen erst los.« Die Fragen werden mit den Erkenntnissen ja nicht weniger.

PS 9 Sein

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Reinhard Kahls Kolumne

P.S. Einfach nur sein?
nannt. »Erziehung von Kindern nicht durch direkte Erziehung, sondern durch allmähliches Teilnehmen lassen an Beschäftigungen der Erwachsenen.« Goethe verlangte für die Erziehung eine »vollständige Umgebung«.² Aus dem Überschuss von Gelegenheiten entwickeln sich Biographien ­ und die ständige Erneuerung der Welt. Nennen wir es Sein oder wie auch immer. Das ist mein Gärgedanke. So bilden sich Personen. In diesem Zwischenraum entspringt Neues. Theorien sprechen heute von Emergenz oder, wie Hartmut Rosa, von Resonanz. Wie schafft man Resonanzverhältnisse? Ist es nicht so, dass die Strategien von Planerfüllung und Stoffvermittlung darauf hinaus laufen, Resonanz auf ein bloßes, würdeloses Echo zu reduzieren? Basislager Die Schule als Resonanzraum wäre einer von Werkstätten, Laboren, Ateliers und Vortragsräumen. Sie wird ein Basislager für Exkursionen. Es gibt auch Räume der Stille und zum Üben. Die Rehabilitation des Übens steht an. Es ist so wichtig wie das Wissen. Üben heißt dann nicht mehr nur Wiederholen, das auch. Üben heißt zugleich Variieren und Ausüben und auch Spiel. Der Resonanzraum Schule wäre einer des Handwerks, des Wissens und der Künste. Er wäre zuerst als ein einmaliger und sich verwandelnder Ort zu beschreiben. Einer der Schonheit, der Poesie und des Staunens. Einer, an dem die Kinder und Jugendlichen auf Erwachsene treffen, die sie mit ihrem lebendigem Wissen und tätigem Konnen anregen und anstoßen. Einer mit der Chance, irgendwann an etwas hängenzubleiben und zu sagen, ja, das ist es, das will ich, das ist mein Ding. Eine Passion, die dem Passionierten selbst immer auch ein Geheimnis bleibt. Kurz: Wir brauchen eine Schule der Welt und nicht der Abziehbilder von ihr. Mein Selbstgespräch wird auch vom Geschrei in der Realität getrieben. Von Kindern, die aus dem Sog der Konsumsphäre nicht mehr herauskommen und in deren All² Den Hinweis und den auf Novalis verdanke ich dem Waldorfpädagogen Peter Guttenhofer. tag das Spiel und die sich aus ihm entwickelnden Tätigkeiten an Terrain verlieren. Aber auch vom dumpfen Geräusch, das aus Schulen kommt, die jede Praxis verachten und sich schon deshalb auf den Zuschnitt des Stoffs stürzen, der von Schülern vielleicht auswendig, aber kaum inwendig gelernt wird. Es werden Wissenssegmente in Umlauf gebracht, die an kognitives Falschgeld erinnern und die auch genau so behandelt werden, nämlich verachtet. Personen Auch die Erfindung von »Kompetenzen« und die »Individualisierung des Unterrichts«, die einen Ausweg versprachen, sind in diesen Sog geraten. Sie haben die »didaktische Konstruktion des Individuums«,³ die Michael Schratz kritisiert, fortgesetzt und die Personen damit weiter geschwächt. Statt ein Puzzle aus Schulstoff zusammenzulegen, wären Gewebe aus den vielen Stoffen und dem Material der Welt zu weben. Diese Gewebe sind natürlich nicht jedes Mal neu. Behüte! Sie tragen Traditionen weiter! Aber es gibt immer wieder neue Muster. Und was unterscheidet den wertvollen Perserteppich von der maschinellen Imitation? Sein Eigensinn und auch die Webfehler. Wenn Individuen ihr einmaliges Muster flechten, spricht Michael Schratz von »Personalisierung«. Darauf käme es an. Die Schule der Vermittlung hingegen ist eine Mühle geworden, in der inzwischen der Stoff so fein ausgemahlen wird, dass er nicht mehr schmeckt.

Es gibt Themen, die müssen gären. Wenn sie durch die sieben Mägen des Gehirns wandern, kommen von dort auch die Signale »unverdaulich« oder »lass es«. Aber ich kann es nicht lassen. In der nächsten Hirnkammer sieht es dann schon wieder anders aus. Es denkt, wie es regnet, sagte Lichtenberg. Der Gedanke, der mir nicht aus dem Kopf will, heißt in meinen Selbstgesprächen »Schule des Seins«. Die Gärung begann im Frühjahr in Bremen, als ich die Wirkung der ungewohnlichen Wohngemeinschaft einer Schule mit dem Weltklasseorchester »Deutsche Kammerphilharmonie« erlebte.¹ Das Aufregende daran ist, dass die Musiker nicht gekommen sind, den Schülern Musik beizubringen. Ihre enorme Wirkung ist für den üblichen Blick geradezu paradox, ein Nebeneffekt. Aber das Indirekte wirkt stärker als der auf direkte Erfüllung gerichtete Plan. Es reicht einfach zu sein. Eine Person. Und dass ihr das, was sie macht, wichtig ist. Ich zitierte bereits im Juni Goethe: »Man merkt die Absicht und ist verstimmt.« Arbeitet der so absichtsvolle Lehrkorper nicht an der Verstimmung des Lernkorpers? Provoziert er nicht dessen Immunabwehr und bekämpft und schwächt sie sogar? Rasen die vor Absicht starrenden Systeme nicht in die falsche Richtung? Labore Statt einer Wohngemeinschaft mit einem Orchester konnte es vielleicht auch die Arbeitsgemeinschaft der Schule mit einer Tischlerei sein oder mit einer Medienwerkstatt oder mit einem Labor. Gärten in der Stadt und Außenstellen bei Bauern. Wie wäre es mit Künstlern, Wissenschaftlern oder Handwerkern in Residence? Oder Werkstätten mit den rüstigen Pensionären? Kinder und Jugendliche sollten die Chance haben, Erwachsene kennenzulernen, für die das gilt, was der Soziologe Richard Sennet über das gute Handwerk schrieb: Etwas um seiner selbst willen tun und es deshalb gut machen wollen. Novalis hatte in einem Fragment über Pädagogik diese List des Indirekten schon be¹ PS im Juni

http://www.redaktion-paedagogik.de/2014/06/es-ist-etwas-dazwischen-gekommen/


Zeitpunkt CH ueber Reinhard Kahl

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Zeitpunkt
Für intelligente Optimistinnen und Optimisten zeitpunkt.ch

Reinhard Kahl ­ Archivar der Zukunft

Von: Christian Wirz Der Erziehungswissenschaftler, Journalist und Filmemacher sammelt Beweise, dass Schulen auch anders sein können. Beweise, dass Lernen auf Befehl nicht funktioniert, sondern überall da gelingt, wo Begeisterung geweckt und Individualisierung nicht verhindert sondern gefördert wird. Seine Beweissammlung sind Texte und Filme über die vielen Schulen, die neue Wege wage Reinhard Kahls Beweismaterial ist mittlerweile so umfang- und aufschlussreich, dass er damit locker jeden Prozess gegen Anwälte konservativer Schulmodelle gewinnen würde. Sein Werk nennt er «Archiv der Zukunft», denn es geht ja darum, wie wir heute über die Schulen Zukunft gestalten. Reinhard Kahls Film «Treibhäuser der Zukunft ­ wie Schulen in Deutschland gelingen» stiess auf ein gewaltiges Echo.

Resonanzkörper Schule NDR und WDR Gedanken zur Ze

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NDR

KULTUR - Gedanken
zur Zeit
-
3. August 2014

RESONANZKÖRPER SCHULE
Musiker verändern die Bildung

Resonanzkörper Schule Gedanken zur Zeit

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Wie Musiker die Bildung verändern
Von Reinhard Kahl Jede Woche sendet WDR 3 Kultur am Sonntag Essays namhafter Autoren, die unsere Weltbilder diskutieren. Heute befasst sich Reinhard Kahl mit dem Resonanzkörper Schule und fragt, wie Musiker die Bildung verändern.

Sendung zum Thema
WDR 3 Kultur am Sonntag | Heute, 12.05 - 13.00 Uhr

Streicher des Bundesjugendorchesters

Eine Geschichte beginnt, wenn etwas dazwischen kommt. Das kann man vom weisen Skeptiker Odo Marquard lernen. Eine Geschichte folgt keinem Plan. Eine Geschichte beginnt mit einer Störung, einem Fehler, einer Mutation oder eben damit, dass etwas oder jemand dazwischen kommt, "so wie meine Frau mir dazwischen gekommen ist", schreibt der Philosoph. Denn, so Marquard, "erst wenn einem geregelten Ablauf oder einer geplanten Handlung ein unvorhergesehenes Widerfahrnis widerfährt, können sie - die Geschichten erzählt werden." - Sonst ist einfach nichts.

theater träumt schule. Festschrift M. Zurmühle

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Reinhard Kahl

Theater träumt Schule

Wir brauchen andere Bilder von der Schule und vom Lernen. Wir brauchen andere Ideen vom Gelingen und auch vom Scheitern. Und wir brauchen Orte, an denen diese Bilder, Ideen und Geschichten gedacht und diskutiert, geträumt und inszeniert werden können. Kein bloßes Reden darüber. Kein Rezensieren der Welt. Fürs Träumen, zum Inszenieren und für Debatten brauchen wir Labore und Werkstätten und auch das Theater. Der Satz von Karl Marx, dass die Philosophen die Welt nur verschieden interpretiert haben, dass es aber darauf ankommt, sie zu verändern, gilt immer noch. Eine Abwandlung dieses Satzes von Peter Sloterdijk geht noch ein Stück weiter: Die Philosophen haben die Welt nur verschieden umlogen. Es kommt darauf an, zu landen. Also liegen! Und dann landen! Und wieder liegen! Aber vor allem landen! Eine Renaissance der Bildung ist überfällig. Die Schulen und mehr und mehr auch die Hochschulen produzieren Überdruss und Gleichgültigkeit. Ein Beispiel: ,,Das ist ja alles interessant, was sie da vortragen", sagen Studierende zu ihrem Professor, ,,aber bitte reden Sie nicht so viel. Sagen Sie uns lieber gleich, was Sie prüfen. Das lernen wir dann auch." Oder: Schüler tragen T-Shirts mit dem Aufdruck: ,,Der Schüler kam, saß und vergaß." Das Betriebssystem ihrer Schule haben sie verstanden. ,,Lernbulimie" ist inzwischen eines der am häuigsten gebrauchten Wörter über die Schule und neuerdings auch über das Studium. Was läuft schief, wenn den meisten Schülern das, was in der Schule geschieht, egal wird? Wenn sie bald nur noch ein einziges Fach haben: irgendwie Durchkommen. Wenn vielen irgendwann sogar alles scheißegal geworden ist. Kinder und Jugendliche sollten auf den Geschmack der Welt kommen! Sie sollten hungrig werden und nicht satt! Die Gesellschaft sollte sie herausfordern und dazu ermuntern, wirksam zu werden!

PS 7 Medien: Werkzeug oder Fetisch

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P.S. Medien: Werkzeug, Kommando oder Fetisch?
hen. »Die flächendeckende Alphabeti sierung«, schreibt Markus Günther in einem Essay, »ist, historisch betrach tet, erst einen Wimpernschlag alt.« Der könnte bald vorüber sein. Er berichtet von desillusionierenden Evaluationen auf bürgerlichen Partys mit der Frage, wel ches Buch lesen Sie gerade? Er hat auch in Verlagen hinter die Internetseiten ge blickt. Am 20. Februar, als die Krim Krise eskalierte, war bei SpiegelOnline der meistgeklickte Artikel die Fotoserie »Grimassen beim Eiskunstlauf«. Und die berühmte »Washington Post«, die sich AmazonGründer Jeff Bezos als Spiel zeug gekauft hat, investiert jetzt Milli onen Dollar in Videotechnik. Texte wer den bald ein Zusatzangebot sein. Ambivalenz Man muss auch vom Kapitalismus re den. Der braucht prothesenbedürfti ge, eher dumme Konsumenten und ver langt zugleich mehr und mehr nach wa chen, selbstbewussten und intelligenten »Mitarbeitern«. Routinearbeiten über nehmen die Maschinen. Arbeit bedeutet mehr und mehr Probleme zu lösen und Neuland zu betreten. Dabei müssen die Menschen ihrer Wahrnehmung, also sich selbst trauen und denken.

PS 6 Es ist was dazwischen gekommen

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P. S. Es ist etwas dazwischen gekommen
umkehren wollte. Hier? Nein, das kann nicht wahr sein. Aber ein Musiker, der als Vertreter des Orchesters mitfuhr, meinte, nun lass uns doch wenigstens mal reingehen. Hier ist eine Bemerkung zur Geschichte des Orchesters nötig. Es wurde Anfang der 80er Jahre aus dem Bundesjugendorchester gegründet. Die Musiker hatten sich geschworen, niemals unter einem Karajan zu spielen. Sie wollten schon gar keine müden Instrumentalbeamten werden. Sie wollten sich je nach der Art der Musik ihre Dirigenten suchen. Das Orchester wird nur zu einem Viertel subventioniert. Die Musiker sind Teilhaber. Man kann auch sagen: Unternehmer. Die Balance von Sicherheit und Unsicherheit, von Wagnis und ­ auch unerwartetem ­ Gelingen ist ihr Wasserzeichen von Anfang an. Und das haben sie in die Schule getragen.

PS 5 Angst essen Seele auf

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Reinhard Kahls Kolumne

P.S. Angst essen Seele auf
man sieht. Aber warum nur wird diese prekäre Systemgrammatik nicht zum Hauptthema in den Diskursen über Bildung? Symptomatisch ist die Diskussion um das Turboabi. Sie hat längst das Abendbrot in den Familien erreicht. Da sagt unsere Freundin Claudia, Mutter von Paulina, die elf Jahre alt ist und sich täglich ins Gymnasium schleppt, »doch, zurück zu G 9 das ist gut, dann ist bestimmt weniger Stress.« Und Paulina fällt ihrer Mutter ins Wort: »Oh nein, nicht noch ein Jahr länger!« Das war ja durchaus ein Aspekt von G8. Zwölf Jahre Schule reichen. Ich muss gestehen, wenn ich diese ziemlich erwachsen wirkenden Schülerinnen und Schüler der Oberstufe sehe, erinnern sie mich immer an die eingesperrten Panter im Zoo. Mein Impuls ist, die sollten raus. Zumindest studentischer sollten sie sein können, aber inzwischen werden ja auch die Studenten bolognesiert. Finnisch Und ich denke dann an die pragmatische finnische Lösung. Deren Gymnasium, eine Oberstufe, die auf die zehnjährige Gemeinschaftsschule aufbaut, können die Jugendlichen in zwei oder auch in vier Jahren absolvieren. Die meisten brauchen drei Jahre. Abweichungen sind kein Problem, weil die Oberstufe aus frei kombinierbaren sechswöchigen Einheiten besteht. Man kann einzelne wiederholen, bevor man sich prüfen lässt. So entsteht in den Schulen eine Vielfalt der Tempi. Der Effekt: weniger Bulimielernen. Und die Jugendlichen, die ich dort sehen konnte, wirkten weniger schulisch, eher studentisch oder wie aus einem College, der klassischen Übergangskultur.

PS 4 Der Mensch ist gar nicht gut…

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Reinhard Kahls Kolumne

P.S. Der Mensch ist gar nicht gut ...
Das ist der Refrain all der Skandalisierungen, Entschuldigungen und beidseitigen Entrüstungen: »Das kann man sich gar nicht vorstellen!« Mit dieser vermiedenen Phantasie lässt sich die Symbiose von Scheinheiligkeit und Empörung immer weiter treiben. Ein Spiel, das dem alten Narrativ von den Engeln folgt. Dessen Pointe sind die gefallenen Engel. Die Teufel. Dieser zwangsläufige Fall ist das Unmenschliche an der Konstruktion. Der greise Philosoph Odo Marquard hat in seinem Essay »Abschied vom Prinzipiellen« die Sache auf den Punkt gebracht. »Himmel auf Erden« ist eine noch nicht verarbeitete Hybris der Moderne. Die Erde wird um so wahrscheinlicher zur Hölle, je mehr sie Himmel sein soll. Marquard schlägt »Erde auf Erden« vor. Anerkennen, dass der Mensch gar nicht gut ist, dass er im Zweifelsfall zu allem fähig ist und dass bei dieser Erkenntnis niemand aus allen Wolken fallen muss. Dass er aber auch nicht so schlecht ist.

PS 3 Hängengeblieben: wie sich Biographien bilden

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P.S. Hängengeblieben oder: Wie sich Biographien bilden

in Friedrichshafen

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Bildungsdiskussion: Lob der Einzigartigkeit
FRIEDRICHSHAFEN

PS 2 Jesper Juul

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P.S. Jesper Juul ­ ein Sokrates der Pädagogik
fig pathologisiert. Dann sprechen Eltern über sie wie über ihre Lieblingspatienten. Die Quittung für den ausgesparten Schatten gibt es dann in der Pubertät, wenn die lange vermiedene Farbe schwarz sie überwältigt. Nichts geht in der Erziehung ohne Paradoxien. Wer auf Perfektion verzichtet, hat die besten Aussichten aufs Gelingen. Um andere zu ändern, arbeitet man am besten am eigenen Modus. Zu viel Belehrung steht dem Lernen im Wege. Erziehung bedeutet, über Bande zu spielen. Das Indirekte ist wirksamer als die Linearität der gängigen Muster. Es schafft Raum für die Möglichkeiten der anderen. Motivieren? Noch eine Jesper Juul-Geschichte. Eine Mutter, die Lehrerin ist, sorgt sich, weil es ihr nicht gelingt, ihre Kinder und Schüler zu motivieren. Sie wird unsicher, weil Juuls Antwort auf sich warten lässt, und setzt nach, ob sich vielleicht die heutigen Kinder gar nicht motivieren lassen wollen? Jesper Juul geht auf und ab. Motivieren?

PS 1 Beschämungen und Missverständnisse

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P.S. Beschämungen und Missverständnisse

NDR Kultur – „Uns ist ein Kind geboren“

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NDR

KULTUR Gedanken zur Zeit 22. Dezember 2013
,,Uns ist ein Kind geboren"

MDR Figaro und Hess. Rundfunk Interviews zu Pisa

http://www.mdr.de/mdr-figaro/index.html

http://mp3.podcast.hr-online.de/mp3/podcast/derTag/derTag_20131203.mp3  (hier ab Minute 30´30

PS 12 Ambivalenzen

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Reinhard Kahls Kolumne

P.S. Ambivalenzen
Kritik ist scharf und ich bin mir sicher, sie trifft den Nerv, nämlich die überbordende Grammatik von Zweck-Mittel-Relationen, für die es am Ende nur den einfältigen Sound der vorgeführten McKinsey-Streber gibt: Erfolg, Erfolg, Erfolg. Besser als die anderen sein. Es an die Spitze schaffen. Effektiv sein, egal wofür. Wer keinen Erfolg hat, der lebt angeblich nicht, der vegetiert nur. Gerade die vorgeführten Erfolgreichen leben nicht. Sie zerren sich und die Welt in die schrecklichen Strudel bloßen, wenn auch luxuriösen, Überlebens. Konkurrenz und Erfolg machen alles egal und gleichgültig. Sie verwandeln Alles in Nichts. Erwin Wagenhofer ist in seinen Filmen dieser fatalen Grammatik auf der Spur und doch rast er in die Sackgasse. Darin ist etwas Symptomatisches. Wofür? Tiefem Unbehagen an der Schule und an der Entfremdung des Lebens wird Erlösungsmetaphorik und Begeisterung angeboten. Statt dokumentarisch zu sein, ist der Film durch und durch metaphorisch.

PS 11 Gefühle, Ungewissheit….

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P.S. Gefühle, Ungewissheit und Individualität
und eben die Geschichte der Gefühle. Wo ist die Bildung geblieben? Das fragte ich mich auch, als ich gefragt wurde für die Festveranstaltung zum 50-jährigen Jubiläum des Instituts Einspielfilme zu drehen. Und so nannte ich die filmische Annäherung an 50 Jahre MPIB dann auch: »Was heißt hier Bildung?«¹ Aber nach vielen Gesprächen und Beobachtungen, und dann noch mal Wochen der Sichtung und des Schnitts ist ein anderes Bild entstanden. Am MPIB wird der heimliche Lehrplan einer anderen Schule vorgedacht, allerdings ohne ihn bisher so zu nennen. Was wären das für Schulen, die der Maxime folgen, dass man Fehler machen darf? Ja, machen muss, um gute Lösungen zu finden!

PS 10 Alles neu erfinden?

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Reinhard Kahls Kolumne

P.S. Alles neu erfinden?
einer Welt diktatorischer Zugehörigkeiten gelebt: Französisch oder deutsch; katholisch oder evangelisch; männlich oder weiblich. Und noch bis vor kurzem regierte die Ordnung eines Wissens, die vom Buchdruck und von den Priesterkasten der Wissenden beherrscht war. Jetzt bekommt ein Universum der Individuen in einer Welt, »in der alles Wissen bereits da ist«, eine Chance. Aber der Welt fehlen dafür noch die Kultur und auch die Politik. So stehen die Kinder gewissermaßen mit Flügeln am »abschüssigen Rand«. »Wir Erwachsene haben keine neuen Bande erfunden. Die generalisierte Kultur des Verdachts, der Kritik und der Empörung hat eher die Zerrüttung der bestehenden vorangetrieben.« Wie immer ist bei Serres vieles ahnungsvoll, das dann beim Versuch, es zusammenzufassen, schrumpft. Liest man ihn allerdings, geht es einem wie dem Kameramann, der aus der Unschärfe dauernd neue Bilder holt. Umformatierung des Wissens »Wie ein Atom ohne Valenz ist der Däumling völlig nackt.« Däumling, das ist der Kosename, der ihm zu seinen SMS schreibenden Enkeln eingefallen ist.

PS 9 orte für Kinder

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P.S. »Betreuung« oder Orte für Kinder?
hat und Dinge zu Ende macht. Zum Beispiel Bucheckern sammeln und Lieder singen. Das war in den letzten hunderttausend Jahren der Normalfall. Und nun? Einer von vielen Normalfällen ist ein Kind ohne Geschwister mit einem Erwachsenen in einer Dreizimmerwohnung und dem Fernseher als der Hauptperson. Es sind auch die Eltern dieser Kinder, beziehungsweise die alleinerziehenden Elternteile, die vom 1. August an verführt werden, das Betreuungsgeld vom Staat zu kassieren, das ihnen nun zusteht, wenn das Kind zu Hause bleibt. Zugleich gilt von diesem Tag an das »Kinderförderungsgesetz«. Von ihrem ersten Geburtstag an haben Kinder jetzt Anspruch auf einen Betreuungsplatz. Die Kinder? Oder die Eltern?

Laudatio R. D. Precht

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Reinhard Kahl erhält den Vision Award 2013
Eine Laudatio von Richard David Precht

taz Kinder

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09.08.2013

Kein Platz für Kinder
ERZIEHUNG Seit dem 1. August gibt es das Betreuungsgeld. Kinder werden immer weniger rausgelassen. Dabei bieten sich da neue Erfahrungswelten

Dass man auf die Idee kommt, nach Orten für Kinder zu fragen, ist historisch neu. Es ist noch nicht lange her, da war die Antwort klar: draußen. Draußen bot sich ein Universum: der Wald oder eine Baustelle, der Hinterhof oder die Straße. Zeitweilig auch Trümmergrundstücke. In meiner Kindheit in den 1950er Jahren rief nachmittags immer jemand: "Kahli, kommst du runter?" Unsere Tochter hat ähnliche Worte schon nicht mehr kennengelernt. Was ist passiert? Zurück zur Natur Remo Largo ist Kinderarzt und hat wie kaum ein anderer das Leben der Kinder erforscht. Bis zu seiner Emeritierung hat er die Abteilung "Wachstum und Entwicklung" an der Universitäts-Kinderklinik Zürich geleitet und 800 Kinder auf ihrem Weg von der Geburt bis ins Erwachsenenleben beobachtet. Ihn stimmt der Alltag der meisten Kinder heute geradezu pessimistisch. Viel zu viele wachsen nicht mehr mit anderen Kindern auf. Vielfalt sei wichtig. Kinder seien immer auch mit vielen Erwachsenen aufgewachsen. Und noch etwas: Dreißig Jahre habe er gebraucht, bis er darauf gekommen sei, dass bis vor etwa zweihundert Jahren die Kinder in der Natur aufgewachsen sind. Nur zum Schlafen waren sie in Höhlen und Hütten. Sonst waren sie draußen. "Noch nie", sagt er, "habe ich ein Kind im Wald gesehen, das sich dort gelangweilt hat." Neurobiologen stoßen ins selbe Horn. Ein derzeit beliebtes Thema ist die Ausbildung der exekutiven Funktionen im Frontalhirn. Man könnte es auch Selbstkontrolle oder Willen nennen. Diese Funktionen werden trainiert, wenn das Leben etwas widerständig ist, wenn man Erfolge hat und angefangene Dinge zu Ende bringt. Zum Beispiel Bucheckern sammeln und Lieder singen. Das gehörte in den letzten hunderttausend Jahren zum Normalfall einer "artgerechten Erziehung", so argumentiert jedenfalls Herbert RenzPolster. Er ist Forscher und Arzt und verlangt mehr Naturerfahrung für eine "neue Balance von drinnen und draußen".

NDR Kultur – Orte für Kinder

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NDR
Kultur / Gedanken zur Zeit Sonntag 28. Juli 2013 19´05 Uhr
Orte für Kinder

Überlegungen anlässlich der neuen Gesetze

taz input, output,putput

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SONNABEND/SONNTAG, 22./23. JUNI 2013

Input, Output, Putput
Plädoyer für eine aufrichtige Schule, die Kinder weder beschämt noch sie zum Bluffen verführt

DER LOBBYIST DER WOCHE

Der Leibhaftige

Echokammer
die Filterblase kritisiert, in der wir leben ­ weil etwa Googles Suchtreffer uns nur anzeigen, was Google als für uns interessant berechnet hat. Wie da noch über gemeinsame Themen streiten ­ oder gar von einem gemeinsamen Wissensstand für eine Diskussion ausgehen? Merkels Satz über das Neuland Internet trifft, wenn man ihn auf einen Teil der deutschen Bevölkerung bezieht ­ denn sie halten sich hartnäckig, die Leute, für die das Internet nur aus Mailanbieter, Facebook und SpOn besteht. Einige von ihnen sollen sogar im Parlament sitzen. Dass sie diejenigen, die einen Großteil des Lebens im Netz verbringen, bescheuert finden und umgekehrt ­ so bescheuert, dass man nicht miteinander diskutiert ­, ist ein Problem für den demokratischen Diskurs. Da hat Habermas schon recht. Und dieses Problem wird größer, je mehr Lebensbereiche das Netz umfasst. Aber ach: Während diese deutsche Nabelschau uns wunderbar abgelenkt hat, ist Obama wieder weg und hat uns zu Prism mit einem zweideutigen ,,We listen to the ones we disagree with" abgefrühstückt. Eines Fans darf er sich sicher sein: Rainer Wendt, Vorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft, lobt das Vorgehen der NSA und wünscht sich Ähnliches auch für Deutschland. Schließlich sei der Schutz vor Terror und Kriminalität das ,,wertvollste" Bürgerrecht. Wenn das seine Vision ist, kann man ihm nur dieses olle Schmidt-Zi-


PS 7 Wissen reicht nicht

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Reinhard Kahls Kolumne

P.S. Wissen reicht nicht
ginale! Eines meiner stärksten Schulbesuchserlebnisse ist eines mit Kunst und Kultivierung in Dänemark. Ich habe es hier schon mal erwähnt. Man sollte die Geschichte einmal im Jahr erzählen, denn sie hält Selbsterkenntnis bereit. Eine Gruppe deutscher Pädagogen also im dänischen Sonderborg. Schon der erste Eindruck verwirrt sie. So schöne Türklinken. Sind das Designerlampen an den Decken? Die Besucher blicken sich befremdet an. Kunst an den Wänden? Sogar lauter Originale. Und das in einer Berufsschule? Ist doch wohl ein bisschen übertrieben ­ oder? Das sagen sie aber nicht. Sie fragen, was die Schule alles tun muss, damit die schönen Dinge nicht von Schülern zerstört werden. Morton Andersen, der dänische Lehrer, der die Delegation durch die Schule führt, kennt das schon, aber er wundert sich immer wieder. Warum fällt den Deutschen zu einer schönen Schule als Erstes Vandalismus ein? Warum passen gute Dinge und schöne Räume irgendwie nicht ins Bild? Milieu Andersen ist der Umweltbeauftragte seiner Schule. Auch darüber mosern die Deutschen. Sie sind doch gekommen, um etwas über skandinavische Pädagogik zu hören.
96PÄDAGOGIk 7 ­ 8/13

MDR Figaro Interview Lerngenie

http://www.mdr.de/mdr-figaro/audio576678.html

Porträt Münchner AZ

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A B E N DZ E I T U N G FREITAG, 14. JUNI 2013

kinder & familie
Chronist des Gelingens
Der Filmemacher Reinhard Kahl berichtet über Schulen, die Neues wagen. Und organisiert zum Thema Kongresse und Gesprächsreihen
ngenommen, in Deutschland in irgendeinem Kaff würde eine Schule beschließen, mit neuen Unterrichtsformen zu experimentieren, den Schulalltag aufzubrechen. Man würde natürlich meinen, wenn man über diese Schule berichtet: dass man der erste ist damit. Aber da irrt man sich. Weil bestimmt vor einem Reinhard Kahl schon da war. Schon seinen Film gedreht hat über das Aufkeimen neuer Ideen vor Ort. Kahl ist Journalist, Filmemacher, Bildungsexperte ­ und quasi eine wandelnde Zentrale für Schulen im Aufbruch.

D I E FA M I L I E N ­ F R AG E
Das Kinderspiel des Jahres 2013 heißt ,,Der verzauberte Turm" und ist geeignet für zwei bis vier Spieler ab 5 Jahren.

Was ist der Witz am Kinderspiel des Jahres?
Wilfried Tichy, Sprecher Schmidt-Spiele: ,,Das Spiel ist eine Memory-Variation, gehen tut es darum, eine Prinzessin aus einem Turm zu befreien. Alle Spieler helfen zusammen gegen den bösen Zauberer, der den Schlüssel zum Schloss des Turms versteckt hat unter Plättchen auf dem Spielfeld. Man deckt der Reihe nach die Plättchen auf, sieht nach, merkt sich, wo schon aufgedeckt worden ist. Hat man den Schlüssel, folgt Herausforderung Nummer zwei: der Turm hat nämlich sechs Schlösser. Passt der Schlüssel, hüpft die Prinzessin mit einem Satz und dank eines unsichtbaren Feder-Mechanismus aus dem Kunststoff-Turm in die Arme ihres Befreiers. Das Spiel ist aufwendig gemacht und kostet 37 Euro. Bei Verlust des winzigen Schlüssels: www.schmidtspiele.de".

PS 6 Hatti kommt

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Reinhard Kahls Kolumne

P.S. Hattie kommt
starke Wirkung von Instruktion herausgelesen und darin sogleich eine Rehabilitierung des Frontalunterrichts gesehen. Geflissentlich übersehen wird, dass Hattie feststellt, Schüler lernten desto besser, je weniger ihre Lehrer redeten. Das ist nicht gerade das, was man hierzulande unter Frontalunterricht versteht. Die zumeist ungelesene Studie kam manchen Konservativen beim Zündeln im immer noch nicht beendeten deutschen Bildungskrieg gerade recht. Ein Geschoß gegen den eben erst entdeckten Vorrang des Lernens vor der Belehrung. Kein Stigma Tatsächlich geht es Hattie, das wurde bei seinem einzigen Vortrag in Deutschland klar, ums Lernen.

Päd. Meditation mit Hannah Arendt II.

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Beitrag

Pädagogische Meditationen mit Hannah Arendt

I Autorität ­ Oder: Was es heißt, erwachsen zu sein
Pädagogische Meditationen mit Hannah Arendt ­ Teil 2
Bald 40 Jahre nach ihrem Tod strahlen Hannah Arendts Gedanken mehr denn je. Der Kinofilm von Margarethe von Trotta macht sie derzeit sogar populär. Man wünscht sie sich als Zeitgenossin, mit der man ins Gespräch kommen möchte. Aber in den pädagogischen Diskursen ist sie noch nicht angekommen. Zu Erziehung und Bildung hat sie sich allerdings auch nur selten ausdrücklich geäußert, um so mehr zwischen ihren Zeilen. Dort wartet eine pädagogische Inspiration darauf, entdeckt zu werden.1

Päd. Meditation mit Hannah Arendt I.

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Beitrag

Pädagogische Meditationen mit Hannah Arendt

I Denken ­ Oder: Wie Neues zur Welt kommt
Pädagogische Meditationen mit Hannah Arendt ­ Teil 1
Hannah Arendt ist zu entdecken, immer wieder.1 Für Epigonen, die einer Vordenkerin folgen wollen, ist sie ungeeignet. Aber um den Unterschied von Denken und Wissen zu erkennen, vor allem um ihn zu erfahren, gibt es kaum eine größere Meisterin. Nun begegnet sie vielen, die sie bisher noch nicht kannten, in dem Film von Margarethe von Trotta. Der Film heißt schlicht Hannah Arendt und im Untertitel weniger bescheiden: Ihr Denken veränderte die Welt.2 Aber es stimmt. Das Wagnis zu denken, verändert die Welt. Hannah Arendt hat sich zu Bildung und Pädagogik kaum explizit geäußert, aber diese Themen scheinen ständig durch. Es wird für Pädagogen Zeit, sie zu entdecken.

PS 5 Und

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Reinhard Kahls Kolumne

P. S. UND
de sein Ding. Machte er Fehler, löschte er sie nicht, sondern korrigierte sich. So wurden die Schüler Zeugen seines Denkens. Es sprach sich herum, dass bisher Unverstandenes gar nicht so unverständlich sein muss. Die Videos wurden auf YouTube ein Renner. Auch Bill Gates hatte mit den Hausaufgaben seiner Kinder zu kämpfen und die Kinder stießen auf die Khan Academy. Nun geschah das Unvermeidliche. Gates sprach in einem Vortrag vom »Beginn einer Revolution« und spendet aus seiner Stiftung zwei Million Dollar. Khan gab seinen nur halb geliebten Job auf und produzierte Lektionen und Lektionen ­ bis heute immer nur mit seiner Stimme und dieser Quasi Tafel. Kein virtueller Zauber. Kein Internet-Fetisch.

PS 4 Sitzenbleiben? Aufstehen!

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Reinhard Kahls Kolumne

P.S. Sitzenbleiben? Aufstehen!
gehe. Auch Anstrengung wird in diesem Kosmos außen installiert. Was die Dame da so plappert, ist natürlich ein Hohn für alle, die gern Fußball spielen und keine Profilegionäre sind. Nur letztere spielen vor allem für ihren Marktwert. Aber auch bei den Profis gibt es kein elegantes Kombinationsspiel ohne Freude. Anstrengung steht dazu gar nicht im Widerspruch, zumindest so lange sie nicht von diesem inneren menschlichen Streben, über das wir von den Klassikern im Deutschunterricht so schöne Sätze gehört haben, abgespalten worden ist. Eine andere Choreographie Spaltprodukte unserer Bildungskultur sind »der Streber« und »der Sitzenbleiber«. Warum können wir nicht endlich dieses Zerrissene wieder zusammenbringen? Streben ohne Streber zu sein. Übungen wiederholen, ohne ein Wiederholer zu werden.

taz Sitzenbleiben…

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DIENSTAG, 19. MÄRZ 2013

TAZ.DIE TAGESZEITUNG

MEINUNG + DISKUSSION

a, Christian Wulff hat Fehler gemacht. Er vermochte es nicht, zwischen seinen öffentlichen Ämtern und seinen persönlichen Interessen klar zu trennen. In seiner Zeit als Ministerpräsident suchte er die Nähe zu solventen Geschäftsleuten und machte sich vom Wohlwollen der Bild-Zeitung abhängig. Insbesondere Letzteres ist ihm zum Verhängnis geworden: Wulff hat sein Amt verloren, sein Ruf ist ruiniert, seine Ehe ging in die Brüche. Das ist eine ziemlich große Strafe dafür, dass ihm echte Verfehlungen bis heute nicht vorgeworfen werden können. Viele der Anschuldigungen wirkten von Anfang an monströs überzeichnet. Ist es schon Bestechung, wenn man ein Bobby-Car geschenkt bekommt? Nach aufwändiger juristischer Prüfung bleibt kaum mehr etwas von den Vorwürfen übrig. Die Justiz hat sich von einer überhitzten Medienberichterstattung treiben lassen. 13 Monate lang hat die Staatsanwaltschaft in Hannover jede Akte umgedreht. Dieser Aufwand war zu keinem Zeitpunkt angemessen, wie sich jetzt deutlich zeigt. Am Ende steht sie mit einer Einladung zum Oktoberfest da, für die sich Christian Wulff seinerseits mit einem Gefälligkeitsbrief im Sinne seines Gönners bedankt haben soll. Man kann das anrüchig finden, aber Korruption sieht anders aus. Und was sind schon die paar hundert Euro, die der Filmproduzent David Groenewold für seinen Freund Christian Wulff in München springen ließ, gegen die 25.000 Euro, die ein Peer Steinbrück von den Stadtwerken Bochum

Interview Es ist nichts egal

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,,Es ist nichts egal"
Gespräch mit Reinhard Kahl

Reinhard Kahl ist Journalist und Filmemacher. 2004 gründete er das ,,Archiv der Zukunft" mit Dokumentationen über interessante und gelingende Schulen. Darin u.a. der Dokumentarfilm ,,Treibhäuser der Zukunft". Für seine journalistische Arbeit erhielt er zahlreiche Auszeichnungen. 2007 Gründung des ,,Netzwerk Archiv der Zukunft", das Schulen vernetzt und Veranstaltungen organisiert. www.adz-netzwerk.de

PS 3 Neinsager

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Reinhard Kahls Kolumne

P.S. Neinsager?
nig selbstverständlich finden es nun die meisten, dass es gegenüber Stunden- und Lehrplänen und dem ganzen »Stoff« die Wahl zwischen ja und nein geben könnte. Wie sollte das denn gehen, wenn jeder macht, was er will? ­ Oder wenn jeder macht, was er »will«. Betonen Sie »will« doch mal anders! In die Tonne Szenenwechsel. Ein Gespräch mit Julian und seiner Mutter Christel. Sie haben gerade einen interessanten Film über Räume in Kitas gedreht. Ein schöner Film auch darüber, wie schon kleinen Kindern Welt geboten wird und wie sie eingeladen werden zu wählen und sich zu entscheiden. Julian erzählt dann, wie er und seine damaligen Mitschüler nach dem Abitur ihre Schulbücher in eine Tonne geworfen und verbrannt haben und wie sie ums Feuer getanzt sind. Seine Mutter, die Fortbildungen für Kitas anbietet, versteht wie viele andere gute Kitaleute die Schule nicht. Was würde sie denn sagen, wenn die Teilnehmer bei ihr am Ende das Material verbrennen und einen Freudentanz aufführen? So eine Verneinung würde sie nicht ertragen. Noch mal ein Szenenwechsel. Das Theater Total in Bochum. sie jahrelang nur noch ein Fach: Irgendwie durchkommen. Ich vermute, so selbstverständlich Sie es eben noch fanden, das auch Kinder das Recht haben, nein zu sagen, so we-

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NDR Kultur Interview Kulturkampf ums Sitzenbleiben

http://www.ndr.de/ndrkultur/audio149115.html

NDR Lob des Eigensinns

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NDR

KULTUR Gedanken zur Zeit 17. Februar 2013
Lob des Eigensinns

Oder: vom Recht der Kinder und Jugendlichen, nein zu sagen

PS 2 Grenzen? Formen!

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Reinhard Kahls Kolumne

P.S. Grenzen? Formen!
Europa. Es ähneln sich die Muster gegenüber Kindern und Fremden, diesen »Neuankömmlingen«, wie Hannah Arendt beide nannte. Ich möchte den Grenzen ein anderes Narrativ, also Erklär- und Lösungsmuster gegenüber stellen: Die Form. Die Grenze ist defensiv, territorial und tendenziell kriegerisch. Die Form gibt Gestalt. Viele Gestalten sind möglich. Grenzen sind eindimensional und gleichgültig gegenüber dem, was links und rechts von ihnen passiert. Sie sollen nur trennen. Grenzen gehören zur Überlebensordnung. Häufig ist in sie Stacheldraht eingewirkt. Grenzen zu setzen ist leicht und etwas paranoisch. Man verlangt von anderen, sie einzuhalten. Formen Formen hingegen werden anderen gegeben und müssen erfunden werden, erst mal im inneren Labor der Vorstellungen und in der Werkstatt des gemeinsamen Alltags.

Interview im Buch „Die kommenden Tage“

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bildung und begabung

Reinhard Kahl

geheimnisse guter schulen
Das Geheimnis guter Schulen besteht sowie aus Individualität, sagt der aus der Lust am Denken und dem Lernen Erziehungswissenschaftler Reinhard Kahl. Reine Belehrungen seien hingegen eine Zumutung.
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»Mein Kopf ist voll«, schrieb eine fünfzehnjährige Hamburger Schülerin in der ZEIT. In ihrem Artikel erzählt sie, wie sie den Verdacht entwickelt, in der Schule förmlich um Lebenszeit betrogen zu werden. Der Betrieb presse Wissen in sie hinein, das sie wieder vergisst und sie eher schwächt. »Das ist absurd«, schreibt sie. Herr Kahl, wer irrt denn hier, die Schule oder die Schülerin? Die Schulen sind für Schüler tatsächlich mehr und mehr zum Irrgarten geworden. Das System verwirrt und trägt häufig sogar zu einer Art Verwahrlosung bei. Dabei sollte doch Kultivierung, um das missbrauchte Wort Bildung zu vermeiden, das Ziel sein. Die zitierte Schülerin Yakamoz Karakurt leidet an der Schule, weil sie alltäglich erlebt, dass es eigentlich nur um ihr Kurzzeitgedächtnis geht, nicht um sie und auch nicht um die Welt, in die sie hineinwill. Und dabei wird sie gewissermaßen zum Modul in einem enorm selbstbezüglichen, ja selbstgenügsamen System, das sie von morgens bis abends beansprucht. Darauf reagieren die meisten Kinder und Jugendlichen mit Coolness. Die Schule wird ertragen. Sie wird egal. Und egal werden damit auch das Wissen und die Welt.

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PS 1 Nur die Person?

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Reinhard Kahls Kolumne

P.S. Nur die Person?

Interview Neue Musikzeitung

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Forum Musikpädagogik

Dezember 2012 · Januar 2013

nmz 12/12 ·1/13

Die Schule mit Musik aufladen
Beim Symposium ,,Musikunterricht(en) im 21. Jahrhundert" hielt Reinhard Kahl den Eröffnungsvortrag und prangerte die ,,Normalverwahrlosung an Schulen" an (siehe nmz 11/2012, Seite 15). Für die nmz hatte Heike Henning Gelegenheit den Journalisten und Filmemacher ausführlich zu befragen.

Ein Gespräch mit dem Journalisten und Filmemacher Reinhard Kahl
Zeiten und Arrangements. Zu viel Belehrung produziert eine Art Immunabwehr, wohingegen das Interesse und die Neugier der Lehrpersonen, vorausgesetzt sie besitzen diese, ansteckend sein können. nmz: Sind sie denn ein Gegner von Curricula? Kahl: Nein, für mich ist das keine Entweder/Oder-Frage. Meiner Beobachtung nach setzen sich Schulstrukturen und Curricula meist unter der Hand durch, ohne dass man sie bestimmen muss. Wie bei den Medien, wo freitags fünfzehn neue Filme ins Programm kommen und am darauf folgenden Dienstag jeder aus verschiedenen Quellen (Flüsterpropaganda, Rezensionen etc.) weiß, in welche Filme man reingehen sollte.

PS 12 Resonanzen

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Reinhard Kahls Kolumne

P.S. Resonanzen
selbe: »Man ahnt die Absicht und ist verstimmt.« Verstimmung als Resultat von Musikunterricht ist besonders widersinnig, aber häufig. In seiner Immunabwehr ist dieses resonanzbedürftige Tier, das wir nun mal sind, gänzlich unbelehrbar. Wer die Bücher des Biologen und Philosophen Andreas Weber (»Alles fühlt«) gelesen hat, oder die von Friedrich Cramer, dem verstorbenen Chemiker, Genforscher und Max-Planck-Direktor, der weiß, dass Resonanzverhältnisse kein humanes Privileg sind. Aber im Unterschied zu anderen Tieren und den Pflanzen bauen wir unsere Welt. Wir gestalten und kultivieren sie als Resonanzräume. Wir steigern uns durch Übung. Ist Üben zugleich Wiederholen und Variieren, werden wir immer besser. Welt schaffen und uns kultivieren! Kommt beides zusammen, kann man von Bildung sprechen.

DIE PRESSE, Wien

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DiePresse.com | Bildung | Schule | Höhere Schulen |

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"Bringt viel Geld auf die Bildungsbank, es lohnt sich"
23.11.2012 | 18:47 | BERNADETTE BAYRHAMMER (Die Presse)

Pädagoge und Filmemacher Reinhard Kahl über Schulen für Träumer, Freude als Produktivkraft und den Unterschied zwischen Schlecker und DM.

MDR Figaro Interview Lehrerstreik in Sachsen

http://www.mdr.de/mdr-figaro/journal/audio397948.html

PS 11 Das große Dunkel

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Reinhard Kahls Kolumne

P.S. Das große Dunkel
dem Durchschnitt, aber nirgendwo sind sie so weit von ihm entfernt wie in den Stadtstaaten. Einen Hinweis gibt vielleicht der Befund, dass in NRW 36 Prozent der Migrantenfamilien zu Hause Deutsch sprechen. In Berlin sind es 18 Prozent. Aber als Erklärung reicht das nicht. Erst mal müssen wir allerdings zugeben, dass unsereinem die gegenteilige Nachricht besser passen würde. »Bayern abgeschlagen ­ HH, HB und B vorn!« Das würde sich auf unsere Überzeugungen reimen. Und wir müssen auch zugeben, dann hätten wir keine weiteren Fragen mehr. Nun haben wir viele Fragen. Doch zunächst bestimmen Reflexe die Tagesordnung: »Völlig anspruchslose Lehrpläne und lasche Unterrichtsdidaktik« donnert DL-Präsident Josef Kraus aus Vilsbiburg über die Stadtstaaten. Und in Hamburg wurde ausgerechnet, dass 48,1 Prozent der dortigen Grundschullehrer, die Mathe unterrichten, das Fach nicht studiert haben. In Bayern seien das nur 15,8 Prozent.
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Vorwort Buch R. Louv, Prinzip Natur

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Richard Louv

NATUR
Grünes Leben im digitalen Zeitalter
Aus dem Amerikanischen von Andreas Nohl

PS 10 Wir bauen eine neue Stadt

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Reinhard Kahls Kolumne

P. S. Wir bauen eine neue Stadt ...
zur Wiege. Bislang haben wir »Cradle to Grave« produziert, von der Wiege zum Grabe, von der Natur zur Mülldeponie. Dass wir Raubbau an der Natur treiben, ist inzwischen Gemeingut, wie auch dass der Mensch schädlich sei und gefälligst seinen ökologischen Fußabdruck verkleinern solle. Hier widerspricht der Chemiker Braungart, der Lehrstühle in Rotterdam und Lüneburg hat und in Hamburg eine große Ideenwerkstatt und Beratungsfirma betreibt. Er meint, wir könnten durchaus wie ein Kirschbaum sein, so verschwenderisch, schön und energiereich. »Es kommt nicht drauf an, den ökologischen Fußabdruck zu minimieren, sondern ein Feuchtgebiet draus zu machen.« Düngen Zum Beispiel hätte man doch den Impuls, Eisverpackungen einfach wegzuschmeißen. Aber weil das Müll sei, erziehen wir uns und unsere Kinder dazu, sie zu entsorgen. Nun hat Braungarts Firma eine Verpackung entwickelt, die sich kompostiert und darüber hinaus seltene Blumensamen enthält. So kann man vom Sünder zum Dünger werden. Er plädiert für den Abschied von den Erbsünde- und Schuldtraditionen. Es werde Zeit, die Büßer- und Selbstbestrafungshaltungen abzulegen. Die Natur sei verschwenderisch und darin intelligent.

PS 9 Nichts ist egal

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Reinhard Kahls Kolumne

P.S. Nichts ist egal
ter Landwirt und passionierter Pädago ge im Projekt Schlänitzsee der staatlichen MontessoriSchule in Potsdam. Die Schü ler der 7. und 8. Klassen sind eine Wo che im Monat am See und kultivieren das Grundstück, ein ehemaliges Ferienheim der Stasi. Ich fragte Matthias Peeters, was ihm an den Schülern auffällt. Seine Antwort: »Aufrichtiges Interesse.« Pause: »Und auch aufrichtiges Nichtinteresse.« Niemand kann sich für alles glei chermaßen interessieren. Das ist trivi al. Aber was daraus folgt, ist es offen bar nicht. Um sich für etwas zu interes sieren und um sich zu entscheiden, etwas machen zu wollen, muss es die Möglich keit geben, ja oder nein zu sagen. Auf richtiges Interesse kann sich nur in die sem Möglichkeitsraum von Verneinung bilden. Fehlt dieser Raum oder ist er nur schwach, werden Jasager konditio niert. Am Jasager wird deutlich, dass ein Ja, ohne die Möglichkeit nein zu sagen, nichts wert ist. Gleichgültigkeit ist dann ein Schutz. Eine Abwehr aus Gründen der Kräfteökonomie und vor allem eine psychosoziale Immunabwehr aus Grün den der Würde. Etwas wollen! Nun hört man den Einwand. Wenn Kin der und Jugendliche sich ständig ent scheiden können, ja oder nein zu sagen, dann lauern Chaos und Beliebigkeit. tigkeit wurde mir in einem Gespräch mit Matthias Peeters deutlich. Er ist gelern

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NDR Kultur – Jedes Kind ist eine Primzahl

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NDR

KULTUR Gedanken zur Zeit 5. August 2012

Jedes Kind ist wie eine Primzahl
Über den Vorteil einer Schule, in der alle verschieden sein dürfen

Münchner Abendzeitung

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A B E N DZ E I T U N G FREITAG, 13. JULI 2012

kinder & familie

Reinstopfen in Kinderköpfe, was geht: so sieht es aus, unser Konzept von Schule. Höchste Zeit, dieses Konzept zu modifizieren. Foto: Fotolia

D I E FA M I L I E N ­ F R AG E
Man will den Kindern auch ihre Freiheiten lassen, einerseits. Aber man kann nicht einfach alles laufen lassen.

Muss man immer nett sein zu seinen Kindern?
Ulrich Gerth, Vorsitzender der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung im Apothekenmagazin ,,Baby und Familie": ,,Wir müssen nicht die besten Freunde unserer Kinder sein ­ wir sind für sie verantwortlich. Und damit sind wir letztlich die Chefs. Dass dabei der Applaus ausbleiben kann, müssen Erwachsene aushalten. Eltern sollten nicht aus Angst, die Zuneigung der Kinder zu verlieren, vor Auseinandersetzungen zurückschrecken. Denn: Die Liebe der Kinder ist sehr stabil".

Das Projekt des Lebens
... sollte es sein, zu lernen, sagt der Bildungsexperte Reinhard Kahl. Statt dessen? Sitzen Jugendliche ihre Schulzeit einfach ab. Dabei wissen wir längst, dass es auch anders ginge
AZ: Die Pubertät ist nicht gerade die Zeit, in der Jugendliche gerne zur Schule gehen. REINHARD KAHL: Das liegt nicht so sehr an der Pubertät! Die Pubertät ist eine enorm expansive Lebensphase. Die Jugendlichen wollen in die Welt. Sie wollen sich spüren. Aber bloß passives Lernen, also das in sich hinein Kopieren von ,,trägem Wissen", das geht ihnen gegen den Strich. So verwundert auch nicht das magere Resultat. Die PISA-Studien fanden in dieser Phase Nullwachstum beim Wissen und an Kompetenzen. Jugendlichen fehlen wirkliche Aufgaben und Ziele, die sie herausfordern und begeistern. Wenn ich sie so sehe, denke ich, dass eigentlich Bäume-Ausreißen ein Hauptfach sein sollte. Statt dessen haben sie vor allem Frontalunterricht. Ja, überwiegend Belehrung, und dabei verkümmert das Lernen. Aber eigentlich ist Lernen doch eine Vorfreude auf sich selbst, und in der Pubertät sollte es das große Projekt des eigenen Lebens werden. Studien zeigen, dass schon ab der zweiten Klasse die Lernfreude einbricht. Wenn Lehrer sagen, wir müssen den Stoff durchnehmen, dann schalten die Kids mehr auf Stand-by. Die Schule wird ertragen. Ich würde sagen, Lehrer sollten das Wort ,,Stoff" den Dealern überlassen. Stoffdurchnehmen bedeutet für Schüler in der Regel Abhaken von Wissensbröseln, die sie dann schnell wieder vergessen. Der Präsident der Studienstiftung des Deutschen Volkes, Gerhard Roth, schreibt in seinem Buch ,,Bildung braucht Persönlichkeit", dass schon wenige Jahre nach Ende der Schulzeit vom ganzen Schul-

PS 7 Üble Nachrede

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Reinhard Kahls Kolumne

P. S. Üble Nachrede
wir den großen Parolen nicht mehr huldigen. Dann wird die Praxis nicht mehr die Magd sein, die im Dienst von Programmen, Theorien oder Weltanschauungen steht. Das könnte ein Gewinn des Missbrauchsskandals sein: Entideologisierung und größere Genauigkeit. Aber diese Versuche haben es schwer. Der Verdacht Als Erste traf es Enja Riegel, die langjährige Leiterin der Helene-Lange-Schule in Wiesbaden. Als im Frühjahr 2010 die Odenwaldschule Schlagzeilen machte, bekam ich von der ZEIT-Redaktion die Anfrage, darüber zu schreiben. So schnell konnte ich nicht und wollte ich nicht, aber kurz zuvor hatte ich von Enja Riegel gehört, dass sie vor Jahren einen Missbrauchsfall hatte und wie sie damit umgegangen sei. Ich empfahl der ZEIT -Kollegin, mit ihr ein Interview zu machen. Sie berichtete davon, wie sie sofort die Schule informierte, mit den Schülern sprach und der fragliche Lehrer ab sofort in der Schule nicht mehr unterrichtete. Das Interview erschien und am Tag darauf titelte der »Wiesbadener Kurier«: Missbrauch auch in Wiesbaden. Dann trommelte es über Wochen und Monate. Allesamt Versuche, Enja Riegel als Komplizin des Missbrauchs hinzustellen. Nichts war dran, aber mächtig viel Rauch stieg auf.

PS 6 Erfolg

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P. S. Wenn Erfolg nicht zu vermeiden ist
ter und wollen mitspielen. Die Quintessenz: Wenn nichts egal ist, wenn alle Elemente stimmen und wenn vor allem die Menschen nicht zu Mitteln degradiert werden, dann, so Marc Vereeck, »lassen sich Erfolg und auch Gewinne gar nicht mehr vermeiden.« Theater Von ähnlichen Mechanismen konnten auch Enja Riegel und Abdul Kunze berichten, die an der Helene Lange Schule in Wiesbaden schon vor Jahren Theaterproben, die über Wochen gingen, durchgesetzt hatten. »Aber was wird dann aus dem Stoff?« fragten viele Kollegen. »Wie schaffen wir dann noch gute Ergebnisse?« »Und was wird aus den Schülern, die Abitur machen wollen?« Es kam anders. Ein Jahr Vorsprung bei Pisa. Steigende Abiturientenquoten bei denen, die den vermeintlichen Umweg mitgemacht haben. Es gibt inzwischen viele solcher Geschichten.

ZEIT online Deutscher Schulpreis

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SCHULE
DEUTSCHER SCHULPREIS

"Lehren ohne Liebe macht müde"
Erstmals bekommt ein ungewöhnliches Gymnasium den Hauptpreis des deutschen Schulpreises. Auch die anderen fünf ausgezeichneten Schulen bestechen durch Eigensinn und Leistung.
VON Reinhard

Kahl | 12. Juni 2012 - 16:44 Uhr
© Theodor Barth

Schüler der Evangelischen Schule Neuruppin in dem von ihnen betriebenen Café

1

PS 6 Wenn Erfolg nicht zu vermeiden ist

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P. S. Wenn Erfolg nicht zu vermeiden ist
ter und wollen mitspielen. Die Quintessenz: Wenn nichts egal ist, wenn alle Elemente stimmen und wenn vor allem die Menschen nicht zu Mitteln degradiert werden, dann, so Marc Vereeck, »lassen sich Erfolg und auch Gewinne gar nicht mehr vermeiden.« Theater Von ähnlichen Mechanismen konnten auch Enja Riegel und Abdul Kunze berichten, die an der Helene Lange Schule in Wiesbaden schon vor Jahren Theaterproben, die über Wochen gingen, durchgesetzt hatten. »Aber was wird dann aus dem Stoff?« fragten viele Kollegen. »Wie schaffen wir dann noch gute Ergebnisse?« »Und was wird aus den Schülern, die Abitur machen wollen?« Es kam anders. Ein Jahr Vorsprung bei Pisa. Steigende Abiturientenquoten bei denen, die den vermeintlichen Umweg mitgemacht haben. Es gibt inzwischen viele solcher Geschichten.

PS 5 Piraten entern das Geisterschiff

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Reinhard Kahls Kolumne

P. S. Piraten entern das Geisterschiff
Kraftfeldes, die sich schnell wieder legen wird, oder erleben wir eine Art Verpuppung, aus der etwas Überraschendes, vielleicht sogar etwas Schönes schlüpfen könnte? Jedenfalls besetzen die Piraten eine Leerstelle. Eine, die enorme Projektionen auf sich zieht. Da liegt etwas in der Luft. Da wird auf etwas gewartet. Aber auf was? In japanischer Tradition entspringt die Zukunft aus einer Leerstelle, die sich in der Gegenwart einnistet. Jedenfalls sind die Piraten etwas anderes als bloß ein Sammelbecken für Protestwähler. Niemand kann es wissen, aber ich wette, sie werden bald mitreden, auch und gerade in der Bildung.

PS 4 Kein Pinsel sein

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Reinhard Kahls Kolumne

P. S. Kein Pinsel sein
nie eine Schule besucht hatte, und dennoch ­ oder gerade deswegen ­ ein Bildungssystem erfand, das noch auf seine Verwirklichung wartet. Er setze auf die Einzigartigkeit eines jeden Individuums. Das sei seine Würde. Sein Zweck. Für die Gesellschaft stellten die vielen Verschiedenen gewissermaßen den Genpool ihrer Möglichkeiten, also ihre Zukunft dar. Aber jedes dieser Gene sei eben zu bilden. Schulen und Hochschulen bieten dafür Gelegenheiten, eine gesellige Umgebung. Auf diese sich selbst ermächtigenden Individuen wollte das kriegsverletzte und verarmte Preußen zunächst setzen. Wie man weiß, entschied es sich anders, preußisch. Atmosphäre matica«, ein Standardwerk über Logik, das er mit seinem Schüler und Freund Bertrand Russel zusammen verfasst und 1925 veröffentlicht hatte.

DIE ZEIT Ein wundes Thema 2 Bücher zur Bildung

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DIE ZEIT / Literaturmagazin 15. März 2012
Ein wundes Thema Manfred Geier und Alfred North Whitehead schüren den Hunger nach Bildung

NDR Kultur -Warum wir doch Vorbilder brauchen

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NDR
Kultur / 11. März 2012 / 19´05 / Gedanken zur Zeit
Reinhard Kahl

WARUM WIR DOCH VORBILDER BRAUCHEN

Dradio Kultur Interview Abi-Reform

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dradio.de
09.03.2012 · 15:07 Uhr

Eine Erstklässlerin im Jahr 2010 in einer Grundschule in Magdeburg (Bild: Jens Schlueter/dapd)

Was wir wirklich wissen müssen
Bildungsexperte plädiert für eine weitere Entschlackung der Lehrpläne
Reinhard Kahl im Gespräch mit Liane von Billerbeck
Die Kultusminister der Länder haben beschlossen, das Abitur in bestimmten Kernfächern über die Ländergrenzen hinaus vergleichbarer zu machen. Dem Bildungsexperten Reinhard Kahl reicht das nicht. Er schlägt vor, den Umfang des bis zum Abitur vermittelten Stoffes weiter zu reduzieren. Liane von Billerbeck: Wer Abitur hat, der weiß bestimmte Dinge aus der Physik, Chemie, der kann auf etwa gleiche Weise Französisch, Mathematik und Deutsch - dachten Sie? Stimmt aber offenbar nicht. Denn gestern haben die Kultusminister der Länder beschlossen, die in unserem föderalen System ja über das Bildungswesen bestimmten, das Abitur in bestimmten Kernfächern vergleichbarer zu machen - heißt ja, das war es bisher nicht. Das offenbar Unterschiedliche in den Anforderungen an die Schüler soll also ähnlicher werden. Immer wieder hatte es Ärger mit Schülern und deren Eltern gegeben, wenn jemand auf dem Schulbildungsweg von einem deutschen ins andere deutsche Bundesland wechselte und Bonus- beziehungsweise Maluspunkte für das bisher erlernte zugeschrieben oder abgezogen bekam. Nun soll also das Abitur in Deutschland vergleichbarer werden, aber wie viel Vergleichbarkeit braucht Schule eigentlich? Was bleibt dabei auf der Strecke? Bevor wir darüber mit dem Bildungsexperten Reinhard Kahl sprechen, hier Hamburgs Senator für Schule und Bildung, derzeit Vorsitzender der Kultusministerkonferenz der Länder über die Pläne zum Abitur. "Es wird immer viel von einem Zentralabitur geredet, dabei wissen alle Beteiligten, dass es das in Deutschland kaum geben wird, aber man kann was anderes versuchen: Man kann ja versuchen, dass die Arbeiten gleich schwer sind, und dass sie auch die gleiche Wertigkeit, die gleiche Schwierigkeitsstufe haben. Das Ergebnis muss in der Tat hier vergleichbar sein, daran müssen wir arbeiten." von Billerbeck: Ties Rabe, der Hamburger Senator für Schule und Vorsitzender der Kultusministerkonferenz. Ich bin jetzt verabredet mit dem Bildungsexperten Reinhard Kahl. Guten Tag, Herr Kahl! Reinhard Kahl: Guten Tag! von Billerbeck: Hapert es in Deutschland wirklich an der Vergleichbarkeit des Abiturs? Kahl: Ich glaube nicht. Ich glaube, es hapert an ganz anderen Sachen. Ich zitiere mal eben den Präsidenten der Studienstiftung des deutschen Volkes Gerhard Roth, der ist außerdem Hirnforscher,

PS 3 Abholen

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Reinhard Kahls Kolumne

P. S. Abholen?

GEO Interview zu Fehlern

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»Perfektion ist der Tod«
Der Hamburger Publizist Reinhard Kahl, 63, betreibt das »Archiv der Zukunft«, ein Netzwerk für gelingende Schulen
GEO: Sie sagen, Fehler seien ,,das Salz des Lernens". Wieso sind Fehler so wichtig? Reinhard Kahl: Deutlich wird es daran, wie Kinder laufen lernen: durchs Fallen und dann durch das Auffangen des Fallens. Wir begeben uns Schritt für Schritt in die Instabilität und lernen so laufen. Das gilt auch biografisch. Wir kommen nur weiter, wenn wir Schritte ins Neuland wagen. Wollte man das Fallen aus dem Laufen und Leben herauskürzen, würden wir uns bestenfalls wie Roboter der ersten Generation bewegen. Was spricht dagegen, sich beim Lernen an dem zu orientieren, was richtig ist? Aber was ist denn richtig? Ich moderiere seit zwölf Jahren in Hamburg jeden Monat ein Philosophisches Café; es waren alle da, die Rang und Namen haben. Immer geht es, grob und etwas naiv gesagt, um die Wahrheit; aber keiner denkt wie der andere. Es gibt die gleiche Wahrheit nicht zweimal. Gilt dies auch für die klassischen Lernfächer in der Schule? Was in der Schule stattfindet, ist oft nicht Lernen, sondern Belehrung. Da steht der Mathematiklehrer, der alles weiß und nicht versteht, was an seinem Stoff schwierig sein soll, weil es ihm sowieso immer leichtfiel. Und die Schüler werden dazu erzogen, intelligent zu gucken, keine dummen Fragen zu stellen und dann Lösungsstrategien zu kopieren. Man muss nur mal sehen, wie Medizinstudenten sich auf ihre Prüfungen vorbereiten! Ich nenne das Bulimie-Lernen . . . . . . weil die Schüler und Studenten den Lehrstoff in sich hineinstopfen . . . . . . und ihn mit Ekel wieder herauswürgen. Daraus entsteht dann diese seltsame Idee, dass sie nicht lernen wollten. Und dass Lernen eine Art bittere Medizin sei, je bitterer, desto wirksamer. In dieser Fehlerdesinfektionswelt gilt Freude schon als verdächtig, wie das unerlaubte Entfernen von der Lerntruppe. Aber, wie Herodot sagte: Weisheit ist nicht, Schiffe zu beladen, sondern Fackeln zu entzünden.


PS 2 Choreografische Schulreform

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P. S. Eine choreografische Schulreform

PS 1 Tomasello lesen!

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Reinhard Kahls Kolumne

P. S. Tomasello lesen!

DIE ZEIT Kinderlust im Wald

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LITERATUR
RICHARD LOUV

Von Kinderlust
Richard Louvs "Das letzte Kind im Wald?" führt uns zu den Ursprüngen von Naturerfahrung.
VON: Reinhard

Kahl 05.12.2011 - 12:36 Uhr
© m|ias

Kinder sollen draußen spielen, sagt Richard Louvs.

»Es ist nicht auszudenken, wie gefährlich die Welt ohne Tiere sein wird«, meinte Elias Canetti. Es sah in ihnen Begleiter der Menschen, die sich zwar gegen Tiere stets abgegrenzt haben, sich aber in Mythen und Geschichten in sie verwandelten. »An dieser Ausbildung der Verwandlung ist der Mensch erst zum Menschen geworden«, schrieb Canetti. Das sind natürlich keine Sätze für ein Sachbuch, das populär sein will. Und doch, bei Richard Louvs Das letzte Kind im Wald? kommt eine canettische Melancholie auf. Das Buch wurde schon vor Jahren in den USA ein Bestseller, und bei uns wird es das nun hoffentlich auch. Louv recherchiert jahrelang für seine Bücher, in denen er vor allem ökologische Themen untersucht. Für Childhood's Future hatte er mehr als 3.000 Kinder und Eltern interviewt, daran knüpft er an. Er weiß, wie indirekt Bildung verläuft. Auf dem direkten Weg werde das Ziel verfehlt, fürchtet er. Bildung sei ein Prozess der

PS Vorbilder?

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Reinhard Kahls Kolumne

P. S. Vorbilder?
ja nicht, alles hängt in der Erziehung davon ab, wie wir Erwachsene leben. Er zielt auf das Vorbild als spekulativen Effekt, als Mittel zum Erziehungszweck. Geht das? Sind es nicht die Kinder, die diesen Hintersinn sofort spüren und dagegen ihr psychisches Immunsystem aktivieren? »Man spürt die Absicht, und ist verstimmt« (Goethe, später auch bei Wilhelm Busch). Denn wenn das eigene Handeln ethische Maximen durchsetzen soll, dann dürfen diese doch nicht dazu instrumentalisiert werden, ein bestimmtes Verhalten zu bewirken. Ethik ist nie ein Mittel, außer ­ finden manche ­ in der Erziehung, weil Kinder ethisch noch nicht voll zurechnungsfähig seien. Aber sind es nicht gerade die Kinder, die auf das inszenierte Vorbild mit ihrer unbestechlichen Frage reagieren, wer bist du wirklich? Wenn also zum Zweck, ein Vorbild zu sein, der Erwachsene zu einer Verkörperung von Prinzipien wird, die er per Abfärbung durchsetzen will, dann verschwindet er selbst, dann schwindet sein Selbst. Er steht in Gefahr, ein Prinzipien- und Personendarsteller zu werden, also ein wandelnder performativer Widerspruch.

Stifterverband WebTV Interview

http://www.stifterverband.info/publikationen_und_podcasts/webtv/kahl/index.html

DRadio Kultur zu „theater träumt schule“ an den MK

http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2011/11/20/drk_20111120_2306_39dd439e.mp3

Keynote Wien Über neue Lernkulturen

http://www.youtube.com/watch?v=QP7oktd-lu4

PS 11 Erzählungen gesucht!

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Reinhard Kahls Kolumne

P. S. Erzählungen gesucht!
te er »Soldaten. Protokolle vom Kämpfen, Töten und Sterben«. Nun geht der Professor am Kulturwissenschaftlichen Institut in Essen und an der Hochschule St. Gallen nach Berlin und beginnt neu. Er gründet die Stiftung »Futur 2«. Er fragt, wie können ganze normale Menschen, die zu allem fähig sind, vielleicht doch den katastrophischen Zukunftsszenarien eine Wende geben? Er fragt, »Welche Geschichte kann man über sich beziehungsweise über diese unsere Gesellschaft erzählen?« In die Form des »Futur 2« übertragen hieße das: »Wer möchte ich gewesen sein?« Welche Geschichten sollen von uns erzählt werden? Konkret: »Werden wir diejenigen gewesen sein, die das Ruder herumgerissen haben?« Fest steht für Harald Welzer, dass der Übergang zur postkarbonen Gesellschaft mit der Wucht der ersten industriellen Revolution vergleichbar ist. Der große Unterschied allerdings ist, dass der erforderliche Wandel sich nicht wie eine soziale Naturgewalt einstellen wird, sondern gewollt werden muss. Die Überwindung der Trägheit wird entscheidend sein.
64 PÄDAGOGIK 11/11

pS 10 Cool

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Reinhard Kahls Kolumne

P. S. Cool?
schon die Kinder. Und dass die Kinder für das, was auf sie zukommt, nicht gut vorbereitet werden, ahnt jeder. Erwachsene wissen, dass das »Ende der Welt, wie wir sie kannten« (Leggewie und Welzer) bevorsteht, so oder so. Aber die meisten ziehen es vor, wegzusehen. Wenigstens selbst noch einigermaßen durchkommen. Nach uns die Mutation! Wirtschaft, Politik und Schulen scheinen einer Maxime zu folgen, über die sich Mark Twain schon lustig machte: »Nachdem wir unsere Ziele aus den Augen verloren haben, verdoppeln wir unsere Anstrengungen!« Wohin das führt, ahnen die Jüngsten, zumal, wenn sie nicht mehr glauben, der Frustschutz antrainierter Coolness garantiere noch einigermaßen durchzukommen. Protest? Seit Monaten wird der Kältestrom von einem unerwarteten Wärmestrom unterbrochen. Er ist spanisch, jüdisch oder arabisch, er verbindet die Mittelmeerländer und führt bis nach Chile, wo die junge Studentin Samia Vallejo ganz unagitatorisch das ganze Land mit dem Satz entzündet: »Die Krise der Erziehung ist die Krise des Modells.« Damit meint sie die Haltung, die alles durchzieht.

PS 9 Krieg und Frieden

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Reinhard Kahls Kolumne

P. S. Krieg und Frieden
heit nicht als Rahmen für Vielfalt erlebt? Als Sicherheit, um Unsicheres zu wagen? Das sind Fragen an unser kollektives Gedächtnis. Es ist immer noch von Religionskriegen geprägt. Der 30-Jährige Krieg hatte das Land zu einem Hackbrett gemacht und eine Scheide zwischen den beiden Konfessionen gezogen. Und noch immer wirkt diese Formatierung, nach der die richtigen und von den nicht ganz so richtigen Menschen getrennt werden. Evangelisch ­ katholisch Mein bestes Beispiel dafür ist mein eigenes: 1948 in Göttingen geboren. Die Eltern Flüchtlinge aus Schlesien. Katholisch. Göttingen war evangelisch. Dass die Evangelischen nicht dazu gehören, erfuhr ich als Kind schon beim Einkaufen. »Wir kaufen nicht in evangelischen Geschäften!« Oh Gott, muss ich gedacht haben, evangelische Geschäfte, was ist denn das für eine Sünde!

Kongresszeitung 5 Arche Nova in Bregenz

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Die Bildung Kultivieren!

Ausgabe 05 vom 29. August 2011

KONGRESS vom 14. - 16. Oktober 2011 im Festspielhaus Bregenz am Bodensee

++ ,,Anna tanzt" 100 Schüler aus München ++ Nach Bregenz reisen, Anreise per Auto ++ Teilnehmerbereich mit Mitfahrbörse freigeschaltet ++ Yakamoz kritisiert das BulimieLernen ++ Der Psychologe Städtler kritisiert es auch ++ Brecht über Haltung ++ Sitzen ++ Stühle ++ ,,Stirn und Nase" Marco Wehr übers Lernen ++ Anmeldung zum Barcamp auf dem Kongress ++ Mike Sandbothes Kolumne ++ theater träumt schule ++

Guten Tag,
Nun sind wir schon deutlich mehr als 1300, die sich in weniger als 50 Tagen auf der Arche Nova in Bregenz versammeln werden. Neben denen, die sich im Internet täglich anmelden, sind jetzt 100 Jugendliche und etliche Erwachsene aus dem Münchner Projekt ,,Anna tanzt" hinzu gekommen. ,,Anna tanzt" ist vor Jahren aus einem Workshop mit Royston Maldoom hervorgegangen. Inzwischen im sechsten Jahr wurde diesmal unter dem Motto ,,Anna tanzt ­ Anna liebt" Romeo und Julia in Zusammenarbeit mit dem Bayrischen Staatsballett erarbeitet. Neben Schülerinnen und Schülern sowie Pädagogen des Münchner St. Anna Gymnasiums haben Jugendliche und Pädagogen aus BVJ Klassen (Berufsvorbreitungsklassen) der Münchner Berufschule für den Einzelhandel teilgenommen. Natürlich waren die Aufführungen für sie wichtig und die Aufführung soll auch in Bregenz wichtig sein. Aber was passierte auf dem Weg? Und was bleibt? Was bedeutet es für die Jugendlichen mit einem Komponisten, einer Choreographin, der stellvertretenden Ballettdirektorin und professionellen Tänzern zusammen zu arbeiten, zu üben, zu phantasieren, zwischendurch auch zu zweifeln und fast zu sterben, aber dann wieder aufzustehen und aufzutreten? Davon wird viel zu hören sein. Von den Jugendlichen, von den Profis und von den Lehrerinnen und Lehrern. Die Münchner Hundertschaft soll nicht nur zu ihrem Auftritt kommen, sondern die ganze Zeit über dabei sein. (Darum bitten wir übrigens alle Referenten und Mitwirkenden: Bitte nicht nur zum eigenen Auftritt kommen!) Das kostet in diesem Fall allerdings 100 Plätze ohne Teilnehmergebühr. Das Münchener Schulreferat und die Amanda und Erich Neumayer Stiftung helfen. Das reicht zwar noch nicht, aber am Geld wird ,,Anna tanzt" in Bregenz nicht scheitern. Wir sammeln weiter.

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Radio Interview über die Schudebatte der CDU

http://www.radiobremen.de/nordwestradio/sendungen/nordwestradio_journal/audio67284-popup.html

Kongresszeitung 4 Arche Nova in Bregenz

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Die Bildung Kultivieren!

Ausgabe 04 vom 25. Juli 2011

KONGRESS vom 14. - 16. Oktober 2011 im Festspielhaus Bregenz am Bodensee

++ Der tanzende Physiker ++ Ungleichgewicht bei Anmeldungen ++ Hilfe gesucht ++ Üben? Üben?! Üben! ++ Mike Sandbothes Kolumne ++

Guten Tag,
eines der Themen, die den Kongress durchziehen, wird das Üben sein. Üben? Für viele ist schon das Wort ein Schreckgespenst. Ein Plädoyer für eine Rehabilitierung und Neuentdeckung des Übens in dieser Ausgabe. Vielleicht ist dieses Thema ja ein guter Anlass die Au orderung zu wiederholen, sich in der KongressZeitung zu Wort zu melden. Mit Ideen und Geschichten oder mit Beiträgen zu Debatten. Zum Beispiel über das Üben: dialog@adznetzwerk.de

Gasthäuser des Lernens: über den Film Spielen…

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Film


Reinhard Kahls Film entstand in Zusammenarbeit mit dem Ulmer ZNL (Transferzentrum Neurowissenschaft und Lernen). Für einmal nutzte Kahl dafür sein «Archiv der Zukunft» auch als Archiv der Vergangenheit: Neben neu gedrehten Sequenzen an deutschen und schweizerischen Schulen enthält der Film bereits veröffentlichtes Material ­ neu geschnitten zur Thematik «Altersdurchmischung, Spielen und Lernen». Ob alt oder neu: Dieser Film kann jeder Schule als Einstieg in eine Diskussion zur Überprüfung und Verbesserung der eigenen Lernkultur empfohlen werden.

Kongresszeitung 3 Arche Nova in Bregenz

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Die Bildung Kultivieren!

Ausgabe 03 vom 13. Juli 2011

KONGRESS vom 14. - 16. Oktober 2011 im Festspielhaus Bregenz am Bodensee

++ Der Kongress ist ein Organismus, er wächst ++ Arche Nova, die Grundidee ++ Mike Sandbothes Kolumne ++ Brief an die Schulen ++ Harald Welzer, Wachstum: Vor allem wachsen die Probleme

Guten Tag,
man wird im adz-Büro in diesen Tagen schnell zum ZahlenJunkie. Schon jetzt sind fast die Häfte der in Bregenz verfügbaren 1700 Plätze besetzt. Wenn es so weiter geht, werden wir die letzten 250 Plätze doch noch kontingentieren und für Mitglieder und Teilnehmer vorbehalten, die mitwirken wollen. Jedenfalls macht es Freude wie nun alles Form annimmt und wenn solche Mails kommen: Fragen möchte ich, ob es eine Möglichkeit gibt, beim zweiten Kongress am Bodensee, Leute zu finden, die man beim ersten Kongress kennen gelernt hat und deren Namen man nicht mehr weiß, nur noch, dass sie aus Österreich/Steiermark oder Kärnten kamen ... Ich gehöre zu denen, die von diesem Kongress bis heute zehren und die von diesem Kongress maßgeblich beeinflusst wurden!!! Vielen Dank, dass es möglich wurde, am Bodensee den zweiten Kongress zu gestalten. Ich freue mich wie ein kleines Kind darauf! Susanne Link Manche der Kongressideen schienen uns bis zuletzt riskant: eine Küche im Zentrum? Parcours aus Gärten und Cafés? Aber gerade diese Ideen lösen weitere Ideen und Vorschläge aus.

WDR 3 über Buch & DVD „Individualisierung“

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Albrecht Kieser, Rheinisches JournalistInnenbüro Köln

WDR 3, Resonanzen

Alles ist möglich, sogar eine... ...Gute Schule
Wieder geht ein Schuljahr zuende. Wieder sind alle froh, Schüler, Eltern, Lehrer, dass es vorbei ist, die letzten Klassenarbeiten, die Prüfungen, der Notenstress. Buchdeckel zu, Ranzen in die Ecke, Aufatmen in den Sommerferien. Zeit zum Nachdenken, zum Phantasieren, zum Träumen, wie es nächstes Jahr weniger hektisch, weniger nervenaufreibend, weniger sorgenvoll, dafür einfach schöner werden könnte? Wohl kaum. Schüler und Eltern fühlen sich ohnehin den Vorgaben der Institution Bildung ausgeliefert.

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Kongresszeitung 2 Arche Nova in Bregenz

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Die Bildung Kultivieren!

KONGRESS vom 14. - 16. Oktober 2011 im Festspielhaus Bregenz am Bodensee

++ Kücheninstallation auf dem Kongress ++ Österreichische Lehrer werden zum Kongress aufgefordert ++ Verhandlung mit Sir Ken Robinson ++ Kongress-Dialog ++ Bundesbahnsonderkondition

Foto: Tanja Dorendorf / T+T Fotografie

Guten Tag,
nach den ersten Tagen der Kongressanmeldung ist bereits ein Viertel der 1700 Plätze im großen Saal des Festspielhauses belegt. Diese Resonanz freut uns und hat uns überrascht. So schreibt der Direktor eines Gymnasiums in Vorarlberg: ,,Wir sind ein junges aufstrebendes Gymnasium in Lustenau, ca. 7 km von Bregenz entfernt. Ich war beim letzten Kongress in Bregenz dabei und bin heute noch begeistert. Ich wünsche mir, dass diese Begeisterung auch mit meinen Mitarbeitern geteilt wird, daher der Gedanke mit dem ganzen Lehrkörper am Kongress teilzunehmen." In dieser zweiten Ausgabe der KongressZeitung geht es vor allem um die schon angedeutete Kücheninstallation, die im Zentrum des Kongresses stehen soll. Im Zentrum ist ganz wörtlich, aber auch metaphorisch gemeint. Das räumliche Zentrum, in dem die Küche aufgebaut wird, ist die Drehbühne. Inhaltlich wird der Kongress natürlich nicht nur ein Zentrum haben. Die Küche, das Kochen und die damit verbundene Kultur berührt ein Thema hinter vielen Themen des Kongresses: die Haltung, die Art und Weise des Handelns, der Modus der Praxis. Und auch, dass Menschen nicht aus einem Kopf mit Gestell bestehen.

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MEINE SCHULE DER ZUKUNFT

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Meine Schule der Zukunft
von R e i n h a r d K a h l
Ein Archiv der Zukunft
Der Vortrag, auf dem dieser Beitrag aufbaut, war mit Filmausschnitten kombiniert. Vieles lässt sich mit Wörtern besser ausdrücken als in Bildern. Aber in diesem Fall haben Bilder einen Vorteil. Sie berühren die Muster, nach denen wir fühlen, und die Art und Weise, wie wir denken. Sie formatieren unser Handeln. In Deutschland sind Bilder des Gelingens rar. Manchmal könnte man sogar glauben, der größte Skandal sei hierzulande, wenn etwas gelingt. Nachrichten darüber mobilisieren häufig mehr Misstrauen als Begeisterung. Das gilt besonders für die Bildung. Tief im kollektiven Gedächtnis haben sich Muster eingeprägt, dass wirksames Lernen gegen den Strich geht, so wie eine Medizin, von der man glaubt, je bitterer sie schmeckt, desto wirksamer sei sie. Diese Überzeugung hindert viele daran zu glauben, was wir inzwischen wissen: Lernen geht mit Freude viel besser als unter Angst. Das gehört zu den unbestreitbaren Erkenntnissen der Hirnforschung und der kognitiven Psychologie. Viele Pädagoginnen und Pädagogen1 haben das natürlich immer schon gewusst, auch ohne wissenschaftliche Forschung.

PS 7 Auf die Beziehung kommt es an

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Reinhard Kahls Kolumne

P. S. Auf die Beziehung kommt es an
biologe Gerald Hüther, liege das Geheimnis der Schule. Dort bilden sich Beziehungen und Haltungen. Die kann man nicht unterrichten. Man kann sie nur ermöglichen. Das sind Erfahrungen, die ­ das kann Hüther zeigen ­ im Frontalhirn gespeichert werden, wo sich die moralischethische Reifung vollzieht. Und wenn Verantwortung, gegenseitige Hilfe und Lernfreude erfahren und zu einer Haltung werden, dann, so Hüther, ist das Bildung. Sie durchfärbt alles. Die Göttinger Schule erhielt dieses Jahr mit sechs anderen den Deutschen Schulpreis. Der Bundespräsident überreichte ihr den mit 100 000 Euro ausgestatteten Hauptpreis. Das war pikant. Als Christian Wulff noch Ministerpräsident war, hatte die niedersächsische Landesregierung diese Schule kurzgehalten. Neugründungen von Gesamtschulen wurden sogar im Schulgesetz verboten.

KONGRESSZEITUNG 1 Arche Nova in Bregenz

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Die Bildung Kultivieren!

Nun ist es so weit. Endlich.
Der Countdown zum Kongress beginnt. Das elektronische Anmeldeformular auf der Webseite ist geschaltet. Natürlich läuft die Vorbereitung schon lange. Sie ist durch mindestens sieben Denkmägen gegangen. Heraus kommt ein Kongress, der anders werden wird als die bisherigen. Das Vorhaben ist nicht risikolos, aber wir bleiben bei unserer Maxime, dass nur das gelingen kann, was auch scheitern darf und eben deswegen seltener schief gehen wird. Mit der Anmeldung beginnt auch die Möglichkeit zur Mitwirkung. Vorab. Damit dieser Aufruf zum Kongress kein zu umfangreicher und dann häufig doch nicht zu Ende gelesener Text wird, verteilt er sich auf die ersten Nummern der KongressZeitung. Sie wird von nun an alle paar Tage auf der Homepage www.adznetzwerk.de erscheinen und auch als ,,Newsletter" verschickt. Die KongressZeitung wird das Medium zur Kongressvorbereitung. Sie enthält Informationen und Debatten zur Ausdifferenzierung des Programms und verdichtet den Kongressparcours.

Arche Nova
Ergebnisversessene, vor allem auf Noten und Prüfungen gerichtete Schulen führen zu Kollateralschäden: Gleichgültigkeit, Äußerlichkeit, Bulimielernen. Wissen wird dann schon für Kinder zur Ware. Es zerfällt in isolierte, häufig unverstandene und bald wieder vergessene Teile. Kinder und Jugendliche kalkulieren und vermarkten ihr Leben wie ihre eigenen Betriebswirtschaftler. Die Sachen werden dabei egal. Am Ende dieser Bildungslaufbahn hören Hochschullehrer von Studierenden solche Sprüche: Bitte reden Sie nicht so viel. Sagen Sie klipp und klar, was geprüft wird. Das lernen wir dann auch. Das ist keine Karikatur. Eine Studie der Deutschen Bundesregierung beschreibt die verbreitete Haltung der Studierenden als labil und teilnahmslos. Mehr und mehr werden sie in ihren Schul- und Studienjahren davon überzeugt, dass sie weder

Foto: Tanja Dorendorf / T+T Fotografie

ihre individuelle Karriere noch politische Entscheidungen beeinflussen können. Einen ähnlichen Einbruch der Erwartungen und Hoffnungen, sagen die Wissenschaftler, hätten sie bisher nur bei Jugendlichen ohne Berufsausbildung gefunden. Die in diesem Frühjahr veröffentlichte, vom Freistaat Sachsen in Auftrag gegebene Studie ,,Fokus Kind" beschreibt, wie Schülerinnen und Schüler schon in der Grundschule von Jahr zu Jahr gelangweilter und uninteressierter werden.

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DIE ZEIT Jesper Juul Postwurfsendung Seitenlayout

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FEUILLETON LITERATUR

22. Juni 2011 DIE ZEIT No 26

Strenge Tigermütter werden gebraucht, denen gar nichts entgeht? Ach was. Jesper Juul, der Sokrates unter den Pädagogen, lehrt die Eltern Gelassenheit im Leben mit ihren Kindern VON REINHARD KAHL

DIE ZEIT Jesper Juul Postwurfsendung Seitenlayout

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LITERATUR
JESPER JUUL "ELTERNCOACHING"

Postwurfsendung an alle
Strenge Tigermütter werden gebraucht, denen gar nichts entgeht? Ach was. Jesper Juul, der Sokrates unter den Pädagogen, lehrt die Eltern Gelassenheit im Leben mit ihren Kindern.
VON Reinhard

Kahl | 22. Juni 2011 - 08:00 Uhr

Bert spielt mit seinem Auto. Sarah nörgelt. Sie will das Auto. Aber Bert spielt ungerührt weiter. Wir sind im Kindergarten. Die Erzieherin schüttelt den Kopf. »Bert«, sagt sie, »nun gib doch Sarah endlich mal dein Auto.« Jesper Juul erzählt die Episode auf einem Kongress vor Pädagogen, die vermutlich überwiegend die Haltung der Erzieherin teilen. Und dann sagt er: »Wenn ich morgens zu meinem Auto gehe und mir jemand sagt, heute solltest du aber das Auto mal deinem Nachbarn geben, was würde ich da wohl sagen?« Der Däne Jesper Juul ist ein Sokrates in den Debatten um Erziehung . Es geht ihm eher um die Erwachsenen als um die Kinder . Seine Botschaft: Liebe Erwachsene, schaltet die Spiegelneuronen ein. Wir waren vor den Kindern auf der Welt. Die Kinder sind unsere Spiegel. Aber statt in den Spiegel zu blicken, zu reflektieren und mit den Kindern das Pingpong vieler Gespräche und Spiele zu beginnen, wollen die meisten Erwachsenen lieber erziehen. Viele wollten nichts als nette Kinder, sagt Juul voller Abscheu, und nirgendwo werde so viel erzogen wie in Deutschland. Chöre von Ratgebern raunen hierzulande: Kindern muss man Grenzen setzen. Juul hingegen sagt, dass die Erwachsenen sich abgrenzen sollten. Er ermuntert sie, nicht als Prinzipien aufzutreten, sondern als genau die Person, die sie nun mal sind, und dabei in Kauf zu nehmen, sich zuweilen unbeliebt zu machen. Vor allem hätten sie zu lernen, Nein zu sagen. Ein Romantiker ist dieser Jesper Juul nicht. Es ist verblüffend, wie bei seinen Gesprächspartnern und Zuhörern Lichter aufgehen, wenn dieser Sokrates sich unters Volks mischt und, ohne zu belehren oder gar zu beschämen, schmerzliche Wahrheiten ausspricht oder seine Gesprächspartner selbst drauf bringt. Das zeigt sein jüngstes Buch, Elterncoaching ­ Gelassen erziehen . Es dokumentiert 18 Gespräche, die Juul zumeist mit der ganzen Familie, also auch mit den Kindern geführt hat. Auf viermal vier Seiten kurzen Reflexionen nach den Gesprächen, die in vier Kapitel unterteilt sind, skizziert Juul seine Philosophie der Gelassenheit. Diese Seiten würde man am liebsten als Postwurfsendung allen Haushalten schicken. Juul analysiert die perverse Elternhaltung, aus Kindern »Bonsaibäumchen« machen zu wollen, »über deren Wachstum der Besitzer die Macht übernommen hat«. Diesen »Projektkindern« werde ihr Eigensinn ausgetrieben. In seiner zweiten Überlegung lobt er die Unsicherheit von Eltern , solange sie nicht destruktiv oder neurotisch ist. »Lasst den Gefühlen der Kinder freien Lauf« heißt die dritte Gedankenübung. Da entdecken wir

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DIE ZEIT Schulpreis Die Haltung

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SCHULE
DEUTSCHER SCHULPREIS 2011

"Das Geheimnis liegt in der Haltung"
Eine Göttinger Gesamtschule verzichtet bis zur zehnten Klasse darauf, die Schüler nach Leistung zu trennen. Für herausragende Leistungen erhielt sie den Schulpreis.
VON Reinhard

Kahl | 16. Juni 2011 - 08:00 Uhr
© Theodor Barth/Robert Bosch Stiftung

Sie lernen an einer preisgekrönten Schule: Schüler der Lichtenberg-Gesamtschule in Göttingen

Gehen dem Deutschen Schulpreis nicht langsam die Kandidaten aus? Seit 2006 erhalten jedes Jahr fünf Schulen, neuerdings sogar sieben, diese mit insgesamt 230.000 Euro dotierte Auszeichnung. Die große Robert Bosch Stiftung und die kleine, von der Familie Bosch getragene Heidehofstiftung ermöglichen diesen Blick auf gelungene Schulen. Und von denen gibt es immer mehr. Der Jury fiel es in diesem Jahr besonders schwer, aus den 15 Nominierten die Preisträger zu küren. Es sind eigenwillige Schulen. Sie entdecken den Vorteil, verschieden zu sein. Das gilt für die Institution selbst und vor allem für die Vielfalt der unterschiedlichen Schüler. Die Marktschule in Bremerhaven hat sich in jahrgangsübergreifenden Klassenfamilien organisiert. Da arbeiten auch Eltern mit. Das Gymnasium im bayerischen Karlstadt hat seine Gestaltung weitgehend in die Hände von Arbeitskreisen gegeben, die aus Eltern, Lehrern und Schülern bestehen. Diese Schulen sind auf dem Weg von der Unterrichtsanstalt zu einem Lebens- und Lernort. Und an all den Schulen zeigt sich, wie die Kinder und Jugendlichen dann geradezu brillieren. Das wird aufgeklärte Bürger nicht wundern. Es ist inzwischen eine Binsenweisheit der Organisationspsychologen, dass eine gute Atmosphäre zu besseren Leistungen führt. Aber gegenüber Schulen gibt es in Deutschland häufig immer noch den Verdacht, zu viel Wohlbefinden könne dem Ergebnis schaden.

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Keine Noten, gute Leistungen -Deutscher Schulpreis

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DIE PRESSE über Individualisierungsbuch & DVD

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DiePresse.com | Bildung | Schule | Höhere Schulen |

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"Bringt viel Geld auf die Bildungsbank, es lohnt sich"
23.11.2012 | 18:47 | BERNADETTE BAYRHAMMER (Die Presse)

Pädagoge und Filmemacher Reinhard Kahl über Schulen für Träumer, Freude als Produktivkraft und den Unterschied zwischen Schlecker und DM.

PS 6 Ach, die Lehrer

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Reinhard Kahls Kolumne

P. S. Ach, die Lehrer
sächliche Wirkung ihres Handelns gestärkt werden? Denn es gibt doch nur eine Gruppe, die die Schule verwandeln kann: die Pädagogen. Auf jeden Fall geht es nicht ohne sie. Nicht nur die Allensbachbefragung nährt allerdings den Verdacht, dass sie sich diese große Mission gar nicht zutrauen, dass sie in ihre depressiven Zirkel flüchten und alle möglichen anderen dafür verantwortlich machen, dass sie sich so klamm fühlen. Aber vielleicht ist es falsch zu sagen, die Lehrerinnen und Lehrer seien zu so und soviel Prozent so oder anders. Herrscht nicht bei den meisten Ambivalenz?

nds Der Vorteil verschieden zu sein

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5-2011 17
Nur individualisiertes Lernen wird Kindern gerecht

Der Vorteil verschieden zu sein
Die Individualisierung des Lernens antwortet darauf, dass jedes Kind eine eigene Geschichte hat ­ nein, dass es seine eigene Geschichte ist. Jeder Mensch ist eine Primzahl, teilbar nur durch eins und durch sich selbst. Gute Schulen bieten deshalb Gemeinschaft. Lernende brauchen diesen Schutz, um eigene Wege wagen zu können. Die ,,Individualisierung des Lernens" bedeutet also nicht etwa Vereinzelung. Sie ist eine Voraussetzung für die Abenteuer des Zusammenlebens und für die eigene, unverwechselbare Biografie.

NDR über DVD „Individualisierung…“

NDR Kultur über Buch / DVD: "Individualisierung - Das Geheimnis guter Schulen":

http://www.ardmediathek.de/ard/servlet/content/3517136?documentId=7212978

NDR Kultur -Die Wiederentdeckung des Übens

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NDRKultur/GedankenzurZeit/15.Mai2011


Die Wiederentdeckung des Übens Plädoyer gegen den Drill in der Erziehung

PS 5 Restlaufzeiten

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Reinhard Kahls Kolumne

P. S. Restlaufzeiten
zu wählen. Ich ging widerwillig zur Wahl wie die meisten, die ich kenne. Man hatte eine Liste derer im Kopf, die man nicht wählen kann. Wer dort an letzter Stelle stand, an den verlor man dann doch noch seine Stimme, eine unwürdige Erfahrung tatsächlich seine Stimme abzugeben. Dabei ist es doch der Sinn von Politik, die Stimme zu ergreifen. Politik ist ­ wie die Bildung ­ eine Sphäre, in der Menschen sich selbst stimmen, so wie man ein Musikinstrument stimmt, um dann mit anderen zusammenzuspielen. An der politischen Entropie hatte die verunglückte Schulpolitik großen Anteil. Denn es waren ja nicht vornehmlich die Mütter mit den hochgestellten, schwarzen Autos und den Gucci-Taschen, die zusammen mit ihren Rechtanwaltsmännern aus Blankenese die Primarschule zu Fall brachten. Die schwarz-grüne Bildungspolitik litt an einem performativen Widerspruch von Anfang an. Sie wurde als Kabinettspolitik im Stil der 50er Jahre betrieben. Strikt von oben nach unten. Am Kuhhandel aus den Koalitionsverhandlungen sollte es nichts mehr zu deuteln geben. So etwas will sich aber niemand mehr gefallen lassen.

PS 4 Weniger ist mehr

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Reinhard Kahls Kolumne

P. S. Weniger ist mehr
hard Roth, laufen darauf hinaus, »dass das Schulsystem einen Wirkungsgrad besitzt, der gegen Null strebt.« Gerhard Roth ist kein Freund des Alarms. Der Präsident der »Studienstiftung des deutschen Volkes« und Direktor des Instituts für Hirnforschung in Bremen hat vor seiner Emeritierung in der Uni Vorlesungen, im Rathaus Vorträge über Lernen, Persönlichkeit und unser Zentralorgan gehalten und sich in der Bremer Gesamtschule-Ost wochenlang hinten in die Klassen und mitten ins Lehrerzimmer gesetzt. Dann hat er 350 Seiten abgeliefert: »Bildung braucht Persönlichkeit. Wie Lernen gelingt«.** Sein Ergebnis ist alles andere als der neueste trendige Schrei der Neurowissenschaften. »Es wäre schlimm, wenn in meinem Buch etwas steht, von dem Sie noch nichts gehört haben«, sagte er zur Buchvorstellung.

DIE ZEIT Lehrt weniger Eine Rezension

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DIE ZEIT 12 2011 / Literaturmagazin Lehrtweniger
Gerhard Roth und Manfred Spitzer erklären allen Nachsitzern wie Lernen geht

DIE ZEIT Zum Tod von Günter Amendt

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Vor allem Befreiung

Zum Tod des Soziologen Günter Amendt
VonReinhardKahl

Interview OÖ Nachrichten

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15. März 2011 - 00:04 Uhr · Claudia Riedler · Oberösterreich

Oberösterreich

,,Ich hatte ein bis eineinhalb Lehrer, die mich wirklich fasziniert haben"
Reinhard Kahl (62) ist Journalist und Filmemacher. Über sein Lieblingsthema ,,Lernen ohne Belehrung" hält der Deutsche bei den ersten Montessori-Tagen Oberösterreichs in Linz am Freitag den Eröffnungsvortrag. OÖN: Sie sagen, dass Kinder als Lerngenies zur Welt kommen, doch dann wird es ihnen verleidet. Was verleidet den Kindern das Lernen? Kahl: Kinder werden in der Schule sehr schnell in eine fertige Welt eingeführt, wo sie so von Antworten umstellt sind, dass für Fragen gar kein Platz mehr bleibt. Die Neugierde der Kinder richtet sich aber gar nicht auf den fertig verpackten Schulstoff. Dazu kommt, dass der Stoff, das Wissen und ­ etwas pathetisch gesagt ­ unsere Welt bald auch zum Prüfungsgegenstand wird. Die Dinge verlieren damit ihre Anziehungskraft und auch ihren Zauber. OÖN: Wie waren eigentlich Ihre Lernerfahrungen? Kahl: Ich habe mich schon ziemlich gelangweilt in der Schule.

SWR 2 Bulimie_Lernen

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SWR2/13.März2011/8´30Uhr(Aula)
Serie:Wissen 2.0 ­
Wie das Internet die Bildung verändert
Plädoyer gegen das Bulimie Lernen

PS 3 Das Yin und Yang der Bildung

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Reinhard Kahls Kolumne

P. S. Das Yin und Yang der Bildung

DIE ZEIT „Etwas Respekt bitte“ 3 Bücher

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Bücher zur Bildung: Etwas Respekt, bitte | Gesellschaft | ZEIT ONLINE

SCHULE
BÜCHER ZUR BILDUNG

Etwas Respekt, bitte
Es kann nur gelingen, was auch schiefgehen darf! Drei menschenkluge Bücher wollen den Weg freiräumen, damit Kinder in der Schule endlich gut lernen.
VON:

Reinhard Kahl 2.3.2011 - 10:32 Uhr
© Oliver Berg / dpa

Besucher der Bildungsmesse didacta schauen sich Schulbücher an

Wagt Euch!

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Nummer 47 · Samstag, 26. Februar 2011

Landtagswahl 2011

Proteste gegen Studiengebühren und neue Studiengänge, Stolz auf Erfolge bei der Exzellenzinitiative
Beim größten Reformprojekt in dieser Legislaturperiode, der neuen Werkrealschule, hat Schick Anfang Februar einen überraschenden Kurswechsel angekündigt. Auch Hauptschulen mit nur einer Klasse pro Jahrgang können künftig Werkrealschule werden, wenn sie ein überzeugendes pädagogisches Konzept haben. Andernfalls müssten in den nächsten Jahren viele kleine Hauptschulen auf dem Land schließen ­ was die Regierung bisher bestritten hat. Ob es damit gelingt, die Abwanderung zu stoppen, ist offen ­ zumal es für die Werkrealschüler eine Hürde gibt, die Gymnasiasten und Realschüler nicht kennen. Sie dürfen die zehnte Klasse nur besuchen, wenn sie einen Notendurchschnitt von 3,0 oder besser haben. Längeres gemeinsames Lernen über die vierte Klasse hinaus, wie es viele Rektoren ­ wie die so genannten oberschwäbischen Hauptschulrebellen ­ fordern, lehnt Schick ab.

Im Südwesten fällt eine Bildungslandschaft auf, wie man sie zwischen Hamburg und Bremen nicht zu sehen bekommt. Am Neckar wird sogar an der Autobahn auf Hölderlin und Schiller hingewiesen. Und in jedem dritten Dorf irgendein Weltmarktführer wie Logitech. Unnachahmlich am Stuttgarter Hauptbahnhof Hegels Satz, ,,dass die Furcht, sich zu irren, der Irrtum selbst ist". Tatsächlich bräuchten wir Schulen, in denen Kinder und Jugendliche Fehler machen dürfen. In manchen Firmen fragt sich das Management in einer Art Mittagsmeditation, ,,habe ich heute schon einen Fehler gemacht"? Wer das verneint, steht im Verdacht, noch nichts gemacht zu haben, zumindest nichts Neues. Der Fehler ist das Salz des Lernens. Davon können schwäbische Erfinder wie Arthur Fischer viele Geschichten erzählen. Und in den Schulen? Kann man eigene Wege und Umwege wagen, wenn sie mit dem Zugehörigkeitsversprechen geizen? Wenn keine einzige als Modellversuch Gemeinschaftsschule werden darf, was alle Schulen in den USA, in Skandinavien oder auch Japan sind? Schulen, die den Schülern uneingeschränkt sagen, ihr gehört dazu, es steckt mehr in euch, als ihr glaubt, wagt euch! Andererseits: Die Bildungshäuser für Kinder von drei bis zehn gehören zu den vielversprechendsten Erneuerungen. Spielen und Lernen werden neu gemischt. Interessant ist, dass dort Schulen mehr von Kindergärten lernen als umgekehrt. Vielleicht liegt darin der Keim zu einer einfacheren und eleganteren Schullandschaft: eine Kinderschule bis zur Pubertät, eine Jugendschule, die Spielraum für viele eigenwillige Häuser des Lernens hätte. Und dann Akademien und Unis, die diese Namen wieder verdienen. Jedenfalls Lernfabrik ade!

PS 2 Eine Küchenrevolution

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Reinhard Kahls Kolumne

P. S. Eine Küchenrevolution

Haltungen Konf. Netzwerker des Widerstands

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HOLOCAUSTKONFERENZ
Netzwerker des Widerstands
Berlin 27.&28.Januar

DIE PRESSE Wien: Schule muss Küche sein…

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PS 1 Post It

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In Hamburg soll es bald 24 Notenstufen geben. Diese Währungsreform, so heißt es, werde Transparenz und Gerechtigkeit in die Schulen bringen. Wirklich? Zunächst geht es allerdings darum, das System zu synchronisieren. Die Benotung in den künftigen »Stadtteilschulen« soll mit der in den Gymnasien auf eine Skala gebracht werden. Für die Lehrerin Sabine Czerny sind Noten Gift, denn sie beschämen Kinder und schwächen sie beim Lernen. Das hat sie in ihrem hier kürzlich schon erwähnten Buch ausführlich dargestellt. Im kanadischen Montreal wirft ein renommierter Wirtschaftswissenschaftler ein unerwartetes Licht auf das Zensurenthema. Für Henry Mintzberg liegt eine Ursache der Finanzkrise in Bonuszahlungen. Damit hätte man Banker und Börsenmakler auf kurzfristige Erfolge konditioniert. Der amerikanische Ökonom Samuel Bowles stimmt dem zu und geht noch weiter: Explizite, also äußere Leistungsanreize, zerstörten gute Absichten.

Fässer füllen oder Flammen entzünden im Buch Kompe

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Fässer füllen oder Flammen entzünden
Für eine Renaissance der Bildung
Reinhard Kahl

PS 12 Nach Pisa

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Am 7. Dezember ist es wieder so weit, oder war es bereits so weit, je nachdem, wann Sie diese Kolumne lesen. Pisa! Die Fünfzehnjährigen wurden weltweit getestet. Viele Politiker werden auch die vierte Pisa-Studie wieder wie ein Wahlergebnis interpretieren. Aber nicht nur sie starren auf das Ranking. Dieser Blick hat sich in Deutschland seit den ersten Pisaergebnissen Ende 2001 durchgesetzt. Bei den einen dominierte die Kränkung, nicht Weltmeister zu sein, und bei den anderen ein gewisser Triumph über den ultimativen Nachweis des schlechten Zustandes unserer Schulen. Auch beim Pisa-Masochismus hielt sich die Bestürzung über die Wirklichkeit deutscher Bildungsverlierer in Grenzen. Das Rechthaben wurde zumeist wichtiger als die Erkenntnis.

PS 12 Nach Pisa

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Am 7. Dezember ist es wieder so weit, oder war es bereits so weit, je nachdem, wann Sie diese Kolumne lesen. Pisa! Die Fünfzehnjährigen wurden weltweit getestet. Viele Politiker werden auch die vierte Pisa-Studie wieder wie ein Wahlergebnis interpretieren. Aber nicht nur sie starren auf das Ranking. Dieser Blick hat sich in Deutschland seit den ersten Pisaergebnissen Ende 2001 durchgesetzt. Bei den einen dominierte die Kränkung, nicht Weltmeister zu sein, und bei den anderen ein gewisser Triumph über den ultimativen Nachweis des schlechten Zustandes unserer Schulen. Auch beim Pisa-Masochismus hielt sich die Bestürzung über die Wirklichkeit deutscher Bildungsverlierer in Grenzen. Das Rechthaben wurde zumeist wichtiger als die Erkenntnis.

Die Schule der Zukunft ermöglichen

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Reinhard Kahl (1948) ist Bildungsjournalist und Filmemacher. Er hat Erziehungswissenschaften, Philosophie, Soziologie und Psychologie studiert. Kahl schreibt unter anderem für «Die Zeit», «Geo», «Die Welt», «Süddeutsche Zeitung» und «taz» sowie die Kolumne «PS» in der Zeitschrift «Pädagogik». Gründer des «Archivs der Zukunft» mit Dokumentationen über Bildung, die gelingt. Darin beispielsweise der Dokumentarfilm: «Treibhäuser der Zukunft» (2005).

DIE SCHULE DER ZUKUNFT ERMÖGLICHEN DIE ALTE, VERTIKALE ORDNUNG DER BELEHRUNG TRÄGT IM DIGITALEN ZEITALTER NICHT MEHR
Lernen im Informations- und Medienzeitalter? Da stellt man sich vielleicht Räume vor, voll von Apparaten, so wie einst das Sprachlabor, nur viel smarter. Programmierter Unterricht im Sprachlabor erwies sich allerdings als Sackgasse, und die Maschinen standen bald nur noch als Edelschrott rum. Heute werden Schüler mit Laptops ausgerüstet. Und jeder hat bald einen kleinen Computer in der Tasche, mit dem er telefoniert, Musik hört, fotografiert und über Suchmaschinen ständig mit dem Wissen der Welt und vor allem mit den Freunden verbunden ist. Verbunden? In der Welt? Fest steht, inmitten eines Ozeans von Informationen trägt bloss geliehenes Wissen nicht. Die alte Frage verschärft sich: Wie wird Information in Wissen verwandelt? Wie eignen sich Individuen eine Welt enormer Möglichkeiten an? Jeder weiss etwas anderes. Jeder muss sich entscheiden, was er wissen, und das heisst auch, wer er sein will. Die Individuen werden verschiedener. Kooperation wird wichtiger. Der Wunsch nach Zugehörigkeit wird stärker. In Möglichkeitswelten steigt das Verlangen nach Wirklichkeit. Plötzlich stehen in einer Computer- und Medienwelt die Geräte gar nicht mehr im Mittelpunkt. Werden dann Menschen das wichtigste Medium für Menschen? Man muss sich in diesem Satz das Wörtchen «wieder» verkneifen. Es ist ja nicht so, dass in der vordigitalen industriellen Eisenzeit ­ zum Beispiel in den Schule ­ die Menschen im Mittelpunkt standen. Sie wurden eher zu Maschinenmodulen diszipliniert. Sie lernten zu funktionieren. Das Wort «Lernen» wurde zum Zeichen für einen überwiegend passiven Vorgang.

Schule der Zukunft Das krumme Holz, das der Mensch nach Immanuel Kant nun mal ist, sollte in Schulen glatt gehobelt werden. Das ist in den letzten 150 Jahren auf fatale Weise gelungen. Aber daraus ist auch eine Chance entstanden. Fast alle repetitiven

PS 11 Werte und Verwertung

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1. Oktober, eine Stunde nach Mitternacht. Seit 60 Minuten ist die Vegetationsperiode mit dem Verbot, Bäume zu fällen, vorüber, da werden im Stuttgarter Schlosspark majestätische Platanen zersägt und noch in der Nacht geschreddert. Am Abend darauf gehen fast hunderttausend Stuttgarter auf die Straße. Bei ihnen wird ein noch unscharfes Gefühl zur Gewissheit: Stuttgart 21 schafft keine Werte. Es entsteht nichts Neues. Der Umbau des Bahnhofs steht für den Verbrauch der Lebenswelt. Dabei schien die Verlegung des Bahnhofs unter die Erde zunächst eine verlockende Idee. Was würde alles möglich, wenn fast ein Drittel des inneren Stadtraums neu gestaltet werden kann?

PS 10 Haltungen 2

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Immer häufiger liegt mir dieses Wort auf der Zunge, aber lange hatte ich es mir verkniffen. Haltung, das tönte zu sehr nach Kommando, ähnlich wie Üben, Respekt und andere Wörter mit anscheinend eingebautem Ausrufezeichen. Aber eine neue Betonung, sagen wir eine andere Haltung beim Gebrauch dieser Wörter verspricht inzwischen Befreiung aus mancher Sackgasse. Bei Respekt fiel der Wandel zuerst auf. Das stumme Hinaufschauen zu Respektspersonen bekam im Hip-Hop Bedeutungskonkurrenz von der Aufforderung »respect me«. Der Refrain im Rap wurde zur Chiffre für das Verlangen nach Würde und Anerkennung. Wie du mich ansiehst, so blick ich zurück.

PS 9 Tragische Bildungspolitik

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»Jedes Kind ist anders!« Diesen Spruch las man während des Hamburger Schulkampfes viele hundert Mal. Plakate längs der Straßen kündeten von dieser Grundidee des »längeren gemeinsamen Lernens«, doch die FDP hatte diesen Slogan geklebt. Sie ist in Hamburg nicht im Parlament und suchte Anschluss zur außerparlamentarischen Opposition gegen die Einführung der Primarschule. CDU, SPD, Grüne und Linke hatten eine ganz große Koalition für das sechsjährige »längere gemeinsame Lernen« geschlossen und wurden doch beim Volksentscheid von einer noch größeren bürgerlichen Volksfront deutlich geschlagen. 276.304 Hamburger hatten gegen die Reform gestimmt, nur 218.065 dafür. Wie war es möglich, dass mit dem Slogan »Jedes Kind ist anders« gegen die Reform mobilisiert worden konnte und niemand hat vernehmbar widersprochen oder gelacht? Länder mit weniger Gymnasien etwas inklusiver sind. Kritik, Zustimmung oder Brainstorming: www.reinhardkahl.de

DIE WELT Das krumme Holz

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Mittwoch, 25. August 2010

Forum
biologischen Gedächtnis, sondern im kulturellen Gedächtnis gespeichert sind und deshalb in Schulen geübt werden, müssen allerdings noch viel individueller gelernt werden als das Laufen und Sprechen. Es gibt viele Wege. Vor allem hat Peter ein anderes Tempo als Gabi. Außerdem ist auch das Tempo von Peter und Gabi jeweils nicht gleichmäßig. Auf Phasen der Verlangsamung folgen unerwartete Beschleunigungen und manchmal sogar Sprünge. Lernen ist ein diskontinuierlicher Vorgang. Für den Gleichschritt einer Kolonne ist es nicht geeignet, denn es geht immer darum, etwas zu üben und sich zu üben. Ständig arbeitet der Übende auch am Verhältnis zu sich selbst. Lernen ist keine Schnellbelichtung von Gehirnzellen, es ist kein passiver Kopiervorgang, Lernen ist vielmehr eine kontinuierliche Gestaltung und Selbstgestaltung. ,,Bei der Geburt sind zwar so gut wie alle Nervenzellen vorhanden", weiß der Neurobiologe Wolf Singer, ,,aber die allermeisten sind noch nicht miteinander verbunden, vor allem in der Großhirnrinde nicht. Dann wachsen Verbindungen aus, zwar nach einem genetischen Plan, aber die endgültige Festlegung verläuft in einem Prozess von Versuch und Irrtum. Da entscheidet sich, wer bleibt und wer geht. Etwa 30 Prozent der einmal angelegten Verbindungen verschwinden wieder, sie werden eingeschmolzen." Entscheidend dafür, was bleibt, unterstreicht Singer, ist die Aktivität. ,,Zellen, die häufig gleichzeitig aktiv sind, haben die Tendenz, ihre Verbindung zu erhalten. Was gebraucht wird, bleibt erhalten, und es wird vernichtet, was als Möglichkeit vorhanden gewesen wäre, aber keine Verwendung fand."

NDR Der Kollateralnutzen: Bildung kultivieren

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NDR Kultur 8.8.2010
GEDANKEN ZUR ZEIT Der Kollateralnutzen
Über die Kultivierung der Bildung

mdr Interview zum Scheitern der Hamburger Schulreform


Interview mit Reinhard Kahl zur Volksabstimmung über die Hamburger Schulreform (Primarschule)

http://www.mdr.de/mdr-figaro/7501472.html

Radio Bremen Gesprächszeit zur HH Schulreform


Am 19. Juli Radio Bremen / Nordwestradio eine Stunde "Gesprächszeit" zur Hamburger Schulreform

http://www.podcast.de/episode/1680470/Reinhard_Kahl

DIe WELT Längeres gemeinsames Lernen

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Freitag, 16. Juli 2010

Das Sein und das Nichts
In dem alten deutschen Spielfilm ,,Das Spukschloss im Spessart" rühren die Schlossgespenster einen Zaubertrank aus obskuren Zutaten an und singen dabei ein Lied mit dem schönen Refrain: ,,Die Hauptsache ist der Effekt!" Um den Effekt der Homöopathie und darüber, ob Krankenkassen dafür bezahlen sollen, stritten sich diese Woche auch Politiker. Im 21. Jahrhundert diskutieren Parlamentarier ernsthaft über Wunderkräfte in Zuckerkügelchen. Was kommt als nächstes? Eine parlamentarische Anfrage zum Horoskop der Kanzlerin? Aurafotografie in den neuen Personalausweisen? Wir sind auf alles gefasst. Die Zahl der Homöopathie-Gläubigen steigt unentwegt. Schon über die Hälfte der Deutschen schluckt Kügelchen. Homöopathie ist ein Milliardenmarkt geworden. In Großstädten schreiben Apotheken ,,Allopathie" auf ihr Ladenschild, wenn sie nicht nur Kügelchen, I Wer zum sondern auch Medikamente Heilen keinen verkaufen. ,,AlloWirkstoff pathie" ist der braucht, braucht abfällig gemeinte Ausdruck der zum Diskutieren Homöopathen für wissenschaftauch keine liche Medizin. Information ,,Die Hauptsache ist der Effekt", argumentieren die, die befürworten, dass gesetzliche Krankenversicherungen die Behandlung mit Kügelchen erstatten. Ein Effekt ­ das ist unbestritten ­ stellt sich gelegentlich ein, wenn man Menschen mit Hokuspokus verwirrt. Empfängliche Seelen brauchen solchen Ansporn, um die Selbstheilungskräfte zu mobilisieren. Diesen Placeboeffekt machen sich auch verantwortungsvolle Ärzte zunutze. Doch es ist ein Unterschied, ob man den Placeboeffekt bewusst benutzt, um zu heilen, oder ob man die Wissenschaft durch Magie ersetzen will. Wer das zulässt oder fördert, schadet kranken Menschen. Deshalb hat der SPD-Parlamentarier Karl Lauterbach recht, wenn er sagt, dass die Krankenkassen die Homöopathie ,,adelt", wenn sie sie bezahlt. Denn viele Patienten glauben, dass die Kassen nur erstatten, was nachweislich hilft. Deshalb sollte Pseudo-Medizin nicht übernommen werden. Die Kassen haben sich aber offenbar von dem Gedanken längst verabschiedet, dass sie den Patienten zu bestmöglicher Behandlung verhelfen sollen. Sie fühlen sich nur noch für Kostensenkung zuständig und argumentieren, dass die Zuckerkügelchen viel billiger sind als Medikamente. Unterstützt werden sie dabei von den Grünen. Deren Fraktionschefin Künast sagte: ,,Die pauschale Kritik an der Homöopathie verkennt, dass selbst die Schulmedizin in vielen Fällen auf die industrielle Nachahmung von Heilmitteln zurückgreift, die es in der Natur kostenlos gibt." Offenbar ist Frau Künast der Unterschied zwischen Arzneien aus Naturstoffen und Homöopathie unbekannt. Die einen enthalten Pflanzenextrakte, die anderen nichts als Zucker. Aber irgendwie konsequent: Wenn man zum Heilen keinen Wirkstoff braucht, braucht man zum Diskutieren auch keine Information.

PS 7/8 Es geht!

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Es ist eine kleine Schule für 200 Kinder und Jugendliche. Elf Lehrer unterrichten sie, vom Erstklässler bis zum Abiturienten. Zu Hause sind es brave Schüler, Schulverweigerer oder Überflieger. Sie sind Grundschüler, Realschüler, Hauptschüler, Berufsschüler und Gymnasiasten. In Oberjoch gehen sie in gemeinsame Klassen. Die Klassen sind auch vom Alter her gemischt. Eine Schule, wie sie in Deutschland nicht für möglich gehalten wird, oder zumindest für hoffnungslos ineffektiv. Die Sophie-SchollSchule in Oberjoch bekam am 9. Juni aus der Hand der Bundeskanzlerin den Hauptpreis des Deutschen Schulpreises.

Stattdessen steht da zum Beispiel »Bin ich vielleicht der Arzt?«

In dem höchsten Bergdorf in Deutschland liegt eine Rehaklinik, in der Kinder mit Herz- und Lungenleiden behandelt werden. Während der Kur besuchen sie die zum Krankenhaus gehörende SophieScholl-Schule. Das dauert gewöhnlich vier bis acht Wochen. Außerdem gibt es eine Handvoll sogenannter Langzeitschüler. Das hört sich nicht besonders spektakulär an. Man muss genau hin gucken. Jeden zweiten Donnerstag kommen die Neuen, um ihre Kur anzutreten. Die von der Heimatschule präparierten Ranzen und Rücksäcke werden im Flur vor dem Lehrerzimmer abgestellt. Darin sind Berichte über die Schüler und über den aktuellen Stoff, Hefte und Schulbücher. Übers Wochenende wird das alles von einem Lehrerteam studiert. Für jeden Schüler wird ein Wochenplan erstellt. Dabei haben die Pädagogen ein Verfahren entwickelt, wodurch die jeweiligen Klassenlehrer möglichst nicht erfahren, von welcher Schulart die Neuen kommen. Aber über die Schüler, über die Person, wollen sie möglichst viel wissen. Dabei sind die Lehrer der SophieScholl-Schule immer wieder überrascht, wie wenig die Kollegen der Heimatschulen die häufig seit Jahren von ihnen unterrichteten Schüler kennen. Manche Spalte auf dem von der Sophie-Scholl-Schule verschickten Fragebogen bleibt leer. So gibt es selten Auskunft über das Hörvermögen und dessen eventuelle Beeinträchtigungen.


NDR Kultur Interview zum Bildungsgipfel

Interview zum Bildungsgipfel

Nachhören hier:

http://www.ndrkultur.de/media/audio36844.html

ZEIT online Abschied von der Anstalt

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SCHULE
DEUTSCHER SCHULPREIS 2010

Abschied von der Anstalt
Sieben Schulen erhielten heute von Angela Merkel den Deutschen Schulpreis. Deren mutige pädagogische Praxis könnte die Richtung vorgeben für den Bildungsgipfel am Donnerstag.
VON ReinhardKahl | 09. Juni 2010 - 16:14 Uhr
© Theodor Barth/Robert Bosch Stiftung

Schüler in der Siegerschule, der Sophie Scholl Schule, während eines Kuraufenthaltes. Auch die anderen Preisträger sind eigenwillige Wege gegangen

Eigenwillige Geschichten haben die mit dem Schulpreis geehrten Schulen alle. Die Schule in Templin, der Heimatstadt von Angela Merkel, zum Beispiel, war noch vor ein paar Jahren eine Sonderschule für geistig Behinderte. Dann hat sie sich auch für nicht behinderte Kinder geöffnet; sie ist beliebt und erfolgreich damit. Das Firstwald Gymnasium in Baden-Württemberg, ebenfalls in evangelischer Trägerschaft, erweiterte sich um eine Grundschule, deren Pädagogik die höhere Schule nun inspiriert und voran bringt. Eine staatliche Realschule in Bayern bringt körperliche Bewegung in den Alltag und untersucht zusammen mit Neurobiologen, wie Bewegung den Leistungen und der Freude am Lernen bekommt. Und dann die Sophie-Scholl-Schule in Oberjoch in den Kalkalpen . "Sie hat bei unserem Peter ein Wunder vollbracht", sagte Dagmar Loesing, Peters Mutter, heute in Berlin, nachdem diese Schule aus der Hand von Angela Merkel den mit 100.000 Euro dotierten Hauptpreis erhalten hatte. Sieben Schulen wurden von der Bundeskanzlerin mit dem deutschen Schulpreis ausgezeichnet. Zum vierten Mal wurde er vergeben. Gestiftet haben ihn die Robert Bosch Stiftung und deren kleine Schwester, die Heidehof Stiftung, die von Robert Boschs Kindern ins Leben gerufen wurde. In der Jury sitzen Erziehungswissenschaftler, darunter der Deutsche Pisa Chef, reformerische Pädagogen, aber auch der Generalsekretär der Kultusministerkonferenz.

DIE ZEIT Schulpreis Preisträger

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SCHULE
DEUTSCHER SCHULPREIS 2010

Ganz oben
Den Deutschen Schulpreis erhält in diesem Jahr die Klinikschule in Oberjoch, weil sie jedes Kind so nimmt, wie es ist
VON Reinhard

Kahl | 10. Juni 2010 - 08:00 Uhr
© Theodor Barth/Robert Bosch Stiftung

Hier blühen schulmüde Kinder wieder auf: Die Sophie-Scholl-Schule mitten in den Alpen

Frau Loesing will jetzt eine Schule gründen, in Ostfriesland. Dort betreibt ihre Familie einen Hof mit 120 Kühen und genauso vielen Schafen. Die vergangenen Jahre musste sie die Landwirtschaft in Pogum an der Ems dem Ehemann und den Schwiegereltern überlassen. Sie selbst hatte ihren Sohn zu einer Schule am anderen Ende der Republik begleitet, nach Oberjoch, dem höchsten Bergdorf Deutschlands. 1200 Meter über dem Meeresspiegel liegt hier eine Rehaklinik, in der Kinder mit Herz- und Lungenleiden behandelt werden. Während der Kur besuchen sie die zum Krankenhaus gehörende SophieScholl-Schule. Gewöhnlich vier bis acht Wochen dauern Behandlung und Schulbesuch. Außerdem gibt es eine Handvoll sogenannter Langzeitschüler. Das hört sich nicht besonders spektakulär an. Aber ihrem Sohn Peter, der jetzt elf ist, habe der Aufenthalt das Leben gerettet, sagt Dagmar Loesing ­ und zwar in der Schule, nicht im Krankenhaus. Das sei ein Wunder. Und weil dort in kurzer Zeit auch andere Kinder aufblühen und große Erfolge beim Lernen erzielen, beschloss die Jury des Deutschen Schulpreises, in diesem Jahr ihren Hauptpreis an die Sophie-Scholl-Schule zu vergeben. Es ist eine kleine Schule für 200 Kinder und Jugendliche aus allen 16 Bundesländern. Elf Lehrer unterrichten sie, vom Erstklässler bis zum Abiturienten. In Oberjoch gehen sie in gemeinsame Klassen. Hier ist für sie fast alles anders. Eine Schule, wie sie von den meisten Menschen in Deutschland nicht für möglich gehalten wird oder zumindest für hoffnungslos ineffektiv. »Doch es geht«, sagt Jury-Mitglied Michael Schratz. »Wie gut gemeinsamer

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PS 6 Haltungen

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»Dass sie alle von Mutterleibe an voll böser Lust und Neigung sind ... alle verdammt, so sie nicht durch das Evangelium neu geboren werden.« Man muss diesen Satz zweimal lesen. Aber so steht er tatsächlich in der 1530 von Philipp Melanchthon verfassten Augsburger Konfession, dem großen Text der Reformation. Darin erfährt man, »dass wir Vergebung der Sünden vor Gott nicht erlangen mögen durch Verdienst,« denn der Mensch ist sündig durch und durch. Und immer wieder dieser Refrain: Du musst Dich erst aufgeben, um angenommen zu werden. Du musst auf deinen bösen Kern verzichten, damit die Erlösung, von außen kommend, in deiner »angeborenen Seuche und Erbsünde« ihren Platz findet.

DIE ZEIT Hartmut von Hentig muss reden

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ZEITGESCHEHEN
REFORMPÄDAGOGIK UND MISSBRAUCH

Hartmut von Hentig muss reden
Und die, die ihm zugejubelt haben, auch ­ etwa Bildungsministerin Annette Schavan
VON Reinhard

Kahl | 22. April 2010 - 08:00 Uhr
© dpa/Boris Roessler

Gegen elf ehemalige Lehrer der Odenwaldschule wird mittlerweile ermittelt

PS 5 Der blinde Seher

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Am 26. Januar dieses Jahres war Jubel im »Weißen Saal« des Stuttgarter »Neuen Schlosses«. Kultusminister Helmut Rau hatte Hartmut von Hentig zu einem Vortrag eingeladen, den dieser auf der Einladungskarte als seinen »letzten pädagogischen Vortrag« angekündigt hatte. Das Thema hieß: »Das Ethos der Erziehung. Was ist an ihr elementar.« Hartmut von Hentig wurde gefeiert. An diesem Abend, wie so oft, dort und anderswo, mehrfach in diesem Ministerium, dessen frühere Kultusministerin Annette Schavan den Hentig so gerne zitierte, wie es ihre Gegenspieler taten, die sich Schule ganz anders vorstellen. Während ich diesen Text schreibe, es ist Gründonnerstag, kommt mir dieser 26. Januar wie Palmsonntag vor.

NDR Kultur „Ich sehe was…

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NDR Kultur / Gedanken zur Zeit 11.4.2010

Ich sehe was, was Du nicht siehst

PS 4 Schulfrieden?

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Bremen hat zuerst den Schulfrieden ausgerufen. Zehn Jahre, darauf haben sich die Fraktionen in der Bürgerschaft vor einem Jahr geeinigt, wollen sie nicht am nun zweigliedrigen System von Oberschule und Gymnasium rütteln. Auch in Hamburg hat jetzt eine supergroße Koalition das Bildungskriegsbeil für ein Jahrzehnt begraben. CDU, Grüne, Linke und Sozialdemokaten haben sich nach einem irritierenden Hin und Her auf die sechsjährige Primarschule geeinigt, an die sich ebenfalls ein zweigliedriges System aus Gymnasium und Stadtteilschule anschließen soll. Diesem Pakt stehen allerdings 184.000 Unterschriften für ein Volksbegehren gegenüber, das die Primarschule verhindern soll. Im Juli wird es zum Volksentscheid kommen. Waffenstillstand im Rathaus, aber Bürgerkrieg in der Stadt, ist das Schulfrieden?

DRadio Kultur heute zum 100. Philo Café

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dradio.de
31.03.2010 · 17:35 Uhr

Begeisterung, Fehler machen, Denken
Das 100. philosophische Café im Hamburger Literaturhaus
Von Elske Brault
Unter dem Titel "Begeisterung, Fehler machen, Denken" haben sich zum 100. Mal begeisterte Denker zum Philosophischen Café im Hamburger Literaturhaus getroffen. Vor elf Jahren hatte der Hamburger Journalist, Autor und Regisseur Reinhard Kahl das Café als neue Form der Salonkultur ins Leben gerufen. "Die Voraussetzung für ein gutes Gespräch ist, einen Kontext zu schaffen, in dem vielleicht andere Facetten oder neue Facetten an Worten, an Gedanken sichtbar werden. Das Schlimmste ist, wenn Gesprächspartner sich nicht zum Gespräch verleiten lassen, sondern stur von der Festplatte runterladen." Reinhard Kahl, Anfang 60, mit wild abstehendem grauen Haar und weichen Gesichtszügen, hat einst Philosophie studiert, beschäftigt sich jedoch sonst vor allem mit dem Thema Bildung. Er sieht da einen Zusammenhang: "Weil das, was an der Bildung eigentlich doch letztlich das Thema hinter dem Thema immer ist, ist auch die Frage: Wie wollen wir leben? Woher kommt unsere Kultur? Was wollen wir eigentlich? Wo stehen wir jetzt?" Das Besondere im Philosophischen Café: Hier dozieren die Denker nicht von einem Podium hinab, sondern sitzen mitten im Raum, umringt von 150 Besuchern.

PS 3 Individualisierung?

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Was »Chancengleichheit« für die Bildungsreform der 60er und 70er Jahre war, ist in der Nach-Pisa-Zeit mehr und mehr die »Individualisierung« geworden. Sie ist drauf und dran zur Formel für neues Lernen zu werden. Dass jeder Mensch anders lernt, ist ja eigentlich eine Selbstverständlichkeit und dennoch eine lang vernachlässigte und für viele ­ gerade auch Pädagogen ­ neue Erkenntnis. Lernen in der Schule wurde als die passive Seite von Belehrung verstanden, nicht als konstruktive Leistung aktiver Individuen, von denen keines wie ein anderes tickt. Man sah Menschen, sobald sie eingeschult werden, als leere Fässer, die zu füllen sind, und nicht als lauter besonders geschliffene Prismen, in denen sich die Weltstrahlen anders brechen. Wie all die Großworte nährt sich allerdings auch »Individualisierung« von einer Verneinung.

rückblick Körberforum mit Sloterdijk über Üben

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15.02.2010: Körber-Stiftung (Druckversion)

18.02.10 12:23

Körber-Stiftung // KörberForum // Rückblicke // 2010

Rückblicke 2010
Die Wiederentdeckung des Übens 15. Februar 2010 Es sei der österreichische Pianist und Komponist Artur Schnabel gewesen, begann Reinhard Kahl sein Gespräch mit Peter Sloterdijk, der einmal gefordert habe, gegenüber Kindern v.l. Reinhard Kahl, Peter Sloterdijk doch ganz auf das Wort »Üben« zu verzichten. Zu sehr sei mit (Foto: Jann Wilken) diesem Begriff bis in die fünfziger Jahre ein drillhaftes Lernen verbunden gewesen. Inzwischen liege das »Üben« jedoch wieder »in der Luft«, meinte Kahl, diesmal aber als emphatischer Inbegriff dessen, was Menschen und nur Menschen alles können. Sloterdijk gelang es anschließend, in einem kursorischen Rückblick auf die neuere und ältere Geschichte, mit seiner Antwort zunächst die pädagogischen Wurzeln früher Bildungssysteme frei zu legen. Noch immer müsse das psychohistorische Erbe jener größten Bio-Katastrophe, die die mittelalterliche Menschheit mit der Pest erlebt habe, kompensiert werden, so Sloterdijk. Bis zu zwei Fünfteln der europäischen Bevölkerung sei ihr damals zum Opfer gefallen. Die anschließende Frage, wie sich staatliche Identität und Macht überhaupt definiere, sei bald mit der Erkenntnis beantwortet worden, dass Macht der Reichtum an Bevölkerung sei. Der Körper der Frau sei deshalb gewissermaßen zu staatlichem Territorium und Fortpflanzung zur ersten Bürgerpflicht erklärt worden. Der Hintergrund der modernen Pädagogik sei der Versuch gewesen, aus dieser staatlich verordneten Überproduktion von Menschen »nützliche Mitglieder der menschlichen Gesellschaft« zu machen.

ZEIT online HH Angst vor Individualisierung

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SCHULE
SCHULSTREIT

Angst vor der Individualität in Hamburg
Hamburg hat jetzt die Wahl: Entweder werden im Schulstreit weiter Ressentiments geschürt oder es beginnt eine ehrliche Debatte über die Zukunft des Lernens.
VON Reinhard

Kahl | 11. Februar 2010 - 18:26 Uhr
© Ronald Wittek/dpa

Länger gemeinsam lernen - Kindern tut das gut, sagen die Reformbefürworter in Hamburg

Immerhin: Die Qual endloser Verhandlungen hat in Hamburg nun ein Ende. Sechs zähe Sitzungen lang stritten sich der schwarz-grüne Senat und die Initiative Wir wollen lernen über die Einführung der sechsjährigen Primarschule ­ ohne Ergebnis. Jetzt soll ein Volksentscheid Klarheit bringen. Der Hamburger "Schulkrieg" ist damit noch lange nicht beigelegt. Er könnte sich sogar ausweiten bis nach Nordrhein-Westfalen, wo die SPD und auch Grüne und Linke bei der Landtagswahl am 9. Mai für längeres gemeinsames Lernen antreten. Auch in Hamburg dürfte bis zum Volksentscheid weiter gestritten werden ­ zu viele haben ein Interesse daran, dass sich die Gemüter in dieser Sache nicht beruhigen. Man findet sie kaum auf der Seite des schwarz-grünen Senats, der um des Schulfriedens willen, zu vielen Zugeständnissen breit war. Anders sieht es bei der Führung der Reformgegner aus. Sie hatten bisher erfolgreich Ressentiments gestreut und Ängste verbreitet, und es sieht so aus, als wollten sie dieses Spiel weiterspielen. Auch, weil sie dafür gesellschaftlichen Rückenwind haben. Denn der Angstpegel steigt. Diese Woche wurde eine Forsa-Umfrage veröffentlicht, wonach 61 Prozent der Befragten angaben, sie hätten große Angst, dass Kinder in Deutschland keine gute Ausbildung erhalten. Diese Angst ist größer als die vor steigender Arbeitslosigkeit

PS 2 Der Kuhhandel

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Vermutlich wissen Sie beim Lesen dieser Kolumne mehr über den Ausgang des Hamburger Schulkrieges als der Autor beim Schreiben. Eines allerdings ist sicher: Es wird ein Kuhhandel sein. Und damit wäre man wieder dort angekommen, wo die ganze Sache vor zwei Jahren begann. Die Grünen und die CDU erfanden in den Koalitionsverhandlungen kurzerhand die sechsjährige Primarschule. Mit dem Spruch »Neun macht klug« waren die Grünen in den Wahlkampf gezogen. Ihr Ziel war mit Blick auf ein rot-grünes Bündnis eine »Schule für alle« nach skandinavischem Vorbild. Die CDU hingegen hatte seit 50 Jahren eigentlich nur das eine bildungspolitische Credo: Das heilige Gymnasium ist tabu.

ZEIT online Bildung wirkt langsam OECD Studie

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SCHULE
OECD-STUDIE BILDUNGSRENDITE

Bildung wirkt langsam, aber mächtig
Nur 25 Punkte mehr in den PISA-Studien brächten der nächsten Generation in Deutschland 5000 Milliarden Euro ein. Das errechnet eine heute in Paris vorgestellte OECD-Studie.
VON Reinhard Kahl | 25. Januar 2010 - 15:35 Uhr

Erfolge in der Schule lohnen sich. Die neue OECD-Studie rechnet aus, wie viel Geld man gewinnt, wenn unsere Kinder schon früh gefördert werden

ZEIT online Bildungspolitik als Kuhhandel

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Schulreformen in Hamburg: Bildungspolitik als Kuhhandel | Gesellschaft | ZEIT ONLINE

23.01.10 17:37

SCHULE
SCHULREFORMEN IN HAMBURG

Bildungspolitik als Kuhhandel
Reinhard Kahl 23.1.2010 - 12:53 Uhr
© Philipp Guelland/ ddp

Der Gegner der geplanten Hamburger Schulreform Walter Scheuerl ist Mitinitiator des Volksbegehrens "Wir wollen lernen!". Am Freitag traf er sich mit der schwarz-grünen Hamburger Regierung

Ein Volksentscheid kann in Hamburg nur noch vermieden werden, wenn sich die Landesregierung, der Senat, und die Initiative mit dem Namen "Wir wollen lernen" einigen. Nun haben die Kontrahenten am Freitag eine Entscheidung wieder vertagt. Aber auch wenn sie demnächst aufeinander zugehen, wäre die Bildungspolitik wieder bei dem Kuhhandel angekommen, mit dem Schwarz-Grün vor fast zwei Jahren begann. Die Grünen und die CDU erfanden im Frühjahr 2008 in den Koalitionsverhandlungen kurzerhand die sechsjährige Primarschule. Mit dem Spruch "Neun macht klug" waren die Grünen in den Wahlkampf gezogen. Ihr Ziel war mit Blick auf ein rot-grünes Bündnis eine neunjährige "Schule für alle" nach

http://www.zeit.de/gesellschaft/schule/2010-01/schulreformstreit-hamburg?page=all&print=true Seite 1 von 4

PS Nieder mit Prokrustes

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In den Mythen der griechischen Antike gibt es einen furchtbaren Gastwirt. Prokrustes. Der hat in seiner Herberge nur einen Typ von Bett. Gäste, die dafür zu klein sind, werden gedehnt. Und wer zu groß ist, der wird gestaucht oder ihm werden die Füße abgeschnitten. Froh kann sein, wem nicht am Kopf gesägt wird. An das Prokrustesbett erinnern mehr und mehr unsere Hochschulen. Die G8-Gymnasien schließen auf. Der jüngste Streik der Studenten und das Grummeln bei den Schülern sind ein Aufschrei. Prokrustesbetten schmerzen. Die Unruhe ist diesmal existentieller als bei früherem Protest. Bildung ist nun mal das Allerindividuellste, was Menschen mit sich anfangen können. Und sie ist zugleich das Allersozialste, denn über das Wissen und mehr noch über die je eigene Art und Weise damit umzugehen, nimmt man an der Welt teil, wird Akteur, schöpferisch und produktiv, kann sich verständigen. Aber für die Weltlust schwindet die Resonanz und in Veranstaltungen von Prokrustes hat das Individuelle, dieses »I did it my way«, kaum eine Chance. So fühlen sich viele Studierende wie Findelkinder auf dem Bahnhof.

NDR Kultur Interview zum Bildungsgipfel

http://www.ndrkultur.de/media/audio23308.html

PS 12 Neue Schule Wolfsburg

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In einem Film über das Volkswagenwerk aus den 50er Jahren sieht man riesige Antriebsräder, mächtige Hebel und dazwischen winzige Menschen. Wie Ameisen bauen sie Teile des VWKäfers mit ihren Punktschweißern zusammen. Die Arbeiter sind die beweglichsten Teile der großen Maschine. Die Stadt Wolfsburg ist in diesem Film ein Zubringer und gewissermaßen die Raststätte des Werks. Dazu gehört auch eine saubere Neubauschule, in der man Kinder in Reih und Glied sitzen sieht, so verwechselbar und stumm wie die Arbeiter im Werk. Wer heute, 50 Jahre später, durch die Fabrik geht, sieht nur noch wenige Menschen am Fließband. Einfache, sich wiederholende Arbeiten wurden weitgehend von Robotern übernommen. Menschliche Arbeit besteht darin, die Megamaschine zu konstruieren, zu bauen und zu warten.

MDR Das Prokrustesbett Wogegen Studenten streiken

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Reinhard Kahl: Wogegen die Studenten streiken | MDR.DE

20.11.09 19:05

MDR FIGARO | Kolumne | 20.11.2009 | 17:10 Uhr

Das Prokrustesbett - wogegen die Studenten streiken
von Reinhard Kahl In den Mythen der griechischen Antike gibt es einen furchtbaren Gastwirt. Prokrustes. Der hat in seiner Herberge. nur einen Typ von Bett. Gäste, die dafür zu klein sind, werden gedehnt. Und wer zu groß ist, dem werden die Füße abgeschnitten und er kann froh sein, dass nicht am Kopf gesägt wurde.

ZEIT online 43 Bildungsstreik

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Bildungsstreik: Wie man Studenten apathisch macht | Studium | ZEIT ONLINE

17.11.09 14:40

HOCHSCHULE
BILDUNGSSTREIK

Reinhard Kahl 17.11.2009 - 13:17 Uhr
© Timur Emek/ ddp

"Besetzt". Dieses Banner hängt hängt an der Humboldt-Universität in Berlin. Wird auch dieser Streik wieder verpuffen?

Das Physikum in der Zahnmedizin hatten in Regensburg drei Studenten zu viel bestanden. Zu gute Leistungen. Nun fehlten Plätze im klinischen Teil des Studiums. Aber die Studierenden sollten sich mal keine Gedanken machen, wurde ihnen gesagt. Als sie dann am ersten Tag des Wintersemesters morgens früh angetreten waren, in den weißen Hosen und Kitteln, die sie von der Uni bekommen hatten, bemerkte der Professor im Nebensatz, dass ja wohl erst noch drei ausgelost werden müssten. Er begann trotzdem schon mal mit seiner Einführung. "Dann kam der Herr vom Dekanat mit einer Schachtel voller Lose", notierte die Studentin Anja Spitzer, "jeder wurden aufgerufen und musste ein Los ziehen". Nachdem die drei, die den Kürzeren gezogen hatten, fest standen, "wurde mit der Vorlesung begonnen".
http://www.zeit.de/gesellschaft/generationen/2009-11/bildungsstreik-zivilisation?page=all&print=true

PS 11 VW Schule 1

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Ferdinand Piëch, in dem angeblich nicht Blut, sondern Benzin zirkuliert, winkt freudig und entspannt den Kindern zu. Die haben gerade so schön gesungen, »Ich bin ich und du bist du und das soll so bleiben, genauso wie wir sind, mögen wir uns leiden«. Wann er zuletzt wohl solche Freude an neuen Prototypen hatte? Versteht der Ingenieur und Milliardär überhaupt, dass diese Kinder nicht mehr wie Generationen vor ihnen in der Schule standardisiert werden sollen? Die von VW gegründete »Neue Schule Wolfsburg«, wurde Ende September mit einem Festakt offiziell eröffnet. Sie soll mit dem Slogan von der »Individualisierung« des Lernens tatsächlich ernst machen.

DIE ZEIT VW schenkt eine Schule

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SCHULE
INTEGRIERTE GESAMTSCHULE

20 Kinder pro Klasse + Einzelunterricht
Der VW-Konzern spendiert Wolfsburg eine integrierte Gesamtschule.
VON

Reinhard Kahl 26.10.2009 - 16:24 Uhr

»Ich bin ich, und du bist du«, singen die Erstklässler, »und das soll so bleiben.« 700 Menschen sind in die Kongresshalle Wolfsburg gekommen. VW schenkt der Stadt zu ihrem 70. Geburtstag die Neue Schule Wolfsburg. »In der Neuen Schule sollen Kinder nicht das Fragen verlernen«, sagt Horst Neumann, im VW-Vorstand für Personal zuständig, »der Forschergeist der Kinder soll erhalten bleiben.« Manch einer reibt sich die Augen. Warum will VW eine reformpädagogische Schule und lässt sich das Millionen kosten? Kurz vor den Herbstferien wurde die Gründung gefeiert. Der Unterricht hat bereits nach den Sommerferien begonnen. Bei der Feier in der ersten Reihe der mächtige Ferdinand Piëch und der vollständige VW-Vorstand nebst Betriebsrat und der CDU-Kultusministerin Elisabeth HeisterNeumann.

Schule träumen Theater Freiburg

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VON EINER RESSOURCEN VERNICHTENDEN ZU EINER POTENTIALE ERMÖGLICHENDEN GESELLSCHAFT.
SCHULE TRÄUMEN
»Es wird Zeit, Bildung neu zu denken. Oder sie überhaupt wieder zu denken. Welcher Ort wäre dafür besser geeignet als das Theater?« schreibt Reinhard Kahl, Journalist, Filmemacher und Begründer des Netzwerkes »Archiv der Zukunft«. Im Rahmen der Baden-Württembergischen Theatertage versammelten sich im Theater Freiburg am 20. und 21. Juni 2009 rund 2.000 Menschen zu den Aktionstagen »Schule träumen im Theater«.

Paderborn Vortrag

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Die Bulimie des Lernens
Neues Forum an der Universität für Lehrer der Klassenstufen 5 bis 10 VON HANS-HERMANN IGGES

01.10.2009

Paderborn. "Kinder sind keine Fässer, die gefüllt, sondern Flammen, die entzündet werden sollen." Das berühmte Wort des französischen Schriftstellers Francois Rabelais aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts ist auch die Maxime von Reinhard Kahl. Der profilierte Journalist und TV-Autor mit Schwerpunkt Bildung und Schule war gestern Star-Gast des "1. Paderborner Sek-1-Tages". Rund 420 Lehrerinnen und Lehrer der Klassenstufen 5 bis 10 aus ganz Ostwestfalen fanden sich dazu auf Einladung des Zentrums für Bildungsforschung und Lehrerbildung (Plaz) im Auditorium Maximum der Universität ein. Geboten wurden neben dem Vortrag von Kahl drei Dutzend Workshops, allesamt zu aktuellen

PS 10 Schönheit Das Geheimnis der guten Schule

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Nach der Auswertung landesweiter Vergleichsarbeiten in Brandenburg wird Ulrike Kegler, die Leiterin der staatlichen Montessori-Oberschule in Potsdam, zum Schulrat bestellt. Mit weichen Knien macht sie sich auf den Weg. Plötzlich überkommen sie Zweifel an vielem, was sie die vergangenen Jahre begonnen hat. Weniger belehren. Mehr Gelegenheiten zum Lernen schaffen. Mindestens so wichtig wie das zu vermittelnde Wissen sollte eine gute, einladende Atmosphäre nach skandinavischem Vorbild sein. Nun fragt sie sich, ob so eine Schule, die Schülern und Lehrern weniger gegen den Strich geht, vielleicht doch Einbußen bei den Leistungen hinnehmen muss?

ZEIT online Kann denn Schule schön sein?

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Kann denn Schule schön sein?
Deutschland muss mehr in Bildung investieren. Die Schulleiterin Ulrike Kegler hat ein Buch darüber geschrieben, wie erfolgreich eine Schule wird, wenn sie schön ist

Die OECD, die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung bestätigt in ihrer jährlichen Bilanz Bildung auf einen Blick erneut die deutsche Schieflage. Deutschland knausert. Der Anteil aller privaten und staatlichen Ausgaben des Bruttosozialprodukts ist für die Bildung mit 4,8 Prozent gering und wird nur noch von vier Ländern wie der Türkei und der Slowakei unterboten. Schlecht sieht auch die Quote der Studienanfänger und Absolventen der Hochschulen aus. Dabei zeigen die Zahlen abermals, dass sich keine Investition so auszahlt wie Geld für die öffentliche Bildung: Denn eine höhere Bildung verspricht hohe Renditen für den Einzelnen und für die Volkswirtschaft. Die bereits vergangene Woche veröffentlichte OECD-Kinderstudie zeigte, wie sehr unser Land, allen Sonntagsreden über die Bedeutung der Bildung zum Trotz, ihren Einrichtungen misstraut. 40 Prozent aller staatlichen Aufwendungen für Kinder gehen hierzulande an die Eltern. Bei den erfolgreichen und kinderfreundlicheren Ländern Skandinaviens werden nur 20 Prozent auf die Familienkonten geleitet. Das meiste Geld bekommen dort die Kindergärten, Horte und Schulen sowie Freizeitstätten. Die schöne Architektur der Bildungshäuser gehört zu den ersten und bleibenden Eindrücken in diesen Ländern. Die Finnen sagen stolz: Unsere besten Architekten bauen Schulen. Die Atmosphäre ist ihnen ebenso wichtig wie der Lehrplan. Wenn Deutsche eine geschmackvoll ausgestattet dänische Schule betreten, dann gucken sie sich zuweilen irritiert an, als wollten sie sagen, ist das nicht ein bisschen übertrieben? Nein, ist es nicht. Das zeigt in ihrem gerade erschienen Buch* Ulrike Kegler, die Leiterin der staatlichen Montessori-Oberschule in Potsdam. Sie hat ihre Schule nach skandinavischen Vorbildern umgebaut. Nach der Auswertung landesweiter Vergleichsarbeiten in Brandenburg wurde sie zum Schulrat bestellt. Mit weichen Knien machte sie sich auf den Weg. Plötzlich überkamen sie Zweifel an all dem, was sie die vergangenen Jahre begonnen hatte. Denn sie fragte sich, ob so eine Schule, vielleicht doch Einbußen in den Leistungen hinnehmen musste? Einen Moment lang dachte sie also wieder so wie viele Menschen in Deutschland. Entweder Freude oder Leistung. Schule ist doch nicht dazu da, Spaß zu machen. "Ihre Schule ist Spitze", begrüßte sie der Schulrat. ,,Verraten Sie uns bitte Ihr Geheimnis!" Die Antwort: Die Schule muss schön sein, ein Lebensraum. Es kommt

Die kleinen Fehler sind die besten!

Die kleinen Fehler sind die besten!

Der deutsche Bildungsjournalist Reinhard Kahl wird nicht müde, das Hohelied des Fehlers zu singen. Er setzt sich für eine neue Schule ein, die die Unverwechselbarkeit der Menschen ernst nimmt. Und für Lehrkräfte, die ihre Chancen wahrnehmen, statt über bestehende Begrenzungen zu jammern.
Interview: Christine Haiden, Fotos: Andreas Röbl
 
 
Wir haben in Österreich eine ziemlich heftige Schuldebatte hinter uns …
… das haben die teutonischen Völker so an sich, die führen gerne Bildungskrieg. Das ist der letzte Religionskrieg, der noch geblieben ist, und Religionskriege lieben sie seit ein paar Hundert Jahren. 
 
Aus der Perspektive von Fehlern – werden in einem solchen Konflikt Fehler gemacht?
Da gibt es zwei Antworten. Man könnte sagen, man macht zu viele große Fehler und vermeidet die interessanten Fehler. Die kleinen Fehler sind die, aus denen man lernt. Weil man im Schulbereich eine große Angst hat, Fehler zu machen, etwas auszuprobieren, sich selbst auszuprobieren, führt man lieber Krieg. Was ein bisschen komisch ist.

Reinhard Kahl setzt sich für eine Schule ein, die die Individualität junger Menschen ernst nimmt.
Foto: Hinrich Schultze

 
Der Krieg ist die höchste Eskalationsstufe.
Der Krieg ist die Form, in der man den anderen abspricht, dass sie überhaupt interessant sein können, dass aus ihnen etwas hervorgehen kann. Diese Atmosphäre von Verdächtigung ist gerade im Bildungskrieg so stark. Oft weiß man gar nicht, worum es geht. 
 
Ist das ein systemisches Problem, dass Schule solche Verhaltensweisen hervorruft?
So wie die meisten Schulen noch sind, haben sie eine heimliche Religion. Die ist die der richtigen Lösung. Die Rückseite der richtigen Lösung sind die Fehler, die man nicht machen darf. Die Mentalität der Schule ist nicht, dass es viele Möglichkeiten gibt, sondern viele Unmöglichkeiten. Natürlich ist nicht alles möglich und beliebig. Es gibt aber so viele Möglichkeiten, Mensch zu sein. Sehen wir das als einen Vorteil? Oder messen wir ihn oder sie an einem Ideal, dem keiner standhält? Das ist die Erbsünde der Schule. Dass ein Perfektionsideal herrscht, dem keiner richtig standhält. Am Ende gehen die meisten eher geschwächt als gestärkt heraus. Das ist doch verrückt.
 
Bildung soll Menschen zu Kreativität führen, das wird auch keine Lehrerin, kein Lehrer abstreiten.
Wir kommen als Individuum auf die Welt. Dann gibt es Versuche, die Ecken und Kanten abzuschleifen. Das ist ein solcher Irrsinn. Menschen, denen man den Eigensinn ausgetrieben hat, sollte man dann wieder motivieren? Das klappt nicht. Wenn man Kinder beobachtet, wie sie lernen, sieht man, welchen unglaublichen Antrieb sie haben. Ein Kind lernt pro Tag drei, vier Wörter. Sie lernen den aufrechten Gang, alles ohne Lehrer. Stellen Sie sich einmal vor, man würde das Gehen in der Schule im Sitzen lernen! 
 
Aber wir haben auch ständig die Diskussionen um Leistungsnormierungen und um Standardisierung des Wissens. 
Wenn man dafür ist, dass Verschiedenheit gut ist, dann braucht man so etwas wie Standards, an denen man das misst. Wenn man aber die Standardisierung zum Hauptthema macht, ist das, als ob man Häuser nur mit Statikern, aber ohne Architekten baut. Dann kommen hässliche Häuser raus. Diese Standarddiskussion ist unglaublich angstgetrieben und hat vielleicht auch damit zu tun, dass wir ein schwach ausgebildetes Urteilsvermögen haben. Ein Beispiel: Der Lernforscher Manfred Spitzer macht bei seinen Vorträgen mit Lehrern gerne ein Spiel mit dem Publikum. Er unterbricht, gibt jedem ein DIN-A4-Blatt und sagt, jeder solle nur die wichtigsten Formeln der Mathematik aus der Oberstufe aufschreiben. Das sagt er so, dass keiner lacht. Dann beginnt er zu lachen, weil jeder weiß, dass dafür eine Streichholzschachtel reichen würde. Am nächsten Tag machen die Lehrer trotzdem wieder Unterricht, als würde man all dieses Zeug behalten, als würden noch immer beim Lernen Fässer gefüllt und nicht Elemente verflochten. So entsteht bestenfalls ein Bluffsystem, in dem man für die Prüfung lernt und anschließend nie wieder etwas damit zu tun haben will. 
 
Was heißt das für Standardisierungen?
Das Überprüfen von Standards ist dann gut, wenn man es in großem, auch zeitlichem Abstand zur Schule macht. Das war auch der Sinn von PISA, zu fragen, welche Kompetenzen sie haben, und nicht, welches Wissen. Es geht darum, wie Menschen Handelnde werden und weiterlernen können. 
 
Heftige Debatten gibt es zur Ganztagesschule. Wie können Kinder umfassend lernen, wenn man sie den ganzen Tag in der Schule belässt und nur künstliche Lernumgebungen schafft?
Das funktioniert nicht. Ich denke an eine Schule in Potsdam bei Berlin. Die haben ein völlig verwahrlostes Grundstück der früheren Stasi übernommen und gehen mit den Schülern der 9. und 10. Klasse da wochenlang raus, um zu bauen, daraus einen Bauernhof zu machen. Die Schüler, auch die schulmüden, kommen voller Begeisterung hin. Sie haben unglaubliche Lust, Werkzeuge zu benutzen, wirksam zu sein. Eine gute Schule findet nicht nur im Schulraum statt. Wenn eine Ganztagesschule nur zu einer beschäftigungstherapeutischen Anstalt wird, ist das furchtbar.
 
Viele Lehrer klagen, dass sie unter massivem Druck stehen, dass sie sozusagen in ihrer Arbeitssituation nicht verstanden werden.
Lehrer klagen gerne.
 
Stimmt das, werden sie nicht verstanden?
Ja, aber das sind so Zirkel. Leute, die sich selbst immer als Erstes als Opfer verstehen, sind solche, die selbst kein Opfer bringen wollen. Warum ändern sie denn nichts? Beispiele von guten Schulen sind solche, wo die Lehrer auch eine Schule machen, die sie selbst gut finden, wo sie sich wohlfühlen. Wer entscheidet, ich will mich da eigentlich gar nicht wohlfühlen, aber ich will um ein Uhr raus sein, bei dem stimmt doch etwas nicht. In einer kantonalen Schule in Bürglen in der Schweiz haben Lehrer aus drei Räumen die Wände rausgenommen. Sie haben nun eine Klasse von 60 Schülern und haben drei bis fünf Lehrer drinnen, die arbeiten zusammen. Der Klassenraum wird zu einer Art Lernbüro. Das Erste in der 7. Klasse ist – in der Schweiz gibt es eine sechsklassige Primarschule –, dass die Kinder nach der Sommerpause ihre Arbeitsplätze bauen. Die Lehrer haben auch ihre Arbeitsplätze mit einer kleinen Ampel, mit Grün, Gelb und Rot. Wenn sie ungestört arbeiten wollen, stellen sie die auf Rot, wenn sie bereit sind, etwas zu klären, machen sie Grün und wenn sie gelb ist, muss sich ein Schüler überlegen, ob es wichtig ist. Da kommt etwas von einem Zusammenleben mit Respekt auf, von Interesse. Da gibt es fast keine Disziplinprobleme, die diese Schule vorher hatte.
 
Was halten Sie von der Idee, Lehrer und Lehrerinnen sollten nicht nur eine Schulkarriere haben, sondern einmal irgendwo in einem nicht schulischen Bereich tätig sein und andere Erfahrungen sammeln?
Das finde ich auch. Aber man sollte die Schule auch öffnen für Lehrer, die vielleicht auf einem zweiten Bildungsweg hinkommen. Man sollte aber vor allem versuchen, dass man eine neue Gruppe von Lehrern kreiert, sogenannte Dritte. Handwerker, Künstler, Wissenschaftler, die das bleiben und einen Tag oder eine gewisse Zeit in die Schule gehen. Das hätte den Vorteil, dass Lehrer, wenn sie solche Dritte wie Menschensammler suchen, selbst aufgewertet werden. Dann haben sie nicht nur immer mit Kindern zu tun, sondern auch mit Erwachsenen. Dann werden sie mehr zu Managern dieser Lerninszenierung. Ich glaube, das wäre wichtiger, als dass jemand vor seinem Studium ein Praktikum gemacht hat. Entscheidend ist, dass Kinder in der Schule andere Erwachsene als nur Lehrer kennenlernen. Damit ist nichts gegen Lehrer gesagt, sondern dagegen, dass man nicht alles sein kann. Die meisten Schüler sind gar nicht richtig geistesanwesend in der Schule. 
Es wird immer geredet über Klassengröße und Unterrichtsausfall oder diese etwas absurde Diskussion über die schulautonomen Tage. Aber es reden nur wenige darüber, dass 70, 80 Prozent der Zeit nur der Körper rumsitzt und die Fantasie spazieren geht. Wenn man das schafft, dass die Leute, wenn sie da sind, auch da sind, hat man viel erreicht.
 
Ein interessantes Phänomen ist, dass viele sich vor allem an interessante Lehrer erinnern, die ein Fach mit Leidenschaft, wenn auch mit pädagogischen Fehlern unterrichtet haben. 
Menschen mit Eigensinn, die etwas aus ihren Fehlern gemacht haben.
 
Nimmt man zu wenig ernst, dass Lehrer auch Typen sein sollen?
Sollen sie doch auch nicht sein. Sie sollen doch irgendwie Lehrplanfunktionäre sein. Das andere ist doch gefährlich oder wird auch nicht geliebt. Man müsste es erst mal mögen, dass Menschen unterschiedlich sind. Wir haben so viele Verdächtigungs- und Verachtungsdiskussionen. 
 
Lehrer sagen, ihnen würde kein Fehler gestattet, Fehler würden immer härter geahndet.
Das stimmt doch gar nicht. 
 
So wird das empfunden.
Ja, aber das ist diese Jammergeschichte. Da muss man nach den österreichischen Lehrern fragen, die deswegen vorbestraft sind oder im Gefängnis sitzen. 
 
Kann man das System wirklich aus der Verantwortung entlassen?
Wer ist das System?
 
Das System, das sich aus Normen und Verwaltungen zusammensetzt, aus stark hierarchisierten Verläufen von Anweisungen und Rückmeldungen.
Und wer verlangt, dass man dieses Spiel mitmacht?
 
Die Lehrer in dem System meinen, das System sei stärker als sie und sie hätten zu wenige Handlungsmöglichkeiten.
Ich glaube, das stimmt einfach nicht. Das System ist doch das Spiel, auf das wir uns geeinigt haben und das wir mitspielen. Natürlich, ein möglicher Beobachterblick ist es, auf das System zu gucken, aber ein anderer Blick ist es, darauf als Akteur zu blicken. 
Diese Vorliebe für den Blick, der die Welt rezensiert als ein Theaterstück, in dem man nicht mitspielt, ist etwas schwach. 
 
Lieber kritisieren als handeln?
Ja. Man ist froh über alle Anzeichen, die man in diesen Verhinderungsdiskursen kapitalisieren kann. Wenn die Ministerin irgendeinen Käse baut, kann man sagen: Seht ihr, das geht nicht! Das sind alles so Zaungastperspektiven. Warum einigen sich viele Pädagogen darüber, lieber ein Zaungast zu sein als ein Zaunkönig? Warum haben sie häufig so wenig Lust am Leben?
 
Haben Sie eine Vermutung, woran das liegt?
Ich würde dazu neigen, dass es diesen Trägheitssog und Schweresog für Menschen gibt und dass die Frage ist, wie man die Gegenkräfte, die nach oben ziehen, an sich selbst und für andere ausbildet. Die Schule ist eine, in der diese Schwere gegenüber den hochziehenden Kräften dominiert.
 
In das Schulsystem gehen eher Menschen, die das anzieht?
Ja, aber es gehen auch Menschen hinein, die noch anderes wollen. Wenn ich an diejenigen denke, die die Lernaufwiegler sind, die etwas Interessantes gemacht haben, dann haben die das nicht so sehr aus irgendeiner Grundsatzüberlegung gemacht, sondern die haben gesagt: So will ich nicht leben. Ich will nicht in diesen muffigen Räumen sein, das Papier, das rumliegt, stört mich, deswegen hebe ich es auf und nicht, weil ich ein Vorbild sein will. 
Die also in der Lage sind, »ich« und »wir« zu sagen, und nicht immer »man« und »das System« sagen. Die sich fragen: Will ich das so? Und: Was habe ich zu verlieren, wenn ich dieses Spiel nicht weiter mitmache? 
 
Haben Sie aus Ihrer Erfahrung – Sie haben sehr viele Schulen besucht – eine Empfehlung zur Maximalgröße einer Schulklasse?
Die Erfahrung zeigt, man kann auch mit einer großen Schule so umgehen, dass man sie in viele kleine Schulen aufspaltet. 
Eine der interessantesten Schulen in Deutschland, eine Grundschule in Münster, ist gar nicht groß, 250 oder 300 Schüler. Die ist aufgeteilt in kleinste, altersgemischte Lernhäuser, Dörfer. Das Maß, mit wie vielen man verkehren kann, ist das Maß der Gruppen. Ein solches Lernhaus ist etwas anderes als ein Klassenraum, der altershomogen ist. Das ist eine Organisation von im Gleichschritt laufenden Lernrekruten.
 
Eine Untersuchung in Deutschland hat gezeigt, dass die Klassengröße an sich, auch wenn sie bei 25 Schülern ist, nichts ändert, wenn die Pädagogik sich nicht ändert.
Das ist einleuchtend. Wenn vor allem der Lehrer spricht, ist es egal, ob da 17 oder 700 sitzen. Diese Klassengröße ist eine Ausredendiskussion. 
 
Was ist für Sie die interessanteste Schule, die Sie derzeit kennen?
Ach, das ist wie die Frage nach dem interessantesten Menschen.
 
Eine Schule, wo sich eine Weiterentwicklung zeigt.
Interessant finde ich diese Potsdamer Montessorischule, dieses Rausgehen mit den Kindern in der Pubertät. Wo die Schüler das planen, wo sie das Grundstück vermessen, zuerst mit Schritten, dann mit ihrem Band, und dann merken, wie nah sie schon mit den Schritten dran waren, wo auch eine andere Körperlichkeit hineinkommt. In den Schulräumen stört der Körper und deswegen ist der dann auch gestört. Vom Leib gar nicht zu reden. Das ist doch Fernunterricht mit Anwesenheitszwang.
 
Was würden Sie als Erstes tun, wenn Sie Bildungsminister würden?
Zurücktreten. (Er lacht.) Ich glaube, die Musik spielt an anderen Stellen. Ein Schulleiter, eine Schulleiterin, ein Lehrer, eine Lehrerin, die gut sind, können mehr Einfluss haben als ein Minister. Ein Bildungsminister könnte sich zum Beispiel selbst auferlegen, dass er die Hälfte seiner Zeit an Schulen verbringt, mit den Leuten spricht, sich das ansieht und in die Gesellschaft zurückträgt. Ein Bildungsminister sollte die Illusion aufgeben, er würde an einem besonders langen Hebel sitzen. Wenn er etwas verändern will, soll er das Ministerium ändern. Wenn ein Ministerium aufhört, eine Superbürokratie zu sein, und eine lernende Organisation würde, wäre es fast nicht zu vermeiden, dass sich das positiv auf die Schulen auswirkt. \\

PS 9 Auf das Wie kommt es an

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Viele Kinder kommen in Deutschland zu spät in die Schule, sagt die Bundesbildungsministerin. »Am Ende der ersten Klasse haben sie dann keine Lust mehr, weil sie unterfordert sind.« Ihre Konsequenz: »Keinen starren Stichtag.« Die Zukunft liege in einer stärkeren Verbindung von Kindergarten und Grundschule. Mit dem Lernen solle früher begonnen werden, »etwa mit vier, statt erst mit sechs Jahren«. Das Interview mit Annette Schavan löste einen Sturm der Entrüstung aus. »Die Kinder haben ein Recht auf ihre Kindheit«, erklärte der GEW-Vorsitzende Ulrich Thöne wie ein Volkstribun und traf damit die Stimmung im Land. Aber beginnt mit der Einschulung tatsächlich das Ende der Kindheit? Das ist offenbar die Überzeugung der meisten Deutschen. Man bekommt sie auf jedem Spielplatz zu hören. Sagt eine Mutter, wir schicken Laura schon mit fünf in die Schule, antwortet der Chor der Mütter und Väter: Ach, lass ihr doch noch ein Jahr Kindheit, der Ernst des Lebens kommt früh genug.

DIE WELT Kinder sind geniale Neuanfänger

Kinder sind genialeNeuanfänger

 

von ReinhardKahl, Journalist und Filmemacher

25.08.2009 - 14.20 Uhr

Kinder sind genialeUnterbrecher und Neuanfänger. Und genau dies fehlt der Gesellschaft insgesamt.Wo ist die Unruhe im Uhrwerk? Unterbrechen und Neuanfangen ist ebenso wichtigwie das Weitermachen.

Albert Einsteins Antwort aufdie Frage, wie er sich seine Erfolge erkläre, war ganz einfach. „Weil ich immerdas ewige Kind geblieben bin.“ Es versteht sich, dass dieses ewige Kind nichtsmit Infantilität oder irgendeinem Mangel an Erwachsensein zu tun hat.Vielleicht sollten wir uns Erziehung und den Prozess des Erwachsenwerdens vielmehr auch als Schutz dieses Kerns, des ewigen Kindes vorstellen. EineSelbstverständlichkeit? Ja, aber eine, die in der Industriegesellschaft anSelbstverständlichkeit verloren hat.

Ging es nicht in den vergangen150 Jahren vor allem darum, keine Fehler zu machen, möglichst immer schonfertig zu sein, selbst beim Lernen? Von diesen Obsessionen der fertigen Weltmüssen wir uns heute im Übergang zu einer nachindustriellen Gesellschaft lösen.Erfindungsreichtum, Staunen und Neugier rücken an die Spitze derErziehungsziele und der Gesellschaftstugenden. Dabei müssen diese Eigenschaftendes ewigen Kindes nicht erst erzogen werden. Sie sind ja da! Allen voran dieLernlust und die Neugier. Wir brauchen eine Kultur, die auf die Abtreibungdieses ewigen Kindes, des Lerngenies, verzichtet – nicht nur der Kinder wegen.

Immer mehr Menschen kennenkeine Kinder mehr

Immer mehr Menschen erschreckendarüber, dass sie gar keine Kinder mehr kennen. Viele Menschen wollen liebervon der ungestümen Energie und dem unersättlichen Fragen der nervenden Kleinenverschont bleiben. Vor allem diese aber bräuchten Kinder, von denen sie insLeben hineingezogen werden. Kinder sind geniale Unterbrecher und Neuanfänger.Und genau dies fehlt der Gesellschaft insgesamt. Wo ist die Unruhe im Uhrwerk?Unterbrechen und Neuanfangen ist ebenso wichtig wie das Weitermachen, dessenGefährdung heute alle Welt beunruhigt. Neuanfänge und Kontinuität kann man sowenig gegeneinander ausspielen wie den Plus- gegen den Minuspol oder wie dieVergangenheit gegen die Zukunft.

Kinder sind Zukunft in einemdoppelten Sinne. Sie sind nicht nur eine Zukunft, die brav in die Fußstapfender Vergangenheit tritt, eine, über die man genaue Aussagen machen kann. Kindersind eine Zukunft, die wir nicht kennen und die wir überwiegend niemals kennenlernen können, weil ja die meisten Möglichkeiten, die die Zukunft bereithält,nie verwirklicht werden. Der Sinn für eine offene, unendliche Zukunft, fürKontingenz und Unverfügbarkeit ist in Deutschland schwach. So schwach wie einfreundlicher, neugieriger, ja liebevoller Blick auf Kinder.

Der Hamburger Autor wurde unter anderem mit dem Grimme Preis unddem Civis Preis ausgezeichnet. Zuletzt produzierte er die Kinodokumentation„Kinder! – Über das Lerngenie“.

ZEIT online Die deutsche Angst vor der Schule

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Die deutsche Angst vor der Schule
Einschulung bereits mit vier, schlägt Bundesbildungsministerin Anette Schavan vor und stößt damit auf nahezu einhellige Ablehnung. Dabei würde sich die Debatte lohnen VON REINHARD KAHL

"Die Kinder haben ein Recht auf ihre Kindheit," erklärt der Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Ulrich Thöne wie ein Volkstribun und lehnt einen früheren und flexibleren Schulanfang kategorisch ab. Beginnt mit der Einschulung tatsächlich das Ende der Kindheit? Genau das ist offenbar immer noch die Überzeugung der meisten Deutschen. Man kann sie auf jedem Spielplatz hören. Sagt eine Mutter, wir schicken Laura nun doch schon mit fünf in die Schule, antwortet der Chor der Mütter und Väter: Ach, lass ihr doch noch ein Jahr Kindheit, der Ernst des Lebens kommt früh genug. Der Ernst des Lebens? Das ist eine Schule, in der das Lernen bald zur Prüfung wird. Der gefürchtete Ernstfall ist für die anspruchsvollen Eltern, keine Gymnasialempfehlung für ihr Kind zu bekommen. Mit zehn Jahren möglicherweise als zweit- oder drittklassig abgestempelt zu werden wird bald auch zur Angst vieler Kinder Es ist, als müssten sie von Anfang an schon fertig sein und sich bewähren, statt sich entwickeln zu dürfen. Studien verzeichnen bereits in der zweiten Klasse einen Einbruch der Lernlust, wo doch fast jedes Kind voller Vorfreude und Neugierde in die Schule gekommen ist. Und dieser Krampf soll nun schon mit vier beginnen? Selten wurde in Internetforen ein Politiker so beschimpft wie in diesen Tagen Annette Schavan, die Bundesministerin für Bildung und Forschung. Es begann am Freitag letzter Woche mit einer Online-Notiz des Hamburger Abendblatts zu einem Interview, das am Sonnabend im Blatt stand . Darin sagte die Ministerin, viele Kinder kämen in Deutschland zu spät in die Schule. "Am Ende der ersten Klasse haben sie dann keine Lust mehr, weil sie unterfordert sind." Schavans Konsequenz: "Keinen starren Stichtag." Die Zukunft liege in einer stärkeren Verbindung von Kindergarten und Grundschule. Dabei verwies sie auf Bildungshäuser in Baden-Württemberg . Mit dem Lernen solle jedenfalls früher begonnen werden, "etwa im Alter von vier statt erst mit sechs Jahren". Nun lernen Kinder immer, das lässt sich nicht vermeiden. Aber wie lernen sie und wie entwickeln sie sich am besten? Und wie könnte Lernen in Bildungshäusern, Vorschulklassen oder in schulischen Lernateliers für die Jüngsten aussehen? An der Laborschule in Bielefeld, die seit mehr als 30 Jahren mit den Fünfjährigen anfängt und beste Erfahrungen macht, lässt sich einiges entdecken, besser noch in den Niederlanden oder in Neuseeland, wo Kinder ab vier in Schulen kommen.

Vorwort Buch Ulrike Kegler

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""Ob ihrs glaubt oder nicht", schrieb der Dichter Joseph Brodsky, ,,die Evolution hat ein Ziel, Schönheit."

Kindern beim Lernen zusehen

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SACHBUCH KINDER
P.S.-Buchbeilage vom 02.07.09 / Seite 11

kindern beim lernen zusehen
Wer auch nach der Lektüre von Largo und Beglinger noch am kindzentrierten Ansatz zweifelt und sich eine eigenmotivierte Lernfreude, ja Lernbegeisterung in Kindergärten und Schulen nicht vorstellen kann, sollte sich die passende DVD von Reinhard Kahl ansehen. Sie bestätigt durchwegs Largos Thesen. SUSI OSER
Alles scheint verkehrt: Kinder arbeiten und die Erwachsenen beobachten fasziniert, was sich da tut. Wer hier mehr lernt, ist nicht auszumachen. Die Begeisterung ist beiden Seiten anzusehen. Diese Blicke, diese Augen! Sie sind berührend, Spiegel einer offenbar naturgegebenen Faszination. Was sehen sie? Musiker und Musikerinnen der Staatsoper in Berlin. Eine Schnecke. Den vergitterten Eingang eines Kriegsbunkers. Lehm und Matsch. Eine flackernde Glühbirne. Schauen, versuchen, überlegen. Physik, Tiere, Musik, Elektrizität, Erde, Wasser. «Schöpfen und Giessen wird über Tage ausprobiert, mit Sieb, ohne Sieb, mit Sand im Sieb, Blättern im Sieb, Tieren im Sieb.» Gerd E. Schäfer, Professor für Erziehungswissenschaft an der Universität Köln und Projektleiter der «Lernwerkstatt Natur», ist sichtlich beeindruckt: «Die wichtigste Erkenntnis, die wir zusehends durch diese Werkstatt gewinnen, ist, dass der Alltag wichtiger ist als alle speziellen Programme.

PS Kuchen backen

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Neulich eine Fernsehdiskussion. »Porsche oder Forsche«. Nicht schlecht. Ich war zusammen mit Max-Planck Präsident Peter Gruß ins Studio geladen. Er sollte für die Forschung plädieren, ich für die Bildung. Die Sendung war gut gemeint. Sie lief ein paar Tage, bevor die Ministerpräsidenten und die Kanzlerin zur Entscheidung über den »Hochschulpakt II« zusammenkamen. Dabei ging es immerhin um zusätzliche 18 Milliarden Euro in den nächsten zehn Jahren. Geld unter anderem für 275.000 neue Studienplätze. Die Sendung wollte für die Bildung werben und sie wollte vor allem alarmieren. Was droht, wenn weiter dicke Prämien in die Autos gehen und die Bildung abgewrackt wird?

ndr kultur Trainingscampus oder Zukunftswerkstatt?

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NDR kultur

Gedanken zur Zeit 28. Juni 2009

Trainingscamp oder Zukunftswerkstatt
- Was wollen wir von der Schulbildung? Von Reinhard Kahl

Die Presse Wien: Was lernt die Schule

http://diepresse.com/home/spectrum/zeichenderzeit/490596/index.do?from=gl.home_spectrum

Im folgen Artikel aus der österreichischen Tageszeitung "Die Presse" wird im zweiten Teil auch vom Archiv der Zukunft berichtet


Was lernt die Schule?

26.06.2009 | 18:35 | Von Christian Kühn und Christiane Spiel (Die Presse)

Alle reden von der Schulreform. Neue Schulsysteme freilich brauchen auch neue Räume, um sich entfalten zu können. Anmerkungen zum Wechselspiel von Pädagogik und Architektur.

Unter Lernen versteht man im allgemeinen Sprachgebrauch den Erwerb von körperlichen, geistigen oder sozialen Fähigkeiten. Wir lernen gehen und sprechen, wir lernen aus der Geschichte, wir lernen Menschen kennen. Auch Tiere lernen, von Natur aus oder wenn wir sie dressieren. Aber können Institutionen lernen? Oder gar Häuser?

Wer sich mit der Entwicklung der Institution Schule und ihrer Architektur befasst, kommt um diese Frage nicht herum. Wenn es eine Institution gibt, die von Natur aus selbst lernen sollte, ist es die Schule. Tatsächlich zeigt schon ein oberflächlicher Blick auf die Geschichte der Pädagogik, dass die Schule seit mehr als 200 Jahren, also spätestens seit Pestalozzis Zeiten, zu lernen, also sich zu reformieren versucht. Das ist insofern bemerkenswert, als die allgemeine Schulpflicht kaum älter ist. Man könnte sagen: Seit die Schule Pflicht ist, ist sie mit ihrer Reform beschäftigt.

Das letzte große Reformwerk des Schulwesens liegt in Österreich schon mehr als vier Jahrzehnte zurück. 1962 trat ein Schulorganisationsgesetz in Kraft, das eine Verlängerung der Schulpflicht mit sich brachte und eine Hauptschule mit einem eigenen „Zug“ für begabtere Schüler und Schülerinnen einführte, dessen Lehrstoff mit jenem der AHS-Unterstufe ident ist, um einen Wechsel von der Hauptschule in die Oberstufe der AHS zu ermöglichen. Während sich andere Länder für eine gemeinsame Schule aller Kinder bis zum 14. Lebensjahr entschieden, wählte Österreich einen Kompromiss, dessen Folgen sich in den Ergebnissen der PISA-Studie spiegeln. Dass es in Österreich auch exzellente Schulen gibt, steht außer Frage, in Summe holt unser Schulsystem aber durch zu frühe Selektion viel zu wenig aus der vorhandenen Begabung einer viel zu großen Anzahl seiner Schützlinge heraus.

Dass die Reform des Jahres 1962 soziale Differenzierung durchaus gezielt aufrecht erhalten wollte, zeigt sich auch im Schulbau. Die Verlängerung der Schulpflicht und eine ebenfalls im Gesetz verordnete Reduktion der Schülerhöchstzahl pro Klasse mündeten zwangsläufig in ein Schulbauprogramm, das den gestiegenen Bedarf bedienen sollte. Auf die Frage, ob es denn nicht möglich wäre, zumindest bei Neubauten Hauptschule und Gymnasium unter einem Dach zu verbinden, antwortete der damalige Unterrichtsminister, Heinrich Drimmel, in einem Interview in der Zeitschrift „Der Aufbau“ 1963, er sehe dafür keinen Grund: „Wo beide Schularten nebeneinander bestehen, ist eine gewisse Unterschiedlichkeit schon durch die Verschiedenheit der Schüler unvermeidlich und auch pädagogisch wünschenswert.“

Wenig später begann die sogenannte Bildungsexplosion die tradierten Grenzen im Schulwesen zu sprengen. Dass in Österreich der Bevölkerungsanteil von Personen mit einem Schulabschluss der Sekundarstufe zwei – also Matura-, Lehr- oder vergleichbarem Abschluss – auf 80 Prozent steigen würde, war damals zwar ebenso wenig abzusehen wie die Steigerung des Maturantenanteils von 10 Prozent auf 39 Prozent seit 1960 oder die Verdoppelung der Zahl von Menschen im Lehrberuf auf 120.000 im selben Zeitraum.

Aber eines war klar: Es würde mehr Schulen geben müssen, und diese Schulen würden Menschen für eine neue Phase der industriellen Revolution ausbilden, die schon damals gerne mit dem Begriff der „Wissensgesellschaft“ beschrieben wurde, also einerGesellschaftsform, inder individuelles undkollektives Wissen zurGrundlage des ökonomischen und sozialenZusammenlebens geworden ist. Gefragt sind Formen lebendigen Wissens – wie Erfahrungswissen, Urteilsvermögen und Selbstorganisation. Die Jahre um 1970 waren zumindest aufdem Papier die experimentierfreudigsten in der Geschichte des Schulbaus. Architekten verarbeiteten das Repertoire der reformpädagogischen Bewegungen des vergangenen Jahrhunderts in neue Raumkonzepte, die mit Vehemenz propagiert wurden: Autonomie der einzelnen Schulstandorte, Team-Teaching und Epochenunterricht, flexible und variable Räume statt dem „Einheitsklassenzimmer“, um vom Vortrag über Gruppenarbeit und Diskussion bis zum Theaterspiel unterschiedliche Aktivitäten und „forschendes Lernen“ zu ermöglichen. Damit verbunden war die Abkehr von der 50-Minuten-Unterrichtseinheit und von der Schulglocke, letztlich auch von der Jahrgangsklasse, zumindest in der Oberstufe. Die Architekten waren sich naturgemäß einig, dass die äußere und innere Reform der Schule aufs schwerste gefährdet oder gar verhindert würde, wenn sie nicht auf grundsätzlich neue Bauformen im Schulbau trifft.

In „Bauen und Wohnen“, einer der damals renommiertesten Architekturzeitschriften, schreibt Gerold Becker 1967 über den „Schulbau für die neue Schule“, es sei zu vermuten, dass „ Erziehung und Verhinderung von Erziehung in einem bisher kaum geahnten Maß durch Räume und ihre Ausstattung bewirkt werden“. Das Schulgebäude müsse einerseits „Möglichkeiten zu ungestörter Beratung“ bieten, andererseits aber auch „ein Plenum, das zur öffentlichen Debatte zwingt“. Gerade den scheinbar nur der Erschließung dienenden Zwischenbereichen käme eine große Bedeutung zu: „Müssen Gänge, Flure, Pausenhallen eigentlich so steril sein, dass man darin nichts anderes tun kann als sich zu langweilen oder Krach zu machen (oder beides)?“ Und schließlich stellt Becker die rhetorische Frage, ob denn alles „perfekt vorgeordnet, getüftelt, geregelt“ sein müsse, oder ob Schulen nicht vielmehr „so gebaut sein sollten, dass man in ihnen das Improvisieren und Erfinden lernen muss“.

Aus heutiger Sicht klingen die meisten der Alternativen zum traditionellen Schulbetrieb, die hier ins Spiel gebracht werden, seltsam vertraut. Sind das nicht genau die Wünsche, die noch heute – nach mehr als 40 Jahren – von reformorientierten Pädagogen, von Architekten und Bildungsforschern ausgesprochen werden, wenn sie von der „Schule der Zukunft“ sprechen?

Tatsächlich blieb die Realität des Schulbaus in den 1970er-Jahren weit hinter den großen Plänen zurück. Die Zahl der Schulen, die nach den genannten Prinzipien errichtet wurden, war zumindest in Deutschland und Österreich verschwindend klein. Bekannt wurden die auf Initiative desPädagogen Hartmut von Hentig gegründete Laborschule Bielefeld mit ihren gegliederten Großräumen, und die Multischule in Weinheim.Erstere existiert noch in ihrer offenen Form, während die Multischule zu einem normalen Schulbau rückgeführt wurde.

Österreich verdankte den Jahren um 1970 ein Forschungsprogramm zur Vorfertigung im Schulbau, das einige Architekten dazu benutzen konnten, neue Raumkonzepte zu erproben. Die Schulen in Wörgl und Imst mit ihren zentralen, mehrgeschoßigen Hallen gehören dazu – und die radikal aufs Minimum reduzierte Industriehalle des Gymnasiums in Völkermarkt von Ottokar Uhl, dessen offene Zonierung aber bald einer konventionellen Raumteilung weichen musste. Die beiden Tiroler Hallenschulen beeindrucken zwar nach wie vor räumlich und stehen teilweise unter Denkmalschutz, eine andere Pädagogik und Bildung hätten sie aber nur nach dem im Prinzip möglichen Wegfall von Wänden unterstützt, der aber nie passierte.

Eine große Zahl von sogenannten „Open-Plan“-Schulen mit fließenden Großräumen entstand bis Mitte der 1970er Jahre in den USA. Auch dort wurden in den zuerst errichteten Schulen schon wieder zusätzliche Zwischenwände eingezogen, als die letzten im Bau waren. Die tiefen, oft künstlich belichteten und belüfteten Räume boten eine wenig animierende Atmosphäre, und nur wenige Lehrerinnen und Lehrer hatten die nötige Ausbildung, in diesen anderen Räumen auch einen anderen Unterricht zu bieten. Sie scheiterten beim Versuch, wie bisher zu unterrichten, schon an der Akustik. Die überwiegende Mehrheit der Schulbauten der Jahre zwischen 1965 und 1975 war überhaupt konventionell im Typ und so billig in der Ausführung, dass ihr heute oft schon die zweite Generalsanierung bevorsteht.

Die Bereitwilligkeit, mit der die meisten Architekten ab 1980 ihre reformerischen Absichten ad acta legten und wieder zum Typus der Gangschule zurückkehrten, wurde nur noch von der Resignation einer Beamtenschaft übertroffen, die genug hatte von glücklosen Reformen, undichten Flachdächern und schlecht gedämmten Betonfertigteilen. Der historische Kompromiss der österreichischen Schulentwicklung, die Reformer mit „Schulversuchen“ ruhigzustellen, um den Kampf um die nötigen Mehrheiten im Nationalrat für eine neue grundlegende Reform zu vermeiden, fand seine frustrierende Grenze beim Schulraum: Da ein „Schulversuch“ von Gesetz wegen keine besonderen räumlichen Voraussetzungen erfordern darf, hatten die Erfahrungen und Wünsche auch langjähriger Betreiber solcher Versuche so gut wie keinen Einfluss bei Neu- oder Umbauten.

Veteranen der Schulreform, also jene ehemaligen Lehrerinnen und Lehrer Mitte 60, die schon in den späten 1960er- und frühen 1970er-Jahren von einer radikalen Erneuerung des Schulwesens geträumt hatten, zitieren gern ein altes indianisches Sprichwort, wenn sie nach ihrer Einschätzung der Reformierbarkeit des Systems gefragt werden: Wenn du bemerkst, auf einem toten Pferd zu reiten, solltest du besser absteigen und gehen. Alle Versuche, die Dinge durch neue Sättel, den Einsatz stärkerer Peitschen, durchs Zusammenspannen mehrerer toter Pferde zu einem Gespann oder durch die Einsetzung von Kommissionen, die herausfinden sollen, wie anderswo tote Pferde geritten werden, in Bewegung zu bringen, seien schlicht hoffnungslos.

Zum Glück haben Länder, die nicht an einem Reformtrauma leiden, längst bewiesen, dass die Institution Schule dazulernen kann. Es sind nicht zufällig dieselben Länder, die in den PISA-Studien am besten abgeschnitten haben. Sie fördern die Vermittlung von Schlüsselqualifikationen, die von der OECD und der EU proklamiert werden, um die Veränderungsprozesse in einer globalisierten Gesellschaft erfolgreich bewältigen zu können. In einer Studie aus dem Jahr 2003 nennt die OECD folgende Schlüsselqualifikationen als die wichtigsten für den Arbeitsmarkt der Zukunft: Werkzeuge interaktiv benutzen (use tools interactively), selbstständig handeln (act autonomously) und in heterogenen Gruppen zusammenarbeiten (interact in heterogenous groups).

Die Europäische Kommission hat schon im Jahr 2000 die Förderung von lebenslangem Lernen (LLL) als zentrale europaweite Strategie proklamiert. Aus der Perspektive der Bildungspsychologie hängt erfolgreiches lebenslanges Lernen von mehreren zentralen Determinanten ab: einerseits von der anhaltenden Motivation und Wertschätzung für Bildung, Lernen und damit Weiterentwicklung, andererseits von der Fähigkeit zum selbstregulierten Lernen. Dazu kommen kognitive Kompetenzen wie etwa kritisches und kreatives Denken und soziale Kompetenzen wie Teamfähigkeit und interkulturelle Kompetenz.

Die Forderungen und Konzepte von OECD und EU sind zwar nicht ausschließlich, aber doch primär auf das Funktionieren des Wirtschaftslebens ausgerichtet und damit zu einseitig hinsichtlich der Anforderungen an eine zeitgemäße Schule. Bildung ist jedenfalls mehr als Wissensvermittlung. Unter Bildung als Produkt werden überdauernde Ausprägungen der Persönlichkeit eines Menschen verstanden, die unter einer gesellschaftlich-normativen Perspektive wünschenswert sind. Als Prozess enthält Bildung dementsprechend den Aufbau und die Art und Weise der sozialen Vermittlung dieser wünschenswerten Persönlichkeitsausprägungen und damit die zentrale Aufgabe von Schule.

Mit der Frage, welche Persönlichkeitsausprägungen gesellschaftlich wünschenswert sind, begibt man sich auf die inhaltliche Ebene der Begriffsbestimmung. Wodurch sich ein „gebildeter“ Mensch auszeichnet, unterliegt nicht nur einem historischen Wandel, sondern wird auch von verschiedenen sozialen Milieus unterschiedlich bewertet.

Der deutsche Erziehungswissenschaftler Jürgen Baumert nennt folgende Bildungsziele für die allgemeinbildende Schule: erstens die Vermittlung der kulturellen Basiskompetenzen (Beherrschung der Verkehrssprache, mathematische Modellierungsfähigkeit, fremdsprachliche Kompetenz, informationstechnologische Kompetenz sowie Selbstregulation des Wissenserwerbs); zweitens die Vermittlung eines hinreichend breiten, in sich gut organisierten, vernetzten sowie in unterschiedlichen Anwendungssituationen erprobten Orientierungswissens in zentralen kulturellen Wissensbereichen (diese Wissensbereiche umfassen die verschiedenen Fächer; die elementare Vertrautheit mit jedem von ihnen macht Allgemeinbildung aus); und drittens den Aufbau sozial-kognitiver und sozialer Kompetenzen (Fähigkeit zum Perspektivenwechsel, zum Mitempfinden, zur Hilfsbereitschaft, zur Kooperation, zur Verantwortungsbereitschaft, zum moralischen Urteil).

Hartmut von Hentig hat die Ziele von „Bildung“ in seinemgleichnamigen Essay aus dem Jahr 1996 auf eine einfache Formel komprimiert: „Die Menschen stärken und die Sachen klären.“ Als Kriterien von gelungener Bildung nennt er: Abscheu und Abwehr von Unmenschlichkeiten, Wahrnehmung von Glück, Fähigkeit und Willen, sich zu verständigen, Bewusstsein von der Geschichtlichkeit der eigenen Existenz, Wachheit für letzte Fragen und schließlich die Bereitschaft zur Selbstverantwortung und zur Verantwortung in der res publica.

Insbesondere mit dem letzten Kriterium folgt Hentig den Ideen John Deweys, der schon 1916 in seinem Buch „Democracy and Education“ die Forderung aufstellte, dass Erziehung in der Demokratie eine spezielle Struktur haben müsse, die insbesondere über all jene nationalistischen Tendenzen hinausweisen müsse, die unter anderem das europäische Schulwesen des 19.Jahrhunderts kompromittiert hätten.

Dass es heute auch im deutschsprachigen Raum eine beträchtliche Zahl von gelungenen Beispielen für eine Schule gibt, die erfolgreich versucht diese Anforderungen an Bildung zu realisieren, ist im Lamento um die Ergebnisse der PISA-Studie oft zu wenig beachtet worden. Der deutsche Journalist Reinhard Kahl hat eine Reihe von Beispielen in seinem „Archiv der Zukunft“ dokumentiert, das 2004 mit einem Film über Schulen als „Treibhäuser der Zukunft“ eröffnet wurde. Auf drei hervorragend editierten DVDs sind Schulen aus Deutschland dokumentiert, kombiniert mit 23 Expertengesprächen. Inzwischen ist das Archiv auf mehr als 20 Filme angewachsen, unter anderem eine eigene DVD über den „Raum als dritter Pädagoge“ (neben den Lehrern und den anderen Schülern), die speziell auf die Bedeutung der räumlichen Bedingungen für das Lehren und Lernen hinweist.

Für Österreich liegt eine solche Dokumentation bisher nicht vor. Allerdings hat sich um Reinhard Kahls „Archiv der Zukunft“ inzwischen ein Netzwerk etabliert, das sich auch nach Österreich ausbreitet, und es ist zu hoffen, dass die Erfolge lokaler Initiativen auch hier eine Breitenwirkung bekommen. Die Initiative „Neues Lernen“ der Köck-Privatstiftung, die seit 2003 einen mit 20.000 Euro dotierten Wissenschaftspreis für kindgemäße Pädagogik vergibt, arbeitet mit dem „Archiv der Zukunft“ zusammen und versucht, das Netzwerk zu erweitern. Eine andere über den lokalen Rahmen hinausgehende Initiative ist das Konzept des „Cooperativen Offenen Lernens“, das unter dem Namen COOL seit 1996 von Georg Neuhauser und seinen Kollegen an der Handelsakademie in Steyr entwickelt wurde und sich inzwischen zu einem Impulszentrum mit Partnern in ganz Österreich entwickelt hat.

Die „neue“ Pädagogik, die mit COOL verbunden ist, geht auf den Dalton-Plan zurück, den die Pädagogin Helen Parkhurst bereits in den 1920er-Jahren in den USA entwickelt hat. Mit den Leitbegriffen „freedom“, „cooperation“ und „budgeting time“ nimmt dieser Plan vieles vorweg, was die OECD mit ihren Schlüsselqualifikationen einfordert. Ein bekanntes Wiener Beispiel, das sich an einer anderen Mischung reformpädagogischer Ansätze vom Jena-Plan bis zur Montessori-Pädagogik orientiert, ist die Integrative Lernwerkstatt Brigittenau, eine öffentliche Volksschule mit Mehrstufenklassen, die unter ihrem Direktor, Josef Reichmayr, gerade dabei ist, sich zu einer „Neuen Mittelschule“ zu erweitern.

Die beste Grundlage für den Erfolg von Projekten stellt die Kooperation zwischen Bildungspolitik, Bildungspraxis und Bildungsforschung dar; Letztere gemeint als weiter Begriff, der nicht nur Erziehungswissenschaften und Bildungspsychologie, sondern unter anderem auch Bildungssoziologie und -ökonomie sowie Schularchitektur inkludiert. Ein Beispiel dafür ist das TALK-Projekt, ein vom Unterrichtsministerium gefördertes Schulentwicklungsprojekt des Arbeitsbereichs Bildungspsychologie und Evaluation der Universität Wien, das bei Lehrerteams Vermittlungskompetenzen zur Förderung von Bildungsmotivation undselbstreguliertem Lernen trainiert. Die Evaluierung zeigt sowohl bei Lehrpersonen als auch auf Ebene der Schüler sehr positive Effekte.

Ein weiteres Beispiel stellt das WiSK-Schulprogramm zur Förderung sozialer Kompetenz und Prävention von Aggression und Gewalt dar, das im Rahmen der nationalen Strategie zur Gewaltprävention „Gemeinsam gegen Gewalt“ („Weiße Feder“) eingesetzt wird. Dass bauliche Maßnahmen die sozial-präventiven unterstützen können, ist klar. Auf die Raumprogramme des Schulbaus hat diese Frage freilich bisher kaum Auswirkungen.

Eine genauere Recherche würde wahrscheinlich eine Reihe weiterer österreichischer Initiativen zum Vorschein bringen. Leider gibt es im offiziellen österreichischen Schulsystem noch keine ausreichende Tradition, solche vernetzten Initiativen anzuerkennen, zu fördern und systematisch zu etablieren.

Zumindest im Bundesschulbau gibt es inzwischen aber erste Versuche, der „pädagogischen Basis“ zuzuhören und ihre Kompetenz zu nutzen: Bei einem aktuellen Wettbewerb für eine Schulerweiterung für die Handelsakademie in der Wiener Polgarstraße durften die Lehrerinnen und Lehrer, unterstützt vom Landesschulrat und den Beamten des Unterrichtsministeriums, in einer mehrmonatigen Konzeptphase an der Gestaltung des Raumprogramms mitwirken, ein Novum für den Bundesschulbereich.

Projekte, die den Nutzern klar machen, wie sehr die Schularchitektur als „dritter Pädagoge“ zur Unterstützung von Bildungsprozessen beitragen kann, sind eine notwendige Voraussetzung für das Gelingen solcher Versuche. Gerade bei den zahlreichen anstehenden Schulsanierungen ist die Einbeziehung der Nutzer, verbunden mit einem klaren Reformauftrag, unerlässlich, wenn nicht veraltete Strukturen für die nächsten 20 Jahre fixiert werden sollen.

Die Balance zwischen zentraler Qualitätssicherung und Autonomie der einzelnen Schulen ist wahrscheinlich überhaupt die Kernfrage jeder erfolgreichen Reform. Dazu wurden in den vergangenen Jahren unter anderem mit dem „Lehrplan 99“ einige Schritte gesetzt. Zentralmatura und Bildungsstandards stellen wichtige Schritte in Richtung Qualitätssicherung dar; im Gegenzug müssen jedoch andere Kontrollen und die mit ihnen verbundenen Bürokratien abgeschafft werden. Dass die Schule lernen kann, als Organisation und als Gebäude, steht außer Frage. Man muss es nur zulassen und unterstützen. ■

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nach Freiburg: Schule träumen im Theater und Freiburger-Erklärung

Presseerklärung

2000 Menschen bei „Schule träumen im Theater“ in Freiburg

Freiburger Erklärung kritisiert Lernbluff

Am Wochenende 20. / 21. Juni kamen 2000 Menschen ins Theater Freiburg zu
"Schule träumen im Theater“.

Eingeladen hatten das „Theater Freiburg“ sowie das „Theater im Marienbad“zusammen mit dem überregionalen Netzwerk "Archiv der Zukunft,“ derBildungsinitiative "Schule mit Zukunft“ und der Pädagogischen HochschuleFreiburg.

In Werkstätten, Vorträgen und an Runden Tischen ging es um Theater als„Wurzelbehandlung der Langeweile“ oder „Wände Einreißen“ in Schulen. DerSchweizer Kindheitsforscher Professor Remo Largo sprach über „den Vorteilverschieden zu sein“ und der Neurobiologe Professor Gerald Hüther begründete seineThese: „Ohne Gefühl geht gar nichts.“

Nach dem Erfolg des Wochenendes haben das Theater Freiburg und das Netzwerk„Archiv der Zukunft“ beschlossen das Projekt „Schule träumen“ weiter zu führen.Barbara Mundel, die Intendantin, will das Thema durch die kommende Spielzeitziehen. An deren Ende, am 17. und 18. Juli 2010 will das Theater auf allenBühnen in Werkstätten, Foyers und anderen Räumen die ansteckende Gesundheit desLernvirus in Umlauf bringen.

Theater in anderen Städten überlegen dem Freiburger Vorbild zu folgen.

Das Netzwerk „Archiv der Zukunft“ (www.adz-netzwerk.de)koordiniert das überregionale Projekt und treibt es voran.

Zum Abschluss der Aktionstage im Theater wurde die Freiburger Erklärung veröffentlicht,die sich auch auf den „Bildungsstreik“, der an den Tagen zuvor an vielenSchulen und Hochschulen stattfand, bezieht.

Freiburger Erklärung

Nicht Fässerfüllen, Feuer entfachen

„Einwachsender Teil der Studenten glaubt weder ihre berufliche Karriere nochpolitische Entscheidungen beeinflussen zu können. Diese Einstellung ist bislangnur bei Jugendlichen ohne berufliche Qualifikation so verbreitet gewesen.“

Das ist das alarmierende Ergebnis der jüngstveröffentlichten Konstanzer Studenten-Studie, erhoben für dasBundesbildungsministerium.

Die neuen Proteste der Schüler und Studentensind ein Versuch sich aus dieser Lähmung zu befreien.

Die Ökonomisierung der Ausbildung führt denLernbetrieb in einen angestrengten Leerlauf. Zensuren und Credit-Points habensich zu Zielen verselbstständigt. In deren Schatten sind Wissen und Könnenzweitrangig geworden sind. Von Bildung kann häufig gar nicht mehr die Redesein.

In den Lernfabriken schrumpft Zeit. Dabeiheißt doch der Kern der europäischen Bildungsidee „Scholae.“ Das bedeutete inder Antike „Muße“, „frei sein von Geschäften.“ Muße ist auch ökonomisch gesehenproduktiver als Bluff.

Wenn sich Schüler und Studenten nicht längerwie Betriebswirtschaftler ihrer selbst verwerten wollen, brauchen sie Ermutigungund Unterstützung.

Wenn sie sich über ihr Bulimielernen ekelnund nun fragen, ob ihre Zertifikate, im Zweifelsfall so leer sind wie mancheDerivate auf den Finanzmärkten, dann brauchen sie Verbündete, die mit ihnen dieBildung neu denken.

Bloßzu funktionieren und sich durchzuschlagen, kann kein Bildungsziel sein.

Am 20. und 21. Juni sind Zweitausend Menschenzu „Schule träumen“ ins Theater Freiburg gekommen.

Viele Schulen haben bereits mit ihrem Umbauzu Lernlandschaften begonnen. Lehrer, Eltern und auch Schüler wissen, dass sieselbst damit anfangen müssen.

Der Übergang von der Industriegesellschaft zueiner Wissens- und Ideengesellschaft verlangt Bildung endlich zu dem zu machen,was sie immer schon sein sollte. „Kinder sind keineFässer, die gefüllt, sondern Feuer, die entfacht werden wollen.“ Dasschrieb der Schriftsteller, Arzt und Priester Francois Rabelais bereits vorfast 500 Jahren.

Schulen sollten endlich aufhören, mit demErnst des Lebens zu drohen.  Siesollten die Vorfreude der Kinder auf sich selbst, mit der sie alle auf die Weltkommen, fortsetzen und kultivieren.

Kinder und Jugendliche sollten eingeladenwerden mitzumachen. Sie verdienen das Versprechen dazu zu gehören!

Lernen muss das große Projekt des eigenenLebens werden. Kinder und Jugendliche sollen nicht länger daran gewöhnt werden,wie Untermieter in der Welt zu leben.

Schüler und Studenten brauchen Gesellschaft.Nicht „die Gesellschaft“, sondern Bündnispartner, Freunde, Leute die zu ihnengehen, die etwas mit bringen, vor allem sich selbst. Und sie brauchen Orte: GuteSchulen und Hochschulen, aber auch Orte wie zum Beispiel das Theater.

Das vom Netzwerk „Archiv der Zukunft“, derFreiburger Initiative „Schule mit Zukunft“ und vom Theater Freiburg begonneneProjekt „Schule träumen im Theater“ ist ein Anfang. Er wird weiter geführt.

Schule war einmal Muße – Badische Zeitung

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badische zeitung

k ul t ur

m i t t wo c h , 17. j u ni 2009

,,Schule war einmal Muße"
BZ-INTERVIEW

mit dem Bildungsexperten Reinhard Kahl, der bei den Theatertagen in Freiburg Schule und Theater zusammenbringt

Hier der Spaß, dort die Arbeit
SWR-2-Forum im BZ-Haus: ,,Wie cool ist Beethoven?"
,,Lass raus was in Dir steckt!", fordert das SWR-Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg mit seinem Jugend-Projekt ,,Der Schrei". Grund genug, sich im SWR-2-Forums-Gespräch die Frage zu stellen: ,,Wie cool ist Beethoven?" Auf den ersten Blick scheint sich dessen Coolness in überschaubaren Grenzen zu halten ­ statt der anvisierten Zahl von 1000 Jugendlichen interessierten sich letztendlich nur 200 aus dem gesamten Sendegebiet für das Projekt, dessen musikalisches Ergebnis am kommenden Samstag (20. Juni, 20 Uhr) im Freiburger Konzerthaus zu erleben ist. Beim von Ursula Nusser moderierten Gespräch im BZ-Haus gab es ganz verschiedene Antworten auf die Frage, wie Jugendliche heute mit klassischer Musik in Berührung kommen. Das Konzertpublikum wird immer älter, in Familien wird immer weniger musiziert. Deshalb sind für Alexander Dick, Kulturchef der Badischen Zeitung, die seit einigen Jahren in Deutschland boomenden Vermittlungsprojekte von Theatern und Orchestern wichtige Versuche, die im gesellschaftlichen Leben an den Rand gedrängte Klassik gerade beim jungen Publikum wieder mehr ins Bewusstsein zu bringen. Rüdiger Nolte, Rektor der Freiburger Musikhochschule, dagegen sieht keine Klassikkrise (,,Das Publikum war immer schon alt") und steht solchen als Event aufgezogenen Projekten wie ,,Der Schrei" grundsätzlich kritisch gegenüber.

ZEIT online Bildungsstreik

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ZEIT ONLINE 16.6.2009

Bildungsstreik

Chance für einen Neuanfang
Von Reinhard Kahl

Seit der Krise wird Bildung neu gesehen. Die streikenden Jugendlichen sehen, dass es nicht nur um Qualifikationen geht, sondern darum, wie wir leben wollen
Die Woche begann mit Protesten und Kundgebungen der Erzieherinnen. Allein 30.000 in Köln. Auch die Schüler und Studenten gehen seit Montag auf die Straße. Lehrer und Hochschullehrer folgen. Sie werden zu Manifestationen ihrer Unzufriedenheit zusammenkommen. Und am Ende der Woche lädt zum Beispiel in Freiburg das Theater zum "Schule träumen" ein. In der Mittsommernacht von Samstag auf Sonntag wird sich ein kilometerlanger Tisch zwischen zwei Theatern durch die Freiburger Altstadt ziehen, garniert mit Sprüchen wie diesem: "Kinder sind keine Fässer, die gefüllt, sondern Flammen, die entfacht werden wollen." Der Satz von Francois Rabelais ist bald 500 Jahre alt, aber er wurde selten so missachtet wie derzeit in Deutschland. Unter dem absurden Fässerfüllen leiden zum Beispiel die Schüler im beschleunigten Gymnasium. Bildung in Deutschland kommt vielen vor wie Tennisspielen auf Kopfsteinpflaster. Eines der größten Probleme ist die traditionelle Geringschätzung der frühkindlichen Bildung. Sie zeigt sich an der niedrigen Einstufung der Erzieherinnen. Dabei ist inzwischen selbst von Bildungsökonomen nachgewiesen, dass Bildung - oder der Verzicht darauf - nie folgenreicher ist als bei den Kleinsten. Jeder in die frühen Jahre investierte Euro bringt der Gesellschaft eine Rendite von 13 Prozent! Ausgerechnet an dieser "Bank" wird in Deutschland am meisten geknausert. Ähnlich verquer ist der Umgang mit Zeit. Lernzeit, ob bei Kindern oder bei Wissenschaftlern, ist immer diskontinuierlich. Man klebt an einem Problem. Man dreht sich im Kreis. Und plötzlich macht man einen Sprung. Das geht nicht im Gleichschritt und nicht unter Druck. Wenn nun in den meisten Schulen und Hochschulen der Zeitdruck erhöht und die Atmosphäre verschlechtert wird, verführt man immer mehr zum Bluff. Jugendliche wollen dann nur noch Prüfungszertifikate erwerben. Viele Schüler und Studenten sehen Ähnlichkeiten zwischen der Panikökonomie in der Wirtschaft und ihrer Ausbildung. Sie erfahren am eigenen Leib, wie die Ökonomisierung und Instrumentalisierung den Lernbetrieb in den Leerlauf führt, wie diese Instrumentalisierung das Instrument selbst zerstört. Dabei heißt doch der Kern der europäischen Bildungsidee "Scholae". Und das bedeutete in der Antike "Muße", "frei sein von Geschäften". Muße ist auch ökonomisch gesehen produktiver als die Rituale von Lernen und Vergessen. Der resignativ-apathische Schleier, der sich in den vergangenen Jahren über Schulen und Hochschulen gelegt hatte und dem die meisten nur durch Karriere oder privaten Rückzug zu entkommen glaubten, könnte sich jetzt auflösen. Natürlich geht es dabei auch ums Geld. Schon wird für die Bildungsausgaben wieder mit der grausamen Sparpolitik gedroht. Politiker sagen, wir sind doch alle für die Bildung, aber woher denn das Geld nehmen? Doch wir reiben uns die Augen, wenn wir erfahren, dass der höchstbezahlte Hedgefonds-Manager in den USA in einem Jahr mehr verdient hat als alle New Yorker Lehrer in drei Jahren. Und nun werden die Wüsten, die solche Menschen hinterlassen haben, mit staatlichen Milliarden wieder aufgeforstet. Allein für Hypo Real Estate wurde eine Summe mobilisiert, die die staatlichen und privaten Ausgaben für Bildung in einem Jahr in Deutschland übersteigt ­ ohne Hochschule und Forschung, aber inklusive privat gezahlter Kindergartengebühren und der zwei Milliarden für Nachhilfe. Aber trotz der Wut, die man angesichts solcher Bilanzen zügeln muss, steht nicht die Schlacht mit Feinden an, sondern die Suche nach Freunden, um mit dem großen Projekt zu beginnen, das der Neurobiologe Gerald Hüther so definiert: Abschied von einer Gesellschaft des Ressourcenverbrauchs zu einer der Ressourcenproduktion. Es geht auch nicht nur um die Kompetenzen von Menschen, es geht darum, sie so ins Leben einzuladen und willkommen zu heißen, dass sie selbst etwas wollen. Die Welt, in der Menschen entkernt wurden, damit sie wie Maschinen funktionieren, geht zu Ende.

PS 6 Theater träumt Schule

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Manch einer will die Zeitung morgens gar nicht mehr aufschlagen: Staatsgarantien für Banken im unvorstellbaren Zahlenraum dreistelliger Milliarden. An der Panik- und Schnäppchenökonomie der kollabierten Finanzmärkte darf nun auch der kleine Mann über Abwrackprämien für fahrtüchtige Autos teilnehmen. Obszön. Aus dem Konjunkturprogramm für Schulen wurde nicht viel, außer Wärmedämmung, Schallschutz und noch mehr Beton. Auch obszön. Flüsterasphalt wird als Lärmschutz großzügig gefördert. Man möchte Schopenhauer zitieren: »Alle arbeiten sie für die Zukunft, dieser opfern sie ihr Daseyn; und die Zukunft macht bankrott.« Und so erhellend die Krisendiskurse à la »Du musst dein Leben ändern« im Feuilleton auch sind, ihnen fehlt doch das Entscheidende, die Aussicht auf eine Praxis.

ZEIT online Das Konjunkturpaket – ein Flop

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Das Konjunkturpaket, ein Flop für die Bildung
11 Milliarden Euro soll das Konjunkturpaket der Bildung bringen. Doch aus einem Zukunftsprojekt wird nun ein verzetteltes Sanierungs- und Bauprogramm VON REINHARD KAHL

Horst Köhler hat ein schönes Wort geprägt, die "Ideengesellschaft". Wäre es nicht gerade jetzt Zeit, Schulen und Hochschulen zu Laboratorien einer Ideengesellschaft zu machen? Und mit dem Umbau gleich anzufangen? Mit gut platzierten Konjunkturspritzen könnte der Staat Langzeitwirkungen und schnelle Effekte erzielen. Also Handwerker, Architekten, Bauunternehmen und auch Künstler in Schulen schicken! Aber nicht bloß um neue Fenster in grauen Anstalten einzusetzen oder um Wärmedämmungen an Lernfabriken anzubringen, auf die man in der Tat Abwrackprämien aussetzen möchte. Die Verwandlung der Schulen in schöne, einladende Orte, ihr Umbau zu Lernlandschaften, das ist ein Paradigmenwechsel, der ohnehin ansteht. Diesen Wandel jetzt zu forcieren schien Bildungsministerin Annette Schavan eine Chance der Stunde. Im Dezember wollte sie zunächst jeder Schule 100.000 Euro geben. Dann holte sie im Konjunkturpaket II stattliche 11 Milliarden* Euro heraus. "Das größte Investitionsprogramm für Bildung, das es je in Deutschland gegeben hat", nannte sie es im Februar bei der Lesung des Gesetzes im Bundestag und versprach: "Deutschland wird mit einem modernisierten Bildungs- und Forschungssystem gestärkt aus der aktuellen Wirtschaftskrise hervorgehen." Und als würde sie schon etwas ahnen, fügte sie hinzu: "Dies ist nicht nur eine Investition in Beton." Bei der Formulierung des "Zukunftsinvestitionsgesetzes", so der Name für das zweite Konjunkturpaket, zeigte sich allerdings, dass die große Bildungserneuerung gar nicht zu der vor drei Jahren beschlossenen "Föderalismusreform" passt. In dieser bisher umfangreichsten Änderung des Grundgesetzes hatte der Bund auch noch den Rest seines Einflusses auf Schulen verloren, der zuvor noch in Modellversuchen und bundesweiten Programmen bestand . Nun verbietet also seit dem 1. August 2006 das Grundgesetz dem Bund, Geld in Bereichen auszugeben, in denen er keine "Gesetzgebungskompetenz" hat. Das sind vor allem die Schulen. Bei Kindergärten und Krippen, die in der politischen Topologie nicht zur Bildung gehören, darf er sich einmischen. Gesetze darf der Bundestag auch in Sachen Klima und Energie erlassen. Und mit Klima und Energie schien nun ein Rettungsring gefunden. Es wird "insbesondere die

PS 5 Konjunkturpaket 3

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Das Versprechen war groß. Milliarden für die Bildung. Zur Erinnerung. Erst kam das Konjunkturprogramm 1 mit Abwrackprämien für noch fahrtüchtige Autos. Konjunkturprogramm 2 folgte mit 13 Milliarden für die Verbesserung von Gebäuden und Infrastruktur. Davon geht der größte Teil, exakt 8,6 Milliarden, an Schulen und andere Bildungseinrichtungen. Wenn Annette Schavan das Programm pries, war kaum von Sanierung, dafür viel von Innovationen und »pädagogischer Modernisierung« die Rede. Dann aber erinnerte man sich in Berlin, an Beschlüsse der »Föderalismuskommission«, die jüngst ins Grundgesetz geschrieben wurden. Der Bund musste den Rest seines Einflusses in der Bildung aufgeben. Er darf nur noch Geld für Bereiche ausgeben, in denen er Gesetzgebungskompetenz hat.

Münsteraner Erklärung

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Der dritte Pädagoge
Münsteraner Erklärung zur Erneuerung der Schulen und anderer Bildungshäuser
Mehr als 400 Pädagogen und Architekten, Kommunalpolitiker, Eltern sowie andere Akteure haben vom 20. bis 22. März auf einem Konvent des Netzwerks Archiv der Zukunft in Münster über den Umbau von Schulen und anderen Bildungseinrichtungen zu Lernlandschaften beraten. Der Raum wurde bisher in seiner Bedeutung für die Bildung unterschätzt. Er ist der "dritte Pädagoge", neben den Erwachsenen und den anderen Kindern und Jugendlichen. Heute sind Schulräume meist Container, in denen Fächer unterrichtet werden, nicht Schüler. In der ästhetischen Verwahrlosung der Orte findet die innere Abwesenheit vieler Schüler und Lehrer ihren Ausdruck. Der Umbau der Schulen und anderer Bildungshäuser zu Lernlandschaften ist angesichts der Krise noch dringender geworden. Wie die Finanzwirtschaft, die auf Bluff gesetzt hat, verführen manche Schulrituale dazu Wissen vorzutäuschen: Es wird dann nur für die Prüfung gelernt und schnell wieder vergessen.

10 Jahre Philo Café Hamburger Abendblatt

Literaturhaus: Zehn Jahre "Philosophisches Café"

Anstiftung zum Selberdenken

Erfolgsgeschichte: Reinhard Kahl moderiert heute das 91. philosophische Gespräch.

Von Lutz Wendler

Das Literaturhaus am Schwanenwik.

Das Literaturhaus am Schwanenwik. Foto: Michael Zapf

Hamburg -

Der Titel war anders gemeint, aber im Nachhinein ließe er sich auch als programmatische Botschaft zum Start einer neuen Reihe lesen: "Ich bin viele" behauptete das erste "Philosophische Café", zu dem Gastgeber Reinhard Kahl am 14. Januar 1999 den Gießener Philosophen Odo Marquard ins Literaturhaus eingeladen hatte. Tatsächlich steckte in diesem ersten Abend der Keim für viel, viel mehr.

Heute feiert das "Philosophische Café" mit der 91. Veranstaltung sein zehnjähriges Bestehen. Dass der Beginn rasch vom Ich zum Wir, zu Gott und der Welt führte, lässt sich an Programm und Gästen ablesen. Heute geht's um philosophische Aspekte der Finanzkrise: Die Gebrüder Ralph und Stefan Heidenreich sprechen über das Thema "Mehr Geld! Noch mehr Geld?".

Der Erfolg der Reihe, die nicht nur bei bekannten Größen wie Safranski, Sloterdijk oder Alexander Kluge für ein ausverkauftes Literaturhaus sorgt, lässt sich nicht allein mit dem Bedürfnis nach Orientierung in unsicheren Zeiten erklären. Denn fertige Antworten sieht das Konzept von Reinhard Kahl nicht vor: "Obwohl alle der Wahrheit verpflichtet sind, gibt es keine zwei Philosophen, die gleich gedacht haben. Philosophie ist das, was Hannah Arendt Pluralität nannte. Jeder Mensch ist anders und deutet die Welt durch sein individuell geschliffenes Prisma hindurch."

Das Sesam-öffne-dich zu wahrhaft philosophischer Erkenntnis ist für Kahl das Gespräch. Er befragt den Gast, das Publikum kann bei der Verfertigung von Gedanken beim Sprechen nicht nur zuhören, sondern soll sich einmischen, was im Idealfall einen gemeinsamen Reflexionsraum eröffnet. "Ein Gespräch kann eine Bühne sein", sagt Kahl. "Das Ereignis hat eine Einmaligkeit, und wenn dabei etwas Wesentliches entsteht, hat es die Ewigkeit des Augenblicks."

Zuhörer sollen nicht bekehrt werden durch große Gedanken, sondern angestiftet werden zum Selberdenken. "Das hilft gegen ängstliches Nachplappern und das epigonale Hauptrauschen in unserer Alltagswelt." Vom Publikum wird in der Diskussion nicht die Versiertheit des Spezialisten erwartet, sondern "Nachdenklichkeit und gute, klare Umgangssprache" - was Kahl mit einem Einstein-Zitat illustriert: "Alles so einfach sagen, wie es geht - aber nicht einfacher."

Das alles gelingt nicht immer, denn Kahl lädt Gäste ein, deren Thema vielversprechend ist, wohingegen ihre Eignung fürs öffentliche Gespräch sich oft erst am Abend zeigt. "Nicht jeder ist gesprächsfähig, manche monologisieren langatmig, andere wollen die Zuhörer in ihrem System alphabetisieren." Volles Vertrauen hat Kahl jedoch in die Urteilsfähigkeit seines Publikums: "Das ist erfreulich gemischt, vom Schüler bis hin zur alten Frau. Was mich besonders erfreut, sind so viele Gesichter, die Lebendigkeit, Glanz, Interesse ausstrahlen, also eine innere Schönheit."

"Mehr Geld! Noch mehr Geld?", 24.2., 19 Uhr, Literaturhaus, Schwanenwik 38; www.literaturhaus-hamburg.de

erschienen am 26. Februar 2009

PS 3 Jetzt: Wertschätzungsketten

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NDR Gedanken zur Zeit Neuer Deal für die Bildung

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NDR Kultur - Gedanken zur Zeit ­ 22. Februar 2009

Reinhard Kahl Ein neuer Deal für die Bildung

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung brachte am Tag, nachdem die Münchner Hypo Real Estate Bank am 11. Februar weitere 10 Milliarden Euro von der Bundesregierung erhalten hatte, ein antikes Vasenbild auf ihre erste Seite. Es zeigt die Danaiden beim Füllen eines Fasses. Die Danaiden sind in der griechischen Mythologie Frauen, die wegen eines Verbrechens von den Richtern des Totenreichs dazu verurteilt wurden, für immer mit Krügen Wasser in ein Fass zu schöpfen, dessen Boden wie ein Sieb ist.

Unvorstellbare 102 Milliarden Euro hat die Bundesregierung bisher allein für die Münchner Hypo Real Estate Bank bereitgestellt. Da diese Sendung drei Tage vor der Ausstrahlung aufgenommen wird, könnte der Einsatz inzwischen erhöht worden sein. Das geht ruck zuck.

Hingegen ist es völlig ausgeschlossen, dass die 8,6 Milliarden, die aus dem Konjunkturprogramm von Bund und Ländern in die Bildung fließen, zwischen Aufnahme und Sendung aufgestockt werden. Eher verzögern die Länder das

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REDEN WIR ÜBERS LERNEN 1

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25.01.2009

Gemeindebrief - gefördert durch

BLANKENESER KIRCHE

Gemeindebrief der ev.-luth. Kirchengemeinde Blankenese Ausgabe Nr. 54 Febr uar - März 09

Lieber Herr Kahl, Sie gelten als profunder Kenner der Schulen zwischen Flensburg und dem Bodensee. Nicht zuletzt dank Ihrer Arbeit haben wir alle einen besseren Überblick über den Stand der Bildungsforschung und die vielen Beispiele, wie Schule gelingen kann. Alle sprechen nun von Schul- und Bildungsreform. Woran krankt denn unser Schulsystem? Vor allem krankt es an Respekt. An gegenseitiger Achtung, auch an Neugier auf andere. Es fehlt häufig der Glaube, dass in ihnen vielleicht viel mehr steckt, als man denkt. Bleiben wir noch beim Respekt.

REDEN WIR ÜBERS LERNEN 2

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Schule aufladen: Zum einen die Möglichkeit, dass jeder er selbst werden kann, dass nicht im Gleichschritt marschiert wird und auf der anderen Seite, dass die Schule ein Gefühl von Zugehörigkeit, man könnte auch sagen "Heimat", verspricht.

PS 2 Führung ?

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Reinhard Kahls Kolumne

P. S. Führung?

»Wen Du führen willst, dem folge«, geben ihren Kindern oder Schülern gie? Wollen sich nicht zu viele Lehrschrieb Michel de Montaigne vor fast zu verstehen: Seht zu, wie ihr durch amtskandidaten vor den Herausfordeeinem halben Jahrtausend in seinen kommt! Vielleicht wisst ihr besser als rungen der Erwachsenenwelt schützen? Essays. Laotse, der Philosoph aus wir, wie man lebt? Erwartet nichts Wie vermeidet man, dass die Ratlosen dem alten China verlangte, »wer füh- von uns! Aber Kinder, die hungrig auf diesen Beruf ergreifen? Wie werden die ren will, darf denen, die er führt, nicht die Welt sind, die ja alle lernen wollen, Besten und vor allem die Leidenschaftim Wege stehen.« Beide wussten, dass darf man nicht allein lassen. Sie brau- lichen angezogen? Dass es möglich ist Führung nicht heißt, einer weiß, wo es chen Respekt, eine gute Atmosphäre die Besten zu gewinnen, zeigen die lang geht, und die anderen folgen. und vor allem Erwachsene.

Nicht Fässer füllen… Vortrag Landesmusikrat NRW

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1 Reinhard Kahl ,,Nicht Fässer füllen, Flammen entzünden! ­ Plädoyer für eine kreativere Schule"

Badische Zeitung Über Vortrag in Freiburg

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Freiburg: Die Macht der Vorurteile bremst die Reformen - Badische-Zeitung.de

28. Januar 2009

Die Macht der Vorurteile bremst die Reformen
Einer wunderbaren Stuhlvermehrung hätte es am Montagabend bedurft, um allen Interessenten Einlass ins BZ-Haus zu gewähren, die sich mit Reinhard Kahl auf die Suche nach der Schule mit Zukunft begeben wollten. Der Andrang von vorwiegend jungen Leuten, darunter viele angehende Lehrerinnen und Lehrer von Pädagogischer Hochschule (PH) und Universität, mag als Indiz für den Bekanntheitsgrad des Dokumentarfilmers ("Treibhäuser der Zukunft") gelten. Seit Jahren wirbt er mit Optimismus für eine Schule, die "Lust auf Welt" macht und vertraut dabei auf die "Infektionskraft" seiner Bilder. So auch an diesem Abend. Neben den Worten ließ er vor allem Filmausschnitte sprechen. Schließlich gibt es bereits genügend Beispiele von Schulen, die eingetretene Pfade verlassen haben und eine andere "Choreografie des Lernens" praktizieren: Enja Riegels Helene-LangeSchule in Wiesbaden, die ebenfalls mit dem Deutschen Schulpreis ausgezeichnete Dortmunder Grundschule "Kleine Kielstraße", die Häuser des Lernens im Schweizer Kanton Thurgau. Was tun sie, dass ihre Schülerinnen und Schüler "nicht in die Schule gehen wie zum Zahnarzt", sondern "das Lernen als Projekt des eigenen Lebens" entdecken? Respekt und Vertrauen, Fehler machen dürfen und lernen, Probleme zu lösen statt mit Wissen voll gestopft werden, Teamfähigkeit der Lernbegleiter, maßgeschneiderte Angebote für jedes Kind sind Stichworte, die nur ansatzweise umschreiben können, was allen diesen Schulen gemeinsam ist. Wobei Schule, wie Reinhard Kahl selbst sie in seiner Jugend erlebt haben mag, als negative Bezugsgröße heute längst nicht mehr taugt, wie BZ-Redakteurin Petra Kistler als Moderatorin zu bedenken gab. "Es hat sich viel getan. Viele haben sich auf den Weg gemacht." Dennoch macht der bekennende Alt-68er Reinhard Kahl noch viel zu viele aus, die "zu ängstlich, zu kleingläubig" sind und ihr Nichthandeln mit System- und Strukturmängeln, falscher Bildungspolitik und mangelnden Ressourcen begründen. "Alles Ausflüchte", findet er. "Wenn man wirklich etwas will, gibt es niemanden, der einen bremsen kann." Es sei vor allem die "Macht der Vorurteile", die solchen Schulen im Weg stünden. PH-Professor Albrecht Holzbrecher, der den Abend mit veranstaltete, kennt die Zweifel der Eltern gegenüber manchen reformpädagogischen Bemühungen: Ist das auch richtiges Lernen, wenn wochenlang Theater gespielt statt Mathe gepaukt wird? Reinhard Kahl räumte ein, dass nicht alle Versuche gelingen und der Mut zum Risiko das Risiko des Scheiterns einschließt.

http://www.badische-zeitung.de/die-macht-der-vorurteile-bremst-die-reformen

31.01.2009

ZEIT online Schulen erneuern, nicht nur sanieren!

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Konjunkturpaket
Von Reinhard Kahl

Schulen erneuern, nicht nur sanieren!
Ein großer Teil der Milliarden zur Stützung der Konjunktur soll zur Sanierung von Schulen ausgegeben werden. Die Chance, sie zu kultivierten Lebensorten umzubauen
Nun steht es fest. 8,6 Milliarden Euro fließen aus dem Konjunkturprogramm (50 Milliarden) in die Bildung. Ende eines wochenlangen Hin und Her. Zwischendurch hatte Bildungsministerin Annette Schavan schon mal 15 Milliarden angekündigt. Auch einen Handwerkergutschein von 100.000 Euro pro Schule brachte sie ins Gespräch. Dabei ist der dringendste Sanierungsbedarf für Schulgebäude in Deutschland inzwischen auf 73 Milliarden angewachsen. Das hat das Deutsche Institut für Urbanistik bereits vor der aktuellen Debatte ausgerechnet. So viel wäre nötig, nur um zu verhindern, dass es bald in noch mehr Schulen hinein regnet und dass noch mehr baufällige Treppenhäuser gesperrt werden müssen. Erweiterungen, etwa für Mensen in Ganztagsschulen, sind in dieser Riesensumme nicht bedacht. Es sieht nicht so aus, als ob die Politiker lange nachgedacht und sorgfältig geplant hätten. Wenn es drauf ankommt, gilt für viele von ihnen immer noch die Reihenfolge: Straße, Schiene, Schule. Dass sich jeder Bildungseuro für die Gesellschaft hoch verzinst, ist zu den lobbyanfälligen Landesfürsten noch nicht durchgedrungen. Für jeden in die frühen Jahre investierten Cent gibt es eine Rendite von sage und schreibe 13 Prozent. So viel zu den Maßstäben. Und dennoch liegt gerade im Unfertigen des Konjunkturprogramms eine große Chance. Denn das politische Halbfertigprodukt muss in kürzester Zeit vor Ort den jeweiligen Umständen angepasst werden. Es könnte dabei mit Ideen zur pädagogischen Kultivierung der Bildungshäuser aufgeladen werden. Ein alle Ausnahmen durchdeklinierendes Vergabe- und Antragsverfahren würden viel zu lange brauchen, und dabei die belebende Wirkung der Konjunkturspritze vereiteln. Deshalb könnte die Ratlosigkeit der Politiker am Ende eine vitalisierte Zivilgesellschaft fördern. Es gibt Beispiele, die nun Schule machen könnten. In Herten haben Schüler der Martin Luther Schule auf den Dächern Sonnenkollektoren installiert und zusammen mit einem Polier im Ruhestand einen Fußballplatz angelegt. Dabei wurde die Hauptschule für die Jugendlichen mehr denn je zu ihrer eigenen Schule. Im bayrischen Wertingen wandelte die Montessorischule ein ehemaliges Möbelhaus in ein "Werkhaus der Generationen" um. Eine Schülermutter, Innenarchitektin, hatte die Idee für den ungewöhnlichen Lernort. Nachmittags arbeiten, spielen und lernen in der offenen Ganztagsschule Kinder und Jugendliche zusammen mit Senioren, Handwerkern, Lehrern und Eltern. Dafür hat der Bundespräsident die Schule als einen von "365 Orten im Land der Ideen" ausgezeichnet. Die Architekturdozentin Susanne Hofmann an der TU Berlin erneuert gemeinsam mit ihren Studierenden (den "Baupiloten") nach Ideen von Kindern, Jugendliche und Pädagogen Schulen und Kitas. Die Baupiloten arbeiten mit Firmen zusammen, aber auch mit Beschäftigungsträgern für arbeitslose Jugendliche oder Werkstätten im Strafvollzug.

taz Kinder sind keine Fässer

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tazthema: aus- und weiterbildung

S ONNAB END/S ONNTAG, 3. /4. JANUAR 2009 TAZ NOR D

Reinhard Kahl hat sich auf die Suche nach der ,,Schule der Zukunft" gemacht ­ und dabei einige gute Beispiele gefunden

PS 1 09 Die Schönste im Land

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Reinhard Kahls Kolumne

P. S. Die Schönste im Land

Der ganze Raum in tiefem Rot. An lich ist eine Arbeitshaltung, dass man Es lohnt sich, die Grundsätze auf der einer Wand die Zeichnung einer in- sich die Augen reibt. Homepage (www.muenster.org/Wartdischen Tänzerin. Gegenüber ein VorJeden Morgen stehen zwei Stunden burg-Grundschule) zu lesen. hang aus dünnem Organza. Der Raum WAP, das heißt Wochenarbeitsplan, auf Einem CDU-Stadtrat ... nebenan in etwas hellerem Rot. Auf dem Programm. Stundenpläne gibt es Kacheln asiatische Motive und an einer nicht mehr. Fächer wurden abgeschafft. ... verdankte die Schule dann, dass Wand in feinsten Strichen ein Sumo- Der Tag wird großflächig, wie man hier ihre gewandelte Seele mit dem NeuRinger.

Zeit online Umbauten am Haus des Lernens

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Schule
Von Reinhard Kahl

Umbauten im Haus des Lernens
Was sagen der Schulpreis, Grundschulstudien und die Diskussion über Investitionen darüber aus, wie Schule wahrgenommen wird? Eine Kolumne
Es begann am vergangenen Wochenende mit dem Vorschlag von Bildungsministerin Annette Schavan, die Wirtschaftskrise für ein Konjunkturprogramm zugunsten der Bildung zu nutzen. 20 Milliarden will sie zur Sanierung maroder Gebäude mobilisieren. Wie könnte diese zunächst auf Handwerker und die Bauwirtschaft zielende Hilfe pädagogische Erneuerungen stimulieren? Politische Fantasie wäre gefragt. Wege zu glanzvollen und erfolgreichen Häusern des Lernens zeigen aktuell wieder die mit dem Deutschen Schulpreis ausgezeichneten Schulen. Bevor dieser Preis am Mittwoch vergeben wurde, kamen erst noch zwei Studien, Timms und Iglu, über Grundschüler heraus. Sie zeigen, dass die Grundschulen hierzulande ganz gut, zum Teil sogar sehr gut sind. Allerdings steht darum die Frage, was dann auf dem Weg zum Pisa-Test bei den 15-Jährigen schief geht, drängender denn je auf der Tagesordnung. Zugleich aber schwindet die Strahlkraft der großen Studien. Welche Fragen können sie beantworten und wo bleiben sie stumm? Timms, die internationale Studie über Mathe und Naturwissenschaften, löste vor zehn Jahren die neue Bildungsdebatte aus. Der Befund war, dass deutsche Schüler große Schwierigkeiten haben, ihr Formelwissen außerhalb des engen schulischen Aufgabenkorsetts anzuwenden. Dass es in der Mathematik häufig verschiedene Wege zu Lösungen gibt, war den Schülern eher fremd. Sie haben offenbar überwiegend für die Schule gelernt, im Laufe der Schulzeit vermutlich mehr und mehr widerwillig, kaum aber für die Praxis. Gleichzeitig ist die Praxis in der Gesellschaft immer weniger bloßes Ausführen. Mehr und mehr geht es ums Problemlösen.

18.12.2008

DIE ZEIT Deutscher Schulpreis. Münster

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DIE ZEIT, 11.12.2008 Nr. 51

http://www.zeit.de/2008/51/C-Schulsieger

Applaus, Applaus, Applaus!
Eine Grundschule in Münster gewinnt den Deutschen Schulpreis Schulpreis
Von Reinhard Kahl Chapeau! Der Wartburg-Grundschule in Münster ist Wunderbares gelungen: der Übergang vom Belehren zum Lernen und eine Metamorphose von der Anstalt zur kulturellen Oase. Dafür gibt es den ersten Platz beim Deutschen Schulpreis, 100000 Euro und viele Komplimente vom Bundespräsidenten, der den von der Bosch Stiftung initiierten und finanzierten Preis am Mittwoch in Berlin verlieh. Weitere vier gekrönte Schulen bekommen je 25000 Euro. Erstmals wurden zwei Sonderpreise vergeben. Bei den sieben Preisträgern handelt es sich durchweg um Schulen, die die Einzigartigkeit jedes Schülers entdeckt haben. Die Leistungen sind an diesen Schulen so exzellent wie die Kultur beeindruckend. Lehrer wissen dort, dass Schüler sich nur dann aus sich herauswagen, wenn ihnen die Schule eine Heimat bietet. Die Wartburg-Schule hat diese Pädagogik, die sich an vielen Grundschulen durchsetzt und nun weiterführende Schulen infiziert, besonders kultiviert. Mehrmals im Jahr gibt es Feste. Am vergangenen Freitag etwa kamen an die 1700 Kinder, Eltern und Großeltern sowie Nachbarn zum »Plätzchenprobiermarkt«. Die Kinder haben gebacken und verkauft. Alltäglich ist eine Arbeitshaltung, die ihresgleichen sucht. Jeden Morgen stehen zwei Stunden WAP, das heißt Wochenarbeitsplan, auf dem Programm. Stundenpläne gibt es nicht mehr. Fächer wurden abgeschafft. Der Tag wird großflächig rhythmisiert, wie man hier sagt. In allen Klassen sieht man, wie jedes Kind an etwas anderem arbeitet. Man könnte auch sagen, jedes arbeitet an sich selbst. Sie üben. Die an manchen Schulen vergessene Tugend wurde hier rehabilitiert und wird nun so verstanden, wie Üben ursprünglich gemeint war: wiederholen und variieren. Anderswo wurde das Variieren herausgekürzt. Es blieb das bloße, dann häufig nervende Wiederholen.

taz Einladende Neubauten

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Digitaz-Artikel - taz.de

12.12.2008

Einladende Neubauten
Die beste Antwort auf die Krise wäre, ins deutsche Bildungssystem zu investieren. Die Sanierung maroder Schulen, die Bildungsministerin Schavan anregt, ist ein Anfang Erinnert sich noch jemand an den Bildungsgipfel im Oktober? Inzwischen gipfelt es fast täglich - nur ein Berg ist im Nebel verschwunden, die Bildung. Dabei sagt inzwischen ja fast jeder, sie sollte das Thema Nummer eins sein. Ist sie aber bei den meisten Politikern nur bei Schönwetter. Warum Bildung so wichtig ist, wird an einer McKinsey-Studie deutlich: Jeder Euro für die frühkindliche Bildung wird demnach mit 12 Prozent für den Einzelnen und die Volkswirtschaft verzinst. Das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft wollte das nicht glauben und rechnete nach - und kam auf 13 Prozent. Nehmen wir an, eine Bank würde diese Rendite anbieten: ein Dummkopf, wer sein Geld nicht dorthin brächte. Warum also legt die Gesellschaft, vertreten durch die Politik, das Geld nicht dort an, wo es am meisten bringt? Weil unsere Politiker - und auch die meisten anderen Leute - nicht wirklich an diesen Gewinn glauben! Das wird schon an der Sprache deutlich, wenn von Kosten und nicht von Investitionen die Rede ist. An Kosten spart man. Investieren kann man gar nicht genug, wenn dabei etwas herauskommt.

PS 12 Ein Konjunkturprogramm für die Bildung

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P. S. Ein Konjunkturprogramm für die Bildung

Nun gipfelt es fast täglich. Längst im Bildung soll nun ja in den USA Thema dem Hinweis vor: »Umwelt ist bei Nebel verschwunden ist dabei die Bil- Nummer eins werden. Und wann be- uns etwas anderes als bei ihnen. In dung. Auch Migrations-, Integrations- ginnt bei uns der Abstieg von den pa- Deutschland ist Umwelt, wenn irund IT-Gipfel sind schon wieder ver- thetischen und panischen Gipfeln? gendwo Öl ausläuft, wir Dänen vergessen. Konjunktur und Finanzen sind Ein Konjunkturprogramm für Bil- stehen darunter ein gutes Milieu.« Als oben. Nach der halben Billion für die dung wäre pragmatisch, weil es den tau- wir davon hören, dass am folgenden Banken klingen 13 Milliarden, die in melnden Kapitalismus beruhigen hilft Wochenende in der Schule ein großes den nächsten beiden Jahren zur Un- und es hätte eine Vision, für die sich Fest sein wird, fragt jemand: »Aber terstützung von Autokauf und von das Engagement lohnt. Wir können Bil- beim Fest hängen Sie die Kunst doch Handwerkern bereitgestellt werden, dungsministerin Annette Schavan er- ab?« »Nein«, antwortet Andersen wie Kleingeld. Während diese Zeilen neut zitieren.

NDR Kultur Gedanken zur Zeit: “ Führung“

NDR Kultur  -  Gedanken zur Zeit – 30. November 2008

 

Reinhard Kahl

Führung - ein deutsches Tabu?

 

 

„Wen Du führen willst, dem folge“, schrieb Michel de Montaigne vor fast einem halben Jahrtausend in seinen Essais.

 

Noch viel länger ist es her, dass Laotse, der Philosoph aus dem alten China verlangte, „Wer führen will, der darf denen, die er führt, nicht im Wege stehen.“

 

Die beiden Weisen wussten, dass Führung nicht heißt, einer weiß, wo es lang geht und die anderen folgen.

 

Das neue Buch des Pädagogen Bernhard Bueb hat das Thema „Führung“ auf die Tagesordnung gesetzt. Es heißt „Von der Pflicht zu führen.“ Bueb hat bis zu seinem Ruhestand 2005 die Internatsschulen Schloss Salem geleitet. [So steht es auch nüchtern im Klappentext des Buches: „geleitet“ und nicht „geführt.“ Semantische Unterschiede sind nicht egal.]

 

Bueb, der zuvor mit seinem „Lob der Disziplin“ auf  die Bestsellerlisten kam, provoziert, um nicht überhört zu werden. Flugs wurde er der Sympathie zur sogenannten „Schwarzen Pädagogik“ verdächtigt, die Kinder mit dem Stock, mit Verboten und aus einem prinzipiellen Misstrauen heraus erzog. Bei Neugeborenen sollte bereits der böse Kern bekämpft werden. Erziehung als Kampf gegen die Erbsünde. So wurde das Individuum geschwächt und sein Eigensinn durch Außensteuerung ersetzt. Die ihres Eigenen beraubten, verlangten nach Prothesen, nach Führung und dem Führer.

 

Das will Bueb nicht.

 

Er hat, und das ist in jedem Fall sein Verdienst, daran erinnert, dass man wie beim Malen nicht ohne die Farbe Schwarz auskommt, weil ohne sie die Tiefe verloren geht und ein all zu transparentes, oft seichtes Pastell entsteht. Es kommt also auf die Mischung an. Auf das Maß. Auf den Kontext. Auf die jeweilige Geschichte. Versuchen wir also den Fallen des allzu Prinzipiellen zu entkommen. Bueb wird zu schnell zu prinzipiell,  zum Beispiel wenn er schreibt, dass wir uns nach Leitern, Chefs und Autorität sehnten und dass es darauf ankomme ein Vorbild zu sein.

 

Treten wir einen Schritt zurück und blicken wir erst mal auf jene schwachen Erwachsenen, gegen die Bueb argumentiert, zumal wenn sie Pädagogen sind.

Erinnern nicht viele Lehrer, Eltern und Kita-Erzieher an Gastgeber, die bei einem Fest so tun, als wären sie selbst gar nicht da? Ihr wisst ja wo der Kühlschrank steht, sagen sie schon an der Tür. Das war’s. Keine Begrüßung. Wenig Form. Kaum ein Ritual. Und natürlich geben solche nicht erwachsen gewordenen Erwachsenen ihren Kindern oder Schülern zu verstehen: Seht zu wie ihr durch kommt, vielleicht wisst ihr besser, wie man lebt. Erwartet von uns nichts. Und wenn solche Erwachsenen dann Selbstregulierungstheorien bemühen, dann werden auch noch diese starken Erkenntnisse bei ihnen verkehrt. Denn Kinder, die tatsächlich alle lernen wollen, darf man natürlich nicht allein lassen, sie brauchen  Respekt, eine gute Atmosphäre und vor allem Erwachsene. [Ganz traditionell ausgedrückt: Sie brauchen Welt. Wird ihnen diese verweigert, und das ist häufig der Fall, ist das der Bildungsskandal, den Bueb zu Recht kritisiert.]

 

Wenn also Erwachsene den Kindern Lebensformen und Herausforderungen schulden, heißt es nicht, dass sie diese den Kindern und Jugendlichen beibringen,  wie Schulstoff, oder die Werte verbal vermitteln, sondern dass sie diese selbst leben und damit anstecken. 

 

Wenn Lehrer von den Schülern Interesse und Neugierde verlangen, aber selbst nicht neugierig sind, dann bringen sie den Kindern eben nicht das bei, was sie proklamieren, sondern das, was sie tun[. Wenn Lehrer oder Vorgesetzte verlangen, ihr müsst zusammen arbeiten, aber nur mit Regelwerken und Leitbildern führen, und wenn sie selbst nicht daran denken zusammen zu arbeiten], dann sind sie so unglaubwürdig und so wenig ernst zu nehmen, wie Feiglinge, die salbungsvolle Reden über den Mut halten.

Sind sie mutig, dann könnte man das Führung nennen, man könnte aber bei Mut, dem großen Wort für diese riesige Tugend bleiben und auf das noch größere Wort, Führung, verzichten.

 

Wie ein wirklich erwachsen gewordner Erwachsener aussieht, der sich vor Führung nicht drückt, allerdings ohne das Wort auskommt, kann man in dem Film „Rhythm is it“ an dem englischen Choreografen Royston Maldoom sehen.

 

Der Film zeigt Ballettproben mit Teenagern für eine Aufführung der Berliner Philharmoniker unter Leitung von Sir Simon Rattle. Der Film konzentriert sich auf die Beobachtung einer Gruppe von Hauptschülern, Jugendliche also, denen man gemeinhin wenig zutraut. Royston Maldoom allerdings zweifelt nicht an diesen Schülern, was nicht heißt, dass er nichts von ihnen verlangt. Dazu gibt es eine Schlüsselszene. Der Choreograph empfiehlt einigen von ihnen auf einer Ballettschule weiter zu machen. Sie hätten das Zeug dazu. In dieser Szene steht neben den Schülern deren freundliche, aber grundbesorgte Lehrerin und interveniert: abends noch allein und im Dunklen mit der S-Bahn nach Wilmersdorf?

 

Plötzlich wird deutlich, welchen Unterschied es macht, ob jemand wie dieser Choreograph die Botschaft sendet, „Kommt her, ihr seid schon ganz gut, in Euch steckt aber noch viel mehr als ihr glaubt; Lasst uns was gemeinsam  anfangen!“ oder ob der Erwachsene dieses Potential eher anzweifelt, den Jugendlichen vielleicht mitteilt, sie hätten doch nur Stroh im Kopf.

 

Wenn ein Pädagoge, wie die Lehrerin im Film, mit den Schülern eine  Opfergemeinschaft gegen die Welt bildet, dann fordert sie die Jugendlichen ebenso so wenig heraus, wie es jene Zynikern tun, die Schülern ihre Talente absprechen und Kinder beschämen. Vielleicht ist die Opferfraktion den Zynikern viel verwandter als man gewöhnlich denkt.

 

Und da wären wir wieder beim bereits zitieren Michel de Montaigne, „Wen Du führen willst, dem folge.“  Der Führer, benutzen wir das kontaminierte Wort, sollte ein „Schrittmacher“ und „Schrittfolger“ sein, schrieb Montaigne. Und er fährt fort: „Verfehlen wir hier die rechte Proportion, verderben wir alles.“

 

Bleiben wir noch einen Moment bei Royston Maldoom. Seine Botschaft nach 30 Jahren Community Dance heißt: „Ich habe noch niemanden getroffen, weder bei traumatisierten Kindern in Bosnien, noch bei Grundschülern in London oder in einem Jugendgefängnis, der nicht tanzen kann.“ Und dann sagt er: „Sollte es Lehrer geben, die nicht glauben, dass jeder Schüler lernen will, dann sollten diese Erwachsenen nicht über die Schwelle zum Klassenraum treten.“ Ein Satz der sitzt. Aber auch hier hängt alles vom Kontext ab. Sagt das ein Royston Maldoom oder steht der Satz in einem Lehrer-Hasser-Buch, das mit der Art seiner Kritik an Lehrern weiter am Teufelkreis von Entwerten und Beschämen dreht?

 

Wie könnten wir diesen Abwärtsspiralen entkommen?  Bueb empfiehlt den Lehrern Mut zur Führung, ja, die Pflicht zur Führung. Geht es nicht etwas pragmatischer?

 

Wer wird denn eigentlich Pädagoge? Beginnt die Berufswahl nicht allzu häufig mit einer Vermeidungsstrategie? Wollen sich nicht zu viele Lehramtskandidaten vor den Herausforderungen der Erwachsenenwelt schützen?  Wie werden Erzieherinnen und Erzieher sowie Lehrerinnen und Lehrer ausgewählt und vorbereitet? Werden sie überhaupt ausgewählt? Wie vermeidet man, dass die Ratlosen diesen Beruf ergreifen? Wie werden die Besten und vor allem die Leidenschaftlichen angezogen? Dass es möglich ist die Besten zu gewinnen, zeigen die Finnen, wo  - je nach Hochschule - zwischen sieben und zehn Bewerber auf einen Studienplatz für das Lehrerstudium kommen. Und das obwohl dort die Pädagogen schlechter bezahlt werden als bei uns. Aber der Beruf wird respektiert. Die jungen Lehrer haben ihre eigene Schulzeit gewöhnlich in guter Erinnerung. So werden Aufwärtsspiralen in Gang gesetzt. Eine Pathosdebatte über Führung ist nicht nötig.

 

Deutschland schwankt zwischen Auf- und Abwärtsspiralen. Auf der einen Seite der bekannte Alltag, in dem sich Lehrer, Schüler und auch Eltern häufig immer noch als Feinde behandeln. Auf der anderen Seite verbreiten jetzt Bilder aus solchen Filmen wie „Rhythm  Is It“ eine ansteckende Gesundheit. Dass diese Erreger des Gelingens wirken, zeigen die vielen Kindergärten und Schulen, die sich umgründen und die zahlreiche Initiativen neue Schulen zu gründen. Allerdings fällt es den Deutschen so schwer zu glauben, dass etwas wirklich gelingen könnte.

 

Vielleicht ist dieses das Thema hinter dem Thema Führung: herrscht Vertrauen oder dominiert das Misstrauen?

 

 Royston Maldoom`s „Kommt her – Ihr seit schon ganz gut – stellen wir was auf die Beine“, sein Nicht-locker-lassen, bis alle ihr Bestes geben und vor allem sein Können, seine Kunst und seine Erfahrung, das alles macht ihn zum  Botschafter einer Welt, in die einzusteigen sich lohnt. In diese Welt zu führen, indem man mit ihr beginnt, das ist etwas ganz anderes als jene Variante von Führung,  die davon ausgeht, dass Kinder und Jugendliche eigentlich ziemlich leer seien und nicht wissen was sie wollen. Und dann wird ihnen auch noch mit dem späteren Leben gedroht, als wäre es eine Strafe, satt sie zum Leben einzuladen.

 

 Vielleicht wäre ein besseres Wort als Führung das Wort Herausforderung. Denn wer andere herausfordern will, muss doch daran glauben, dass in ihnen etwas Gutes steckt, muss deren Besonderheit entdecken wollen. Noch mal Montaigne: „Wen Du führen willst, dem folge.“

 

ZEIT online Protestierende Schüler haben recht

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Schulstreik
Von Reinhard Kahl

Die protestierenden Schüler haben recht
Schüler gehen auf die Straße, Eltern bilden Lichterketten. Gleichzeitig warnen Wirtschaftswissenschaftler vor Deutschlands Rückstand in der Bildung. Ein Kommentar
In vielen Städten gehen Schüler heute nicht in den Unterricht, sondern auf die Straße. Sie verlangen kleinere Klassen, mehr Lehrer und den Abschied vom deutschen Sonderweg mit seinem gegliederten Schulsystem. Diese Forderungen sind nicht gerade neu. Wie sollten sie auch angesichts eines so trägen Systems. Allerdings sind die einzelnen Parolen gar nicht so wichtig. Auch die in den vergangenen Tagen aufgekommene Frage, ob die Linkspartei die Fäden beim Schülerstreik zieht, kann man vernachlässigen. Hinter den Protesten steckt etwas ganz anderes. Es wird munter im deutschen Bildungstal. Die Jugendlichen melden sich zurück. Sie kämpfen mit ihren Aktionen erst mal gegen die eigene Gleichgültigkeit. Nach neun oder 13 Jahren verlassen Absolventen die Anstalten "wie Landsknechte eine aufgelöste Armee" (Peter Sloterdijk). In vielen Schulen herrscht dumpfe Normalverwahrlosung. Kein Wunder, im Alltag ist das Durchkommen mit möglichst guten Noten immer noch die oberste Norm, ganz im Gegensatz zu all den schönen Gipfelreden über Kreativität und Bildung. Gewöhnlich erziehen die Schulen zu einer Art Untermietermentalität. Sie fordert eben nicht den "Innovationsgeist" heraus, der allenthalben verlangt wird. Dieses Lernen, so heißt es in den Aufrufen der Schüler, "haben wir satt." Stoff bewältigen. Lehrpläne befolgen. Für Klausuren büffeln. Und dann? Schnell wieder vergessen. Die Krankheit der meisten Schulen heißt Bulimie: Stoff in sich hineinstopfen und wieder erbrechen. Der Protest der Schüler ist ebenso existenzialistisch wie bildungspolitisch. Der neue Elternprotest ist ähnlich gestimmt. Es begann vor einem Jahr in Freiburg. Dort wurden Mütter (und wenige Väter) vom


13.11.2008

ZEIT online Ein New Deal für die Schule

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Bildung
Von Reinhard Kahl

Ein New Deal für die Schule
Gerät Bildung angesichts von Konjunktur- und Bankenrettungsprogrammen wieder ins Abseits? Oder gibt es eine Chance für eine neue Mischung aus Pragmatismus und Vision? Ein Vorschlag
Nach einem von der Kanzlerin Anfang dieser Woche anberaumten Konjunktur-Gipfel gab es am Mittwoch den Krisengipfel im Kabinett. Mehrere Finanzgipfel stehen noch bevor. Der Bildungsgipfel ist schon wieder im Nebel verschwunden. Ja, von Bildung ist derzeit keine Rede mehr, nur von Autos und Handwerkerrechnungen. Dafür werden 13 Milliarden in den nächsten beiden Jahren locker gemacht. Hätte Bildung nicht der Kern des Konjunkturprogramms sein müssen? Viele Schulgebäude sind marode. Manche Hochschulen aus den siebziger Jahren sind längst einstürzende Neubauten. Krippen und Kitas fehlen ganz. Viele Ganztagsschulen, die nicht bloß in den Nachmittag verlängerte Vormittagsschulen mit einem Kiosk sind, würden nach Erweiterungen und Umbauten erst diesen Namen verdienen. Die belebende Wirkung für Arbeit und Umsatz wäre mit dem Konjunkturprogramm garantiert. Es wäre zielgerichtet. Anders als die Verlockung, umso mehr Kfz-Steuern zu sparen, je größer das Auto ist. Schwarze Stadt-Geländewagen als Meistbegünstigte der Krise? Auf diesen Witz wäre man nicht gekommen. Staatliche Investitionen in die Bildung kämen der Kultivierung des öffentlichen Bereichs, also einer gemeinsamen Welt zugute. An dieser gemeinsamen Welt fehlt es vor allem. Wie weit sind wir von solchen Gedanken an eine lebenswerte, gemeinsame Welt entfernt. Immerhin ein Obama signalisiert, dass es noch etwas anderes gibt als mühseliges Überlebensmanagement, Feuerwehreinsätze der Politik und die Flucht ins Private. Bildung soll nun ja in den USA Thema Nummer eins werden. Und wann beginnt bei uns der Abstieg von den pathetischen und panischen Gipfeln?

07.11.2008

PS 11 Über allen Gipfeln ist Tal

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Reinhard Kahls Kolumne

P. S. Über allen Gipfeln ist Tal
Bildungsgipfels sein können? Fragt jetzt jemand, wer soll das bezahlen? Könnten nicht die Milliarden, die zur Stützung der verschwundenen Investmentgeldmengen offenbar vorhanden sind, mit je einer halben Milliarde für die Bildung gespiegelt werden? Dabei wäre ja kein Euro für die Bildung verloren. Jeder wird hoch verzinst. Bestraft allerdings wird die Unterlassung jedes nicht investierten Euro. Die Berater von McKinsey haben gerade wieder in einer Studie für die Robert Bosch Stiftung nachgewiesen, dass in Deutschland 50 Milliarden im Jahr für Schulen, Kitas und Unis fehlen. Die Folgen, schätzt McKinsey Bildungsexperte Nelson Killius, kosten in den nächsten 12 Jahren die deutsche Gesellschaft und Wirtschaft 1,2 Billionen Euro. Woran wir glauben Wo liegt also das Problem? Das wird an einem anderen Ergebnis von McKinsey deutlich. Dass man dort einen schwärmerischen Bildungsbegriff hat, wird ja niemand unterstellen.

ZDF „Neues aus der Anstalt“ weist auf Archiv der Zukunft hin

Am 28. Oktober nahm sich Georg Schramm in der ZDF Satiresendung "Neues aus der Anstalt" auch den Bildungsgipfel vor und wies völlig unsatirisch auf  Alternativen hin:

"Der Bund ist de jure reformunfähig. Und die Länder de facto.
Und das Spannendste, meine Damen und Herren, ist:
Trotzdem gibt es die Schule der Zukunft bereits.
Wenn Sie Lust und Gelegenheit haben gucken Sie mal ins Internet. Gucken Sie mal bei Schule der Zukunft, der Deutsche Schulpreis, Blick über den Zaun, Archiv der Zukunft.
Überall da, wo Pädaogen, Lehrer, Schüler und Eltern sind über die staatliche Gängelei hinwegsetzen, da tut sich ja schon was!"

 
 
Die Sendung online:
 
Widerholungen
  • ZDFinfokanal
    1. November 2008, 21.30 Uhr
    8. November 2008, 15.02 Uhr
  • 3sat
    4. November 2008, 00.30 Uhr
  •  

    ZEIT online Schüler als Lehrer

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    Unterricht
    Von Reinhard Kahl

    Schüler als Lehrer
    Man lernt am meisten, wenn man sein Wissen anderen erklärt. Warum wird in Schulen kaum danach gehandelt? Vierter Teil einer Spurensuche im Bildungstal
    Im Leistungskurs Französisch steht Michaela vor der Klasse. Sie hält einen Vortrag über den Ursprung des Chansons auf den Schlachtfeldern des Mittelalters. Mit drei Mitschülern hat sie sich vorbereitet. Sie erzählen kleine Geschichten. Alles auf Französisch. Die Klasse ist konzentriert, ernsthaft und gelassen. Zuletzt entdeckt man hinten in der Ecke den Lehrer. Ein Lehrer? Eher ein Beobachter. Er unterbricht die Schüler selten. Doch sein Gesicht spiegelt das Geschehen an der Tafel wider. Lautlos spricht er Wörter von Michaela nach. Wenn sie nach den richtigen Ausdrücken sucht, schiebt er den Kopf vor und nickt ihr wie ein Magier zu. Wirkt das nicht, souffliert er. Am Willibald-Gymnasium in Eichstätt unterrichten in den meisten Stunden die Schüler. Der Lehrer wirkt eher wie ein Regisseur. Er arbeitet mit den Darstellern am Drehbuch für die Stunden, coacht die Mannschaft. Hauptdarsteller will er nicht sein. Der Lehrer ist Jean-Pol Martin, Professor für Französischdidaktik an der Katholischen Universität Eichstätt. Im Sommer wurde er pensioniert. Martin ist einer der Erfinder des Konzepts ,,Lernen durch Lehren" (LDL). Weil man so etwas nicht am Schreibtisch entwickeln kann, unterrichtet er auch am Willibald-Gymnasium. Die Schüler sind begeistert. Sie werden weniger unterrichtet als aufgerichtet. Aber verfestigen Schüler dabei nicht ihre Fehler? Martin nickt, erst nachdenklich, dann begeistert: ,,Genau, Fehler machen, das ist wichtig", sagt er. ,,Ich will im Unterricht Widersprüche entstehen lassen." Wer das zum ersten Mal hört, runzelt die Stirn. Doch Martin setzt noch eins drauf. ,,Mein Unterricht schafft Unklarheiten. Der traditionelle Unterricht versucht immer nur, Klarheit zu schaffen." Letzteres sei auch nicht ganz falsch, räumt er ein, denn zum Lernen brauche man beides. Aber der entscheidende Rohstoff sei das Unfertige. ,,Menschen kommunizieren nur dann, wenn ihnen etwas nicht klar ist." Die Schüler müssten ihre Unklarheit selbst in Klarheit verwandeln. Nach einem Vormittag bei Martin versteht man, warum gewöhnlicher Unterricht oft so bleiern ist. Schüler werden Tag für Tag mit Antworten auf Fragen zugeschüttet, gleichzeitig haben sie kaum Chancen, Fragen überhaupt zu stellen. Sie sollen kopieren und nicht wie bei Jean-Pol Martin nachahmen und improvisieren. Ein feiner, doch alles entscheidender Unterschied. Kopieren ermüdet. Manche verlernen dabei das Lernen. Und das ist gar nicht so leicht, denn unser Gehirn kann eigentlich gar nicht anders als lernen. Es ist, wenn man es ihm nicht abtrainiert, geradezu süchtig nach Neuem.

    22.10.2008

    ZEIT online Vielfalt als Vorteil

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    Vor dem Bildungsgipfel
    Von Reinhard Kahl

    Vielfalt als Vorteil
    Neue Studien beweisen: Jedes Kind lernt anders. Manchen Schulen gelingt es, davon zu profitieren und mit der Vielfalt des Lernens umzugehen. Dritter Teil einer Spurensuche im deutschen Bildungstal
    Das größte Problem der deutschen Schule sieht der Bildungsforscher Jürgen Baumert in den Problemen der Lehrer, mit der Verschiedenheit der Kinder umzugehen. Jedes Kind lernt anders. Inzwischen gibt es eine Reihe von Studien, die zeigen, wie groß die Spannweite ist. Der Züricher Professor für Entwicklungspädiatrie Remo Largo zeigt in der bisher größten europäischen Langzeitstudie, wie ausgeprägt die Verschiedenheit von der Körpergröße über das Schlafbedürfnis bis hin zu den unterschiedlichen Talenten ist. Gleichaltrige Kinder stehen eben nicht immer auf derselben Entwicklungsstufe. Einige Erstklässler können bereits schreiben. Andere werden dafür noch ein oder gar zwei Jahre brauchen, vorausgesetzt, man lässt ihnen die Zeit, die sie brauchen. Sonst verlieren viele den Anschluss und schalten innerlich ab. Das ist der große Nachteil des üblichen, im Gleichschritt und nach Lehrplan oder Schulbuch voranschreitenden Unterrichts. Auch diejenigen, die schon viel können, langweilen sich mitunter. Einer der größten Skandale unserer Schulen ist, dass es den Lehrern häufig gar nicht auffällt, wie viele Kinder nur ihre Körper in den Klassenräumen abstellen, während ihre Fantasie spazieren geht. Unter den Jugendlichen ist das häufig sogar die Mehrheit. Schwierigkeiten im Umgang mit Verschiedenheit ist einer der größten Mängel an den Schulen. Aber bleiben wir bei unserer Spurensuche auf der Fährte des Gelingens. Wir besuchen die Schule Kleine Kielstraße in Dortmund. Sie bekam vorletztes Jahr als Erste den deutschen Schulpreis, Platz eins. Die Schule liegt in der Dortmunder Nordstadt, einem sogenannten sozialen Brennpunkt. Vier von fünf Kindern kommen aus Migrantenfamilien. Doch darüber hören Besucher kein Wort der Klage. Schon der erste Eindruck am Morgen verblüfft. Kinder lassen in den Fluren Luftballons steigen. Die herausströmende Luft treibt kleine Propeller an. Die Lehrerin hilft bei der Montage. Andere Kinder lesen oder spielen, dabei hat es noch gar nicht zum Unterricht geklingelt. In allen guten Schulen zeigt sich dasselbe Bild. Die Kinder wollen viel experimentieren und lernen, warum sollten sie da auf ein Kommando warten? Der erste und der zweite Jahrgang werden gemeinsam in einer Klasse unterrichtet. Das ist eine der vielen Antworten dieser Schule darauf, wie unterschiedlich Kinder sind. Das Wichtigste aber ist, dass man in der Verschiedenheit der Kinder keinen Nachteil sieht. Im Gegenteil. Es ist ein Vorteil, verschieden zu sein. Das macht Menschen füreinander interessant.

    22.10.2008

    ZEIT online Freiarbeit statt Stundenplan

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    Schule
    Von Reinhard Kahl

    Freiarbeit statt Stundenplan
    Viele Schulen wenden sich von der Tradition der Belehrung ab und lassen ihren Schülern mehr Freiheit. Zweiter Teil einer Spurensuche im Bildungstal
    Morgens, kurz nach halb acht. Der Lehrer ist schon da. Auch die ersten Schüler kommen vor Unterrichtsbeginn. Der Lehrer begrüßt sie mit Handschlag, wie ein Gastgeber. Er hat bereits einiges vorbereitet. Die Schüler holen sich ihr Material ab und legen los. Einfach so. Sie warten nicht auf den Gong. Wir sind in der Bodenseeschule Friedrichshafen, in einer siebten Klasse. Die Schüler sind in der Pubertät, es ist eine Hauptschulklasse. Das sei eigentlich der Tiefpunkt, hört man überall, 7. Klasse Hauptschule, oh je. Aber vom täglichen Kleinkrieg oder vom ,,pädagogischen Lazarett Hauptschule" ist hier nichts zu spüren. Die Bodenseeschule war eine der ersten Ganztagsschulen in Deutschland. Sie ist von Ideen der Reformpädagogin Maria Montessori geprägt. Man findet dort niemanden, der das dreigliedrige Schulsystem verteidigt. Doch das hindert die Lehrer nicht daran, für ihre Schüler den besten Unterricht zu machen. Die Regale sind voll mit Material, Schulfächer wurden weitgehend abgeschafft. Der Tag beginnt mit Freiarbeit in den ersten beiden Stunden. Jeder arbeitet in dieser Zeit an etwas anderem. Wer nicht weiter weiß, gibt dem Lehrer ein Zeichen, dann kommt er. Auf die Freiarbeit folgen fächerübergreifender Unterricht und Projekte. Die freie Arbeit am Morgen hat etwas nahezu Heiliges. Es ist die Zeit höchster Konzentration. Die Schüler genießen das. Ähnlich beginnt der Tag an der Max-Brauer-Schule in Hamburg Altona, die von der Vorschule bis zum Abitur geht und bei Pisa bestens abschnitt. Auf diesen Lorbeeren wollte sich die mit dem deutschen Schulpreis ausgezeichnete Schule aber nicht ausruhen. Eine Lehrergruppe hat über Jahre ihre ,,Traumschule" konzipiert und schließlich die Schulkonferenz überzeugt. Für die Schüler wird ab der fünften Klasse das tägliche Lernbüro eingerichtet, in den ähnlich wie in der Bodenseeschule jeder morgens an seiner Sache, man könnte auch sagen an sich selbst arbeitet: Mathe, Schreiben, Lesen. Lehrpläne wurden in Kompetenzraster umformuliert. Jeder kennt die Ziele. Stolz sagen nun die Lehrer, dass sie nie mehr Dompteure sein wollen. Neben dem Lernbüro gibt es Projekte, zum Beispiel in den Naturwissenschaften. Eine dritte Säule sind Werkstätten für Musik, Kunst, Theater oder auch Kochen. Lehrer arbeiten dabei mit Künstlern und Handwerkern zusammen. Zunächst zweifelten die Pädagogen, ob Schüler einen so weiten Spannungsbogen überhaupt durchhalten. Bald wurden sie überrascht. Die Zeit reicht den Schülern nicht, sie wollen oft mehr. Und auch die Lehrer sind nun länger in der Schule. Manchmal gehen sie erschöpft nach Hause, aber fast immer zufriedener als früher.

    20.10.2008

    ZEIT-online Expedition ins Bildungstal

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    Spurensuche
    Von Reinhard Kahl

    Expedition ins Bildungstal
    Angela Merkel lädt kommende Woche zum Bildungsgipfel. Gibt es in der Praxis nicht schon viel mehr Lösungen, als man in der Politik weiß?
    Die Idee der Kanzlerin zu einer Bildungsreise war ja eigentlich nicht schlecht. Einen Einblick gewinnen in den Alltag von Schulen, Kitas und anderen Bildungseinrichtungen. Dann, so unterstellen wir, nachdenken über das Gesehene. Und schließlich ein Ratschlag in Ruhe, abseits der alltäglichen politischen Instrumentalisierungen. Jetzt bekommt Angela Merkel sogar noch Bestätigung von unerwarteter Seite: durch die Krise der Finanzwelt. Das Desaster steht für den Zusammenbruch des kurzfristigen Denkens. Bildung hingegen ist das Arbeiten an Nachhaltigkeit. Auch die jüngsten Schreckensmeldungen von Klimaexperten verlangen, sich Bildung als eine Haltung vorzustellen, und nicht nur als Steigerung von Qualifikationen und Skills. Bildung sollte also als Investition in das, was Menschen können, verstanden werden: denken, Fantasien entwickeln, Ideen verwirklichen. Eine Voraussetzung für all das ist, sich selbst und auch seinen Gefühlen wieder mehr zu trauen. Und noch ein Ass wird nun der Kanzlerin zugespielt. Angesicht der sich ankündigenden Rezession verlangen Unternehmerverbände, der Staat solle investieren. Und zwar in Flughäfen und Straßen. Was spräche gegen großzügige Investitionen in Bildung? Vielleicht könnte ein schöner Satz von Bundesbildungsministerin Annette Schavan zum Maßstab werden, den sie vor einiger Zeit bei einer Diskussion im Körber-Forum der gleichnamigen Hamburger Stiftung sagte. Jede Schule, so Schavan, solle mindestens ebenso schön, so großzügig und aus so gutem Material gebaut sein, wie die schönste Sparkasse der Stadt. Das wäre doch schon ein wunderbares Ergebnis des Bildungsgipfels kommende Woche in Dresden. Aber wer soll das bezahlen? Könnten nicht die Milliarden, die zur Stützung der verschwundenen Investmentgeldmengen offenbar vorhanden sind, mit je einer halben Milliarde für die Bildung gespiegelt werden? Schließlich wäre kein Euro für die Bildung verloren. Jeder wird hoch verzinst. Bestraft hingegen wird jeder nicht investierte Euro. Die Berater von McKinsey haben gerade wieder in einer Studie für die Robert Bosch Stiftung nachgewiesen, dass in Deutschland jährlich 50 Milliarden für Schulen, Kitas und Unis fehlen. Werden diese nicht investiert, schätzt McKinsey-Bildungsexperte Nelson Killius, kostet das die deutsche Gesellschaft und Wirtschaft in den nächsten zwölf Jahren 1,2 Billionen


    18.10.2008

    Hannah Arendt

    www.taz.de

    Pluralität

    Die Welt zwischen den Menschen

    "Jeder Mensch steht an einer Stelle in der Welt, an der noch nie ein anderer vor ihm stand" - Hannah Arendt nannte die Menschen Neuankömmlinge. Aus ihrer ursprünglichen Verschiedenheit und Fremdheit ergibt sich allerdings die Chance, dass sie sich miteinander befreunden. Die Tyrannei der einen Wahrheit hingegen mache aus Menschen schwache Epigonen, die sich als missglückte Kopien verstehen und als arme Untermieter die Welt auszehren.

    Das Übel begann für Arendt damit, wenn pathetisch von dem Menschen gesprochen wurde. Nein, sagte sie: die Menschen, sprach von ihrer Pluralität und plädierte für "das Risiko, als ein Jemand im Miteinander in Erscheinung zu treten". Dafür allerdings sei "Aufschluss zu geben, wer er ist", und auf die "ursprüngliche Fremdheit zu verzichten". Ein großer, aber auch gewöhnungsbedürftiger Gedanke. Auf seine Fremdheit verzichten! Im Gegensatz zu unserer Tradition war am Anfang kein Paradies, auf das der Sündenfall folgte. Und kein Paradies wird am Ende die Geschichte glücklich beenden.

    Hannah Arendt dreht die Konstruktion von ursprünglicher Harmonie und Wahrheit und selbstverschuldeter Entfremdung um. Die ursprüngliche Fremdheit lässt sich nur durch den Aufbau einer gemeinsamen Welt überwinden. So entsteht eigentlich erst die Welt, die immer fragil ist, aber in der für Menschen immer Anfänge möglich sind.

    Hannah Arendt sprach vom "Wunder des Neuanfangs", was zu ihrem radikal diesseitigen Denken kein Widerspruch war, denn "die Welt liegt zwischen den Menschen … und jede Wahrheit, ob sie nun den Menschen ein Heil oder ein Unheil bringen mag, ist unmenschlich im wörtlichsten Sinne, weil sie zur Folge haben könnte, dass alle Menschen sich plötzlich auf eine einzige Meinung einigten, so dass aus Vielen Einer würde, womit die Welt, die sich immer nur zwischen den Menschen in ihrer Vielfalt bilden kann, von der Erde verschwände".

    REINHARD KAHL

    taz über bodenseekongress

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    taz.de - Digitaz-Artikel

    08.10.2008

    Utopie verbrennt sich an Burn-out
    Am Bodensee trifft sich die Avantgarde der Schulneudenker in vergrößerter Runde. Ein rauschendes Fest - mit Kater. Bedenkenträger haben sich unter die Helden von Lernen 2.0 gemischt, Missverständnisse werden sichtbar AUS BREGENZ UND BAD KISSINGEN CHRISTIAN FÜLLER Wir nannten ihn Streber. Einmal bauten wir uns um ihn herum auf. Er hatte seinen Ranzen auf. Dann trat einer so dagegen, dass sich eine Schnalle öffnete. Er drehte sich wutentbrannt dem Tretenden zu - und hatte schon den nächsten Kick auf dem Ranzen, der auch die zweite Schnalle öffnete. Wir schämten uns. Aus Richard wurde etwas. Nun feiern sie alle zusammen 25 Jahre Abitur. Er erzählt von seinen Kindern. Der Sohn, der der ältere ist, geht ins normale Gymnasium. Die Tochter ins verkürzte G 8, das den gleichen Stoff in acht statt in neun Jahren vermittelt. Es ist keine schöne Geschichte. Man hat das Gefühl, dass auch Richards Sohn in die Rolle des Gehänselten schlüpft. Und derjenige, der ihn quält und bedroht, ist nicht etwa ein mobbender Mitschüler, nein, es ist die Schule selbst, die staatliche Schule. Aber schauen wir zunächst in die andere Schule. In die freie, offene, die alternative Schule. In die schlaue Schule. *** Er ist der Papst der Aufklärung über das Kleinkind. Remo Largo eröffnet den Reigen der Hauptvorträge auf dem Kongress der Schulneudenker am Bodensee, dem Kongress aller Bildungskongresse.

    PS 10 Erwachsen werden!

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    Reinhard Kahls Kolumne

    P. S. Erwachsen werden!

    »Man befürchtet im Augenblick nichts In der Familie spielten die Väter bald Möglichkeit, Autorität selbst zu produmehr als einen totalen Bankrott und ver- nur noch »eine Rolle zwischen Zaungast zieren. Die Autorität wirklich erwachgisst dabei die weit gefährlichere Zah- und Aufseher«, wie Thomä diagnosti- sen gewordener Erwachsener, die ein Jelungsunfähigkeit in geistiger Hinsicht.« ziert: »Der Vater wird ein lebender Wi- mand geworden sind, die Autoren ihrer Das schrieb 1836 der dreiundzwanzig derspruch, ein Zwitter aus Machterhalt Biographien sind, die sich nicht mehr Jahre junge dänische Philosoph Søren und Machtverlust«. Und die Familie damit herausreden, Kinder der falschen Kierkegaard. Der Satz klingt im Herbst schwankt zwischen den Zuständen eines Eltern zu sein, sondern aus ihrer Her2008 merkwürdig aktuell und ahnungs- Hohlraums und eines Stauraums. kunft, auch aus Trümmern, ihr eigenes voll, während in New York die Banken Leben bauen. Erwachsene, die sich in Bei Pink Floyd ... krachen und keiner wirklich versteht, der Welt nicht überwiegend fremd oder was da passiert.

    Liebe zur Welt Hannah Arendt

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    Liebe zur Welt
    Hannah Arendt wäre am 14. Oktober 100 Jahre alt geworden ­ ihre Inspiration für die Pädagogik ist erst noch zu entdecken
    Selten wird eine Theorie mit der Zeit nicht grau und grauer, sondern gewinnt an Strahlkraft. Selten tritt die Person, die hinter den Gedanken steht, nach und nach gleichsam erst hervor. Und noch seltener wird eine Frau Philosophin genannt. Das Prädikat Philosophin allerdings lehnte Hannah Arendt entschieden für sich ab. In dieser Ablehnung, bei ihrer gleichzeitigen tiefen Liebe zur Philosophie, liegt vielleicht ein Schlüssel zum Werk und zur Person.

    BEITRAG: 100. GEBURTSTAG VON HANNAH ARENDT

    taz vor dem Kongress

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    taz.de - Artikelseite

    taz logo

    23.09.2008 1 Kommentar

    Schulreformer treffen sich am Bodensee

    Im Treibhaus des Lernens
    Eine Doku über alternatives Lernen sorgt für Diskussionen unter Schulreformern. Die gründen Netzwerke und nehmen den Film zum Anlass für einen Bildungskongress der anderen Art. VON JULIA WALKER

    Selber lernen statt Frontalunterricht. Szene aus "Treibhäuser der Zukunft". promo

    PS 9 Üben

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    Reinhard Kahls Kolumne

    P. S. Das Üben neu entdecken!
    den.« Lehrer improvisierten zuweilen wie heutige Jazzmusiker und sie komponierten zumindest ein bisschen. Üben war eine Wechselwirkung von Ohr und Hand bzw. Mund. Dann kamen Übungsstücke auf den Notenmarkt, zum Beispiel Klavierschulen. Damit ließ sich der Unterrichtsaufwand um den Faktor sechs vermindern, schreibt Klug. Noten wurden Vorschriften. Üben schrumpfte von einem Selbstverhältnis des Musikers mit Blick auf den Meister, zum direkten Weg von der Note zum Instrument. Dominanz der Technik. Statt eines Spiels, das immer indirekt läuft, wurde nun ein kurzer und möglichst perfekter Weg zwischen Note und Instrument angestrebt. Der Übende fand sich störend dazwischen. Durch Üben, Üben und noch mal Üben sollte er sich dünne machen. Heiner Klug sieht darin den Sieg einer veränderten Arbeitshaltung.

    ZEIT online Üben 3 Flow

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    Lernen
    Von Reinhard Kahl

    Wenn Üben glücklich macht
    An der Musik wird deutlich, was Üben einmal war, wozu es geschrumpft ist und was es wieder werden sollte. Dritter Teil der Sommermeditation über das Üben
    III. Flow "Üben ist für Kinder ein Schreckgespenst", warnte der große Pianist und Komponist Arthur Schnabel. Er wollte das Wort am liebsten verbieten, denn man kann Kinder nicht für Musik begeistern, wenn man sie ihnen wie eine bittere Medizin aufzwingt. In seinen Erinnerungen Aus dir wird nie ein Pianist schlug Schnabel vor, die Drohgebärde, ,,hast du heute schon geübt", durch die freundlichen Ermunterung zu ersetzen: "Hast du heute schon Musik gemacht?" Aber welches Wort man auch gebraucht, die Bedeutung hängt letztlich an der Betonung. Es gab Zeiten, da klang Üben ganz anders als das garstig Wort, das der 1951 verstorbene Schnabel streichen wollte. Da kündete Üben nicht den entbehrungsreichen Weg zum fernen Ziel an, das dann zumeist gar nicht erreicht wird und die Sache mehr verleidet als fördert. Üben bedeutet das genaue Gegenteil davon. Es war ursprünglich das Wort für eine Passion. Es stand dafür, etwas zu vervollkommnen. Üben war gewiss nicht leidensfrei und auch nicht ohne Anstrengung möglich, aber schon der Anfänger genoss es, denn es machte hellwach und öffnete die Aufmerksamkeit. Der Psychologe Mihaly Csikszentmihalyi hat für dieses Glück, ganz gegenwärtig zu sein, das Wort ,,Flow" geprägt. Er findet Flow zum Beispiel bei Bergsteigern. Flow wird bei der Hingabe an eine Sache frei gesetzt. Flow kommt auf, wenn Kinder im Spiel versinken, selbstvergessen und voller Ernst. Um Flow zu erreichen, muss man vom Druck des aufgeschobenen Lebens frei sein. In der Musik lässt sich der Wandel wie unter dem Brennglas nachzeichnen. Bachs Goldberg-Variationen zum Beispiel waren als Übungsstücke komponiert, aber eben nicht nach dem Muster jetzt üben und später können. ,,Üben und Ausüben waren noch Synonyme", schreibt der Musikwissenschaftler Heiner Klug. In seiner Studie ,,Musizieren zwischen Virtuosität und Virtualität" (www.art-live.de zeigt er, wie das Üben im 19. Jahrhundert kippte. Bis dahin galt als ,,Übung jede Beschäftigung mit dem Instrument, Übung war jedes Spiel, unabhängig vom Niveau: vom Anfänger bis zum Meister, der Vortrag inbegriffen." Die Notenvorlagen dafür bezeichnet Klug als ,,Muster und Anregungsstücke zum Selbsterfinden". Lehrer improvisierten zuweilen wie heutige Jazzmusiker. Jeder komponierte zumindest ein bisschen. Auch Musiker waren nicht bloß die


    29.08.2008

    Interwiew zum Kongress Bildungsserver

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    ,,Der Austausch von Erfahrungen ist am wichtigsten"
    Anfang Oktober treffen sich 1500 Bildungserneuerer am Bodensee zum Kongress ,,Treibhäuser & Co 2008"

    Reinhard Kahl
    Das ,,Archiv der Zukunft ­ Netzwerk" veranstaltet vom 2. bis zum 5.Oktober 2008 unter dem Titel ,,Herausforderungen" seinen ,,II. Kongress der Schulerneuerer, Lernaufwiegler und Bildungsreformer". Erwartet werden im Festspielhaus Bregenz 1500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Praxis, Wissenschaft und Politik. Die Online-Redaktion sprach mit Reinhard Kahl, dem Gründer des Netzwerks, über die Themen des Kongresses, Geschichten vom Gelingen und darüber, wie gute Schulen aussehen. Online-Redaktion: Das Netzwerk Archiv der Zukunft hat sich mit seinem zweiten Kongress ,,Herausforderungen" viel vorgenommen.

    ZEIT online Lob des Übens II. Intensität

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    ZEIT ONLINE 2008-08-15

    Lernen
    Von Reinhard Kahl

    Von wegen Konzentrationsschwäche
    In einer Lernwerkstatt Natur oder im Sommercamp erfahren Kinder die Welt mit ihren Sinnen. Sie lernen nicht nur etwas über die Dinge, sondern auch etwas über die eigene Wirksamkeit
    2. Teil der Sommermeditation über das Üben: Intensität Mitten im Ruhrgebiet findet man eines der interessantesten Projekte in der Vorschulpädagogik, die Lernwerkstatt Natur. In Mülheim wurde von der Stadt mit Unterstützung der Deutschen Telekom Stiftung in einem Park ein Glashaus errichtet, das man ÜTreibhaus der ZukunftÜ nennt. Ganz in der Nähe ist ein Wald mit einer Schlucht und einem Bach. Das Haus dient Kindergärten als Basislager für Expeditionen in die Natur. Neben der Stadt und der Stiftung sind Erziehungswissenschaftler die Dritten im Bunde. Sie wollen herausfinden, wie der inzwischen viel beschworene Forschergeist der Kinder tickt. Eines wurde sofort klar, nicht im Gleichtakt. Jedes Kind braucht für die verschiedenen Dinge seine Eigenzeit. Kinder trödeln oder rennen. Sie bewegen sich nicht wie brave Kindergartenkinder in der Stadt, die Hand in Hand durch den Straßenverkehr geschleust werden. Im Laufschritt und mit höchsten Tönen geht es in die Schlucht. Die Kinder sind zwischen vier und sechs. Sie haben vorher einen Bollerwagen mit Seilen, Schaufeln, Eimern, Sieben, Lupen und anderem Werkzeug bepackt. Unten am Bach hopsen die meisten mit ihren Gummistiefeln erst mal ins Wasser.

    ZEIT online Lob des Übens I. Fallen

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    Lernen
    Von Reinhard Kahl

    Lob des Übens
    Üben gilt zumeist als gestrig, als das Gegenteil von Entdeckerlust und Selbstverwirklichung. Aber das ist ein Zerrbild. Eine Sommermeditation in drei Teilen
    I. Fallen Ein Lob des Übens ausgerechnet im Sommer, während die meisten Schüler noch große Ferien haben und auch Erwachsene im Urlaub endlich mal nichts tun müssen? Gerade jetzt! Man schaue sich nur Kinder an, wie sie am Strand oder an Pfützen Wasser schöpfen und gießen. Scheinbar machen sie ständig das Gleiche. Schöpfen und gießen. Oder man werfe einen Blick auf die Sommercamps, die nun Jahr für Jahr zahlreicher werden. In kurzer Zeit erzielen Kinder und Jugendliche dort unglaubliche Leistungen und zum Schluss gibt es Tränen. Sie wollen nicht mehr weg und immer weiter so lernen, Theater spielen und zusammen sein. Im Trainingszentrum des FC Bayern von Jürgen Klinsmann soll mehr geübt werden und mehr Freude aufkommen, damit es endlich auch in der Champions League klappt. Bei der uralten Spielkunst der Kinder, in den neuen Sommercamps und bei Klinsmanns Empowerment-Fußball kann man entdecken, was intelligentes, lustvolles und durchaus auch anstrengendes Üben vermag. Es hat wenig mit der Zwangsumschulung des Linkshänders zum Rechtshänder oder mit dem Einbläuen von Flötentönen gemein. Aber genau diese Qual ist für viele noch der Inbegriff von Üben: alles nur Drill und Unfreiheit. Demzufolge wurde dann das Kind wieder mal mit dem Bade ausgeschüttet und aufs Üben ganz verzichtet. Aber der Abstand zwischen einengendem Übezwang und herausfordernder Übelust ist so groß wie der zwischen dem Exerzieren auf dem Kasernenhof und den Exerzitien in einem ZenKloster. Gehen wir heute erst mal zu den kleinen Kindern. Ein Baby zieht sich am Stuhl hoch und fällt hin. Es zieht sich am Hosenbein des Vaters hoch und wieder fällt es. Auch die ersten selbstständigen Schritte enden auf dem Boden. Das Laufen beginnt mit dem Fallen und so geht das monatelang. Erwachsene hätten längst aufgegeben. Aber das Kind macht weiter. Am Lerngenie der Kinder kann man viel begreifen. Mit ihrer angeborenen Lust am Neuen nehmen sie sich etwas vor. Ihre ebenfalls angeborene Lust, zum Ziel zu gelangen, treibt sie, bis die Sache mit größter Leichtigkeit und wie automatisch gelingt. Die Erfolge dieses Lernens lassen sich gar nicht aufhalten. Irgendwann kann jeder laufen. Das Laufen selbst ist ja eine schöne Metapher auf unser Thema. Physiologisch gesehen ist es aufgefangenes Fallen, und dieser Wechsel von Stabilität

    http://images.zeit.de/text/online/2008/33/lernen-ueben-fallen

    11.08.2008

    PS 7 Die dritte Chance

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    P. S. Die Dritte Chance ­ eine Sommermeditation
    tersstudie mögen es sechs oder sieben Jahre sein. Dennoch, der Zahn der Zeit nagt an der Illusion von Zeitlosigkeit. Bietet ausgerechnet das Alter angesichts der nun nicht mehr zu leugnenden Endlichkeit, die Chance im eigenen Leben anzukommen? Die Alten könnten dem falschen Versprechen imperialer Faltenlosigkeit trotzen. Sie könnten die Flucht vor sich selbst beenden. Sie könnten sogar ein Ferment des Wandels in der ganzen Gesellschaft werden, wenn ihre Lebensweise auch die Jüngeren daran erinnert, was gelungenes Leben seit eh und je ausmacht: Tätig sein und aus seiner unvermeidlichen Unvollkommenheit mit anderen eine gemeinsame Welt schaffen. Ab und zu Exerzitien, als wüsste man, dass das eigene Leben nicht mehr lange währt. Das wäre eine Lebensschule. Sterblichkeit ermöglicht Gebürtlichkeit.

    PS 6 Herausforderungen

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    Reinhard Kahls Kolumne

    P. S. Herausforderungen
    Aber immer mehr Menschen entdecken, wie viele neue Welten er hervorbringt. Luhmann erinnerte in diesem Zusammenhang an das Kinderspiel »Ich sehe was, was du nicht siehst.« Wenn auch im Alltag Verschiedenheit immer noch eher als eine zu korrigierende Abweichung gesehen und häufig noch verfolgt wird, so dämmert es doch überall: Es ist ein Vorteil, verschieden zu sein. Differenz ist die stärkste Ressource von Individuen und auch ihre Chance auf Schönheit. Es gilt, sie herauszufordern. Dieses Herausfordern des Eigenen, und zwar nicht theoretisch, sondern im Alltag, das Eigene nicht nur zu tolerieren, sondern darauf neugierig zu sein, ist heute die größte Herausforderung für Schulen. Kindergärten sind da oft weiter. In Schulen erreicht der standardisierte und homogenisierte Stoff die meisten Kinder und Jugendlichen gar nicht mehr. Sie erleben das Lernen oft als Überforderung oder Unterforderung, oftmals als beides zugleich. Häufig schwanken die öffentlichen Debatten zwischen diesen Scheinalternativen. Herausforderung wäre etwas Drittes. Sie macht allerdings auch Angst.

    DIE ZEIT über den Film KINDER!

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    Seite 1 von 2

    ZEIT ONLINE 23/2008
    Film

    Gelassene Heiterkeit
    Der neue Film des Bildungsexperten Reinhard Kahl »Kinder!« zeigt mit großer Ruhe wie der Nachwuchs die Welt entdeckt
    Von Elisabeth von Thadden Kinderarbeit, das Wort bedeutet nichts Gutes, lauter unfreiwillige Schinderei statt Bildung und Spielerei, wie sie Kindern zustehen sollten. Aber das Wort ließe sich auch anders verstehen, und das tut der merkwürdig schöne Film Kinder!: Der konzentrierte Ernst, mit dem Kinder spielend ein Waldloch erkunden, das hartnäckige Interesse, mit dem sie in Variationen Wasser schöpfen und gießen, die unermüdbare Neugier, mit der sie dem Klang eines Tamburins nachgehen wollen, wäre all das nicht am besten ­ und respektshalber! ­ Arbeit zu nennen? Die Kinder tun es selbst. Dann allerdings müsste die erwachsene Arbeitswelt bei Kindern mal in die Schule gehen. Denn die machen etwas grundsätzlich Menschliches vor: Sie wollen Neues lernen, weil sie nicht anders können, es sei denn, man stört sie. Auch unter den übelsten Bedingungen sozialer Brennpunkte: Sie lernen, wenn man ihnen vertraut und ihnen viel zutraut.
    29.05.2008

    PS 5 Element Studie

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    P. S. Die Element-Studie und ein Unglücksfall
    wechselten, seien am Ende der Klasse sechs sage und schreibe zwei Jahre voraus. Er sagte nicht ­ zumindest wurde das nicht gedruckt ­ dass die Kohorte der Kinder, die in Berlin vorzeitig zum Gymnasium geht, gewissermaßen über Nacht diesen Vorsprung durch Selbstauswahl und eigentlich auch von der Studie zugesprochen bekommt. Aber was macht diese Gruppe aus? Sind es die Besten oder haben sie oft nur die ambitioniertesten Eltern, vielleicht bekommen sie auch am meisten Nachhilfe? Über Motive und Haltungen weiß die Studie nichts. Im Leseverständnis erreicht diese Gruppe Ende der vierten Klasse 114 Punkte. Kinder, die in der Grundschule bleiben, erreichen 97 Punkte. Nach Klasse sechs steht es 123 zu 110. Man kann natürlich sagen, wie es in den Interviews mit Lehmann klang, die Grundschüler seien nach zwei Jahren noch nicht mal dort angekommen, wo die Gymnasiasten schon beim Start im Gymnasium waren. Der Leser denkt, oh Gott, was für eine Katastrophe. Kennt man allerdings die Zahlen, dann sieht man den Vorsprung der Gymis von 17 auf 13 Punkte in den zwei Jahren dahinschmelzen.

    ZEIT online Streit um Berliner Element-Studie:

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    DIE ZEIT 23.4.2008 - 12:36 [http://www.zeit.de/online/2008/17/element-studie]

    Schule

    Unglücksfall und Chance
    Die viel diskutierten Ergebnisse der Grundschulstudie "Element" schienen gegen die sechsjährige Grundschule zu sprechen. Tatsächlich legt die Studie andere Schlüsse nahe.
    Von Reinhard Kahl Olaf Köller, der Direktor des von den Kultusministern gegründeten Instituts zur Qualitätssicherung im Bildungswesen (IQB) und Professorenkollege des Bildungsforschers Rainer Lehmann an der Humboldt-Universität Berlin, war nach der Lektüre des Interviews mit Lehmann in der ZEIT über die Grundschulstudie "Element" erschrocken über die vermeintlichen Ergebnisse. Vier Tage später erschrak er erneut - diesmal über die Differenz zwischen Lehmanns Auslegung und den tatsächlichen Befunden der Studie.

    „Lehrpläne auf den Müll“

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    DIE ZEIT 10.4.2008 - 19:35
    Gymnasium

    Lehrpläne gehören auf den Müll!
    Hat der Streit um G 8, das um ein Jahr verkürzte Gymnasium am Ende eine reinigende Wirkung auf unsere Schulen? Bildungsministerin Annette Schavan meint: Weniger ist in der Bildung häufig mehr.
    Von Reinhard Kahl Es gibt Leitzordner-orientierte Lehrer, LOL genannt, und die Fächer-orientierten (FOL). Dann gibt es noch eine Gruppe: SOL. Das Wort klingt bei Ursula Duppler-Breth fast wie Soul. Es sind die Schüler-orientierten Lehrer. Frau Duppler-Breth ist eine Veteranin aus dem Landeselternbeirat Baden-Württemberg. Sie beobachtet über die Jahre die Tendenz weg vom Aktenordner hin zum Schüler, langsam und stetig. Aber ist das bereits die Hauptströmung an den Schulen? Eher noch nicht. Neben den Sündern in der Politik und in der Verwaltung macht die Mutter die vielen LOL-Lehrer für die Probleme mit G 8 verantwortlich. Wenn Sie denen ihre Ordner wegnehmen, dann gibt es einen Aufschrei, den man bis zur Nordsee hört. Solches und manch anderes Geschrei übertönt den eigentlich viel spannenderen Diskurs über Schulen, die gelingen. Um über diese stille Revolution zu sprechen, lud das von Ursula Duppler-Breth, Wolfgang Kuert und anderen Elternvertretern aus Gymnasien gründete Elternforum Bildung unlängst nach Bad Honnef. Das Thema: Wie gestaltet man die Schulzeitverkürzung erfolgreich?

    PS 4 Schwarz-grüne Bildung

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    Reinhard Kahls Kolumne

    P. S. Schwarz-grüne Bildung?
    Lernzeit, so Goetsch, könnte auf verschiedenen Wegen verwirklicht werden. Warum sollten Grundschulklassen nicht schon früher in Schulen wechseln, die bisher noch Gesamtschule, Gymnasium, Haupt- oder Realschule heißen, wenn die Kinder weiter zusammenbleiben? Schulen, die bereits kooperieren, könnten »Tandemschulen« bilden und langsam zu Schulnetzen zusammenwachsen. Andere würden mit den neuen politischen Vorgaben überhaupt erst zu kooperieren beginnen. Bisher ist es ja eher der Normalfall, dass ein Gymnasiallehrer von den Grundschullehrern, die seine Fünfklässler bisher unterricht haben, nichts weiß. Welcher Oberstudiendirektor verabredet sich mit dem Hauptschulrektor, bei dem viele seiner »Rückläufer« Jahr für Jahr landen, mal zu einem Tee oder Kaffee? ... und zweitens ... Mit Schulkonferenzen in den Stadtteilen, mit Tandemschulen und einem tragfähigen Netzwerk könnte sich diese Koalition einer Gemeinschaftsschule nach skandinavischem Vorbild vielleicht schneller nähern, als es einer rot-grünen Koalition, die in Hamburg »Eine Schule für alle« proklamiert hätte, möglich gewesen wäre.

    WDR Schule Interview zu G8

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    Bildungsautor Reinhard Kahl über G8 und Turbo-Abi

    "Geübt wird Pauken und Bluffen"
    Durch die verkürzte Gymnasialzeit (G8) wird die ganze Misere an deutschen Schulen allen Beteiligten erst richtig bewusst, sagt der Bildungsexperte Reinhard Kahl. Anstelle von Nachhaltigkeit regiere "wirkungsloses Stopfen" von Wissensmengen in Schülerköpfe. In NRW sei die Debatte ideologisch vergiftet.

    DIE WELT 1. 4. Kathedralen der Stadtteile

    Welt 1. 04. 2008

    Hamburgs Schulen: Kathedralen der Stadtteile


    von Reinhard Kahl

    Heute kommt bei den Koalitionsverhandlungen in Hamburg die Bildung dran. Dieses bevorzugte Schlachtfeld für Kultur- und Politikkämpfe. Im mehr als 30-jährigen Bildungskrieg wurde immer wieder das Entweder-oder-Schisma inszeniert. Gesamtschule oder dreigliedriges System. Lust oder Leistung. Spiel oder Anstrengung. Könnte Schwarz-Grün Frieden bringen? Möglich.
    Bei den Sondierungen wurde bereits ein Rahmen gesetzt. Kinder sollen bis zum Ende des sechsten Schuljahres zusammenbleiben. Außerdem wird ein Vorschuljahr eingeführt. Jede Schule soll für den Bildungsweg ihrer Schüler verantwortlich werden. Durch „Querversetzen“, zum Beispiel vom Gymnasium zur Realschule, könnten Schulen die schwierigen Schüler nicht mehr einfach loswerden. Das hatte die CDU schon in dem noch vom alten Senat verabschiedeten Plan für ein zweigliedriges System aus „Stadtteilschule“ und Gymnasium so festgelegt.
    Aber die sechsjährige Grundschule macht ganz pragmatische Probleme, zumal wenn noch eine Klasse null, die Vorschule, dazukommt. Dafür reichen in den Grundschulen zumeist die Räume nicht. Nun überlegen die Grünen, ob Grundschulklassen nicht schon früher in die weiterführenden Schulen wechseln können, wenn die Kinder zusammenbleiben. Das findet auch die CDU nicht schlecht. Schulen, die bereits kooperieren, könnten „Tandemschulen“ bilden und zu Schulnetzen zusammenwachsen. Andere würden überhaupt erst mit der Kooperation beginnen. In diesem Prozess würde es immer mehr auf die einzelne Schule ankommen.
    Die Amerikaner nennen so etwas Empowerment. Ermächtigung der Akteure. Was man als entscheidungsschwachen Ausweg kritisieren wird, könnte sich tatsächlich als neuer Weg erweisen.
    Der Anspruch der Grünen, die „Basis“ stärker einzubinden und die subsidiäre Option der CDU, nicht dem Staat zu übertragen, was vor Ort gemacht werden kann, diese Schnittfläche ließe sich kultivieren und mit der schwarz-grünen Vision von der „kreativen Stadt“ verbinden. Sollten Schulen nicht Knoten in diesem Kreativnetz werden? Könnten Sie nicht zusammen mit engagierten Handwerkern, Unternehmern und Künstlern etwas anfangen, das keiner Politik von oben gelingen wird: Schulen zu den Kathedralen ihres Stadtteils zu machen? Jede Schule hätte einen Namen und eine Biografie. Jede hätte ihre Vergangenheit und eine Zukunft, als diese besondere Schule, nicht als geklontes Exemplar einer Gattung.
    Der Autor ist Bildungsexperte und Filmemacher in Hamburg

    ZEIT online Schwarz-grüne Bildung?

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    Seite 1 von 4

    DIE ZEIT 19.3.2008 - 12:38 [http://www.zeit.de/online/2008/12/bildungschwarz-gruen]

    Schulpolitik

    Hamburger Bildungsfriede
    In Hamburg verhandeln CDU und Grüne über eine Koalition. Findet ausgerechnet Schwarz-Grün Wege aus den Grabenkämpfen des mehr als 30-jährigen deutschen Schulkriegs?
    Von Reinhard Kahl CDU und Grüne, in Hamburg heißen sie Grün-Alternative Liste (GAL), wollen erst ganz am Ende ihrer Koalitionsverhandlungen, am 31. März, über das wichtigste und vielleicht schwierigste Thema reden: Schule. Doch ein Gerüst für Umbauten im Schulsystem wurde bereits bei der ersten Sondierung aufgestellt. Wichtigster Punkt: Die Kinder sollen nicht mehr am Ende der vierten Klasse in Hauptschüler, Realschüler oder Gymnasiasten eingeteilt werden. Sie sollen bis zum Ende des sechsten Schuljahrs zusammen unterrichtet werden. Außerdem wird ein kostenloses und verpflichtendes Vorschuljahr, gewissermaßen eine Klasse null, eingeführt, um mit der Förderung aller Kinder früher zu beginnen. Konsens gibt es grundsätzlich sogar über die Notwendigkeit eines Kulturwandels. Von Anfang an sollen die Schulen mehr Aufmerksamkeit für jedes einzelne Kind aufbringen. Revolutionär für Deutschland wäre es, wenn, wie geplant, jede Schule für den Bildungsweg ihrer Schüler verantwortlich würde. Sich schwieriger Schüler durch ,,Querversetzen" zu entledigen, zum Beispiel vom Gymnasium zur Realschule, wäre dann keine Option mehr. Auch das Abschaffen des Sitzenbleibens steht auf der Agenda. Ohne solche Aussichten hätte die GAL Koalitionsgespräche gar nicht erst aufgenommen. Dass die Hauptschulen auslaufen und das dreigliedrige Schulsystem in Hamburg in die beiden Säulen Gymnasium und Stadtteilschule umgewandelt werden soll, hat die CDU ohnehin schon beschlossen. Die GAL will eine Gemeinschaftsschule bis zum 9. Schuljahr, aber sie weiß, dass dieses große Unterfangen Zeit braucht. Kaum ist dieser Horizont geöffnet, da verdunkelt er sich schon wieder. Ein Aufschrei kommt aus den Schulen: Wohin denn mit den Kindern der dann siebenjährigen Grundschule? Schon die Gebäudegrößen machten einen ersten Strich durch die Rechnung. Mit der Vorschule und den Klassen 5 und 6 würde die Grundschule ja nahezu verdoppelt, und dafür reiche nirgendwo der Platz. Die Vorschule für jedes Kind macht Kindergärten Angst. Werden sie zugunsten der Schule um eine Jahr reduziert? Wird die Kindheit verschult? Es wäre ja nicht das erste Mal, dass sich hohe Pläne vor einer Wirklichkeit blamieren, die immer facettenreicher und unberechenbarer ist, als es sich die Steuerleute oben auf der Brücke vorstellen können. ,,Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt." Am Ende behält Wilhelm Busch recht, es sei denn, Politikern gelingt es endlich, nicht mehr wie eine allwissende Zentrale die widerspenstige Realität zu traktieren und stattdessen deren Komplexität in ihre Strategie einzubauen. Das könnte die Herausforderung für Schwarz-Grün sein, und in

    http://images.zeit.de/text/online/2008/12/bildung-schwarz-gruen

    19.03.2008

    ZEIT online Turbopolitik & Lehrplanwirtschaft

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    Seite 1 von 3

    DIE ZEIT 7.3.2008 - 18:21 [http://www.zeit.de/online/2008/11/bildung-g8]

    Schule

    Turbopolitik und Lehrplanwirtschaft
    So viel Unmut über die Bildungspolitik war selten. Das verkürzte Gymnasium raube den Schülern die Kindheit, klagen viele Eltern. Die hessische Kultusministerin trat zurück. Nun tagten die Kultusminister.
    Von Reinhard Kahl Die Antwort der Kultusministerkonferenz (KMK) auf die Unruhe in den Schulen und auf den Aufschrei vieler Eltern über das auf acht Jahre verkürzte Turbogymnasium mit dem Stoff von ehemals neun Jahren heißt ,,flexibilisieren". Konkret: Es bleibt bei 265 gymnasialen Pflichtstunden im Stundenplan bis zum Abitur, aber künftig dürfen davon fünf Stunden ,,Wahlunterricht" sein. Das beschloss die KMK am 6. März. Außerdem, man genieße diese Sprache im Original, ,,werden die Länder, in denen es erforderlich ist, auf der Grundlage des Austauschs ihrer Erfahrungen die geforderten Inhalte der Lehrpläne ­ auch auf dem Weg zu Kerncurricula ­ anpassen. Es soll gewährleistet werden, dass mit der Stoffvermittlung auch Methodenlernen einhergeht sowie Übungs- und Anwendungszeiten insbesondere in den Kernfächern kombiniert werden." Und das war es denn auch schon. So sprechen Zentralkomitees maroder Planwirtschaften, in diesem Fall der Lehrplanwirtschaft. Das Schulsystem ist der letzte große VEB, volkseigene Betrieb, der uns geblieben ist. Man gibt etwas ,,Flexibilität" und hofft, dass dann wieder Ruhe ist auf dem schwankenden Schiff. Es spricht vieles dafür, die Schulzeit im Gymnasium zu verkürzen, wenn man nicht zugleich versucht, den ,,Stoff" von neun in acht Jahre hinein zu pressen und dann auch noch völlig darauf verzichtet zu beobachten, was dabei passiert. Kultusminister nennen diese versäumte Selbstverständlichkeit sonst gern ,,Evaluation" und verlangen sie von anderen. Aber ein ZK weiß ja im voraus, was richtig ist und reicht seine Wahrheiten in Erlassen, dicken Lehrplänen und täglich neuen Regularien von oben nach unten durch. Wie man weiß, mal mit diesem und mal mit einem ganz anderen Inhalt. Die Schulen entwickeln dagegen ihr ganz spezifisches Immunsystem. Irritations- und Reformresistenz sind Nebenfolgen, die irgendwann die Hauptwirkungen sind. Mit den Kultusministerien ist es ein bisschen wie mit vielen Lehrern, die Zensuren und Bewertungen austeilen, aber ihre Würde schon verletzt sehen, wenn sie nun im Internet von Schülern bewertet werden. Die inzwischen von der Bildungsbürokratie ständig eingeforderte Evaluation kommt ihr selbst, wenn es ums eigene Handeln geht, nicht in den Sinn. Erst entscheiden, dann die Wirkungen der Entscheidungen beobachten und analysieren, und schließlich die Konsequenzen daraus ziehen, das ist das Kleine Einmaleins ,,lernender Organisationen." Aber nichts findet man davon bei denen, die dafür verantwortlich sind, wie Millionen von Schülern lernen. Was würde man eigentlich dem Vorstand eines Sportclubs erzählen, der beschließt, man könne ebenso auf Kopfsteinpflaster Tennis spielen, wie auf dem Center Court

    http://images.zeit.de/text/online/2008/11/bildung-g8

    07.03.2008

    PS 3 G-8: Statusangst & Bulimie

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    P. S. G-8: Statusangst und Bulemie-Lernen
    gogische Task-Force, zur Not auch am Wochenende, nicht am Geld scheitert. Aber Zeit ist nicht vermehrbar. 35 Prozent aller Kinder, so eine repräsentative Befragung der Deutschen Angestellten Krankenkasse, bekommen Nachhilfe. Um die drei Milliarden Euro im Jahr gehen in Deutschland dafür drauf. Damit könnte man auch gute Ganztagsschulen finanzieren. Das Problem, das mit G 8 nun einen Namen bekommen hat, ist die grassierende Lern-Bulimie in den Schulen. Dieses Memorieren und Vergessen. Der Mangel an Nachhaltigkeit. Unerträgliches, häufig bloß taktisches Lernen. Und vor allem die geringe Wirksamkeit. 6 Wochen Frist Wie kommt man aus diesem Schlamassel heraus? Wie wäre es, wenn man in den Schulen nur eine einzige Sache ändert. Mehr erst mal nicht.

    PS 3 WC Pädagogik

    WC Pädagogik

    Sieben Milliarden Euro, rechnete Anfang

    des Jahres das Institut der deutschen

    Wirtschaft vor, gehen im deutschen

    Bildungssystem so offensichtlich

    durch den Schornstein, dass sich der

    Weg des Qualms genau verfolgen lässt.

    Mit 3,7 Mrd. Euro schlägt zu Buche,

    dass Schüler keinen Schulabschluss erreichen

    und oder sitzen bleiben. Durch

    diesen Schornstein verpuffen sieben

    Prozent aller staatlichen Ausgaben für

    die berufliche und allgemeine Bildung.

    Außerdem gehen 3,4 Mrd. durch die

    Schlote fragwürdiger nachschulischer

    Reparaturmaßnamen. Häufig wird

    dort nur die Stigmatisierungskerbe vertieft.

    Je später die kompensatorischen

    Bemühungen, desto wirkungsloser bleiben

    sie. Im Berufsvorbereitungsjahr beträgt

    die Abbrecherquote 43 Prozent.

    Von allen Jugendlichen, die eine berufliche

    Schule verlassen, bleibt ein Fünftel

    ohne Abschluss. Folgeprobleme und

    Folgen der Folgen belasten das ganze

    schlecht eingefädelte System. Was

    könnte man mit dem Geld alles bewirken,

    wenn es nicht spät für Reparaturen

    verschwendet, sondern in die frühe Förderung

    investiert würde?

    Weicher Faktor hat Folgen

    Die Studie des Instituts der Arbeitgeber

    sieht den Grund für die Effizienzmängel

    in der »mangelnden Förderkultur

    im deutschen Schulsystem.« Eine bemerkenswerte

    Feststellung. Jetzt nimmt

    auch die betriebswirtschaftliche Fraktion

    die harten Folgen eines weichen

    Faktors zur Kenntnis. Man beginnt zu

    verstehen, dass das exakt bezifferbare,

    ökonomische Problem nicht nach ökonomischen

    Parametern gelöst werden

    kann. Es wurzelt in der Kultur des Systems.

    Aber der Blick auf die Kultur eines Systems

    ist voller Tücken. Die Wahrnehmungsmuster

    stehen dem Wahrzunehmenden

    häufig im Wege, zumal wenn

    Beobachter zugleich die Akteure sind.

    Ein Beispiel. Am Tag nach der Veröffentlichung

    der zitierten Studie sagt der

    Vorsitzende des Schulausschusses der

    Kultusministerkonferenz, Ministerialdirigent

    Klaus Karpen, auf einer Veranstaltung

    in der Musikhochschule Lübeck,

    es sei doch eigentlich schon lange

    klar, dass Sitzenbleiben rein gar nichts

    bringe. Nach einem halben Jahr seien

    Wiederholer in der Regel wieder auf

    dem gleichen niedrigen Stand, dessentwegen

    man sie hat durchrasseln lassen.

    Ja, das ist bekannt. Dazu braucht man

    nicht mal unbedingt Studien. Die Sache

    spielt sich ja nicht im Verborgenen ab.

    Aber als vor Jahren die GEW vorschlug,

    aufs Sitzenbleiben zu verzichten,

    kamen ihr wenig Sympathie und viel

    Empörung entgegen. Vor allem in der

    Provinzpresse und in Leserbriefspalten

    hieß es, dann würden Schüler wohl bald

    gar nichts mehr lernen, wenn jeder einfach

    so mitgenommen würde.

    Kollektives Imaginäre

    Was nützt es zu wissen, dass Sitzenbleiben

    nichts bringt, wenn die andere

    Hirnhälfte nach dem Damoklesschwert

    verlangt, weil es sich Lernen als Außensteuerung

    mit Druck, notfalls mit der

    Peitsche vorstellt? Glauben geht eben

    über Wissen. Deswegen vermeiden Politiker,

    sich mit solchen Grundstimmungen

    anzulegen. Aber in den Fundamenten

    des kollektiven Imaginären

    scheint sich einiges zu verschieben. Das

    Wissen und vor allem die Überzeugung,

    dass Sitzenbleiben nichts bringt und

    dass die frühen Jahre nicht Betreuung,

    sondern Bildung verlangen, setzen sich

    langsam durch.

    Am selben Tag als die Studie des Arbeitgeberinstituts

    veröffentlicht wurde,

    stellte Rainer Lehmann, Professor für

    empirische Erziehungswissenschaft an

    der Humboldt Universität, Ergebnisse

    seiner Hamburger Untersuchung über

    die Leistungen von Oberstufenschülern

    vor (LAU 13). Eine Ursache für schlechtes

    Abschneiden sah er in einem Unterrichtstil,

    den er das »WC-Modell«

    nennt. Lernen für Prüfungen. Ich habe

    bisher die Bezeichnung Bulimie-Lernen

    als treffender vorgezogen. Egal. Man

    nähert sich jedenfalls dem Problem, und

    das ist die Kultur der Schule.

    Befreiendes Lachen

    Wie ambivalent die meisten Menschen

    auf die überkommenen Rituale der

    Schule regieren, macht eine kleine Inszenierung

    deutlich, mit der der Psychiater

    und Hirnforscher Manfred Spitzer

    seine Vorträge gern unterbricht. »Jeder

    bekommt jetzt ein DIN-A4-Blatt«, sagt

    er ernst, fast drohend. »Schreiben Sie

    bitte auf, was Sie von der Mathematik

    der Oberstufe können.« Eine Viertelstunde

    gibt er dafür. Aber bald erleichtert

    sich der Saal mit donnerndem Lachen.

    Jeder weiß doch, dass man dafür

    keine Viertelstunde braucht. Eine

    Streichholzschachtel würde häufig reichen.

    Auch das ist keine neue Erkenntnis.

    Aber vielleicht sind die Chancen

    heute nicht schlecht, dass sich die Kritik

    an der geringen Effizienz, die nun

    auch die Makroökonomie an der Schule

    führt, mit einer pädagogischen Mikroökonomie

    verbindet, die zeigt, wie Lernen

    geht und wie nicht.

    P. S.

    »Wir bieten unseren jungen Menschen

    zu wenig Freiräume, zu wenig Muße –

    Muße zum Nachdenken, zum Probieren.

    Auch zum sich Irren. Der ständige

    Druck, Arbeit kleinteilig verrichten zu

    müssen, ist nicht unbedingt hilfreich.«

    Das sagt einer der erfolgreichsten Erfinder

    und Unternehmer, Berthold Leibinger.

    Schon als Lehrling machte er seine

    erste Erfindung und musste später

    eine andere Erfindung, die von numerisch

    gesteuerten Werkzeugmaschinen,

    gegen Chefs durchsetzen, die gleich

    wussten, das geht nicht, das wird

    nichts, das ist viel zu teuer. Heute macht

    Leibinger damit 1,4 Milliarden Umsatz

    im Jahr.

    P. P. S.

    Kritik, Zustimmung oder Brainstorming:

    www.reinhardkahl.de

     

    DIE ZEIT Hentig Erinnerungen II

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    Die Zeit - Literatur : Glücklicher Sisyphos

    Seite 1 von 2

    DIE ZEIT
    Glücklicher Sisyphos
    Der große Pädagoge Hartmut von Hentig erzählt im zweiten Band seiner Erinnerungen, wie er seine Pädagogik erfand

    Von Reinhard Kahl Eigentlich sollte es eine »Waldschratschule« werden. So nannten Hartmut von Hentig und seine Freunde Mitte der sechziger Jahre in Göttingen ihre Traumschule. Ein Haus mit Nischen und offenen Räumen. Eine Schule, die den Kindern ihren Eigensinn lässt und Welt hereinholt. Ein Ort, an dem nicht immer nur über die Dinge doziert wird. Eine Republik für Kinder mit vielen Gelegenheiten zum Lernen und Leben. »Waldschratschule« bedeutete auch, den Kindern ihre Geheimnisse zu lassen, Individuen nicht länger zu standardisieren. In den noch steifen, aber mit vielen Ideen und Wünschen aufgeladenen sechziger Jahren fand ein großer Bildungsaufbruch statt. Eine produktive Zeit, in der Finnen und Schweden den Umbau ihrer Schulen begannen und mit langem Atem dranblieben. Deutschland hingegen verfiel nach 1968 in den Kulturkampf. Zu einem der verwüsteten Schlachtfelder wurde in diesem letzten Religionskrieg, der dem Land noch geblieben war, die Bildung. Vor allem von dieser Zeit handelt der zweite Band der Erinnerungen dieses singulären Pädagogen, der sich bescheiden einen Lehrer nennt und doch ein Weltkind ist, wie es ganz selten vorkommt. Der erste Band, Anfang letzten Jahres erschienen, schließt im Jahr 1953 mit der Schiffspassage von Amerika zurück nach Deutschland. Hartmut von Hentig hatte in Chicago alte Sprachen studiert. Aber was sollte der 28 Jahre alte, frisch gebackene Doktor ohne, wie man heute sagen würde, berufsqualifizierenden Abschluss anfangen? Das Netz der aristokratischen Freunde fing ihn auf. Bei Georg Picht, auch einem Altphilologen und damals Leiter des Internats Birklehof im Schwarzwald, kam er unter. Es folgten intensive Lehr- und Lehrerjahre. Zugleich publizierte er, unter anderem in der ZEIT. In Tübingen machte Hentig sein Referendariat, um nicht länger ohne Staatsexamen auf Gedeih und Verderb dem Schulleiter Picht ausgeliefert zu sein. So wurde er Studienrat. Er war begeistert vom Lernen und vom Lehrersein, aber vor allem begeisterten ihn die Kinder, die ihr Lerngenie allerdings häufig ausgerechnet in der Schule verlieren. Hentig litt unter den Regularien der verwalteten, unpädagogischen Schule. Er hätte in diesen Jahren auch andere Karrieren machen können, zum Beispiel als Leiter des S. Fischer Verlags. Aber er wollte Lehrer sein. An seiner Biografie versteht man, dass Leidenschaft ohne Leiden nicht zu haben ist und dass ein guter Lehrer nicht Fächer, sondern Schüler unterrichtet. Das wichtigste Curriculum des Lehrers, sagt Hentig immer wieder, ist seine Person. Er geht noch weiter: »Will ich meine Pädagogik erklären, muss ich mich erklären.« Lehrer sind eben keine Wissensdealer, die den Stoff rüberschieben, und sie sind auch keine Funktionäre von Lernprozessen. Lehrer müssen Meister im Dialog sein, auch in jenem Dialog mit sich selbst, den Platon Denken nannte. Sie müssen Auskunft geben können, wozu das Wissen wichtig ist, und sie müssen für das alles mit ihrer Person einstehen.

    http://images.zeit.de/text/2008/08/SM-Hentig

    22.02.2008

    DIE WELT Lern-Bulimie

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    DIE WELT 16. Februar 2008 Zur Debatte über die Gymnasialzeit

    Lern-Bulimie
    Von Reinhard Kahl

    Wiederholt sich im Streit um das auf acht Jahre verkürzte Gymnasium bloß der alte Kampf zwischen Schmusekurs und Realismus in Sachen Bildung? Nein. Es geht auch nicht nur darum, ob Schüler, die zum Gymnasium gehen, insgesamt zwölf oder 13 Jahren Zeit zum Lernen haben sollen oder wie früh sie zum Weltmarkt der Arbeitskräfte starten. Das Thema hinter dem Thema der jüngsten öffentlichen Erregung ist, wie gelernt werden soll. Und dieses Wie kommt nun mal vor jedem Was und erst recht vor dem Maß wie viel in Lehrplänen steht. Das Problem, das im G 8 Gymnasium nun einen Namen bekommen hat, ist die grassierende Lern-Bulimie in den Schulen. Dieses Memorieren und Vergessen. Der Mangel an Nachhaltigkeit. Unerträglich ist das häufig bloß taktische Lernen, das gar nicht in das Langzeitgedächtnis eindringt, also die Person nicht prägt. Dieses Wisch und Weg ist ohnehin eine Erbsünde unserer Schulen und wird jetzt unter der Kompression des Stoffes von 9 Jahren Gymnasium auf acht Jahre weiter gesteigert. Aber Kinder sind ,,keine Fässer, die gefüllt, sondern Fackeln, die entzündet werden wollen." Diese Unterscheidung wird bereits dem antiken Philosophen Heraklid zugeschrieben. Verbürgt ist der Satz beim Dichter Francoise Rabelais, ein Renaissancemensch, der auch Arzt und Priester war. Derzeit wird das schöne Zitat in Schulen und Kindergärten in Baden-Württemberg plakatiert. Es ist die Parole einer interessanten pädagogischen Innovation. Dort beginnt nämlich im Schatten solcher Aufregungen wie G 8 ein ganz erstaunliches Modell, das Bildungshaus für Kinder von 3 bis 10. Kindergärten und Grundschulen sollen mit gemeinsamen Veranstaltungen kooperieren und dabei langsam zusammen wachsen. Es geht um dieses alte, neue Bild des Lernens, bei dem unterstellt wird, dass es für Kinder und Jugendliche eine Vorfreude auf sie selbst ist. Es gilt Lernen als das große Projekt des eigenen Lebens zu kultivieren. Es ist ein Skandal, wenn heute Legionen von Abiturienten die Schulen verlassen, wie Landsknechte eine aufgelöste Armee. Der Überdruss vieler Eltern und Lehrer, vor allem die Gleichgültigkeit der meisten Schüler am recht wirkungslosen Stopfen und die neuen Ideen für das Bildungshaus, das Spielen und Lernen, Forschen und Handeln zusammen bringt, sollten eine Schnittfläche finden! Erst mal in den Debatten und dann auch in der Wirklichkeit. Es geht um den Übergang von einer Industriegesellschaft, in der die meisten Mensch bloß Gelerntes reproduzierten sollten, zu einer Wissensgesellschaft, in der Ideen zu haben und etwas zu wollen einfach ein Sachzwang wird.

    ZEIT online Pädagogische Bulimie

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    Die Zeit - Bildung : Pädagogische Bulimie

    Seite 1 von 3

    DIE ZEIT
    Pädagogische Bulimie
    Beginnt mit der vor ein paar Tagen entzündeten Debatte über das auf acht Jahre verkürzte Gymnasium und die vollgestopften Tage der Kinder das Nachdenken über nachhaltige Reformen?

    Von Reinhard Kahl Da liegt was in der Luft. Seit Fernsehmoderator Reinhold Beckmann in seiner Sendung die Wut über den Schulalltag seiner Kinder nicht zurückhalten konnte, geht es in den Medien rund. ,,Tägliche Wahnsinns-Lernprogramme", sagte Beckmann über die Stundenpläne seiner zehnjährigen Tochter und des vierzehnjährigen Sohnes. Beide gehen in Hamburg auf ein Gymnasium und erleben in das ,,G 8", das achtstufige Gymnasium, der Stoff von neun Jahren gepresst wird. Bildzeitung und FAZ reagieren ähnlich. ,,So macht die Schule unsere Kinder kaputt", titelt Bild. ,,Hände weg von unserer Kindheit!" steht es in nicht ganz so dicken Buchstaben über dem Aufmacher im FAZ-Feuilleton. Aber auch auf den Spielplätzen und in der U-Bahn, plötzlich in allen Medien, ausführlich auch in dieser Zeitung, erscheint ein Thema: Das Gymnasium wird unerträglich. Beckmann rechnet vor: An zwei Tagen geht die Schule bis 16 Uhr 30. Die beiden letzten Stunden an einem dieser Tage sogar als Doppelstunde in Mathe. Und dann noch Hausaufgaben. Und Nachhilfe. Freizeit? Eltern haben Angst, ob die Kinder das durchhalten. Schaffen sie das Gymnasium? Überlebt die Familie den Druck? Und wo bleibt das Leben? 80 Prozent der Eltern, die Beckmann kennt, organisieren für ihre Kinder Nachhilfe. Man kann annehmen, dass in seinen Kreisen der Einsatz dieser pädagogischen Task-Force am späten Nachmittag, am frühen Abend oder auch am Wochenende nicht am Geld scheitert. Aber Zeit ist nicht vermehrbar. 35 Prozent aller Eltern, so eine repräsentative Befragung der Deutschen Angestellten Krankenkasse, lassen ihren Kindern Nachhilfe geben. Um die drei Milliarden Euro im Jahr, vielleicht auch etwas mehr, gehen in Deutschland dafür drauf. Damit könnte man auch gute Ganztagsschulen finanzieren. Der Blick gen Norden drängt sich wieder mal auf. In Finnland kennt man Nachhilfe so gut wie gar nicht. Die meisten Schulen sind nach deutschem Verständnis keine Ganztagsschulen, sie gehen nur bis in den frühen Nachmittag, aber in jeder Schule gibt es ein Mittagessen. Da sieht man, wie zum Beispiel in Jyväskylä, Kinder in der Schulmensa unter Palmen, zwischen kleinen Teichen, mit gutem Geschirr vor bestem Essen sitzen. Mats Ekholm war viele Jahre Direktor der nationalen Bildungsagentur Skolverket in Schweden. Nach einem seiner Deutschlandbesuche habe ich ihn gefragt, was ihm denn an deutschen Schulen im Vergleich zu den schwedischen am stärksten auffällt. Seine Antwort: ,,Dass die Schüler nichts zu essen bekommen." Ich hatte etwas anderes erwartet. Doch er hat recht: An den Tischsitten erkennt man die Kultur. Essen liefert ja nicht bloß den Nachschub an Kalorien, so wie die Schule nicht nur mit Informationen versorgt.

    http://images.zeit.de/text/online/2008/07/schule-g8-gymnasium

    09.02.2008

    PS 2 Neuer Anfang (3-10)

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    Reinhard Kahls Kolumne
    Magazin
    P. S. Ein neuer Anfang

    ZEIT online Fässer oder Flammen

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    Bildungshäuser: Kindergärten und Schulen sollen zusammenwachsen | ZEIT online

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    Buchbeitrag Der Fehler ist das Salz des Lernens

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    Der Fehler ist das Salz des Lernens
    von Reinhard Kahl

    Neuland erkunden
    Vielleicht erinnert sich manch einer an seine Kindheit, an gereizte Eltern beim Mittagoder Abendessen, wenn Hausaufgaben und Klassenarbeiten vorgezeigt wurden: ,,Was hast Du denn da wieder für einen Fehler gemacht?" Den Vormittag schon hatte sich die pädagogische Inquisition an Mathe, Latein und Erdkunde erprobt. Nur nichts falsch machen! Das war hinter all dem Stoff die Botschaft der roten Tinte. Die Gegenreaktion der Schüler: Perfektion vortäuschen, intelligent gucken, statt angeblich dumme Fragen zu stellen. ,,Hast Du heute schon einen Fehler gemacht?" Die gleiche Frage, nur ganz anders betont, empfehlen Unternehmensberater neuerdings als eine Art Mittagsmeditation. Angefangen hatte es mit diesem Spruch zum Beispiel bei Rank Xerox in Kalifornien. Die Frage dient nun einer ganz anders temperierten Selbsterforschung. Habe ich schon etwas gewagt? Die neue Vermutung heißt: Wer noch keinen Fehler gemacht hat, der hat vielleicht noch gar nichts gemacht, hat sich zumindest nicht bewegt. Fehler werden im mentalen Pass von Grenzgängern nicht mehr als Makel verzeichnet. Im Gegenteil.

    Interview Lausitzer R. Teil 1

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    Lausitzer Rundschau / Elbe-Elster-Rundschau / Samstag, 19. Januar 2008 Lausitzer Rundschau / Elbe-Elster-Rundschau / Samstag, 19. Januar 2008
    SAMSTAGSGESPRÄCH
    „Kinder sollten in der Schule
    BILDUNGSREFORMER Reinhard Kahl ist gegen drohende Zeigefinger, aber auch gegen Kuschelunterricht:
    Herr Kahl, sind Sie gerne zur Schule gegangen?
    Unterschiedlich. Ich habe viel Langeweile erlebt, manche Demütigung, aber auch Faszination. Einem Deutsch- und Geschichtslehrer am Felix-Klein-Gymnasium in Göttingen verdanke ich sehr viel. Allerdings frage ich mich: Muss man wirklich 13 Jahre lang zur Schule gehen, um einen einzigen Lehrer dieser Art zu treffen? Womit hat Ihr Geschichtslehrer Sie fasziniert? Er brannte für seine Themen, etwa für die Analyse des Nationalsozialismus. Weil das so war, konnte ein Funke überspringen. Ein Lehrer, der keinen Wissensdurst und keinen Hunger auf die Welt hat, der bloß den verordneten Lehrplan durchkaut, verbreitet bei Schülern vor allem den eigenenÜberdruss. Auch der färbt ab, genauso wie Neugier. Laut einer McKinsey-Studie sind gute Lehrer entscheidend für den Unterrichtserfolg, nicht die jeweiligen Schulformen.

    Interview Lausitzer R. Teil 2

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    DAS VORLETZTE
    VORSICHT

    Lausitzer Rundschau / Elbe-Elster-Rundschau / Samstag, 19. Januar 2008

    ZEIT-ZEICHEN Vers der Woche SO UND SO Dem süßen Nichtstun pflegen sich die einen hinzugeben, derweil des bittren Nichtstuns Leid die anderen erleben. Thomas C. Dahme (P)Fundsache Das Schwierigste am Leben ist es, Herz und Kopf dazu zu bringen, zusammenzuarbeiten. In meinem Fall verkehren sie noch nicht mal auf freundschaftlicher Basis. Woody Allen Zitat der Woche ,,Jetzt reicht's aber wirklich langsam!" Kommentar zu dem Spruch ,,Alles Gute im Neuen Jahr noch!" Allerletztes der Woche í In Deutschland ist Bigamie verboten. Vorgesehenes Strafmaß: zwei Schwiegermütter. í Je mobiler wir werden, desto weniger bewegen wir uns. í Leistungsgesellschaft: Man zeigt einander stolz, was man sich leisten kann, nicht etwa, was man geleistet hat. í Gesellschaftsspiel: Ich sehe was, was du nicht siehst, und das läuft gerade im Fernsehen. Wolfgang Mocker

    PS 1 NACH PISA

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    Reinhard Kahls Kolumne

    P. S. Nach Pisa
    halb des internationalen Durchschnitts, hält aber den Vergleich mit den vorherigen Tests aus methodischen Gründen für unzulässig. Das Attest, besser geworden zu sein, wird verweigert. Uff. Was soll man da denken? Eine Studie sollte doch Klarheit schaffen. Wir erwarten wie bei einer medizinischen Diagnose erst mal Informationen. Liegen die Werte über den untersuchten Körper vor, könnte über die Diagnose gestritten werden, um die richtige Therapie zu entwickeln. Was würden wir von Medizinern halten, die sich gegenseitig verdächtigen, den Patienten gesundzubeten oder ihn überhaupt erst in die Krankheit hinein interpretiert zu haben? Genau dieser Generalverdacht eines zerstrittenen Consiliums liegt immer noch über deutschen Bildungsdebatten. Dabei hatten wir gehofft, das sei nun endlich vorbei. Nicht zuletzt dank der Pisa-Studien. Aber nein. Man wirft sich vor, Schönredner oder Runtermacher zu sein.

    DIE ZEIT Porträt Enja Riegel

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    Die Zeit - Chancen : Der Traum einer Lehrerin

    DIE ZEIT
    Der Traum einer Lehrerin
    Mit fast 70 möchte die Reformpädagogin Enja Riegel noch einmal eine neue Form von Schule schaffen

    Von Reinhard Kahl Kurz vor Weihnachten wurde sie von einem Medienkonzern angerufen. Man überlege, ganz neue Schulen zu gründen, und benötige dafür ihren, Enja Riegels, Rat. In Österreich gibt sie den schon der Bildungsministerin. Fast jeden Tag könnte sie in Deutschland irgendwo einen Vortrag halten. Auch große Säle sind überfüllt. Aber jetzt muss sie erst mal Termine absagen, denn beim Toben mit der vierjährigen Enkeltochter hat sie sich die Hand gebrochen. Einmal die Woche fährt sie nun mit dem komplizierten Bruch von Wiesbaden nach Bonn zum Handchirurgen. Der gilt als Koryphäe, kommt aus Afghanistan, und es wird niemanden wundern, dass Enja Riegel mit ihm in seinem Heimatland eine Schule aufbaut. Den Arzt hat sie vor vier Jahren in einer Rehaklinik kennengelernt. Da waren sie beide Patienten. Vorangegangen war ein Herzinfarkt bei ihrer feierlichen Verabschiedung als Direktorin der Helene-Lange-Schule. Die vornehme Mutter prügelte ihr den Stoff buchstäblich ein Zwei Jahre vor dem Erreichen der Altersgrenze hatte sie sich pensionieren lassen. Über fast zwanzig Jahre hatte sie die Helene-Lange-Schule in Wiesbaden zur wohl eigenwilligsten und vielleicht auch erfolgreichsten im Land gemacht. Am 10. Dezember erhielt die Schule mit vier anderen aus der Hand von Bundesbildungsministerin Annette Schavan den Deutschen Schulpreis. Doch die Verwirklichung ihres Lebenstraumes hat die 68-jährige Enja Riegel noch vor sich. Der Traum liegt in Klarenthal am Rande von Wiesbaden auf einem traumhaften, an einen botanischen Garten erinnernden Grundstück. Die dort Jahrzehnte ansässige Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau des Landes Hessen wurde geschlossen. Das war kurz nachdem Enja Riegel ihren Abschied von der Helene-Lange-Schule genommen hatte. 66.000 Quadratmeter mit seltenen Bäumen, einem Rosengarten, Treibhäusern und vielen Gebäuden wurden vom Land zum Kauf angeboten. Für die Pädagogin ein Wink, ihr pädagogisches Lebensziel zu vollenden. Sie sah ein Theater im Zentrum eines Campus Klarenthal, umgeben von wohnlichen Unterrichtshäusern, Werkstätten und Labors. Denn eigentlich, zitiert sie ihren Mentor Hartmut von Hentig, braucht eine Schule nur Theater und Science, alles andere ergibt sich. Während der Pubertät soll der übliche Unterricht gedrosselt werden. Theaterprojekte würden wie bereits in der Helene-Lange-Schule über Wochen gehen. Jugendliche sollten auch ein Gast- und Logishaus für Besucher ausbauen und bewirtschaften. So entwarf Riegel ein Haus des Lernens von der Kinderkrippe bis zum Abitur. Auch eine pädagogische Akademie soll dazugehören. An Geld und die Niederungen des Alltags dachte sie erst einmal weniger. Sie war sich sicher, der Abschied von der Lernvollzugsanstalt liege in der Luft.

    27.12.2007

    DIE ZEIT Pisa – Lesarten

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    Die Zeit - Chancen : Das Ringen um Pisa

    DIE ZEIT
    Das Ringen um Pisa
    Warum es so viele Lesarten einer Studie gibt.

    Von Reinhard Kahl Als Anfang Dezember 2001 die erste Pisa-Studie veröffentlicht wurde, war das in Deutschland der BSE-Fall für die Bildung. BSE hieß diesmal Bildungs-Skandal-Erreger. Die Irritation brachte mehr in Gang als alle Studien, Reden oder Programme der Jahrzehnte nach dem Versanden der ersten Bildungsreform, die Mitte der 1960er Jahre begann und schon bald darauf auf den Schlachtfeldern eines 30-jährigen Bildungskriegs begraben wurde. Mit Pisa habe ein »Paradigmenwechsel in der Bildung« begonnen, sagt Bundesbildungsministerin Annette Schavan. Dafür hatte nicht nur das enttäuschende Abschneiden der deutschen Schüler gesorgt, sondern auch das Konzept der Studie. Der Schlüsselbegriff heißt Kompetenz. Dabei geht es nicht so sehr um das häufig träge und bald wieder vergessene Schulwissen, sondern um die Fähigkeit, das Wissen anzuwenden und für neue Situationen zu modellieren. Nicht nur darum, wie Manfred Prenzel, der derzeitige deutsche Pisa-Chef, gern sagt, »Algorithmen abzuarbeiten«, also etwa Matheaufgaben nach immer wieder demselben Schema durchzurechnen. Kompetenz heißt auch, selbst an Lösungswegen zu basteln. Und dabei vielleicht zu entdecken, dass es mehrere Wege geben kann. Kompetenz heißt, Wissen und Handeln zu verbinden. Das Pisa-Leitbild, so Andreas Schleicher, der internationale Koordinator der Studie, sei »der handlungsfähige und engagierte Bürger, nicht der artige Schüler«. Von dieser Kompetenz, so die Lehre des Pisa-Schocks, waren die deutschen 15Jährigen weit entfernt. Dabei hatte man doch immer gedacht, unsere Schulen seien, weil so schwer, auch so anspruchsvoll und ebendeshalb auch so wirksam. Nein. »In Deutschland hängt die Latte so hoch, dass es für viele Schüler näher liegt, drunter durchzukriechen als drüberzuspringen.« Damit brachte Jürgen Baumert, Direktor am MaxPlanck-Institut für Bildungsforschung und Leiter der ersten Pisa-Studie, die Sache auf den Punkt.Baumert war es auch, der immer wieder davor warnte, aus den Ergebnissen dieser empirischen Studie unmittelbar auf tiefere Ursachen zu schließen. Auch eine Therapie ist aus dem internationalen Vergleich nicht zwingend abzuleiten. Zu werden wie die Finnen ist so wenig ein Befehl von Pisa, wie den Koreanern nachzueifern. Aber die Studie liefere viele Hinweise, denen nachzugehen sei. Baumert tat das. Er und seine Kollegen fragten die Elite der Lehrer, definiert als diejenigen, die an Lehrplänen mitwirken und Schulbücher schreiben, wie viele ihrer Schüler beim Pisa-Test im Lesen wohl Aufgaben aus der höchsten Kompetenzstufe gut lösen würden. Gymnasiallehrer meinten, das seien fast 80 Prozent. Auch die Hauptschullehrer glaubten im Schnitt, 60 Prozent ihrer Schüler würden es schaffen. Tatsächlich gelangen diese anspruchsvollsten Aufgaben nur 0,3 Prozent der Hauptschüler, also praktisch keinem.


    13.12.2007

    DIE ZEIT Deutscher Schulpreis

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    Die Zeit - Chancen : Die Musterschüler

    DIE ZEIT
    Die Musterschüler
    Fünf Schulen wurden mit dem Deutschen Schulpreis ausgezeichnet. Reinhard Kahl stellt sie vor

    Es sah nicht gut aus für die Helene-Lange-Schule in Wiesbaden, damals in den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Die Schule war noch ein Gymnasium und hatte die oberen Jahrgänge an ein Oberstufenzentrum verloren. Zu wenige Kinder wurden angemeldet. Lehrer unterrichteten vor sich hin. Dann kam eine neue Schulleiterin. Enja Riegel versuchte mit einigen Lehrern einen Neuanfang. Weil im Haus Platz war, kamen sie auf die verwegene Idee, die Wände zwischen dem Flur und einigen Klassenzimmern einzureißen. Sie fragten nicht lange, ob das erlaubt ist. Sie fingen einfach an. So entstand ein neuartiger Raum, der Schülertreff. Das war der Anfang einer pädagogischen Kettenreaktion.

    13.12.2007

    ZEIT online Pisa Kommentar

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    Die Zeit - Wissen : Mehr Sein als Schein

    Seite 1 von 2

    DIE ZEIT
    Mehr Sein als Schein
    Der Expertenstreit über die Pisa-Rangplätze erinnert an eine Schulkultur, in der die gute Note wichtiger ist als die gute Leistung. Dabei sind viele unserer Schulen bereits im Umbruch.

    Ein Kommentar von Reinhard Kahl Eine Studie sollte Klarheit bringen. Wir erwarten wie bei einer medizinischen Diagnose erst mal Informationen. Möglichst genaue und auch möglichst viele. Man kann ja nicht wissen, was dabei zutage kommt. Auf Neugier also kommt es an! Liegen die Werte über den untersuchten Körper vor, kann über die Diagnose notfalls gestritten und die Therapie entwickelt werden. Oder der Gesunde wird mit guten Wünschen entlassen. So sollte es doch sein? Was würden wir aber von Medizinern halten, die sich ständig gegenseitig verdächtigen, den Patienten gesundzubeten oder ihn überhaupt erst in die Krankheit hinein interpretiert zu haben? Genau dieser gegenseitige Generalverdacht eines zerstrittenen Consiliums liegt immer noch über deutschen Bildungsdebatten. Dabei hatten viele gehofft, das sei nun endlich vorbei. Nicht zuletzt dank der Pisa-Studien selbst. Aber nein. Man wirft sich gegenseitig vor, Schönredner oder Runtermacher zu sein. Dann muss man sich natürlich gegenseitig gar nicht zuhören. Dann fordert man sogar den Kopf des Gegners. Schon in der vergangenen Woche deutete es sich an, dass unser mehr als 30-jähriger Bildungskrieg keineswegs zu Ende ist. Da verlangen CDU-Kultusminister vom internationalen Pisa-Koordinator den ,,Rücktritt", als wäre er ein Politiker. Dabei war sein Einwand ein methodischer über den Vergleich von Daten. Vielleicht war es nicht besonders geschickt von ihm, sich damit vor der Veröffentlichung der Studie mit einem Tagesschau-Interview einzumischen. Versuchen wir nüchtern zu sein. Verschlechtert haben sich die deutschen Schüler in den vergangenen Jahren nicht. Vieles spricht dafür, dass sie zumindest etwas besser geworden sind. In den Naturwissenschaften liegen sie deutlich über dem Durchschnitt, wenn auch für Weltmeisterfantasien kein Grund besteht. Dieses erfreuliche Ergebnis besteht unabhängig davon, ob es einer Steigerung in den vergangenen Jahren geschuldet ist oder ob es damals von der Studie noch nicht erkannt wurde. Nach wie vor muss es zu denken geben, dass in den Naturwissenschaften in Finnland 21 Prozent der Schüler zur höchsten Kompetenzstufe gezählt werden, in Deutschland aber sind es trotz Fortschritten nur 11,8 Prozent. Dass die 15-jährigen Finnen in allen Bereichen den Deutschen um ein oder sogar zwei Schuljahre voraus sind, liegt wohl auch an einer größeren Gelassenheit. Man interessiert sich dort weniger (fast gar nicht) für den Pisa-Rang, und auch in der Schule kommt es kaum auf die Noten an, die es bis zur sechsten Klasse gar nicht gibt. Es geht vielmehr darum, was mit dem einzelnen Schüler los ist. Man könnte sagen: Mehr Sein als Schein. Auch schwach sein dürfen, um Stärken zu

    http://images.zeit.de/text/online/2007/49/pisa-kommentar-dienstag

    05.12.2007

    ZEIT online Pisa Ergebnisse 1

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    Die Zeit - Wissen : Leistungen Mittelmaß, Chancengleichheit schlecht

    Seite 1 von 3

    DIE ZEIT
    Leistungen Mittelmaß, Chancengleichheit schlecht
    Am Dienstag wurden die Ergebnisse der neuen Pisa-Studie zeitgleich auf der ganzen Welt vorgestellt. 57 Länder nahmen teil und Deutschland bleibt Durchschnitt

    Von Reinhard Kahl Nun sind die bestgehüteten und dennoch bereits durchgesickerten Pisa-Zahlen offiziell. Von einer deutlichen Verbesserung der deutschen 15-Jährigen kann keine Rede sein. So jedenfalls liest sich die Bewertung der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung), die im Jahr 2006 für ihre dritte Pisa-Studie in 57 Ländern 400.000 Schülerinnen und Schüler getestet hat. In den Naturwissenschaften wird Deutschland erstmals bei einer Pisa-Studie in eine Ländergruppe klar über dem Durchschnitt eingestuft. Der Durchschnitt wird mit 500 Punkten angegeben. 516 Punkte ergeben Platz 13 im Vergleich mit allen Ländern (und Platz 8 unter den 30 OECD-Ländern). Obwohl die OECD die Länder auf Rangplätzen listet, gliedert sie die Nationen in Gruppen. Punktwerte um drei, vier Zähler gehören in den Bereich der statistischen Unschärfe. Um sie, so die OECD, sollte sich niemand streiten. Im Ranking der naturwissenschaftlichen Kompetenzen stehen die Deutschen demnach auf der Skala der Nationen in einer Gruppe zwischen Position 7 und 13. Mehr kann uns die Statistik nicht sagen. Aber über die Bewertung der Ergebnisse in den Naturwissenschaften, das steht jetzt schon fest, wird es Aufregung geben. Denn im Vergleich zur letzen Studie könnte man hier einen Sprung nach vorn ablesen, der zu dieser Bewertung führt: Deutschland holt auf. Diese Einschätzung lieferte bereits vergangene Woche Zündstoff für den von vielen Deutschen so leidenschaftlich betriebenen Kulturkampf um die Bildung. Zunächst die Ergebnisse im Lesen und in Mathematik. Sie sind ernüchternd. 495 Punkte im Lesen sind exakt vier mehr als 2003 (491 Punkte). Man kann gegenüber Pisa 2000 mit 484 Punkten eine aufsteigende Linie ziehen ­ und viele werden darauf bestehen, dass es diese Entwicklung gibt ­, aber die OECD schreibt: ,,Dieser Unterschied von 11 Punkten ist zu gering, um statistisch bedeutsam zu sein." Auch darum wird gestritten und wohl auch polemisiert werden. An den Werten in Mathematik lässt sich gar nichts deuteln. Sie liegen mit 504 Punkten um einen Punkt über den durchschnittlichen Ergebnissen vom letzen Mal. Blicken wir noch mal auf die kontrovers beurteilten Werte in den Sparte Naturwissenschaften. Zum Streit führt die Frage der Vergleichbarkeit mit früheren PisaStudien. Dazu muss man wissen, dass der Pisa-Test jedes Mal ein Feld aus den Gebieten Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften ins Zentrum stellt. In diesem Bereich werden die meisten Aufgaben gestellt. Hier werden auch die differenziertesten Ergebnisse erwartet. Beim ersten Test 2000 stand das Lesen im Zentrum. 2003 war es die Mathematik. Diesmal sind es die Naturwissenschaften. Die anderen Gebiete wurden jeweils weniger intensiv untersucht. Nun wird es leider noch etwas komplizierter. Denn

    http://images.zeit.de/text/online/2007/49/pisa-ergebnisse

    04.12.2007

    Pisa Leistung mittel – Chancengleichheit schlecht

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    Die Zeit - Wissen : Leistungen Mittelmaß, Chancengleichheit schlecht

    Seite 1 von 3

    DIE ZEIT
    Leistungen Mittelmaß, Chancengleichheit schlecht
    Am Dienstag wurden die Ergebnisse der neuen Pisa-Studie zeitgleich auf der ganzen Welt vorgestellt. 57 Länder nahmen teil und Deutschland bleibt Durchschnitt

    Von Reinhard Kahl Nun sind die bestgehüteten und dennoch bereits durchgesickerten Pisa-Zahlen offiziell. Von einer deutlichen Verbesserung der deutschen 15-Jährigen kann keine Rede sein. So jedenfalls liest sich die Bewertung der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung), die im Jahr 2006 für ihre dritte Pisa-Studie in 57 Ländern 400.000 Schülerinnen und Schüler getestet hat. In den Naturwissenschaften wird Deutschland erstmals bei einer Pisa-Studie in eine Ländergruppe klar über dem Durchschnitt eingestuft. Der Durchschnitt wird mit 500 Punkten angegeben. 516 Punkte ergeben Platz 13 im Vergleich mit allen Ländern (und Platz 8 unter den 30 OECD-Ländern). Obwohl die OECD die Länder auf Rangplätzen listet, gliedert sie die Nationen in Gruppen. Punktwerte um drei, vier Zähler gehören in den Bereich der statistischen Unschärfe. Um sie, so die OECD, sollte sich niemand streiten. Im Ranking der naturwissenschaftlichen Kompetenzen stehen die Deutschen demnach auf der Skala der Nationen in einer Gruppe zwischen Position 7 und 13. Mehr kann uns die Statistik nicht sagen. Aber über die Bewertung der Ergebnisse in den Naturwissenschaften, das steht jetzt schon fest, wird es Aufregung geben. Denn im Vergleich zur letzen Studie könnte man hier einen Sprung nach vorn ablesen, der zu dieser Bewertung führt: Deutschland holt auf. Diese Einschätzung lieferte bereits vergangene Woche Zündstoff für den von vielen Deutschen so leidenschaftlich betriebenen Kulturkampf um die Bildung. Zunächst die Ergebnisse im Lesen und in Mathematik. Sie sind ernüchternd. 495 Punkte im Lesen sind exakt vier mehr als 2003 (491 Punkte). Man kann gegenüber Pisa 2000 mit 484 Punkten eine aufsteigende Linie ziehen ­ und viele werden darauf bestehen, dass es diese Entwicklung gibt ­, aber die OECD schreibt: ,,Dieser Unterschied von 11 Punkten ist zu gering, um statistisch bedeutsam zu sein." Auch darum wird gestritten und wohl auch polemisiert werden. An den Werten in Mathematik lässt sich gar nichts deuteln. Sie liegen mit 504 Punkten um einen Punkt über den durchschnittlichen Ergebnissen vom letzen Mal. Blicken wir noch mal auf die kontrovers beurteilten Werte in den Sparte Naturwissenschaften. Zum Streit führt die Frage der Vergleichbarkeit mit früheren PisaStudien. Dazu muss man wissen, dass der Pisa-Test jedes Mal ein Feld aus den Gebieten Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften ins Zentrum stellt. In diesem Bereich werden die meisten Aufgaben gestellt. Hier werden auch die differenziertesten Ergebnisse erwartet. Beim ersten Test 2000 stand das Lesen im Zentrum. 2003 war es die Mathematik. Diesmal sind es die Naturwissenschaften. Die anderen Gebiete wurden jeweils weniger intensiv untersucht. Nun wird es leider noch etwas komplizierter. Denn

    http://images.zeit.de/text/online/2007/49/pisa-ergebnisse

    04.12.2007

    ZEIT online Pisa Ergebnis Streit

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    Die Zeit - Wissen : Streit der Experten

    Seite 1 von 2

    DIE ZEIT
    Streit der Experten
    Man könnte meinen, es gäbe nicht eine, sondern mehrere Pisa-Studien. Die OECDWissenschaftler und das deutsche Konsortium sind sich nicht einig, ob deutsche Schüler besser geworden sind

    Von Reinhard Kahl Seufzend und kopfschüttelnd, ratlos und manchmal auch verwirrt kommen die Journalisten aus der Bundespressekonferenz, auf der am Vormittag dieses 4. Dezember die neue Pisa-Studie vorgestellt und interpretiert wurde. Nach den Indiskretionen in der vergangenen Woche und der Bereitstellung der Ergebnisse heute am frühen Morgen durch die OECD kamen nun die Bildungspolitiker und die deutschen Pisa-Wissenschaftler zum Zuge. Man hat zuweilen den Eindruck, es gäbe nicht nur eine Pisa-Studie, sondern verschiedene. Professor Manfred Prenzel, der für das deutsche (wissenschaftliche) Pisa-Konsortium spricht, bewertet die Verbesserungen der deutschen Schüler, die die OECD im Bereich der statistischen Unschärfe sieht, durchaus als bemerkenswert. Die 11 Punkte Zugewinn beim Lesen seit der ersten Studie von 2000 bringe Deutschland zwar nicht über den internationalen Durchschnitt hinaus, aber dieser Drift nach oben ist für ihn signifikant. Dabei verweist Prenzel auf die verbesserten Werte im Ranking. Im Jahr 2000 beim Lesen Platz 21. 2003 Platz 18 und beim jetzt ausgewerteten Test von 2006 Platz 14. Das ist in der Tat imponierend, könnte aber dennoch ein falsches Bild ergeben. Die OECD hält die Unterschiede für statistisch nicht bedeutsam und will die Länder, die zum Teil nahe beieinander liegen, lieber nach Gruppen gewichten, was dann zu einer anderen Optik führt. Ein ähnlich differentes Bild ergibt sich auch bei der Skala der naturwissenschaftlichen Kompetenzen. Von Platz 20 im Jahr 2000 über Platz 15 im Jahr 2003 nun auf den 8. Platz im Vergleich der 30 OECD-Staaten. (Im Vergleich aller teilnehmenden 57 Länder ist das Platz 13). Auch die OECD sieht bei den deutschen Schülern im Bereich Naturwissenschaft erstmals eine Platzierung oberhalb des Durchschnitts, will aber den Vergleich mit den vorherigen Tests aus methodischen Gründen nicht wagen und sieht bei den vergleichbaren Fragen keine Verbesserung. Hinzu kommt, dass natürlich nicht alle Schüler eines Landes getestet werden. Deshalb sind die Rangangaben nur Hochrechnungen. 100-prozentig sicher können sie nie sein. Wie wenig die Zahlen bedeuten, erfährt, wer einen genaueren Blick auf die Tabelle der naturwissenschaftlichen Pisa-Ergebnisse wirft: Dort ist zu lesen, dass sich mit 95prozentiger Wahrscheinlichkeit sagen lässt, dass Deutschland einen der Ränge zehn bis 19 belegt. Für die Bundesrepublik ist der Schwankungsbereich außerdem größer als für die meisten Teilnehmerstaaten. Diese argumentativ nachvollziehbaren Differenzen der Pisa-Wissenschaftler der OECD und im deutschen Konsortium tauchen in den Wertungen der Bildungspolitiker kaum noch auf. Sie werten die Ergebnisse durchweg als positive Entwicklung und als Bestätigung dafür,

    http://images.zeit.de/text/online/2007/49/pisa-oecd-streit

    04.12.2007

    Pisa Streit

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    Die Zeit - Wissen : Streit der Experten

    Seite 1 von 2

    DIE ZEIT
    Streit der Experten
    Man könnte meinen, es gäbe nicht eine, sondern mehrere Pisa-Studien. Die OECDWissenschaftler und das deutsche Konsortium sind sich nicht einig, ob deutsche Schüler besser geworden sind

    Von Reinhard Kahl Seufzend und kopfschüttelnd, ratlos und manchmal auch verwirrt kommen die Journalisten aus der Bundespressekonferenz, auf der am Vormittag dieses 4. Dezember die neue Pisa-Studie vorgestellt und interpretiert wurde. Nach den Indiskretionen in der vergangenen Woche und der Bereitstellung der Ergebnisse heute am frühen Morgen durch die OECD kamen nun die Bildungspolitiker und die deutschen Pisa-Wissenschaftler zum Zuge. Man hat zuweilen den Eindruck, es gäbe nicht nur eine Pisa-Studie, sondern verschiedene. Professor Manfred Prenzel, der für das deutsche (wissenschaftliche) Pisa-Konsortium spricht, bewertet die Verbesserungen der deutschen Schüler, die die OECD im Bereich der statistischen Unschärfe sieht, durchaus als bemerkenswert. Die 11 Punkte Zugewinn beim Lesen seit der ersten Studie von 2000 bringe Deutschland zwar nicht über den internationalen Durchschnitt hinaus, aber dieser Drift nach oben ist für ihn signifikant. Dabei verweist Prenzel auf die verbesserten Werte im Ranking. Im Jahr 2000 beim Lesen Platz 21. 2003 Platz 18 und beim jetzt ausgewerteten Test von 2006 Platz 14. Das ist in der Tat imponierend, könnte aber dennoch ein falsches Bild ergeben. Die OECD hält die Unterschiede für statistisch nicht bedeutsam und will die Länder, die zum Teil nahe beieinander liegen, lieber nach Gruppen gewichten, was dann zu einer anderen Optik führt. Ein ähnlich differentes Bild ergibt sich auch bei der Skala der naturwissenschaftlichen Kompetenzen. Von Platz 20 im Jahr 2000 über Platz 15 im Jahr 2003 nun auf den 8. Platz im Vergleich der 30 OECD-Staaten. (Im Vergleich aller teilnehmenden 57 Länder ist das Platz 13). Auch die OECD sieht bei den deutschen Schülern im Bereich Naturwissenschaft erstmals eine Platzierung oberhalb des Durchschnitts, will aber den Vergleich mit den vorherigen Tests aus methodischen Gründen nicht wagen und sieht bei den vergleichbaren Fragen keine Verbesserung. Hinzu kommt, dass natürlich nicht alle Schüler eines Landes getestet werden. Deshalb sind die Rangangaben nur Hochrechnungen. 100-prozentig sicher können sie nie sein. Wie wenig die Zahlen bedeuten, erfährt, wer einen genaueren Blick auf die Tabelle der naturwissenschaftlichen Pisa-Ergebnisse wirft: Dort ist zu lesen, dass sich mit 95prozentiger Wahrscheinlichkeit sagen lässt, dass Deutschland einen der Ränge zehn bis 19 belegt. Für die Bundesrepublik ist der Schwankungsbereich außerdem größer als für die meisten Teilnehmerstaaten. Diese argumentativ nachvollziehbaren Differenzen der Pisa-Wissenschaftler der OECD und im deutschen Konsortium tauchen in den Wertungen der Bildungspolitiker kaum noch auf. Sie werten die Ergebnisse durchweg als positive Entwicklung und als Bestätigung dafür,

    http://images.zeit.de/text/online/2007/49/pisa-oecd-streit

    04.12.2007

    Pisa Kommentar Sein-Schein

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    Die Zeit - Wissen : Mehr Sein als Schein

    Seite 1 von 2

    DIE ZEIT
    Mehr Sein als Schein
    Der Expertenstreit über die Pisa-Rangplätze erinnert an eine Schulkultur, in der die gute Note wichtiger ist als die gute Leistung. Dabei sind viele unserer Schulen bereits im Umbruch.

    Ein Kommentar von Reinhard Kahl Eine Studie sollte Klarheit bringen. Wir erwarten wie bei einer medizinischen Diagnose erst mal Informationen. Möglichst genaue und auch möglichst viele. Man kann ja nicht wissen, was dabei zutage kommt. Auf Neugier also kommt es an! Liegen die Werte über den untersuchten Körper vor, kann über die Diagnose notfalls gestritten und die Therapie entwickelt werden. Oder der Gesunde wird mit guten Wünschen entlassen. So sollte es doch sein? Was würden wir aber von Medizinern halten, die sich ständig gegenseitig verdächtigen, den Patienten gesundzubeten oder ihn überhaupt erst in die Krankheit hinein interpretiert zu haben? Genau dieser gegenseitige Generalverdacht eines zerstrittenen Consiliums liegt immer noch über deutschen Bildungsdebatten. Dabei hatten viele gehofft, das sei nun endlich vorbei. Nicht zuletzt dank der Pisa-Studien selbst. Aber nein. Man wirft sich gegenseitig vor, Schönredner oder Runtermacher zu sein. Dann muss man sich natürlich gegenseitig gar nicht zuhören. Dann fordert man sogar den Kopf des Gegners. Schon in der vergangenen Woche deutete es sich an, dass unser mehr als 30-jähriger Bildungskrieg keineswegs zu Ende ist. Da verlangen CDU-Kultusminister vom internationalen Pisa-Koordinator den ,,Rücktritt", als wäre er ein Politiker. Dabei war sein Einwand ein methodischer über den Vergleich von Daten. Vielleicht war es nicht besonders geschickt von ihm, sich damit vor der Veröffentlichung der Studie mit einem Tagesschau-Interview einzumischen. Versuchen wir nüchtern zu sein. Verschlechtert haben sich die deutschen Schüler in den vergangenen Jahren nicht. Vieles spricht dafür, dass sie zumindest etwas besser geworden sind. In den Naturwissenschaften liegen sie deutlich über dem Durchschnitt, wenn auch für Weltmeisterfantasien kein Grund besteht. Dieses erfreuliche Ergebnis besteht unabhängig davon, ob es einer Steigerung in den vergangenen Jahren geschuldet ist oder ob es damals von der Studie noch nicht erkannt wurde. Nach wie vor muss es zu denken geben, dass in den Naturwissenschaften in Finnland 21 Prozent der Schüler zur höchsten Kompetenzstufe gezählt werden, in Deutschland aber sind es trotz Fortschritten nur 11,8 Prozent. Dass die 15-jährigen Finnen in allen Bereichen den Deutschen um ein oder sogar zwei Schuljahre voraus sind, liegt wohl auch an einer größeren Gelassenheit. Man interessiert sich dort weniger (fast gar nicht) für den Pisa-Rang, und auch in der Schule kommt es kaum auf die Noten an, die es bis zur sechsten Klasse gar nicht gibt. Es geht vielmehr darum, was mit dem einzelnen Schüler los ist. Man könnte sagen: Mehr Sein als Schein. Auch schwach sein dürfen, um Stärken zu

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    05.12.2007

    Pisa vorschneller Datenerguss

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    Die Zeit - Wissen : Vorschneller Datenerguss

    Seite 1 von 4

    DIE ZEIT
    Vorschneller Datenerguss
    Weitere Ergebnisse der Pisa-Studie sind durchgesickert. Die Reaktionen sind hysterisch und passen zum deutschen Bildungskrieg.

    Von Reinhard Kahl Weitere Pisa-Ergebnisse sind durchgesickert. Es sieht so aus, als habe manch einer in den vergangenen Tagen zu früh Hurra gerufen. Im Lesen und in Mathematik dümpelt Deutschland weiterhin nur im Mittelfeld. 495 Punkte für die deutschen Fünfzehnjährigen im Lesen, das sind zwar vier Punkte mehr als vor drei Jahren, aber der Abstand zur Spitzengruppe hat sich weiter vergrößert. Der internationale Mittelwert ist bei Pisa mit 500 Punkten definiert. In Mathematik werden wie beim letzten Test 503 Punkte erreicht. Das meldet vorab die ,,Stuttgarter Zeitung." Ergebnisse in Naturwissenschaften, die diesmal im Zentrum stehen, sind schon seit Tagen bekannt. Darin erreichen Deutschlands Schüler 510 Punkte. Allerdings weisen die PisaWissenschaftler stets auf unvermeidliche Unschärfen und Fehlermargen hin. Eindeutig ist der Abstand zu den Spitzenländern Finnland und Korea. Die fünfzehnjährigen Schüler haben dort in allen Sparten vor den Deutschen ein bis zwei Schuljahre Vorsprung. Aber Zahlen sind nur Indikatoren. Sie geben Hinweise für den genaueren Blick. Für den braucht man allerdings etwas mehr Gelassenheit als sich die in Sachen Pisa immer so aufgeregten Deutschen zugestehen. Die letzten Tage lieferten dafür wieder einige Beispiele. Es ist zu befürchten, dass das bloß ein Vorspiel zu dem war, was folgt, wenn am kommenden Dienstag, den 4. Dezember, an vielen Orten der Welt die Ergebnisse der dritten internationalen Pisa-Studie über die Kompetenzen der Fünfzehnjährigen von der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) offiziell veröffentlicht werden. Mittwoch zurück liegender Woche ging es mit dem vorschnellen Datenerguss in Spanien los. Eine Lehrerzeitung stellte die Ergebnisse für die Schülerkompetenzen in Naturwissenschaften auf ihre Homepage. Die OECD bestätigte die Echtheit. Demnach ist den Deutschen in dieser Sparte ein Sprung von Platz 18 auf Platz 13 gelungen. Das verführte deutsche Politiker und auch Teile der Medien zu Triumphgefühlen. ,,Deutsche Schüler nähern sich der Weltspitze" titelte die ,,Welt." Der internationale Pisa-Koordinator Andreas Schleicher wies darauf hin, dass sich die aktuellen Ergebnisse im Bereich Naturwissenschaft wegen veränderter Aufgaben mit denen in der vorangegangenen Studie nicht ohne weiteres vergleichen ließen. Darauf hatte er schon mehrfach aufmerksam gemacht. Also könne nicht auf erhebliche Verbesserungen der Deutschen geschlossen werden. Schleicher wurde wegen dieser Relativierung von deutschen Bildungspolitikern als Miesmacher anprangert, dem wohl eine Verbesserung der deutschen Werte nicht in den Kram passe. Die CDU Kultusminister verlangten seine Ablösung in der Pariser OECD Zentrale, wo er die Abteilung für Bildungsindikatoren leitet. Der baden-württembergische Kultusminister Helmut Rau drohte sogar mit dem deutschen Ausstieg aus der internationalen Studie.

    http://images.zeit.de/text/online/2007/49/pisa-kommentar-samstag-kahl

    02.12.2007

    DIE ZEIT PISA Vorzeitiger Datenerguss

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    Die Zeit - Wissen : Vorschneller Datenerguss

    Seite 1 von 4

    DIE ZEIT
    Vorschneller Datenerguss
    Weitere Ergebnisse der Pisa-Studie sind durchgesickert. Die Reaktionen sind hysterisch und passen zum deutschen Bildungskrieg.

    Von Reinhard Kahl Weitere Pisa-Ergebnisse sind durchgesickert. Es sieht so aus, als habe manch einer in den vergangenen Tagen zu früh Hurra gerufen. Im Lesen und in Mathematik dümpelt Deutschland weiterhin nur im Mittelfeld. 495 Punkte für die deutschen Fünfzehnjährigen im Lesen, das sind zwar vier Punkte mehr als vor drei Jahren, aber der Abstand zur Spitzengruppe hat sich weiter vergrößert. Der internationale Mittelwert ist bei Pisa mit 500 Punkten definiert. In Mathematik werden wie beim letzten Test 503 Punkte erreicht. Das meldet vorab die ,,Stuttgarter Zeitung." Ergebnisse in Naturwissenschaften, die diesmal im Zentrum stehen, sind schon seit Tagen bekannt. Darin erreichen Deutschlands Schüler 510 Punkte. Allerdings weisen die PisaWissenschaftler stets auf unvermeidliche Unschärfen und Fehlermargen hin. Eindeutig ist der Abstand zu den Spitzenländern Finnland und Korea. Die fünfzehnjährigen Schüler haben dort in allen Sparten vor den Deutschen ein bis zwei Schuljahre Vorsprung. Aber Zahlen sind nur Indikatoren. Sie geben Hinweise für den genaueren Blick. Für den braucht man allerdings etwas mehr Gelassenheit als sich die in Sachen Pisa immer so aufgeregten Deutschen zugestehen. Die letzten Tage lieferten dafür wieder einige Beispiele. Es ist zu befürchten, dass das bloß ein Vorspiel zu dem war, was folgt, wenn am kommenden Dienstag, den 4. Dezember, an vielen Orten der Welt die Ergebnisse der dritten internationalen Pisa-Studie über die Kompetenzen der Fünfzehnjährigen von der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) offiziell veröffentlicht werden. Mittwoch zurück liegender Woche ging es mit dem vorschnellen Datenerguss in Spanien los. Eine Lehrerzeitung stellte die Ergebnisse für die Schülerkompetenzen in Naturwissenschaften auf ihre Homepage. Die OECD bestätigte die Echtheit. Demnach ist den Deutschen in dieser Sparte ein Sprung von Platz 18 auf Platz 13 gelungen. Das verführte deutsche Politiker und auch Teile der Medien zu Triumphgefühlen. ,,Deutsche Schüler nähern sich der Weltspitze" titelte die ,,Welt." Der internationale Pisa-Koordinator Andreas Schleicher wies darauf hin, dass sich die aktuellen Ergebnisse im Bereich Naturwissenschaft wegen veränderter Aufgaben mit denen in der vorangegangenen Studie nicht ohne weiteres vergleichen ließen. Darauf hatte er schon mehrfach aufmerksam gemacht. Also könne nicht auf erhebliche Verbesserungen der Deutschen geschlossen werden. Schleicher wurde wegen dieser Relativierung von deutschen Bildungspolitikern als Miesmacher anprangert, dem wohl eine Verbesserung der deutschen Werte nicht in den Kram passe. Die CDU Kultusminister verlangten seine Ablösung in der Pariser OECD Zentrale, wo er die Abteilung für Bildungsindikatoren leitet. Der baden-württembergische Kultusminister Helmut Rau drohte sogar mit dem deutschen Ausstieg aus der internationalen Studie.

    http://images.zeit.de/text/online/2007/49/pisa-kommentar-samstag-kahl

    02.12.2007

    PS 12 Aus der Welt gefallen

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    Reinhard Kahls Kolumne

    P. S. Aus der Welt gefallen
    der Fantasie werden ja ständig Lehrer und Mitschüler umgebracht. Aber seit dem ersten Schulmassaker scheint etwas möglich geworden zu sein, das es zuvor nicht gab. Die Bekenntnisse der mörderischen Selbstmörder ­ keiner von ihnen geht ohne Vorwarnung oder Testament ­ lesen sich wie austauschbare Textbausteine. »Ich hasse es, immer das Individuum zu sein, welches als überflüssig erscheint«, schrieb Sebastian B. in seinem Abschiedsbrief. Ein aus der Welt Gefallener war auch Cho Seung Hui in Blacksburg, der beleidigte, moralisierende Manifeste gegen »hinterlistige Scharlatane« und »reiche Kids« verfasst hatte«. PeccaEric, der Finne schrieb: »Hass, ich bin so voll davon, und ich liebe es.

    Ohne Noten…- E & W über den ADZ Kongress

    Ohne Noten, ohne Zeittakt

    Der Bildungsjournalist und Filmemacher Reinhard Kahl und das im Sommer 2007 ins Leben gerufene Netzwerk „Archiv der Zukunft“ (adz) hatten die pädagogische Intelligenz zum Träumen an die Hamburger Hochschule für Musik und Theater eingeladen. Hunderte kamen. Bei dem Treffen in der Hansestadt zählten die positiven Beispiele. Alltagslast und

    -frust hatten zumindest ein Wochenende lang nichts zu melden.

    Am Ende liegt das „Band der Evolution“ noch auf der Wiese an der Außenalster, ein Überbleibsel des Workshops, der sich am sonnigen Vormittag mit Montessori-Pädagogik beschäftigt hatte. Anita Helm blickt darüber hinweg: „Vorher wusste ich nur, was ich nicht möchte – jetzt ist mir klar, was ich will“, sagt die Lehrerin aus Arnstadt. Die Frau aus Thüringen hat mit mehr als 400 Menschen aus allen Bereichen der Pädagogik ein Wochenende darüber diskutiert, wie Schule neu und kreativ gedacht werden könnte.
    An Reinhard Kahl scheiden sich die Geister. Die Stärke des umtriebigen Bildungsreformers ist sein schier unerschütterlicher Werbefeldzug für positive Beispiele aus der Praxis: Wie können Kinder und Jugendliche ihre Lust am Lernen entdecken und ausleben? Und wie können Lehrer diesen Prozess begleiten? Wie ist Schule, wenn sie anders sein darf? Von der Architektur über die Methoden bis hin zur Rollenverteilung von Lehrkräften und Schülern sammelt Kahl bei seinen Streifzügen quer durch Finnland, die Schweiz und Deutschland eindrucksvolle Beispiele dafür, dass es auch ohne Noten, Zwang, Zeittakt und Fächerkorsetts geht. Seine Filme „Treibhäuser der Zukunft“ (2004) und „Kinder“ (2007) werfen Schlaglichter auf reformpädagogische, individuelle Lernorte zwischen Bodensee und Potsdam, Düsseldorf und Hamburg. Kahl zeigt in seinen Filmen Geschichten vom Gelingen als Gegengift zu Freudlosigkeit manch eines tristen Schulalltags, mit Hemmnissen – sei es von Seiten der Politik oder der Kultusbehörde – hält er sich erst gar nicht auf. Schulstrukturdebatte? Eigenverantwortliche Schule? Lehrerarbeitszeitmodell? Inspektion? Fehlanzeige. Lehrerinnen und Lehrer, die über Überlastung stöhnen, gehören nicht zu seiner Zielgruppe. Die, wie er sagt, „Opferdiskurse in den depressiven Zirkeln vieler Lehrerzimmer“ nerven ihn. Für viele, die im Schulalltag um besseren Unterricht, um mehr Kollegialität und Mitbestimmung ringen, sind solche Sätze ein Affront.

    Aufbruch und Alltag
    Für andere nicht. Heinz Kreiselmeyer blickt sich beeindruckt um: „Hier ist Aufbruch.“ Der Franke hat 26 Jahre Erfahrung als Schulaufsichtsbeamter in Bayern und kennt die Verharrungskräfte im staatlichen Schulsystem. „Die Leute haben wohl daheim in den Startlöchern gelauert, dass es endlich losgeht.“ In der Tat sind Hunderte aus der ganzen Republik, der Schweiz und Skandinavien nach Hamburg gereist, um gemeinsam nach den Schnittmengen von Pragmatismus und Visionen zu suchen und nutzen jede Möglichkeit, sich kennen zu lernen und auszutauschen: Wie werden Lernorte zu Lebensorten? Warum brauchen Kinder Herausforderungen? Was bewegt sich, wenn sich eine Schule auf den Weg macht? Wenn Kinder nicht mehr trennen müssen zwischen spielen und lernen? Wenn es mehr Freiräume gibt als gewohnt? Welche Rolle spielen Theater, Tanz und Rituale im Schulalltag? Wie werden Schulen besondere und lernende Organismen? Und wie lässt sich die Aufbruchstimmung einer solchen Tagung in den mitunter doch schwierigen Alltag retten? „Das klappt schon“, meint Jana Karafiat, 29-jährige Studentin aus Potsdam: „Mit der Kraft und den Ideen, die ich hier mitbekomme, halte ich mich über Wasser, wenn ich wieder zuhause bin.“
    Bereits im kommenden Jahr wird der zweite Kongress der Schulerneuerer stattfinden, diesmal am Bodensee. Es wird sich zeigen, ob die Hamburger Euphorie bis dorthin trägt. Ein großes Boot für tausend Menschen hat Reinhard Kahl jedenfalls bereits gebucht.
    Tina Fritsche, freie Journalistin

    „Kinder!“
    „Eigentlich braucht jedes Kind drei Dinge“, sagt der Neurobiologe Prof. Dr. Gerald Hüther in dem Film „Kinder!“: „Es braucht Aufgaben, an denen es wachsen kann, es braucht Vorbilder, an denen es sich orientieren kann, und es braucht Gemeinschaften, in denen es sich aufgehoben fühlt.“
    Der Streifen „Kinder“ des Publizisten und Filmemachers Reinhard Kahl beginnt in Berlin Kreuzberg. Mitten im Kiez gibt es eines der schönsten Häuser für Kinder. Eine Kindertagesstätte, die viel Platz hat. Der Raum selbst ist eine Botschaft: Kommt her! Ihr seid willkommen! Filme über Mädchen und Jungen, die in Kreuzberg beginnen, könnten ganz anders weitergehen als dieser. „Kinder“ nimmt die Spur des Gelingens auf. Kahl hat nach Orten gesucht, an denen die Neugier und der Mut der Kinder herausgefordert werden. Orte, an denen auch die Erwachsenen begreifen können, was Lernen ist. Der Film ist dem Lerngenie der Kinder auf der Spur. Er lädt die Zuschauer zur Entdeckung des Selbstverständlichen ein, das allerdings häufig alles andere als selbstverständlich ist.
    „Kinder!“ Buch und Regie: Reinhard Kahl – 100 Minuten, Produktion: Archiv der Zukunft 2007.
    Der Film ist auf DVD über www.archiv-der-zukunft.de für 15 Euro incl. Verpackung und Transport erhältlich. Bestellungen an:

    PS 11 Schulgründer

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    Reinhard Kahls Kolumne

    P. S. Schulgründer
    der Neubau mit einem Theater im Zentrum, um das herum Labor- und Klassenräume gruppiert werden. Theater und Science, sagte Hartmut von Hentig, würden ihm als Säulen einer Schule reichen. Nun wird es so gemacht. Über Jahre wird die Schule eine Bauhütte sein. Eine Chance, sagen Enja Riegel und ihr Architekt Olaf Hübner, die Schüler mitreden und mitarbeiten zu lassen. Andere würden vielleicht sagen, wie fruchtbar, nun müssen wir auf einer Baustelle lernen bzw. unterrichten. In Problemen den Nukleus neuer Möglichkeiten sehen, das ist eine Haltung, die staatlichen Schulen und ihrem Personal eher fern liegt. Aber ist es nicht ein Geheimnis des Lernens und des Lebens, aus der Problemstarre Lösungsgeschichten zu machen? Diese Geschichten sind immer besonders. Über Antworten auf Widerständiges entwickelt eine Institution ihre Geschichte, man könnte auch sagen, ihre Lernbiografie »Dabei«, sagt Enja Riegel, »könnte doch gerade die staatliche Trägerschaft die größte Chance für pädagogische Freiheit sein.« Oder doch staatlich? Aber das ist vielleicht erst der übernächste Schritt.

    DIE ZEIT Wir gründen eine Schule

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    Die Zeit - Chancen : Wir gründen eine Schule!

    DIE ZEIT
    Wir gründen eine Schule!
    Selbstbewusste Eltern machen ihre eigenen Bildungsreformen

    Von Reinhard Kahl und Jeannette Otto Peter Ferres hat sich einen Traum erfüllt. 20 Jahre lang hatte er als Investmentbanker Fusionen und Börsengänge großer Unternehmen in aller Welt eingefädelt ­ jetzt ist er Lehrer geworden. Er hat sogar eine Schule gegründet, die Metropolitan School Frankfurt am Main. Eine Grundschule, auf die er selbst gern gegangen wäre, international und interkulturell, englischsprachig, kleine Klassen, mit Lehrern aus Sydney, Washington State, Abu Dhabi und Mailand. Sein Büro hat zwölf Quadratmeter und liegt dort, wo Frankfurt weder reich noch schön ist, in einer Sackgasse in Rödelheim. In der Ecke Umzugskartons, im Regal der hessische Rahmenlehrplan für die Grundschule. Das ist jetzt sein Leben. »Uncool« nennen seine früheren Kollegen das. 70 lärmende Kinder jeden Tag? Das Essen an Klapptischen? Und Geld verdient man damit auch nicht? »Ich bekomme jetzt ein Lehrergehalt, und die Schule wird von der Bank finanziert«, sagt Ferres, 48, und schaut erstaunt, als könne er das selbst nicht glauben. Ein Jahr lang ließ er sich an der London University zum Grundschullehrer ausbilden. Tagsüber stand er vor Drittklässlern. Nachts schrieb er Genehmigungsanträge für die hessische Schulbehörde. Wenige Wochen vor Schulbeginn erst zog er zurück nach Deutschland, verwandelte ein leer stehendes Verwaltungsgebäude in eine freundliche Schule, schrubbte die Klassenzimmer. Kinder aus 16 Nationen strömten am ersten Schultag hinein. Der Vater hilft im Sportunterricht aus, der Opa arbeitet als Hausmeister Jede Woche werden in Deutschland ein bis zwei private Schulen gegründet. Während an den öffentlichen Schulen die Zahl der Schüler sinkt und der Staat Schulen schließen muss, kommen jedes Schuljahr 80 bis 100 allgemeinbildende Schulen in privater Trägerschaft hinzu. Die Gemeinschaftsbank für Leihen und Schenken (GLS), die Schulgründern Kredite gewährt, bekommt allein für die süddeutschen Bundesländer alle zehn Tage eine Anfrage von Gründerinitiativen. In Norddeutschland sorgte der Gründungsboom dafür, dass in den vergangenen zwei Jahren mehr private Schulen entstanden als in den zehn Jahren davor. Wer sind diese Schulgründer, und was treibt sie an? Es sind nicht so sehr die Antiautoritären und Alternativen. Mit Wucht tritt eine neue selbstbewusste Bürgerlichkeit auf den Plan. Eltern, die in ihren Berufen ständig Lösungen für unvorhersehbare Probleme finden müssen, aber bei ihren Kindern erleben, wie sie in der Schule noch immer Dienst nach Vorschrift lernen und dabei ihre Neugier verlieren. Es sind Eltern, die nicht mehr daran glauben, dass die staatlichen Schulen vom Belehren zum Lernenlehren umschwenken, bevor ihre Kinder erwachsen sind. Also gründen sie selbst. Dafür kündigen auch Lehrer ihre Jobs, verzichten auf Beamtenzulagen und Privilegien. Sie nehmen sich

    19.10.2007

    ZEIT online Taktisches Lernen

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    Die Zeit - Wissen : Sieg des taktischen Lernens

    Seite 1 von 3

    DIE ZEIT
    Sieg des taktischen Lernens
    Was Zentralabitur und Abiturstandards in Deutschland bewirken

    Von Reinhard Kahl Nun ist es also gescheitert, nicht das Zentralabitur, wie viele Zeitungen schreiben, sondern das Vorhaben eines zentralen Zentralabiturs. Vierzehn von sechzehn Bundesländern haben ihr Zentralabitur nämlich bereits eingeführt. Schleswig-Holstein kommt im nächsten Jahr dazu. Nur Rheinland-Pfalz macht nicht mit. Im Sommer hatte Bundesbildungsministerin Annette Schavan einheitliche Schulbücher verlangt und auch bundeseinheitliche Abiturprüfungen gefordert. Das gab Schlagzeilen. Flugs wurde das Thema auf die Tagesordnung der Kultusministerkonferenz gesetzt. Die konnte sich aber am 17. Oktober auf diesen Vorschlag nicht einigen. Statt des Bundesabiturs mit einheitlichen Aufgaben werden nun die EPA, die ,,Einheitlichen Prüfungsanforderungen", der Kultusministerkonferenz zu Bildungsstandards für das Abitur ausgebaut. Bei diesem Satz dürfte mindestens ein Drittel der Leser sein Interesse verloren haben. Mit EPA und Bildungsstandards sind wir Mitten in der bizarren Eigenwelt der Kultusminister, die mit ihren Ritualen und Fetischen Wichtigkeit inszenieren, tatsächlich aber damit das neu erwachte Interesse an Bildung einschläfern. So viel noch zum Beschluss der Minister. Die Standards sollen vom Schuljahr 2010/2011 an gelten. Solange braucht es zu formulieren, was Abiturienten wissen und können sollten und die Gremien der sechzehn Bundesländer mit viel Papier zu beschäftigen. Bis dahin müssen auch sechzehn um Aufmerksamkeit kämpfende Ministerstimmen synchronisiert werden. So ist es, wenn Berge kreißen und eine Maus gebären. Denn eigentlich ist Zentralabitur oder kein Zentralabitur gar nicht die Frage. Es kommt in der Bildung zumeist nicht so sehr darauf an, was gemacht wird, sondern wie es gemacht wird. Gerade an Prüfungen wird das deutlich. Werden schon die Schulreifetests der Fünfjährigen von der ganzen Familie als erste angstbesetzte Hürde erlebt? Wird das Lernen in der Grundschule von der Entscheidung Gymnasium ja oder nein überschattet? Und erleben die Schüler weitere Prüfungen in der ,,höheren Schule" als die Suche nach den blinden Passagieren, die von Bord sollen? In diesem Umfeld wird am Ende das Zentralabitur ebenfalls Furcht einflößen. Man kann Prüfungen auch ganz anders verstehen, als einen Spiegel, in dem die Schüler sich erkennen. Lernen als Umwandelung des Mangels in Stärken. Aber das geht nicht, wenn Schüler meinen, ihre Schwächen verbergen zu sollen. Wie können also Prüfungen das Engagement fürs Lernen steigern? Können sie dazu beitragen, Lernen zum großen Projekt des eigenen Lebens zu machen? Prüfungen dieser Art gehören nicht zum Kern unserer Tradition. Im Gymnasium sind die Schüler in den vergangenen Jahrzehnten immer mehr zum taktischen Lernen übergegangen. Die erste Welle ging in den 70er Jahren vom Numerus Clausus aus. Die

    http://images.zeit.de/text/online/2007/43/zentralabitur-bildungskolumne

    19.10.2007

    newsletter adz-netzwerk

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    NEWSLETTER OKTOBER 2007
    Nach seiner Gründung im Frühsommer hat das ,,Archiv der Zukunft - Netzwerk" mit seinem Kongress "Treibhäuser & Co" vom 21. bis 23. September einen wunderbaren Auftakt erlebt. Es war ein sonniges Spätsommerwochenende. Das gilt nicht nur für das Wetter. Es herrschte eine freundliche, wache und neugierige Stimmung. Für Neugier haben wir dank Marco Wehr jetzt ein besseres Wort: Neulust.

    Auf dem Kongress konnte man erleben, was die Abwesenheit der sattsam bekannten Welt von Entweder-oder, ich oder du und all der Rechthabereien und Eiferer bedeutet. Das allein war schon ein Glück und manchmal kaum zu glauben. Das hört sich wohl etwas bitter für diejenigen an, die nicht kommen konnten - die nicht kommen durften, werden sie selbst sagen. Aber Zahl der Teilnehmer war nun mal mit den Plätzen des größten Raums in der Musikhochschule definiert. Es ist andererseits auch so, dass wir von dem großen Interesse, auf das wir natürlich gehofft hatten, auch überrascht wurden. Eine Ankündigung für eine Veranstaltung im September, veröffentlicht nur im Internet und zu einem Zeitpunkt, wo im größten Bundesland bereits die Ferien begonnen hatten, das ließ auch düstere Szenarien zu. Zunächst deshalb diese Nachricht: Wir sind bereits an der Vorbereitung für den zweiten Kongress. Er wird am ersten Oktoberwochenende 2008 (2. bis 5.) stattfinden. Als Ort haben wir eine erogene Zone der mitteleuropäischen Bildungslandschaft ausgesucht, den Bodensee. Am Bodensee gibt es auf deutscher Seite und auf Schweizer Seite interessante Schulen, Kindergärten und einen neue Mischung aus Kindergärten und Primarschulen, zum Beispiele die ,,Primaria" (bisher in Horn, neuerdings in St. Gallen). Es gibt in Romanshorn (Schweiz) das ,,Haus des Lernens" und interessante Einrichtungen, die nach herkömmlicher Einteilung zwischen Berufsausbildung und

    12.10.2007

    PS 10 Der intelligente Körper

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    Mülheim an der Ruhr. Im Park Witthausbusch, der an einen Wald grenzt, wurde ein Glashaus gebaut, die »Lernwerkstatt Natur«, ein »Treibhaus der Zukunft«, wie die Erbauer sagen. Kindergärten kommen dorthin. Jeweils für eine Woche. Die Kleinen machen das erste Forscherpraktikum ihres Lebens. Es beginnt mit dem großen Ausprobieren. Die Kinder ziehen mit einem Bollerwagen voll von Werkzeug in eine Schlucht: Seile, Hammer, Nägel. Sie bringen Taue an Bäumen an, ziehen sich den Abhang hoch oder waten im Bach. Sie hämmern an Wurzeln und schichten Lehm um. Man könnte Angst vor Unfällen haben, aber noch nie ist was passiert. Am liebsten würden die Kinder in der Materie baden.

    Newsletter Archiv der Zukunft – Produktionen

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    Archiv der Zukunft ­ Archiv der Zukunft ­ Newsletter

    Oktober 2007
    Liebe Freunde des Archivs der Zukunft, sehr geehrte Interessenten und Kunden,

    es gibt Neues. Zunächst, wie Sie vielleicht schon wissen, gibt es seit Juli neben dem ,,Archiv der Zukunft ­ Produktionen" das ,,Archiv der Zukunft ­ Netzwerk". Sie finden es auf der neuen Internetseite www.adznetzwerk.de Das Netzwerk ist ein eingetragener und als gemeinnützig anerkannter Verein. Es ist unschwer erkennbar ein Kind des journalistischen Projekts ,,Archiv der Zukunft", allerdings ist es schon ziemlich weit im Prozess des Selbständig- und Erwachsenwerdens.

    In diesem Newsletter lesen Sie von den ,,Archiv der Zukunft ­ Produktionen". Nicht zuletzt durch die Gründung des Netzwerks kann das ,,Archiv der Zukunft ­ Produktionen" sich auf seinen Kern konzentrieren. Das heißt auch, dass die Booklets und DVD Exkurse der bereits länger angekündigten Filme in den nächsten Wochen und Monaten fertig werden. Es war ja so, dass nach dem in diesem Maß unerwarteten Erfolg der ,,Treibhäuser der Zukunft" der

    05.10.2007

    booklet zum Film KINDER!

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    Ob ihr`s glaubt oder nicht, die Evolution hat ein Ziel - Schönheit Joseph Brodsky Der Anfang ist auch ein Gott Platon

    KINDER!

    Ein Film von Reinhard Kahl über das Lerngenie der Kinder

    Über den neuen Film KINDER!

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    DOKUMENTARFILM
    ,,KINDER!" Buch und Regie Reinhard Kahl
    100 Minuten Produktion: Archiv der Zukunft 2007
    Der Film beginnt in Berlin Kreuzberg. Mitten im Kiez gibt es eines der schönsten Häuser für Kinder. Eine Kindertagestätte, die viel Platz hat. Der Raum selbst ist eine Botschaft: Kommt her! Ihr seid willkommen! Lasst uns was zusammen anfangen! Allerdings verdankt sich dieses einmalige Haus einem Planungsfehler. In Kreuzberg wurde ein Parkhaus zu viel gebaut. Erst die Fehlplanung bot die Chance für diese großzügige, schöne Kindertagesstätte.

    Filme über Kinder, die in Kreuzberg beginnen, könnten ganz anders weitergehen. Dieser nimmt die Spur des Gelingens auf. Reinhard Kahl wollte keinen Report über den Alltag von Kindheit in Deutschland heute drehen. Auch das wäre ein wichtiger Film. Aber noch wichtiger als die Schärfung des Wirklichkeitssinns ist heute die Weitung des Möglichkeitssinns. So wurde nach Orten gesucht, an denen die Neugier und der Mut der Kinder herausgefordert werden. Orte, an denen auch die Erwachsenen begreifen können, was Lernen ist.

    Zum Beispiel ein Ausflug der Hamburger Kinderkrippe Tornquiststraße in den Wald. Die Expedition dehnt sich aus. Am Ende sind die kleinen Kinder mehr als sechs Stunden auf den Beinen. Sie sind neugierig und die ganze Zeit hellwach. Der Senior der Gruppe ist gerade mal zwei Jahre und zehn Monate alt. Kindern dieses Alters traute man bisher nicht viel zu. Aber sie können mehr.

    ,,Eigentlich braucht jedes Kind drei Dinge", sagt der Neurobiologe Prof. Dr. Gerald Hüther in KINDER!: ,,Es braucht Aufgaben, an denen es wachsen kann, es braucht Vorbilder, an denen es sich orientieren kann und es braucht Gemeinschaften, in denen es sich aufgehoben fühlt."

    Ein Beispiel für die vom Hirnforscher verlangten Kraftfelder in der Erziehung ist der von Daniel Barenboim initiierte ,,Musikkindergarten Berlin". Musiker verbreiten bei den Kindern eine ansteckende Gesundheit. Der Musikkindergarten ist keine frühe Artistenschule. Wenn 1

    ADZ-Netzwerk Kongress Bericht

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    taz, die tageszeitung

    23.09.2007

    Schul-Konzepte

    "Lernen ist wie Sex"
    Bei einem Kongress in Hamburg arbeiten Schulerneuerer an der Definition des neuen Lernens. Schweizer und Finnen machens vor. Ihr Konzept: Freiarbeit ja, Kuschelpädagogik nein. VON CHRISTIAN FÜLLER

    1968 Essay in dem Buch „Die Revolte“

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    Anfang des Essays Reinhard Kahl Arko und Demo oder Die Göttinger Schülerbewegung

    jetzt (September 2007) erschienen im S. Fischer Verlag

    I. WARTEN Göttingen Mitte der 60er Jahre. Wenn der Schüler Reinhard Kahl einen der Schulvormittage bei ständig steigender Gähnfrequenz hinter sich gebracht und mit seinem Fahrrad den Mittelberg genommen hatte, hielt er es zu Hause nicht lange aus. Nachmittags zwischen vier und fünf zog es ihn wieder in die Stadt. Wer sich zu dieser Zeit nicht am Marktplatz bei Arko einfand, bei einer Tasse Kaffee zu 20 Pfennigen, und anschließend vor Arko herum stand oder bei gutem Wetter

    ADZ-Netzwerk Kongress Interview

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    taz, die tageszeitung

    Seite 1 von 4

    21.09.2007 1 Kommentar

    Reinhard Kahl

    "Kein Bulimielernen"
    Hirnforscher, Lehrer und Philosophen kommen nach Hamburg, um über Schule zu reden. Eingeladen hat Reinhard Kahl, der Lehrmethoden jenseits der "Maschinengrammatik der alten Arbeitswelt" fordert.

    PS 9 Merkwürdiger Föderalismus

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    P. S. Merkwürdiger deutscher Föderalismus
    Die Finnen, die ja immer noch nicht so recht glauben können, wie gut sie abschneiden, interessieren sich vor allem dafür, wie sich ihre Schulen verbessern lassen. So sagten sie sich, sehen wir uns die zehn Schulen an, die am besten abschneiden. Anschließend sollten wir doch wissen, was eine gute und erfolgreiche Schule ausmacht. Aber das Ergebnis kam ganz anders als erwartet. Jede der zehn Schulen war anders. Bei genauer Betrachtung zeigte sich auch warum. Die erfolgreiche Schule in Lappland war die richtige Antwort auf die Schüler dieser Region. Immer diese Finnen Und auch die gute Schule in Linnakyläs Universitätsstadt Jyväskylä, gibt andere Antworten, als sie in einem Stadtteil von Helsinki mit vielen Migrantenkindern von der dort erfolgreichen Schule entwickelt wurden. Kurzum, die eine gute Schule gibt es nicht.

    FR Interview Abschied vom Bulimie-Lernen

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    "Bulimie-Lernen abschaffen!"

    Schule

    "Bulimie-Lernen abschaffen!"
    Politiker füllen mit ihren Vorschlägen Einheitsschulbücher und Zentralabitur das Sommerloch. Bringen sie damit das Bildungssystem weiter? Natürlich nicht. Bildungspolitik kann nur weiterkommen, wenn sie dem wahren Föderalismus eine Chance gibt. Das wäre die Vielfalt von Schulen und die Sammlung der Reform-Ansätze vor Ort. Diese häufig stumme Arbeit müsste zu Wort kommen. Das ist keine Frage der Informationstechnik, sondern der Anerkennung. Vorbild Finnland? Ja. Dort sucht und findet man Antworten auf einzelne Schüler. Man sucht Wege, die Schulen weiter zu verbessern. Kürzlich nahmen die Finnen die zehn vermeintlich besten Schulen des Landes unter die Lupe mit dem Ziel, zu erfahren, was eine gute Schule ausmacht. Das Ergebnis überraschte: Jede der zehn Schulen war anders. Lappland ist eben nicht Helsinki. Erfordert diese Freiheit mehr Vertrauen von "oben"? Genau das aber ist bei uns dünn gesät. Dafür herrscht diese verfluchte deutsche Tradition: Geizen mit Anerkennung und einen gewissen Triumph, andere zu beschämen. Dieser Habitus beginnt "oben" und wird von vielen Schulen zu den Kindern durchgereicht. Die Politik erhofft sich bessere Ergebnisse durch mehr Kontrolle - etwa zentrale Prüfungen. Sie bringen uns nicht weiter, wenn dabei mit dem Knüppel gedroht wird. Warum fallen uns zu Prüfungen nicht eher Untersuchungen wie beim Arzt ein, der helfen will? Bei uns inspizieren die Ministerien die Schulen mit den Lehrern und Schülern, die im Verdacht stehen, dumm und faul zu sein. Kann Vertrauen in einem selektiven System überhaupt reifen? Es behindert auf jeden Fall das Wachsen freundlicher Diagnosen. Wenn stets die Selektionsguillotine droht, finden wir nicht die Antwort auf die Frage, wo das Problem des Patienten liegt. Ist die Abkehr vom mehrgliedrigen Schulsystem die Lösung? Alleine sicher nicht. Viele deutsche Schulen haben sich trotz der existierenden Schulen erfolgreich auf den Weg gemacht. Warum ist das kaum bekannt? Die Handelnden kennen sich nicht. Da forscht etwa an der Universität Köln Gerd Schäfer darüber, wie Kinder mit Natur und Naturwissenschaft umgehen. Doch vom Chemiker Salman Ansari an der OdenwaldSchule in Heppenheim, der etwas Ähnliches gemacht hat, weiß er nichts. Mit unserem "Netzwerk der Schulerneuerer" wollen wir dazu beitragen, dass sich das ändert. Wie kann da der schulübergreifende Austausch gelingen? Wir brauchen einen Anfang. Ich finde es nachvollziehbar, wenn Forscher sagen, wenn fünf Prozent etwas wollen, dann verändert sich die ganze Landschaft. Und wir brauchen eine andere Form der Kommunikation, der Anerkennung und der Bereitschaft, vom anderen zu lernen. Wir brauchen die freundschaftliche Evaluation.

    18.08.2007

    Immer diese Finnen ZEIT online

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    Die Zeit - Wissen : Immer diese Finnen
    Die Zeit, Hamburg, Germany Die Zeit, Hamburg, Germany

    D Radio Kultur Einheit und Vielfalt

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    Deutschlandradio Kultur - Kulturinterview - Plädoyer für die Unterschiede

    31.07.2007 · 09:07 Uhr

    Reinhard Kahl ist für mehr Spielraum und gegen eine "pädagogische LPG" (Bild: AP)

    Plädoyer für die Unterschiede

    Bildungsexperte Reinhard Kahl verteidigt föderale Vielfalt von Schulbüchern
    Moderation: Marie Sagenschneider
    Die Diskussion um einheitliche Schulbücher hat nach Meinung von Bildungsexperte Reinhard Kahl "etwas von einer Gespensterdebatte". Das Schulbuch sei letztlich für das Lernen nur ein Mittel unter vielen. Bundesbildungsministerin Annette Schavan hatte vor zwei Tagen einheitliche Bildungsstandards in Deutschland eingefordert. Marie Sagenschneider: In dem einen Bundesland steht der Wald in Klasse 7 auf dem Lehrplan, in einem anderen ist er erst in der 9. Klasse dran. Tatsächlich gibt es in Deutschland rund 3000 verschiedene Lehrpläne - unterschiedliche Varianten für die Bundesländer, für die Schultypen, für die Fächer und dementsprechend existieren auch zahlreiche Schulbuchversionen. Wer aber einheitliche Bildungsstandards will, der braucht auch einheitliche Schulbücher, sagt Bundesbildungsministerin Annette Schavan. Die Länder sagen etwas ganz Anderes allein schon, weil sie ihre Kulturhoheit verteidigen. Aus Hamburg ist uns nun Reinhard Kahl zugeschaltet. Er hat sich in vielen Artikeln, auch Filmbeiträgen mit dem Thema Bildung befasst. Ich grüße Sie! Reinhard Kahl: Guten Morgen! Sagenschneider: Wie groß sind die Unterschiede in diesen Schulbüchern oder die Standards, die damit vermittelt werden sollen, wie groß sind die tatsächlich? Oder handelt es sich eher um kleinere Abweichungen? Kahl: Es handelt sich wirklich um kleinere Abweichungen. Und ich muss vorweg sagen, diese Debatte seit zwei Tagen hat etwas von einer Gespensterdebatte. Aber bleiben wir bei den Schulbüchern. Es gibt sehr unterschiedliche Schulbücher in ihrer Machart, es gibt auch in bestimmten Bereichen Unterschiede, die ganz bedeutsam sind. Es gibt zum Beispiel verschiedene Strategien oder Methoden, wie das Lesenlernen gelernt wird. Und entsprechend gibt es nach diesen verschiedenen Methoden unterschiedliche Bücher. Die einen haben eine Fibel, die anderen haben erst mal etwas ganz Anderes. Diese Unterschiede sind ein wirklich interessanter und bedeutsamer Teil unseres Schulsystems und darauf hat eigentlich eine Bildungspolitikerin wie Frau Schavan solange sie Kultusministerin in Baden-Württemberg war immer hingewiesen und insistiert. Und wenn wir für jedes Fach, das meint sie nicht, das ist glaube ich jetzt wirklich eine Blase der Debatte seit zwei Tagen, wenn wir für jedes Fach ein einziges, das richtige Schulbuch sozusagen, die Bibel für Mathe, Biologie und Co. hätten, das wäre furchtbar.

    31.07.2007

    Der gute Lehrer ZEIT online

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    Die Zeit - Wissen : Der gute Lehrer
    Die Zeit, Hamburg, Germany Die Zeit, Hamburg, Germany

    DIE WELT Der große Strudel

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    25. Juli 2007, 00:00 Uhr Von Reinhard Kahl Gastkommentar

    Der große Strudel
    Das derzeitig wichtigste Bildungsthema ist die beschleunigte Erosion des gegliederten Schulsystems und die Ratlosigkeit der Gesellschaft. Denn egal, mit welcher Überzeugung man auf die deutsche Bildungslandschaft blickt: Realität und gebräuchliche Interpretationsmuster passen immer weniger zusammen. Das könnte eine Chance sein, die Schulen endlich neu zu denken und sogar aus dem deutschen Hintertreffen einen Vorsprung zu machen. Erosion bedeutet Folgendes: Aus der Hauptschule flüchtet, wer nur irgend kann. Das Gymnasium wird zur real existierenden Gesamtschule, zur Mehrheitsschule mit heterogener Schülerschaft. Damit einher geht die Auflösung seines pädagogischen Profils. Das Gymnasium als Gesamtschule, also als Schule ohne die Kinder mit Schwierigkeiten- ist das eine Schule, die wirklich jemand wollen kann?

    SWR Der Fehler ist das Salz des Lernens

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    SWR Aula 22. Juli 2007 Reinhard Kahl

    Der Fehler ist das Salz des Lernens

    Die grau einfärbten Passagen mussten aus Gründen der Sendelänge gekürzt werden

    ,,Haben Sie heute schon einen Fehler gemacht?" Für Antworten auf diese Frage, liebe Hörerinnen und Hörer, ist es wohl noch etwas früh am Tag. Es geht auch weniger um die Bilanz, als darum wie diese Frage klingt.

    Vielleicht erinnert sich manch einer an seine Kindheit, an gereizte Eltern beim Mittag- oder Abendessen, wenn Hausaufgaben und Klassenarbeiten vorgezeigt wurden: ,,Was hast Du denn da wieder für einen Fehler gemacht?" Den Vormittag schon hatte sich die pädagogische Inquisition an Mathe, Latein und Erdkunde erprobt. Nur nichts falsch machen! Das war hinter all dem Stoff die Botschaft der roten Tinte. Die Gegenreaktion der Schüler: Perfektion vortäuschen. Intelligent gucken, statt angeblich dumme Fragen zu stellen.

    Lehrer als Feinde ZEIT online

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    Die Zeit - Wissen : Lehrer als Feinde
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    PS 7 Selbstorganisation im Wald

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    ReinhardKahlsKolumne

    P.S. Selbstorganisation im Wald
    ten Lübke, der Leiter der Krippe, aber einige, entscheidet er, fahren mit dem Bus. Vor zehn Jahren hat er erstmals eine Wanderung mit Kindern, die gerade Mal laufen konnten, gewagt. Er war überrascht, was die Kinder können. Jedes Jahr traut er ihnen und sich mehr zu. Jedes Mal wird er überrascht. Natürlich hat er im Blick, wem er was zutrauen kann. Nur die Hälfte der Gruppe soll zurücklaufen. Die kleine Antonia, gerade zwei Jahre alt, will nicht in den Bus und besteht auf den Fußweg. Dann also los. Nach sechs Stunden und dreißig Minuten sind die Kinder wieder am Haus. Nun schnell die Windeln wechseln und dann den Mittagsschlaf nachholen. Abends wird gegrillt. Gelassenheit Solche Aktivitäten sind ganz im Sinne von Wolf Singer, dem Direktor im Frankfurter Max-Planck Institut für Hirnforschung.

    St. Galler Tagblatt: Der Lernaufwiegler

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    Freitag, 6. Juli 2007

    www.tagblatt.ch

    Der Lern-Aufwiegler im Haus des Lernens
    In der Horner Privatschule Primaria lernen die Kinder nach eigenem Rhythmus. Das machte auch den deutschen DokumentarfilmerReinhard Kahl hellhörig: Er stattete der Schule für seine Dok-Reihe über alternative Schul- und Lernmethoden einen Besuch ab. Der deutsche Dokumentarfilmer und Autor Reinhard Kahl drehte für seine Reihe «Treibhäuser der Zukunft» in der Primaria im Schloss Horn. Die Primaria ist ein Zweig der von Peter Fratton 1980 gegründeten SBW (Schule für Beruf und Weiterbildung). Zurzeit durchlaufen in diesem «Haus des Lernens» 52 Buben und Mädchen zwischen vier und vierzehn Jahren die Basis- und Grundstufe. Die Kinder entscheiden selbst, wann sie von der einen in die andere Stufe übertreten wollen. Ausser den Fächern Mathematik und Sprachen, die im kantonalen Lehrplan obligatorisch sind, wählt jedes Kind selber, was es wann lernen will.

    Vom toten Pferd absteigen DIE ZEIT online

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    Die Zeit - Wissen : Vom toten Pferd absteigen
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    Die Ja-Aber-Schule ZEIT online

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    Die Zeit - Wissen : Die Ja-Aber-Schule
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    PS 6 Ins Gelingen verliebt

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    Reinhard Kahls Kolumne

    P. S. Herausforderungen
    Aber immer mehr Menschen entdecken, wie viele neue Welten er hervorbringt. Luhmann erinnerte in diesem Zusammenhang an das Kinderspiel »Ich sehe was, was du nicht siehst.« Wenn auch im Alltag Verschiedenheit immer noch eher als eine zu korrigierende Abweichung gesehen und häufig noch verfolgt wird, so dämmert es doch überall: Es ist ein Vorteil, verschieden zu sein. Differenz ist die stärkste Ressource von Individuen und auch ihre Chance auf Schönheit. Es gilt, sie herauszufordern. Dieses Herausfordern des Eigenen, und zwar nicht theoretisch, sondern im Alltag, das Eigene nicht nur zu tolerieren, sondern darauf neugierig zu sein, ist heute die größte Herausforderung für Schulen. Kindergärten sind da oft weiter. In Schulen erreicht der standardisierte und homogenisierte Stoff die meisten Kinder und Jugendlichen gar nicht mehr. Sie erleben das Lernen oft als Überforderung oder Unterforderung, oftmals als beides zugleich. Häufig schwanken die öffentlichen Debatten zwischen diesen Scheinalternativen. Herausforderung wäre etwas Drittes. Sie macht allerdings auch Angst.

    Kinder können mehr ZEITonline

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    Die Zeit - Wissen : Kinder können mehr
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    Wie Schulen voneinander lernen

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    40 Bericht 06/07

    Wie Schulen voneinander lernen
    Die wichtigste Lehrerfortbildung: Der Abschied vom Einzelkämpfer
    wie zu ihren Schülern: Das Richtige wird von oben nach unten abgeseilt. Oben hat recht, Unten soll folgen. Oben hat aber auch schuld. Unten kann man eigentlich nur ausführen. Lernen aber ist, um noch einmal den Nestor der deutschen Pädagogik, Hartmut von Hentig, zu zitieren, das Gegenteil von Belehrtwerden.

    Zauberwort der Bildung ZEIT online

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    Die Zeit - Wissen : Zauberworte der Bildung
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    PS 5 Herr Munoz beschämt die Deutschen

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    P.S. Herr Muñoz beschämt die Deutschen
    stark, so dass die Schulen selbst zu wenig Einfluss auf die Gestaltung des Unterrichts hätten. Insgesamt sei das System zu sehr auf Trennung und zu wenig auf »Einschluss und Beteiligung« angelegt. Dass Flüchtlingskinder, deren Eltern einen ungeklärten Status haben, von schulischer Bildung ausgeschlossen würden, kreidet der Sonderberichterstatter als Verletzung des Rechts der Kinder auf Bildung an. Eine »Politik der Absonderung« führe außerdem dazu, »dass die meisten behinderten Kinder eine Sonderschule besuchen«. Dahinter sieht Muñoz eine Haltung der Deutschen gegenüber Kindern, »die Defizite und nicht das Potential zu betonen«. Konsequenzen »Deutschland muss eine Strukturreform des Bildungswesens durchführen«, heißt es ohne Wenn und Aber. Dazu macht der UN-Sonderberichterstatter sieben Vorschläge.

    Völlig grammatikfrei – Arten des Wissens ZEIT on

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    Die Zeit - Online : Völlig grammatikfrei
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    Angst der Schülerseele – Prüfungswut DIE ZEIT onl

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    Die Zeit - Online : Die Angst der Schülerseele
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    Amok und Schule DIE ZEIT-online

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    Die Zeit - Online : Cho, Robert und zwei Helden
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    DIE WELT Die Hauptschule ist ein Skandal

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    DIE WELT FORUM 20. April 2007 Die Hauptschule ist ein Skandal Von Reinhard Kahl

    ,,Hauptschulen werden gebraucht", argumentierte die hessische Kultusministerin an dieser Stelle, denn ,,das Abschaffen der Hauptschule löst die Probleme der Hauptschüler nicht." Wer sind denn heute ,,die Hauptschüler?" Lang ist's her, dass sie die Mehrheit stellten und sich als die künftigen Handwerker und Facharbeiter sehen konnten. Heute sind es die Kinder mit Schwierigkeiten beim Lernen. Es sind die Lustlosen und früh Beschädigten. Von den deutschen Schülern gehen nur noch zehn Prozent dorthin. In der Frage von Frau Wolff liegt ja bereits der Hinweis auf den Kern der Misere. Hauptschüler sind inzwischen durch ihre Probleme definiert. Aber kann denn Bildung in einer Schule gelingen, auf die die Schüler nicht stolz sein können, die nicht zumindest Normalität verspricht? Die frühere Volksschule wurde Ende der 60iger Jahre just in dem Augenblick umgetauft, als sie aufhörte die ,,Hauptschule" zu sein. Mit der Abkehr von der volkstümlichen Bildung sollte ihre Pädagogik modernisiert und mit einem neuen Namen sollte sie attraktiver werden. Das konnte ihre Erosion nicht aufhalten. Aber sie verlief uneinheitlich. Bezeichnend ist, dass dort, wo sich die Hauptschule noch am längsten als die Schule der Mehrheit gehalten hatte, in Bayern und Baden-Württemberg, die Pisaergebnisse insgesamt am besten waren. Die Gruppe der bei Pisa als ,,Risikoschüler" eingestuften blieb dort kleiner, weil sich Schüler eben im Guten wie im Schlechten gegenseitig anstecken. Die Möglichkeit etwa über berufliche Gymnasien Anschlüsse zu finden, ließ diese Schule nicht zur Sackgasse werden. Nun ist aber bei Kindern ,,Hauptschüler" überall ein Schmähwort geworden. Selbst Hauptschullehrer will keiner mehr sein. So sind von den Referendaren in Baden-Württemberg nur noch drei Prozent überhaupt bereit, dort zu unterrichten. Viele ziehen die Arbeitslosigkeit einem Ort vor, den sie offenbar für eine Art Vorhölle halten. Darf es so eine Schule, die Kinder und Jugendlichen stigmatisiert, geben? Die verordnete Abschaffung der Hauptschule würde vermutlich darauf hinaus laufen, dass nur die Schilder ausgewechselt werden. Wie bei vielen Großreformen könnten sich bald die unbeabsichtigten Nebenfolgen als wirksamer herausstellen als die angestrebten, dann aber häufig verfehlten Ziele. Statt die Hauptschule in die Realschule zu integrieren, könnte die Realschule in den Sog der Verlierer- und Restschule geraten. Diese Frage wird sich Wolffs Kollegin in Hamburg, Alexandra Dinges-Dierig, ebenfalls CDU, stellen müssen. In Hamburg wird es bald ein zweigliedriges Schulsystem geben, bestehend aus der neu erfundenen ,,Stadtteilschule" und dem Gymnasium. Was könnte man tun? Von den guten Hauptschulen lernen! Davon gib es nicht wenige, zum Beispiel die Bodensee - Schule in Friedrichshafen, der Bernhard Bueb attestierte, dort werde ein besserer Unterricht gemacht als im Edelinternat Salem, dem er 30 Jahre vorstand. Aber man wird an der famosen Bodensee Schule keinen Lehrer finden, der die Einrichtung ,,Hauptschule" verteidigt. Warum sollen sich Schüler, Lehrer und Eltern dauernd ein Etikett aufkleben lassen, auf dem ,,drittklassig" steht? Es gibt mehr und mehr Schulen mit Eigensinn. Jede der fünf Schulen, denen Anfang Dezember Bundespräsident Horst Köhler den Deutschen Schulpreis verlieh, hat ihre eigene Geschichte, die allerdings manchmal auch gegen Behörden durchgesetzt wurde. Diese Schulen sind nicht nach einem Modell geklont. Viele von ihnen sind untereinander in Kontakt, haben voneinander gelernt und dadurch manche Ähnlichkeit. Sofort springt an ihnen ,,die Schönheit der individuellen Gestalt" ins Auge, die Hartmut von Hentig ,,dem Ideal der Einheitlichkeit" entgegen setzt. Diese Schulen sind institutionelle

    WDR Das Lerngenie der Kinder

    MUSIK: Kronos QuartetTilliboyo

     

    1. Sprecher

    Deutschland vermisst seine Kinder. Kommt nun zu all den anderen Krisen auch noch die demographische Verfinsterung? Lauter letzte Menschen in einem Land ohne Zukunft?

     

    2. Sprecher

    So spricht die katastrophenverliebte, die panische Stimme. Ein Ton, der den Deutschen liegt, der aber vielen hierzulande langsam über ist.

     

    3. Sprecher

    Ein vollständigeres Bild wäre dieses: Die Kinder werden vermisst und sie werden neu entdeckt: Kinder als geborene Lerner. Säuglinge bereits als Forscher in Windeln.

    Kinder als geniale Anfänger und insofern als Vorbilder für Erwachsene?

    Das sind neue Töne.

    Verändert sich die Gesellschaft selbst mit anderen Bildern von der Kindheit und vom Lernen?

    Das zumindest ist eine Hoffnung, auf die man setzen muss, wenn von Kindern die Rede ist.

     

    Ansage

    Das Lerngenie der Kinder

    Oder: Die Entdeckung der frühen Jahre

    Ein Feature von Reinhard Kahl

     

     

    Archiv : Atmo mit vielen Kindern verblenden mit Musikatmo  Originalmitschnitt / Vogelhändler Staatsoper Berlin (Barenboim)  steht kurz offen

     

    O-Ton Take 1  Daniel Barenboim
    Eine ganz radikale Veränderung der Erziehung, das ist mein Traum und ich glaube, ich habe verdient nach so viel Jahren diesen Traum zu haben.

    Ich möchte, dass wir die Kinder nicht nur zur Musik bringen, sondern durch die Musik zum Leben bringen und über das Leben etwas zeigen und dass dann die gleichen Kindern weiter die Revolution machen, dass sie nach zwei, drei Jahren zur Schule gehen und dass sie dort fragen: Und wo ist die Musik?

     

     

    ENDE Musik Vogelhändler

    1. Sprecher

    Der Dirigent und Pianist Daniel Barenboim hat etwas Großes vor: Ein Bündnis der Musik mit den Kindern. Zusammen mit Wissenschaftlern und Künstlern hat er in Berlin einen Musikkindergarten gegründet. Das wird gefeiert. Der Garten der Deutschen Staatsoper Unter den Linden in Berlin ist voll mit Kindern. Für sie spielt unter der Leitung des Generalmusikdirektors Daniel Barenboim das Staatsorchester Berlin.

     

    Musik wieder offen

     

    O-Ton Take 2  Daniel Barenboim

    Es gibt so viele Dinge, die ich das Glück hatte, über die Musik zu lernen, zum Beispiel, dass es eine andauernde, permanente Verbindung gibt zwischen Inhalt und die Zeit. Manche Dinge brauchen Zeit um reifer zu werden. Andere muss man in einer bestimmen Geschwindigkeit vielleicht eher schnell... Das haben wir alle im Leben gelernt, manchmal durch sehr viel Leiden in persönlichen Begegnungen, in unserer professionellen Arbeit usw. und das lernt man in der Musik in einer Phase.

    Wenn aus dem Kindergarten ein Kind rauskommt, ist es vielleicht nicht in der Lage das so zu artikulieren, wie ich das jetzt artikuliere, aber es hat gelernt, bestimmte Dinge muss man langsamer machen und bestimmte andere Dinge schneller. Das hat es durch die Musik gelernt. Aber wenn man ihm nur lehrt die Tonleiter zu spielen, lauter und leiser, schneller und langsamer, länger und kürzer, wenn das Musikerziehung ist, dann hat es nichts gelernt

     

    Musikatmo Originalmitschnitt Musikraten / Musiker der Staatsoper Berlin in einer Kita – bleibt unter der nächsten Sprecherpassage

     

    3. Sprecher 

    Die Lebendigkeit der Musik und die der Kinder macht sie beide, die Musik und die Kinder für Daniel Barenboim verwandt. Diese Lebendigkeit ist bedroht. 

     

    O-Ton Take 3  Daniel Barenboim

    Was die Musik betrifft, ist die negative Tendenz, dass Musik wird mehr und mehr als spezialisiert gesehen. Mit Spezialsten für Spezialisten. Wir haben sozusagen spezialisierte Arbeiter, sie spielen Oboe und sie spielen Geige. Und das Publikum, was in die Konzerte kommt, ist auch ein Publikum, das spezialisiert ist. Ich meine damit Musik wird als etwas behandelt, womit man die Welt vergessen kann, als Ablenkungsinstrument, das ist es ja auch, aber es ist nicht nur das.

     

     

    3. Sprecher 

    Das gleiche Musikstück ist nie dasselbe. Es bildet sich der Geschmack für die Einmaligkeit und Kostbarkeit der Welt. Jeder Augenblick ist anders. So schärft die Musik auch den Sinn für die Kostbarkeit und die Einmaligkeit eines jeden Menschen.

     

    O-Ton Take 4  Daniel Barenboim

    Warum? Weil Musik ist vielleicht ein bisschen wie eine Religion. Man kommt so an einen Punkt, wo man Dinge nicht mehr trennen kann. In der Musik können sie nicht mehr trennen, was rationell ist, was emotional ist, was sinnlich ist. Die Musik bringt alle diese Elemente zusammen.

     

    Musikatmo Originalmitschnitt Streichquintett / Musiker der Staatsoper Berlin in einer Kita – bleibt unter der nächsten Sprecherpassage

     

    1. Sprecher 

    Musiker der Staatsoper Berlin gehen in Kindergärten. Viele Kinder erleben Menschen, wie sie aus Instrumenten Töne hervorbringen. Vielleicht haben sie auch noch nie einen Handwerker oder einen Künstler bei seiner Arbeit gesehen.

     

     

    3. Sprecher 

    Aber es geht hier nicht nur um Instrumente und Töne, es geht nicht um Lektionen eines auch noch so gelungenen Musikunterrichts für die Allerkleinsten. Wir sind Zeugen eines schwer beschreibbaren Vorgangs, in dem sich Musiker und Kinder gegenseitig mit Leben anstecken. 

     

    Musikatmo Klavier und Raum

     

    1. Sprecher 

    Der chinesische Starpianist Lang Lang und Daniel Barenboim spielen auf einem alten Klavier im Keller des Berliner Pestalozzi-Fröbel-Hauses, einem traditionsreichen Haus für die Ausbildung von Erzieherinnen.

     

    3. Sprecher 

    Hier begann der Musikkindergarten Berlin. Zwei Stars der Konzertsäle in einem Keller mit Kindern?

    Die besten Leute für die Kinder?

     

    O-Ton Take 5 Daniel Barenboim

    Ich möchte, dass wir wirklich radikal neu denken über die Erziehung von Kindern durch Musik, nicht Musikerziehung, Erziehung von Kindern durch Musik.

    Nichts bleibt so wie es ist und jeder Augenblick ist unwiederholbar, das ist die Lehre von der Musik. ////auch wenn wir Platten, Kassetten und Videos haben, das ist ein künstliches Medium, das uns erlaubt was zu halten, das eigentlich nicht zu erhalten ist und hilft uns eine unsere Sehnsucht nach einen Moment zu wiederholen wie ein Foto aber die Musik als solche ist unwiederholbar.

     

    Musikatmo

     

    2. Sprecher 

    Die besten Leute für die Kinder? Und für sie die besten Räume, vielleicht sogar irdische Kathedralen bauen? Das ist gewiss ein sehr schöner, aber doch wohl verstiegener Traum. Unrealistisch. Oder? 

     

    3. Sprecher 

    Nein, die Aufforderung zum Umdenken  kommt heute von einer Seite, von der man es vor kurzem am wenigsten erwartet hätte.

     

    O-Ton Take 5 Jürgen Kluge, McKinsey

    Ich bin davon überzeugt, Bildung, vor allem frühkindliche Bildung ist der Schlüssel zu allem.

     

    1. Sprecher 

    Jürgen Kluge, der langjährige Deutschland Chef von McKinsey kommt zu dieser Schlussfolgerung im Rahmen des Projektes „McKinsey bildet“..

     

     

    O-Ton Take 6 Jürgen Kluge, McKinsey

    Es gibt in unserem Land keine bessere Anlagemöglichkeit als die, in Bildung zu investieren. Ich sage bewusst Investition. Es gibt da viele Langzeitstudien, vor allem aus den USA, die sich auf Vorschulprogramme stützen, und die versprechen von Renditen von 12 Prozent. Die Hochschulausbildung übrigens liegt, wenn man sich die Rendite ansieht, weit dahinter zurück, die Rendite liegt zwischen drei und vier Prozent.

     

    MUSIK Kronos Quartett Escalay

     

    4. Sprecher

    Jeder Euro für die Bildung von Kindern, die noch nicht zur Schule gehen, bringt den Einzelnen und der Gesellschaft insgesamt eine Rendite von zwölf Prozent.

     

    O-Ton Take 7 Jürgen Kluge, McKinsey

    Kultur, Bildung und Wissenschaft sind das Eigenkapital Deutschlands im Wettbewerb mit der globalen Konkurrenz. Wer diese Standortfaktoren vernachlässigt, führt Deutschland auf den Weg zum geistigen Billiglohnland.

    Machen wir also Schluss mit der Gleichgültigkeit, mit der die Gesellschaft mit ihren Kindern umgeht, hören wir auf die Kinder systematisch zu unterschätzen. Begreifen wir Kinder als vollwertige Menschen.

    Nehmen wir sie doch mit ihren Bedürfnissen ernst. Ein Hauptbedürfnis ist Erkennen, Lernbereitschaft, Lernbegierde. Nehmen wir die doch bei den Kindern an.

     

    2. Sprecher

    Wird Bildung nun etwa nicht mehr als Verursacher von Kosten gesehen? Wenn man die Zeitung aufschlägt, findet man Anderes. Bildung und Sparen sind immer noch ein Duett. Und nun soll Bildung ein Beitrag sein, die Menschen und die Welt reicher zu machen?

     

    3. Sprecher

    Stimmt und stimmt nicht. Die neue Idee von Bildung ist in Deutschland, anders als in manchen anderen Ländern, längst noch nicht Gemeingut. Oft gilt noch das Gegenteil:

     

    O-Ton Take 8 Andreas Schleicher, OECD, Leiter der Pisa Studien

    Deutschland ist ein Land, wo wir heiß darüber diskutieren, ob kognitives Lernen im Kindesalter schädlich sein könnte. Dafür bemühen wir dann den begriff der Schulreife: warten bis die Kinder reif für die Schule sind, die Schule, die wir seit immer haben. Das Ergebnis kennen wir aus der Pisa Studie.

     

    1. Sprecher 

    Andreas Schleicher leitet in der OECD Zentrale in Paris die internationalen Pisa Studien.

     

    O-Ton Take 9 Andreas Schleicher, OECD, Leiter der Pisa Studien

    Was ganz interessant ist, und diese Zahlen kennen sie wahrscheinlich noch nicht, dass die (Schul)Leistungen der 15jährigen mit mehr als einem Jahr Kindergarten in Deutschland eindeutig besser aussehen. Also ein deutlicher Gewinn. Was noch zu sagen ist, dass dieser Gewinn in anderen Ländern noch deutlich stärker ausgeprägt ist.

     

    MUSIK Kronos Quartett Wawshishijay

     

    3. Sprecher

    Die Argumente für einen neuen Blick auf die Kinder sind eindeutig. Ihnen wird kaum noch widersprochen, wenn auch das alltägliche Handeln überwiegend noch von Vorurteilen bestimmt wird.

     

    2. Sprecher

    Etwa von der Vorstellung, Lernen sei doch das, was einem gegen den Strich geht, eher eine bittere Medizin, deren Wirksamkeit mit dem Grad an Bitternis steigt.

     

    Musik Ende

     

    3. Sprecher

    Dann ist es nur folgerichtig, wenn sich Eltern auf dem Spielplatz darauf einigen, ihre Kinder lieber erst ein Jahr später einzuschulen, um ihnen noch ein Jahr kindliches Spiel zu lassen, bevor dann der Ernst des Lebens beginnt.

     

    2. Sprecher

    In der Schule wird dann immer noch mit dem späteren Leben gedroht.

     

    3. Sprecher

    Als seien Schule und Lernen eine Art Vorstrafe darauf.

    Langsam aber ändert sich diese Einstellung den Kindern und dem Lernen gegenüber. Es beginnt damit, sie zum Lernen und ins Leben einzuladen. Lernen als das große, einmalige Projekt des eigenen Lebens anzusehen, eben nicht mehr als Drill und Rekapitulieren, ob nun Tonleitern oder Vokabeln, sondern Lernen als eine Vorlust auf sich selbst.

    Das ist ein neues Denkmuster. Es ist vor allem ein anderes Muster wahrzunehmen und zu empfinden. Und zu staunen.

     

    O-Ton Take10  Hubert Markl, em. Prof. für Biologie und ehemals Präsident der deutschen Forschungsgemeinschaft und der Max-Planck-Gesellschaft

     

    Es gehört zu den kennzeichnendsten Wesensmerkmalen der Biologie unserer Spezies und zugleich zu den bis heute kaum erklärbaren Unglaublichkeiten unserer Natur, dass jedes einigermaßen gesunde Kind in wenigen Jahren zu sprechen und Sprache zu verstehen zu lernen vermag. Von Sanskrit mit 800 Verbformen bis zu den afrikanischen Sprachen mit nicht nur 2 oder 3 sogenannten „Geschlechtern“, sondern Dutzenden von Substantivklassen; vom isolierenden Chinesisch ohne jede Flexion, bis zum „agglutinierenden“ oder „polysynthetischen“ Türkisch oder Eskimo, die in ein ellenlanges zusammengehängtes Wort einen ganzen Komplexsatz fassen können.