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Spurensuche
Von Reinhard Kahl
Expedition ins Bildungstal
Angela Merkel lädt kommende Woche zum Bildungsgipfel. Gibt es in der Praxis nicht schon viel mehr Lösungen, als man in der Politik weiß?
Die Idee der Kanzlerin zu einer Bildungsreise war ja eigentlich nicht schlecht. Einen Einblick gewinnen in den Alltag von Schulen, Kitas und anderen Bildungseinrichtungen. Dann, so unterstellen wir, nachdenken über das Gesehene. Und schließlich ein Ratschlag in Ruhe, abseits der alltäglichen politischen Instrumentalisierungen. Jetzt bekommt Angela Merkel sogar noch Bestätigung von unerwarteter Seite: durch die Krise der Finanzwelt. Das Desaster steht für den Zusammenbruch des kurzfristigen Denkens. Bildung hingegen ist das Arbeiten an Nachhaltigkeit. Auch die jüngsten Schreckensmeldungen von Klimaexperten verlangen, sich Bildung als eine Haltung vorzustellen, und nicht nur als Steigerung von Qualifikationen und Skills. Bildung sollte also als Investition in das, was Menschen können, verstanden werden: denken, Fantasien entwickeln, Ideen verwirklichen. Eine Voraussetzung für all das ist, sich selbst und auch seinen Gefühlen wieder mehr zu trauen. Und noch ein Ass wird nun der Kanzlerin zugespielt. Angesicht der sich ankündigenden Rezession verlangen Unternehmerverbände, der Staat solle investieren. Und zwar in Flughäfen und Straßen. Was spräche gegen großzügige Investitionen in Bildung? Vielleicht könnte ein schöner Satz von Bundesbildungsministerin Annette Schavan zum Maßstab werden, den sie vor einiger Zeit bei einer Diskussion im Körber-Forum der gleichnamigen Hamburger Stiftung sagte. Jede Schule, so Schavan, solle mindestens ebenso schön, so großzügig und aus so gutem Material gebaut sein, wie die schönste Sparkasse der Stadt. Das wäre doch schon ein wunderbares Ergebnis des Bildungsgipfels kommende Woche in Dresden. Aber wer soll das bezahlen? Könnten nicht die Milliarden, die zur Stützung der verschwundenen Investmentgeldmengen offenbar vorhanden sind, mit je einer halben Milliarde für die Bildung gespiegelt werden? Schließlich wäre kein Euro für die Bildung verloren. Jeder wird hoch verzinst. Bestraft hingegen wird jeder nicht investierte Euro. Die Berater von McKinsey haben gerade wieder in einer Studie für die Robert Bosch Stiftung nachgewiesen, dass in Deutschland jährlich 50 Milliarden für Schulen, Kitas und Unis fehlen. Werden diese nicht investiert, schätzt McKinsey-Bildungsexperte Nelson Killius, kostet das die deutsche Gesellschaft und Wirtschaft in den nächsten zwölf Jahren 1,2 Billionen
18.10.2008