ZEIT online Schwarz-grüne Bildung?

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DIE ZEIT 19.3.2008 – 12:38 [http://www.zeit.de/online/2008/12/bildungschwarz-gruen]

Schulpolitik

Hamburger Bildungsfriede
In Hamburg verhandeln CDU und Grüne über eine Koalition. Findet ausgerechnet Schwarz-Grün Wege aus den Grabenkämpfen des mehr als 30-jährigen deutschen Schulkriegs?
Von Reinhard Kahl CDU und Grüne, in Hamburg heißen sie Grün-Alternative Liste (GAL), wollen erst ganz am Ende ihrer Koalitionsverhandlungen, am 31. März, über das wichtigste und vielleicht schwierigste Thema reden: Schule. Doch ein Gerüst für Umbauten im Schulsystem wurde bereits bei der ersten Sondierung aufgestellt. Wichtigster Punkt: Die Kinder sollen nicht mehr am Ende der vierten Klasse in Hauptschüler, Realschüler oder Gymnasiasten eingeteilt werden. Sie sollen bis zum Ende des sechsten Schuljahrs zusammen unterrichtet werden. Außerdem wird ein kostenloses und verpflichtendes Vorschuljahr, gewissermaßen eine Klasse null, eingeführt, um mit der Förderung aller Kinder früher zu beginnen. Konsens gibt es grundsätzlich sogar über die Notwendigkeit eines Kulturwandels. Von Anfang an sollen die Schulen mehr Aufmerksamkeit für jedes einzelne Kind aufbringen. Revolutionär für Deutschland wäre es, wenn, wie geplant, jede Schule für den Bildungsweg ihrer Schüler verantwortlich würde. Sich schwieriger Schüler durch ,,Querversetzen“ zu entledigen, zum Beispiel vom Gymnasium zur Realschule, wäre dann keine Option mehr. Auch das Abschaffen des Sitzenbleibens steht auf der Agenda. Ohne solche Aussichten hätte die GAL Koalitionsgespräche gar nicht erst aufgenommen. Dass die Hauptschulen auslaufen und das dreigliedrige Schulsystem in Hamburg in die beiden Säulen Gymnasium und Stadtteilschule umgewandelt werden soll, hat die CDU ohnehin schon beschlossen. Die GAL will eine Gemeinschaftsschule bis zum 9. Schuljahr, aber sie weiß, dass dieses große Unterfangen Zeit braucht. Kaum ist dieser Horizont geöffnet, da verdunkelt er sich schon wieder. Ein Aufschrei kommt aus den Schulen: Wohin denn mit den Kindern der dann siebenjährigen Grundschule? Schon die Gebäudegrößen machten einen ersten Strich durch die Rechnung. Mit der Vorschule und den Klassen 5 und 6 würde die Grundschule ja nahezu verdoppelt, und dafür reiche nirgendwo der Platz. Die Vorschule für jedes Kind macht Kindergärten Angst. Werden sie zugunsten der Schule um eine Jahr reduziert? Wird die Kindheit verschult? Es wäre ja nicht das erste Mal, dass sich hohe Pläne vor einer Wirklichkeit blamieren, die immer facettenreicher und unberechenbarer ist, als es sich die Steuerleute oben auf der Brücke vorstellen können. ,,Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.“ Am Ende behält Wilhelm Busch recht, es sei denn, Politikern gelingt es endlich, nicht mehr wie eine allwissende Zentrale die widerspenstige Realität zu traktieren und stattdessen deren Komplexität in ihre Strategie einzubauen. Das könnte die Herausforderung für Schwarz-Grün sein, und in

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19.03.2008