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SWR 2 – Wissen aktuell 16. 12. 2006
Hunger nach Anerkennung
Deutsche Schulen fünf Jahre nach Pisa
Ein Essay von Reinhard Kahl
Vor fünf Jahren wurde die erste Pisa-Studie veröffentlicht. Seitdem ist die Beunruhigung darüber, dass die Leistungen deutscher Schüler vergleichsweise schwach sind, nicht mehr verschwunden. Seitdem empört die starke Koppelung von sozialer Herkunft und Schulerfolg viele in diesem Land. Und die Zweifel daran, ob die Art, wie bei uns Schule gemacht wird, tatsächlich dem Lernen bekommt, wachsen. Mitte November brachte eine vertiefte Auswertung von Pisa an den Tag, dass von den 15jährigen, die in Naturwissenschaften und Mathematik getestet worden waren, nahezu die Hälfte bei einem Nachtest ein Jahr später nichts dazu gelernt hat. Mitte November ging in Emsdetten ein schwer bewaffneter ehemaliger Schüler in seine frühere Schule und hatte offenbar ein noch viel größeres Unheil geplant, als er angerichtet hat. Wenige Tage, nachdem Sebastian B. in der Geschwister Scholl Realschule um sich geschossen und sich dann selbst umgebracht hatte, wurde der Unterricht in andere Schulen verlegt. Der Geruch von Rauchbomben hielt sich in den Klassenzimmern und Fluren. An einem Runden Tisch beschlossen Lehrer, Eltern und Vertreter der Stadt die Renovierung der Schule. Sie sei, so hieß es, mit Farbe zu verändern, damit möglichst bald nur noch wenig an den grauenhaften 20. November erinnere. Am gleichen Tag wurde der Abschiedsbrief, den der Täter im Internet hinterlassen hatte, gelöscht. Politiker fordern seitdem, dass Killerspiele verboten werden. In den Feuilletons hat eine Debatte über den Einfluss der Medien begonnen, vor allem über jene Computerspiele, die Gewalt und Hass zelebrieren. Über Sebastian B. weiß die Öffentlichkeit bisher kaum etwas, abgesehen von dem, was er im Internet hinterlassen hat. Was dort einmal verbreitet wurde, lässt sich nicht löschen.
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