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Nummer 47 · Samstag, 26. Februar 2011
Landtagswahl 2011
Proteste gegen Studiengebühren und neue Studiengänge, Stolz auf Erfolge bei der Exzellenzinitiative
Beim größten Reformprojekt in dieser Legislaturperiode, der neuen Werkrealschule, hat Schick Anfang Februar einen überraschenden Kurswechsel angekündigt. Auch Hauptschulen mit nur einer Klasse pro Jahrgang können künftig Werkrealschule werden, wenn sie ein überzeugendes pädagogisches Konzept haben. Andernfalls müssten in den nächsten Jahren viele kleine Hauptschulen auf dem Land schließen was die Regierung bisher bestritten hat. Ob es damit gelingt, die Abwanderung zu stoppen, ist offen zumal es für die Werkrealschüler eine Hürde gibt, die Gymnasiasten und Realschüler nicht kennen. Sie dürfen die zehnte Klasse nur besuchen, wenn sie einen Notendurchschnitt von 3,0 oder besser haben. Längeres gemeinsames Lernen über die vierte Klasse hinaus, wie es viele Rektoren wie die so genannten oberschwäbischen Hauptschulrebellen fordern, lehnt Schick ab.
Im Südwesten fällt eine Bildungslandschaft auf, wie man sie zwischen Hamburg und Bremen nicht zu sehen bekommt. Am Neckar wird sogar an der Autobahn auf Hölderlin und Schiller hingewiesen. Und in jedem dritten Dorf irgendein Weltmarktführer wie Logitech. Unnachahmlich am Stuttgarter Hauptbahnhof Hegels Satz, ,,dass die Furcht, sich zu irren, der Irrtum selbst ist“. Tatsächlich bräuchten wir Schulen, in denen Kinder und Jugendliche Fehler machen dürfen. In manchen Firmen fragt sich das Management in einer Art Mittagsmeditation, ,,habe ich heute schon einen Fehler gemacht“? Wer das verneint, steht im Verdacht, noch nichts gemacht zu haben, zumindest nichts Neues. Der Fehler ist das Salz des Lernens. Davon können schwäbische Erfinder wie Arthur Fischer viele Geschichten erzählen. Und in den Schulen? Kann man eigene Wege und Umwege wagen, wenn sie mit dem Zugehörigkeitsversprechen geizen? Wenn keine einzige als Modellversuch Gemeinschaftsschule werden darf, was alle Schulen in den USA, in Skandinavien oder auch Japan sind? Schulen, die den Schülern uneingeschränkt sagen, ihr gehört dazu, es steckt mehr in euch, als ihr glaubt, wagt euch! Andererseits: Die Bildungshäuser für Kinder von drei bis zehn gehören zu den vielversprechendsten Erneuerungen. Spielen und Lernen werden neu gemischt. Interessant ist, dass dort Schulen mehr von Kindergärten lernen als umgekehrt. Vielleicht liegt darin der Keim zu einer einfacheren und eleganteren Schullandschaft: eine Kinderschule bis zur Pubertät, eine Jugendschule, die Spielraum für viele eigenwillige Häuser des Lernens hätte. Und dann Akademien und Unis, die diese Namen wieder verdienen. Jedenfalls Lernfabrik ade!