DIE WELT Schulen ziehen Konsequenzen

Schulen ziehen Konsequenzen aus der Pisa-Studie

In einigen Schulen Deutschlands hat die Zukunft bereits begonnen. Nach dem Pisa-Schock suchen Pädagogen und Politiker nach dem richtigen Weg, aus der Bildungs-Misere. Dazu gehören auch die Überarbeitung herkömmlicher Unterrichtsmethoden und eine Wandlung des negativ besetzten Bildes deutscher Schulen. Am Sonntag wurde in den Zeise-Kinos ein Film vorgestellt, der diesen Prozess dokumentiert. „Treibhäuser der Zukunft – Wie in Deutschland Schulen gelingen“ heißt die Dokumentation, in der Bildungseinrichtungen vorgestellt werden, in denen Lernen und Lehren keine Last sondern Lust sind, Schulen die Kinder und Jugendliche hungrig machen und nicht satt.

Eine von diesen ist das Gymnasium Klosterschule in St. Georg. Schulleiter Ruben Herzberg erläuterte, welche Reformen, trotz der Eingebundenheit in ein Schulsystem möglich sind: „Wir haben beispielsweise das Pausenklingeln abgeschafft.“ Statt der klassischen Unterrichtsstunde von 45 Minuten Länge gibt es jetzt 90-minütige Unterrichtsphasen. Schüler und Lehrer orientieren sich nicht mehr am Klassenverbund, sondern bilden so genannte Jahrgangs-Teams.

„Bei Lehrern Schülern und Eltern hat Pisa ein Nachdenken über andere Unterrichtsformen freigesetzt“, sagte Andreas Schleicher, der Erfinder und Koordinator der internationalen Pisa-Studie bei der OECD in Paris, der für die Filmvorführung nach Hamburg gereist war. Gleichzeitig kritisierte er, dass in der Politik, viel zu wenig geschehe. Hier werde noch immer über die Mängel des Schulwesens diskutiert, während andere Länder längst Konsequenzen aus der vor drei Jahren veröffentlichten Pisa-Studie gezogen hätten. „Japan hat ähnlich verkrustete Bildungsstrukturen wie Deutschland. Dort gibt es inzwischen einen Nationalen Bildungsrat, der Reformen zielgerichtet umsetzt.“  mk


Artikel erschienen am Mon, 6. September 2004

Artikel drucken
 
© WELT.de 1995 – 2004