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Schulstreik
Von Reinhard Kahl
Die protestierenden Schüler haben recht
Schüler gehen auf die Straße, Eltern bilden Lichterketten. Gleichzeitig warnen Wirtschaftswissenschaftler vor Deutschlands Rückstand in der Bildung. Ein Kommentar
In vielen Städten gehen Schüler heute nicht in den Unterricht, sondern auf die Straße. Sie verlangen kleinere Klassen, mehr Lehrer und den Abschied vom deutschen Sonderweg mit seinem gegliederten Schulsystem. Diese Forderungen sind nicht gerade neu. Wie sollten sie auch angesichts eines so trägen Systems. Allerdings sind die einzelnen Parolen gar nicht so wichtig. Auch die in den vergangenen Tagen aufgekommene Frage, ob die Linkspartei die Fäden beim Schülerstreik zieht, kann man vernachlässigen. Hinter den Protesten steckt etwas ganz anderes. Es wird munter im deutschen Bildungstal. Die Jugendlichen melden sich zurück. Sie kämpfen mit ihren Aktionen erst mal gegen die eigene Gleichgültigkeit. Nach neun oder 13 Jahren verlassen Absolventen die Anstalten „wie Landsknechte eine aufgelöste Armee“ (Peter Sloterdijk). In vielen Schulen herrscht dumpfe Normalverwahrlosung. Kein Wunder, im Alltag ist das Durchkommen mit möglichst guten Noten immer noch die oberste Norm, ganz im Gegensatz zu all den schönen Gipfelreden über Kreativität und Bildung. Gewöhnlich erziehen die Schulen zu einer Art Untermietermentalität. Sie fordert eben nicht den „Innovationsgeist“ heraus, der allenthalben verlangt wird. Dieses Lernen, so heißt es in den Aufrufen der Schüler, „haben wir satt.“ Stoff bewältigen. Lehrpläne befolgen. Für Klausuren büffeln. Und dann? Schnell wieder vergessen. Die Krankheit der meisten Schulen heißt Bulimie: Stoff in sich hineinstopfen und wieder erbrechen. Der Protest der Schüler ist ebenso existenzialistisch wie bildungspolitisch. Der neue Elternprotest ist ähnlich gestimmt. Es begann vor einem Jahr in Freiburg. Dort wurden Mütter (und wenige Väter) vom
13.11.2008