ARCHIV DER ZUKUNFT
Ein Projekt von Reinhard Kahl
und der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung
Treibhäuser der Zukunft
Wie Schulen in Deutschland gelingen /
Ein Film von Reinhard Kahl
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1´28 (3 Arbeiter am Betonrüssel)
Die deutschen Schulen stehen vor dem Umbau.
Ihre Fundamente müssen erneuert werden. Denn die Art wie in ihnen gelernt wird, ist nicht sehr erfolgreich.
Der Umbau hat begonnen.
An den Räumen und in der Pädagogik.
(innen)
Wir suchen nach Schulen, die Lebensorte sein wollen, die sich Zeit nehmen, in denen Schüler gern und erfolgreich lernen.
(pssst/ Kopf nicken)
Passen Lust und Leistung zusammen?
Die Schule Borchshöhe in Bremen wagt die Wette.
Raum und Zeit werden hier neu vermessen.
Das Maß heißt Selbständigkeit und Zusammenarbeit.
(Totale)
Nach dem Vorbild der schwedischen Futurum Schulen, wurden Wände eingerissen und der Tagesablauf verändert.
DVD Link Spitze
(Es ist Frühstückszeit.
Brötchen und Bossaller offen)
Lernen und Freizeit verteilen sich in langen Wellen über den Tag. Ein neuer Rhythmus.
Ein paar Wochen zuvor wurde dieser Raum umgebaut.
Aus Klassenzimmern werden Lernwerkstätten.
Wie früher in der Dorfschule sind Kinder verschiedenen Alters zusammen. Schüler lernen ja nicht nur von Lehrern.
Lehrer, die in diesen Lerndörfern nun weniger lehren, haben mehr Zeit für einzelne Kinder, ermuntern sie eigene Wege zu gehen und unterstützen sie dabei.
Karin Bossaller
Schulleitung
Flur ohne Text
Fünf Lehrer weg…. etwas zu ändern.
Karin Bossaller, eine der beiden Schulleiterinnen, ist Schwedin. Fast 30 Jahre lebt sie schon in Bremen.
…ein bisschen eng.
Als nächstes soll das Lehrerzimmer zum Lehrerbüro umgebaut werden. Die Pädagogen der Grundschule Borchshöhe haben sich entschlossen 35 volle 60-Minuten-Stunden die Woche in der Schule zu sein. Wie die Lehrer in Schweden.
Die neue Schule soll für sie ein Ort zum Arbeiten und Leben werden. Wie auch sollen Schüler selbständig und kooperativ werden, wenn es ihre Lehrer nicht sind?
Bossaller relaxen
Birgit Gamann
Karin Bossaller
Schulleitung
Andere Lehrerin …man wird getragen von den anderen.
Der räumliche und geistige Umbau dieser Schule hat gerade erst begonnen.
Die Jüngsten haben allerdings gar keine andere Schule kennen gelernt.
Und sie arbeiten ernsthaft, sind hingebungsvoll bei ihren Sachen.
(Gym Foyer)
Die deutsche Schule.
Eine Kultur von Individualisierung und Zusammenarbeit ist schwach entwickelt.
An diesem Gymnasium beginnt der Tag wenig einladend – wie in der Wartehalle.
Kurz vor Acht werden die Klassenräume geöffnet.
Und dann wird der Stoff vermittelt.
Die Schüler / zwei Schnitte frei.
Schüler sollen aufnehmen, was Lehrer mit ihnen durchnehmen.
Was dran kommt, steht im Lehrerplan. Und der verlangt zumeist mehr, als zu schaffen ist.
Alle haben wenig Zeit, manche haben nie Zeit und dennoch herrscht viel Langeweile.
…in Ordnung
Im Mittelpunkt der deutschen Tradition steht der sogenannte „fragend entwickelnde Unterricht“.
Lehrer haben dabei ihr Ergebnis fest im Blick.
…ich kriege bei dem…
Nach Vortrag und Tafelbild führen Lehrer mit ihren Fragen die Schüler Schritt für Schritt ans Ziel. So das Konzept.
….was heißt das, was heißt das.“
Jeder soll im gleichen Tempo den gleichen Weg in den gleichen kleinen Schritten zurücklegen.
Die Lernenden werden als ideale Durchschnittsschüler auf durchaus hohem Niveau angesprochen. Aber werden sie auch erreicht?
Dass jeder seinen Rhythmus hat und dass die Pfade des Verstehens verschlungen sind, das ist auf dem direktem Weg zum gesicherten Wissen nicht vorgesehen.
Stern, Schleicher, Spitzer
Jena außen
Auf der Suche nach gelungenen Schulen in Deutschland, muss man nach Jena. Hier kommen eine starke Tradition, die der Reformpädagogik, und ein deutscher Neuanfang, der von 1989, zusammen.
Wirklich durchsetzen konnten sich diese beiden Anfänge allerdings nicht.
Noch nicht.
Ringelreih um Säule
Die Jena-Plan-Schule.
Sie beginnt mit der Vorschule und führt bis zum Abitur.
Man ist davon überzeugt: Auf den Anfang kommt es an.
Wenn der gelingt, wird alles andere leichter.
Offen Quitten … Vater.. 8,9,10
Die Kleinsten erinnern die ganze Schule immer wieder daran, was die Seele des Lernens ist: Vorfreude der Menschen auf sich selbst.
Ohne diese Vorfreude wird die Lernlust getrübt.
Lernen ist eine Aktivität des ganzen Menschen.
Und Lernen heißt auch sich selbst kennen zu lernen, die eigene Stimme zu finden, sich wie ein Musikinstrument zu stimmen.
In der Vorschule beginnen die Kinder Englisch zu lernen.
Duck
Und neben dem Lernen der Fremdsprache schärfen sie ihre Sinne und steigern sie ihre Aufmerksamkeit.
Teddymädchen etwas offen, dann
Die Jenaplanschule hat sich von der Vorstellung gelöst, dass mit der Schule der bittere Ernst des Lernens beginnt, und dass man diesen Einschnitt möglichst lange hinausschieben solle.
So früh das Lernen beginnt, so lange hält sich der Erst des Spiels.
Schüler kommen in den großen Raum
Die wöchentliche Feier. Zu ihr kommen jeden Freitag alle Schüler und Lehrer zusammen. Die meisten deutschen Schulen haben Rituale und schöne Formen längst abgeschrieben.
Deutchlich nach Klingel – … goes by
Der sogenannte Jena Plan wurde in den zwanziger Jahren von Peter Petersen erfunden. Er strebte eine Schulcommunity an. Die kann sich allerdings nur bilden, wenn die Verschiedenheit von Menschen nicht als Nachteil angesehen wird. Deshalb lernen sie in altersgemischten Gruppen. Die betonen noch die Verschiedenheit eines jeden.
/
Das ist die Untergruppe, mit Kindern aus den Klassen eins bis drei.
/
Dreimal die Woche beginnt der Tag mit 100 Minuten Arbeit am Wochenplan.
Lehrerin Untergruppe …und da arbeiten sie jetzt dran“
Schüler …halben Buch … gekriegt
Forschen und Zuhören, Lernen und Spielen: diese Elemente steigern sich im Wechselspiel.
Buch wird untergelegt ..los Jaakob
Das angeblich so effektive Reinheitsgebot: Jetzt wird nur gelernt, bekommt dem Lernen gar nicht.
Mittelgruppe / kurz offen …Griechenland
Zur Mittelgruppe gehören die Jahrgänge 4, 5 und 6.
…Frankreich, ist hier,
Die Mittelgruppe hat eine andere Kultur, in die die Kinder hinein und aus der sie wieder heraus wachsen.
Thema in Geografie ist Europa.
Die Länder werden nicht durchgenommen, sondern von Schülern erarbeitet.
Dafür brauchen sie Zeit. Um zu recherchieren; um sich in Themen zu vertiefen; um dem Neuen in sich Resonanz zu geben.
Das Wissen in unbekannten Situationen anwenden. Probleme lösen. Schließlich: handeln. Das sind Kompetenzen, in denen deutsche Kinder im internationalen Vergleich schwach sind.
…aufgenommen haben.
Das Lernstudio verändert auch die Rolle der Lehrer, grundlegend.
…lang werden.
Die Jahrgänge 7, 8, 9 sind die Obergruppe.
… unreine Sache ist.
Spätestens jetzt staunen Besucher der Schule, welche reiche Ernte diese Art des Lernens bringt.
Klassenlehrerin
2. Präsentation / Lächeln der Lehrerin
Ergebnisse präsentieren und sich selbst exponieren. So wird Wissen nachhaltig angeeignet, verkörpert und an andere weiter gegeben.
Fachlehrerin
Fauser Leistung und Gerechtigkeit
Prof. Peter Fauser
Uni Jena
Wissenschaftliche Begleitung
(Essen, nach Umschnitt )
Wach oder gleichgültig, engagiert oder gelangweilt, die Art zu lernen und die Freizeit zu verbringen sind eng verwandt. Natürlich: Freizeit in der Schule könnte langweilig und verwahrlost sein, wie zuweilen auch das Lernen.
Vielleicht zeigt sich an der Freizeit, was für eine Lernkultur herrscht?
Mehr Zeit in einer unkultivierten Schule könnte auch auf mehr Vandalismus und Schwänzerei hinaus laufen.
(von außen nach innen)
Freizeitangebote in der kultivierten Schule verschaffen Spiel und Kreativität Raum und Zeit.
Je mehr Zeit eine Schule hat, desto unvermeidlicher wird die Frage nach ihrer Kultur.
Frau Baier Sozpäd …machen möchte.
Oberstufe start mit Kopf
Der Anteil von Schülern, die nach der 10. Klasse in der Jenaplanschule zur Oberstufe gehen, ist von Jahr zu Jahr zu gestiegen. Inzwischen macht mehr als die Hälfte Abitur.
Auch in der Oberstufe beginnen Lehrer die naturwissenschaftlichen Fächer zu größeren Einheiten zu vernetzen. Davor scheuten sie lange zurück. Sie sorgten sich um die Fachlichkeit ihrer Physik, Biologie oder Chemie.
Aber die Schüler überzeugten ihre Lehrer mit unerwarteten Leistungen.
….dacour +
Besucher werden davon beeindruckt, wie sich Schüler und Lehrer hier immer wieder überraschen: Mit Ideen, Engagement und mit exzellenten Leistungen.
Viele Besucher meinen, das liege wohl an speziell ausgewählten Schülern.
Tatsächlich gibt man bei der Einschulung eher Kindern mit Problemen den Vortritt.
Schwenk nach rechts
Einmal im Jahr gibt es in der Jenaplanschule eine Projektwoche – wie in vielen Schulen. Aber diese Projektwoche ist keine in-der-Woche-vor-den-Ferien-machen-wir-mal-ne-Projektwoche-Veranstaltung.
Kerzen
Freiheit wird nicht mit Laissez-faire verwechselt.
Zwei Wochen zuvor schon werden die Projekte, die sich diesmal überwiegend die Schüler ausgedacht haben, auf einem Markt vorgestellt.
Frei über 2 Schüler
Die Projektwoche markiert einen Übergang von der durchregulierten Lehrplanwirtschaft zum pädagogischen Markt von Angebot und Nachfrage.
Sobald im Bild
Die Rudelsburg. Hier trafen sich im 19. Jahrhundert Chorstudenten. Nach dem ersten Weltkrieg errichteten Nationalisten ein Denkmal.
Löwenskizze
Ein Projektthema heißt „Kriegsmale und Friedenzeichen“
Was hat das mit Schülern heute zu tun?
John
…Phantasie gekoppelt werden.“
…. betrachten
Was ist vor kaum hundert Jahren in Menschen vor gegangen, dass sie den Franzosen ewigen Hass und Vergeltung geschworen haben.
Und was hat man damals wohl als Jugendlicher gefühlt und gedacht?
Warum wurde für Kaiser Wilhelm ein Obelisk errichtet
und weshalb findet man Burgen immer so romantisch?
…Bismarckdenkmal
Einen Tag sammeln die Schüler Eindrücke und widersprüchliche Gefühle, die sie in der Schule ordnen wollen.
… Geschenk des Himmels und wie es half“
Ganz anders arbeitet eine andere der 22 Projektgruppen.
Das Thema: Dürfte und Gewürze.
Auch hier gilt, nicht nur drüber reden, sondern machen
Am Ende der Woche sollen Duftwässerchen und Seifen produziert und ein großes, gewürztes Essen gekocht werden
Aber erst mal Erfahrungen machen.
Gegen Ende der Woche. Die Gruppe Kriegsdenkmale und Friedenszeichen hat herausgefunden, dass im ersten Weltkrieg Soldaten an verschiedenen Stellen der Front zu Weihnachten 1914 ihren kleinen illegalen Waffenstillstand geschlossen hatten.
Fauser neues Leitbild
… Demokratie und Förderung verbinden.“
Diese Schüler werden noch viel mehr improvisieren müssen als ihre Eltern und Lehrer.
Statt ihr Leben brav vom Blatt zu spielen, werden sie eigene Stücke komponieren. Sie müssen ihren Rhythmus finden und immer wieder aus der Not eine Tugend machen.
Wenn nichts Vorgegebenes mehr nachgespielt werden kann, kommt es auf Dialoge an.
Wie lernt man Dialoge?
Wo übt man sie?
Buch umschlagen näher
Am Ende der Projektwoche haben die Schüler einiges herausgefunden und manches hergestellt. Sogar neue Seifen wurden kreiert.
Quartett drehen
Neues Wissen haben die Schüler in der Denkmalgruppe tiefer mit sich verbunden und stärker reflektiert, als es auch an dieser Schule sonst üblich ist.
Noch nah
Denkräume werden geweitet.
Noch Geschichtsgruppe
Man denkt an Lessings Satz:
Der Mensch ist nicht zum Vernünfteln auf der Welt.
Denken und Handeln gehören zusammen.
..wenn Bühne weg:
Gelungene Schulen verbreiten Erreger einer ansteckenden Gesundheit. Und die könnten auf die ganze Gesellschaft überspringen.
Freiheit verbessert die Leistungen.
Freizeit ist eine Voraussetzung selbst etwas wollen.
Die Jenaer Plan Schule ist ein anziehender Ort geworden.
Zu schön um wahr zu sein?
Es ist wahr.
Und noch viel mehr ist möglich.
wenn Schulen Treibhäuser der Zukunft werden.
von Hentig 1
Sprachlabor
…wird geübt.
Die Belehrungsschule verweist drohend auf den Ernst des späteren Lebens. Das verbreitet nicht gerade Vorfreude.
Folglich gehen die meisten Kinder schon nach ein paar Jahren zur Schule wie zum Zahnarzt.
Hitzefrei wird bald die beste Nachricht.
Industrie
Lernen gerät in die Nähe von Fronarbeit.
Immerhin verhalf diese Schule, die das eigene Leben auf eine ferne Zukunft vertröstet, der deutschen Wirtschaft an die Weltspitze. Das war die große Koalition des Industriezeitalters.
Im Übergang zur Wissensgesellschaft wird eintönige Arbeit an Maschinen delegiert.
Den Unternehmen bleibt nichts anderes übrig als lernende Organisationen zu werden.
Menschen müssen eigene Ideen mit ins Spiel bringen.
Kreativität lässt sich nicht anordnen.
Neue Bündnisse entstehen.
Kluge 1
Wir suchen weiter nach Schulen die gelingen, nach Lehrern, die sich trauen und nach Ideen, die bei Schülern zünden.
Küsschen
Im bayrischen Eichstätt wurde an der Universität eine pädagogische Erfindung gemacht, die bereits an vielen deutschen Schulen den Unterricht verändert: Lernen durch Lehren.
/ Ein Professor für die Didaktik der französischen Sprache ist drauf gekommen.
/ Das Willibald Gymnasium in Eichstätt ist sein pädagogisches Labor.
Gleich nach Gebet
Wie gesagt, wir sind in Bayern, dem Land der ungewöhnlichen Koalitionen – und das ist Jean Paul Martin, der Französischprofessor mit dem neuen Unterricht.
Martin geht //
Professor Martin eröffnet nur die gut vorbereitete Stunde. Dann sind die Schüler dran. Der Lehrer versteht sich als Geburtshelfer.
M. off / on
Schülerin
Gegenschnitt
Die Schülerin hat sich auf die Ursprünge des Chansons auf den Schlachtfeldern des Mittelalters vorbereitet.
Schüler O-Töne
Bodensee // Text mit Beginn des freien Wassers
Wir fahren weiter in den Südwesten zum Bodensee.
Die „Bodenseeschule St. Martin“ in Friedrichshafen.
Tür zu
Sie ist Ganztagschule seit 1971, eine der ältesten in Deutschland. Die Bodenseeschule ist eine katholische Schule.