nach Freiburg: Schule träumen im Theater und Freiburger-Erklärung

Presseerklärung

2000 Menschen bei „Schule träumen im Theater“ in Freiburg

Freiburger Erklärung kritisiert Lernbluff

Am Wochenende 20. / 21. Juni kamen 2000 Menschen ins Theater Freiburg zu
Schule träumen im Theater“.

Eingeladen hatten das „Theater Freiburg“ sowie das „Theater im Marienbad“zusammen mit dem überregionalen Netzwerk „Archiv der Zukunft,“ derBildungsinitiative „Schule mit Zukunft“ und der Pädagogischen HochschuleFreiburg.

In Werkstätten, Vorträgen und an Runden Tischen ging es um Theater als„Wurzelbehandlung der Langeweile“ oder „Wände Einreißen“ in Schulen. DerSchweizer Kindheitsforscher Professor Remo Largo sprach über „den Vorteilverschieden zu sein“ und der Neurobiologe Professor Gerald Hüther begründete seineThese: „Ohne Gefühl geht gar nichts.“

Nach dem Erfolg des Wochenendes haben das Theater Freiburg und das Netzwerk„Archiv der Zukunft“ beschlossen das Projekt „Schule träumen“ weiter zu führen.Barbara Mundel, die Intendantin, will das Thema durch die kommende Spielzeitziehen. An deren Ende, am 17. und 18. Juli 2010 will das Theater auf allenBühnen in Werkstätten, Foyers und anderen Räumen die ansteckende Gesundheit desLernvirus in Umlauf bringen.

Theater in anderen Städten überlegen dem Freiburger Vorbild zu folgen.

Das Netzwerk „Archiv der Zukunft“ (www.adz-netzwerk.de)koordiniert das überregionale Projekt und treibt es voran.

Zum Abschluss der Aktionstage im Theater wurde die Freiburger Erklärung veröffentlicht,die sich auch auf den „Bildungsstreik“, der an den Tagen zuvor an vielenSchulen und Hochschulen stattfand, bezieht.

Freiburger Erklärung

Nicht Fässerfüllen, Feuer entfachen

„Einwachsender Teil der Studenten glaubt weder ihre berufliche Karriere nochpolitische Entscheidungen beeinflussen zu können. Diese Einstellung ist bislangnur bei Jugendlichen ohne berufliche Qualifikation so verbreitet gewesen.“

Das ist das alarmierende Ergebnis der jüngstveröffentlichten Konstanzer Studenten-Studie, erhoben für dasBundesbildungsministerium.

Die neuen Proteste der Schüler und Studentensind ein Versuch sich aus dieser Lähmung zu befreien.

Die Ökonomisierung der Ausbildung führt denLernbetrieb in einen angestrengten Leerlauf. Zensuren und Credit-Points habensich zu Zielen verselbstständigt. In deren Schatten sind Wissen und Könnenzweitrangig geworden sind. Von Bildung kann häufig gar nicht mehr die Redesein.

In den Lernfabriken schrumpft Zeit. Dabeiheißt doch der Kern der europäischen Bildungsidee „Scholae.“ Das bedeutete inder Antike „Muße“, „frei sein von Geschäften.“ Muße ist auch ökonomisch gesehenproduktiver als Bluff.

Wenn sich Schüler und Studenten nicht längerwie Betriebswirtschaftler ihrer selbst verwerten wollen, brauchen sie Ermutigungund Unterstützung.

Wenn sie sich über ihr Bulimielernen ekelnund nun fragen, ob ihre Zertifikate, im Zweifelsfall so leer sind wie mancheDerivate auf den Finanzmärkten, dann brauchen sie Verbündete, die mit ihnen dieBildung neu denken.

Bloßzu funktionieren und sich durchzuschlagen, kann kein Bildungsziel sein.

Am 20. und 21. Juni sind Zweitausend Menschenzu „Schule träumen“ ins Theater Freiburg gekommen.

Viele Schulen haben bereits mit ihrem Umbauzu Lernlandschaften begonnen. Lehrer, Eltern und auch Schüler wissen, dass sieselbst damit anfangen müssen.

Der Übergang von der Industriegesellschaft zueiner Wissens- und Ideengesellschaft verlangt Bildung endlich zu dem zu machen,was sie immer schon sein sollte. „Kinder sind keineFässer, die gefüllt, sondern Feuer, die entfacht werden wollen.“ Dasschrieb der Schriftsteller, Arzt und Priester Francois Rabelais bereits vorfast 500 Jahren.

Schulen sollten endlich aufhören, mit demErnst des Lebens zu drohen.  Siesollten die Vorfreude der Kinder auf sich selbst, mit der sie alle auf die Weltkommen, fortsetzen und kultivieren.

Kinder und Jugendliche sollten eingeladenwerden mitzumachen. Sie verdienen das Versprechen dazu zu gehören!

Lernen muss das große Projekt des eigenenLebens werden. Kinder und Jugendliche sollen nicht länger daran gewöhnt werden,wie Untermieter in der Welt zu leben.

Schüler und Studenten brauchen Gesellschaft.Nicht „die Gesellschaft“, sondern Bündnispartner, Freunde, Leute die zu ihnengehen, die etwas mit bringen, vor allem sich selbst. Und sie brauchen Orte: GuteSchulen und Hochschulen, aber auch Orte wie zum Beispiel das Theater.

Das vom Netzwerk „Archiv der Zukunft“, derFreiburger Initiative „Schule mit Zukunft“ und vom Theater Freiburg begonneneProjekt „Schule träumen im Theater“ ist ein Anfang. Er wird weiter geführt.