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Reinhard Kahls Kolumne
P.S. Ade Reformpädagogik?
solche Großnomina wie Freiheit, Reformpädagogik oder Kommunikation benutzte, der musste einen Dollar zahlen. Das verbesserte die Gespräche enorm. Dennoch macht es natürlich Sinn, sich noch mal die reformpädagogischen Karten anzusehen. Der Begriff wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erfunden. Und zwar rückwirkend. Mit dem neuen Oberbegriff versuchte man sich Legitimität für die aufkommenden neue Ideen zu verschaffen und ging weit bis zu Rabelais, Montaigne und vor allem zu Comenius zurück. Der hatte bereits gemahnt, »Lehrer, lehrt weniger, damit eure Schüler mehr lernen.« Rabelais, der Mönch, Dichter und Arzt, hatte den Satz, dass Kinder nicht wie Fässer gefüllt, sondern wie Flammen entzündet werden wollen, in der griechischen Antike gefunden und ihm eine Renaissance verschafft. Dieser seit Heraklit gut abgehangene Satz ist immer noch einer der aktuellsten. Und natürlich war Rousseau ein Eidvater. Rousseau? Jetzt werden sich viele, die Rousseau nicht gelesen haben, ihren Triumph nicht verkneifen, aha, so ein Romantiker, zurück zur Natur, ha ha … Diese Leute sollten Kant lesen, der von keinem Autor so tief erschüttert war wie von Rousseau. Dieser Kant, der als zwanghafter Stubenhocker und Prinzipienreiter gehandelt wird. Und so geht es weiter mit der lebendigen und auch ambivalenten Geschichte der Versuche, »die Erziehung vom Kinde aus« immer wieder neu zu entdecken, denn die herrschende Praxis im Alltag war so ganz anders. »Erziehung vom Kinde aus«, das steht übrigens bereits in der »Didactica magna« von Johan Amos Comenius auf Seite eins. Das Buch wurde 1657 gedruckt und war als »Didaktik des Lebens« geschrieben.