Wird Tobias jetzt eingeschult, fragt eine Mutter die andere. Nein, noch nicht, er darf noch ein Jahr spielen. Der Ernst des Lebens komme doch früh genug.
Wofür lernen wir, fragt die Lehrerin. Fürs spätere Leben, antworten die Kinder. Und was für Schulen brauchen wir, fragt der Moderator zur Eröffnung der »Zukunftskonferenz«. Das Podium einhellig: Zukunftsschulen.
Reinhard Kahl
Ja, die Zukunft. Man wird sich schnell einig, dass es um sie geht. Mal voller Hoffnung, häufig aber soll für sie angesichts des bedrohlichen »späteren Lebens« abgehärtet werden. Und das Leben jetzt? Es wird aufgeschoben.
Gegenwart schmeckt irgendwie nach irdischem Jammertal, auf das gemäß unserer Tradition in einem zweiten Durchgang die Erlösung folgt. Hoffentlich. Oder die Verdammnis.
Aber bitte, wird man einwenden, so war es vielleicht im Mittelalter. Das glaubt doch kein Mensch mehr! Gewiss, nicht wörtlich. Doch, es wirkt noch in unserer, sagen wir Grammatik, in den Konstruktionen unseres Denkens und mehr noch in der Art und Weise des Fühlens. Zukunft wechselweise als säkularisierter Himmel oder als säkularisierte Hölle? Es steckt uns in den Knochen.
Den ganzen Essay als PDF lesen
Thema Essay in“Pädagogische Führung“, 1 | 2025 – 36.Jg.
Zeitschrift für Schulleitung und Schulberatung