Das Obszöne wird nun weiß

Sie sind einfach obszön diese Hybride aus Geländewagen und Bonboniere. SUVs. Üppig Blech, aufgedunsene Kunststoffe und Hunderte PS als gelte es – ja was eigentlich – mit diesen Maschinen anzufangen. Oder sind sie vor allem ein Statement? Als wollten deren Halter sagen: Euer ganzes Ökogequatsche interessiert mich nicht!  Die Probleme werden technisch gelöst und das wichtigste, ich will Spaß, ich geb Gas und ich will´s bequem.

Ich, ich, ich.

Außerdem, meinen die vermeintlichen Leistungsträger, wenn es wirklich stimmen sollte, was man auch schon Mal in der „Bild“ lesen kann, dass wir mit der Klimakatastrophe diese Welt an die Wand fahren, dann kann man jetzt auch nichts mehr machen. Dann doch lieber im Porsche Cayenne ins Unvermeidliche rollen, als im alten Volvo oder gar auf dem Fahrrad erwischt werden.

Wann immer ich diese Provokationen auf der Straße sehe, regt sich bei mir der Wunsch, eine Sprühdose dabei zu haben, notfalls auch einen Nagel. Der  unterdrückte Wunsch wird gesteigert seit mehr und mehr  dieser Autoattrappen weiß sind. Metallic. Glänzend. Makellos, wie ewig neu. Absolut sauber, wohl täglich in der Waschanlage. Wie auch deren Herrchen und Frauchen, die so aussehen, als wären sie frisch geduscht und bereits angezogen zur Welt gekommen. Lauter letzte Menschen. Ohne erkennbare innere Differenz. Gepanzert und gelackt. Alles obszön, innen und außen. Ihre Hülle also wird nun weiß und löst das melancholische, leicht schuldbewusste Schwarz ab. Weiß, wie innocent. Unschuldig. Innocent heißt aber auch ahnungslos und naiv.

Weiß und innocent

Das Weiß der Kisten ist die Camouflage einer neuen Rechten, die sich jetzt überall vorwagt. Ihre Maxime: Durchkommen. Luxuriös natürlich. Nach uns die Mutation. Das Verfallsdatum des Wohlstands wird so bald ja noch nicht erreicht sein. Nichts Fremdes rankommen lassen und keine Fremden aufnehmen. Die Sündenböcke zusammentreiben und dann irgendwann ab mit ihnen. Diese graue neue Rechte macht sich im Alltag breit. Nicht mit Fahnen oder Parolen.

Fragen

Dem Ekel folgen dunkle Gedanken. Wenn der Abschied von der Welt, wie wir sie kennen und betreiben so oder so ansteht und wenn Alternativen, die sich lohnen, so undeutlich und noch so schwach sind, ist dann die Strategie nur noch durchkommen zu wollen, das aber blendend, so abwegig? Ja, das ist es, finde ich, denn so will ich nicht leben! Leider etwas theoretisch. Solange unsere Alternativen nicht sichtbarer werden, wird die neue Rechte im Alltag wachsen und bald noch mehr den Ton angeben. Nicht nur im Alltag. Auch bei Wahlen und nach Wahlerfolgen auch in Institutionen. Und die anderen Töne? Unsere Töne? Neue Töne? Man hört davon derzeit ein bisschen wenig –  oder?

Alternativen ?

Um nun wenigsten mit einem Hinweis zu meinem Thema, der Bildung und Co., den heutigen Eintrag zu schließen.

Darauf müssten wir uns einigen: Dem Plunder der gut gekleideten toten Seelen Lebendigkeit entgegen setzen! Das aufgetakelte Überleben mit tatsächlichem Leben blamieren! Darauf käme es an! Die Revolution beginnt ästhetisch. Dass alles ästhetisch anfängt, weiß die Reaktion schon längst.