Van Bo Le-Mentzel
Soziale Öfen
Bedingslose Freiheit, Grundsicherheit und Tiny Houses.
21.05. 17:00 (Hutkasse)
Seit dieser Woche bietet Tchibo einen Monat lang in seinem Schnäppchen-Sortiment Tiny Houses an. Kleine Häuser auf Rädern. Zehn bis zwanzig Quadratmeter groß, montiert auf einer Anhängerplattform. Spricht das für den Durchbruch einer neuen Idee?

Kleine Häuser auf Rädern, die man überall hinstellen darf, wo Autos parken. Kleine Häuser, Tiny Houses genannt, die zu Gemeinschaften gruppiert werden sollten. Das Haus selbst ein Basislager für Expeditionen in der Stadt, auf dem Land, vielleicht künftig auch auf der KLP?

Für die Tiny House Idee steht wie kein anderer der Architekt und Aktivist Van Bo Le-Mentzel aus Berlin. Zum Abschluss der KLP ist er Pfingstmontag um 17 Uhr in der Gesprächsscheune in Brünkendorf auf dem Höhbeck.  Dazu kommen Studenten aus Lüneburg, die kürzlich mit Van Bo so ein Haus gebaut haben mit ihrem Haus.

Außerdem gibt es Ausschnitte aus einer Filmdokumentation zu sehen.

Van Bo Le-Mentzel ist ein Held in postheroischen Zeiten.Seine Eltern waren mit dem Zweijährigen aus Laos geflüchtet. Als Jugendlicher nannte er sich „Prime“ und war in Berlin ein stadtbekannter Freestyler.

Die übliche Frage nach einer eindeutigen Identität passt nicht zu ihm. Er ist eher ein Multi. Das zeigt sich darin, wie er seine Sachen macht. Weniger durch Besitz und Status als durch Beweglichkeit. Nicht mit Perfektion, sondern mit Eigensinn und Empathie. Probleme sind für ihn zumeist Anlässe für ungewöhnliche Lösungen. Eine seiner Maximen lautet: Immer wieder Anfänger werden!

Als vor Jahren seine Freundin vom damaligen Architekturstudenten verlangte, dass er ein Regal baut, besuchte er den Volkshochschulkurs „Tischlern für Anfänger“. Das Ergebnis dieses Kurses ist nach Umwegen die Ausstellung seiner „Hartz-IV-Möbel“ zum Selberbauen im Olymp der Designer, dem Vitra Museum in Weil am Rhein.

Kaum als Architekt angestellt, kündigte er und erfand Möbel und immer wieder sich selbst. Es  folgten ein Minihaus für Flüchtlinge, andere Tiny Houses und die Gründung einer Tiny-House-University. Zwischendurch drehte er einen Spielfilm ohne nennenswertes Budget, arbeitete als Lehrer und als Professor.

Auf Van Bo passt ein Satz, den Goethe für seinen »West-östlichen Diwan« aus dem Persischen importiert und auf Kinder gemünzt hatte: »Sie brauchen Wurzeln und Flügel«. Flüchtlinge wie Van Bo müssen neue Wurzeln bilden. Und weil die nicht reichen, können ihnen Flügel wachsen, die vielleicht kräftiger sind als die der lange schon Verwurzelten.

Van Bo Le-Mentzel, deutscher Architekt laotischer Herkunft, ist Erfinder von allerlei Nützlichem. Mit Hartz-IV-Möbeln, dem Unreal-Estate-Haus und dem Ein-Quadratmeter-Haus hat er die Welt beschenkt. Die Konzeption darin – bedingungslose Freiheit, etwas im eigenen Sinne zu nutzen – überträgt er nun auf sein Leben. Und auf das seiner Familie, denn 2014 startete er eine Kampagne namens #dScholarship. »In jedem von uns steckt ein Genie. Weck es auf!«