These in der Virtuellen Akademie der Naumann Stiftung

Reinhard Kahl

 

Was ist mit Treibhäusern der Zukunft gemeint ?

Weshalb ist es so wichtig, dass wir Schulen nicht als enorme Förderbänder zur Wissensvermittlung betreiben, sondern als Orte kultivieren?

 

Das Zeitalter der Globalisierung ist tatsächlich eines der Glokalisierung. Viel wird davon abhängen, wie und ob Orte gelingen, an denen Wissen, Kompetenzen und Ideen gebildet werden. Menschen brauchen Wurzeln und Flügel. Schon heute übertrifft die Wirksamkeit des Bildungskapitals in der Wirtschaft die Effekte anderer Kapitale. Lernen ist nicht länger ein Vorrecht von Kindheit und Jugend. Lernen wird zur überragenden Idee nachindustrieller Gesellschaften.

 

Lernen ist in Deutschland allerdings häufig noch negativ besetzt. Stärker als in anderen Ländern haben viele Menschen die Schule als Beschämung erlebt, an die sie nicht mehr erinnert werden wollen. Warum wird Kindern immer noch so häufig mit der Zukunft und dem „späteren Leben“ gedroht, statt sie dazu einzuladen?

 

Die Situation ist günstig. Der Glaube an die alte Schule, die sich Lernen eher als bittere Medizin vorstellt, zerbröselt im Zeichen von Pisa und anderen OECD-Studie. Zumal in der Wirtschaft erweist sich,  das Wertschätzung eine Voraussetzung für Wertschöpfung ist.

 

Wäre das nicht die Stunde für größere Bündnisse? Sozusagen ein pädagogischer Frieden nach dem immer noch nicht so ganz beendeten dreißigjährigen deutschen Bildungskrieg? In Ländern mit erfolgreichen Schulen ist Bildung nicht das Hackbrett, sondern tatsächlich ein Gemeinschaftsfeld der Politik. Ob wir das auch in Deutschland schaffen?

 

Ich bin davon überzeugt, dass eine Schule, die als „Treibhaus“ Zukunft erzeugt – denn die Wiederholung der Vergangenheit ist ja auch eine Möglichkeit, die viele ängstliche Menschen vorziehen, – dass dies eine Schule sein muss, in der man als Schüler sicher und „zu Hause“ sein kann. Eine Schule der man nicht beschämt wird. Die Schule als ein geschützter Ort, an dem man sich aus sich heraus wagen kann.  

 

Muss man unter diesem Aspekt nicht noch einmal über unser gegliedertes Schulsystem nachdenken?  Und zwar nicht unter dem Aspekt – wie manch einer fürchtet- einer Gleichmacherei, gewissermaßen einer pädagogischen LPG. Nein! Vielmehr eine Schule, die so viel Sicherheit und Vertrauen schenkt, dass jeder Mensch sein Eigenes wagen und produktiv ins Spiel bringen darf, ja soll. Dafür braucht jeder, aber zumal ein Kind fehlerfreundliche Entwicklungsbedingungen. Das geht nicht an einer Schule, der die Lebenslüge, die falschen Schüler zu haben, so nahe gelegt wird. Das ist ein schlechter Anreiz für  Lehrer zu verstehen, welch Reichtum und Wunder in jedem Menschen steckt!

 

Damit wir solche Schulen bekommen, brauchen wir allerdings auch insgesamt ein gute „Klimapolitik“ den Schulen, namentlich den Schülern und Lehrern gegenüber. Und last not least gehört dazu auch etwas von ihnen zu verlangen! Kein Appeasement! Kein: „ist doch egal“.

 

Darüber muss Verständigung geschaffen werden, ja, wirklich Verständigung, das ist nicht ganz gratis!

Und dafür brauchen wir, finde ich eine „zivilgesellschaftliche“ Plattform. Menschen, die sich zum Handeln und zum Leben verabreden. Das wäre auch ein Vorbild für Kinder und Jugendliche.