rückblick Körberforum mit Sloterdijk über Üben

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15.02.2010: Körber-Stiftung (Druckversion)

18.02.10 12:23

Körber-Stiftung // KörberForum // Rückblicke // 2010

Rückblicke 2010
Die Wiederentdeckung des Übens 15. Februar 2010 Es sei der österreichische Pianist und Komponist Artur Schnabel gewesen, begann Reinhard Kahl sein Gespräch mit Peter Sloterdijk, der einmal gefordert habe, gegenüber Kindern v.l. Reinhard Kahl, Peter Sloterdijk doch ganz auf das Wort »Üben« zu verzichten. Zu sehr sei mit (Foto: Jann Wilken) diesem Begriff bis in die fünfziger Jahre ein drillhaftes Lernen verbunden gewesen. Inzwischen liege das »Üben« jedoch wieder »in der Luft«, meinte Kahl, diesmal aber als emphatischer Inbegriff dessen, was Menschen und nur Menschen alles können. Sloterdijk gelang es anschließend, in einem kursorischen Rückblick auf die neuere und ältere Geschichte, mit seiner Antwort zunächst die pädagogischen Wurzeln früher Bildungssysteme frei zu legen. Noch immer müsse das psychohistorische Erbe jener größten Bio-Katastrophe, die die mittelalterliche Menschheit mit der Pest erlebt habe, kompensiert werden, so Sloterdijk. Bis zu zwei Fünfteln der europäischen Bevölkerung sei ihr damals zum Opfer gefallen. Die anschließende Frage, wie sich staatliche Identität und Macht überhaupt definiere, sei bald mit der Erkenntnis beantwortet worden, dass Macht der Reichtum an Bevölkerung sei. Der Körper der Frau sei deshalb gewissermaßen zu staatlichem Territorium und Fortpflanzung zur ersten Bürgerpflicht erklärt worden. Der Hintergrund der modernen Pädagogik sei der Versuch gewesen, aus dieser staatlich verordneten Überproduktion von Menschen »nützliche Mitglieder der menschlichen Gesellschaft« zu machen.