23. Februar: Philo Café im Literaturhaus Hamburg mit Carolin Emke

Wurzeln und Flügel!  – Flüchtlingsgespräche

Mit Carolin Emcke

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Die Flüchtlinge bewegen die Gesellschaft. Sie kommt über die Neuankömmlinge mit sich selbst ins Gespräch. Aber auch ins Schreien, Brüllen, zu Aufwallungen von Hass und zu Ausbrüchen von Gewalt. Überwiegend erleben wir allerdings einen Lernprozess. Sogar eine kulturelle Evolution?

Welche Chance: Eine Kultur, die Mischungen als Vorteil begreift, weil sie die Einzigartigkeit der Individuen und das gegenseitige Versprechen von Zugehörigkeit als sich bedingend begreift, alltäglich erfährt und überwiegend genießt. Verschiedenheit ist gar nicht anders zu denken, denn als etwas „Unreines“. Zugehörigkeit kann nur aus der Bereitschaft zu Mischungen gelingen. „Was es braucht, ist ein Plädoyer für den Singular, für das abweichende Individuelle, das einzigartige, zarte Subjektive, nicht zuletzt, weil es das ist, was dem terroristischen Wahn am meisten widerspricht.“ Dieser Wahn nämlich setzt auf unbedingte Identität, auf Reinheit. Aus Reinheitsgeboten folgen Säuberungen.

Dagegen der nie abgeschlossene Lernprozess, wenn sich Menschen als unheilbar ambivalent erfahren und diese Quelle nicht zuschütten.

Goethe hatte aus dem Persischen die Weisheit, dass Menschen Wurzeln und Flügel brauchen. Beides.
Das UND wäre das wichtigste Wort in diesem Satz.

Carolin Emcke ist Autorin, journalistisch UND philosophisch. Bücher: u.a.

  • „Von den Kriegen“
  • „Stumme Gewalt – Nachdenken über die RAF“
  • „Weil es sagbar ist – über Zeugenschaft und Gerechtigkeit“ .

Jeden Sonnabend hat sie eine Kolumne in der Süddeutschen Zeitung.

Gastgeber: Reinhard Kahl