Pausenklingel abstellen; Rhein Main Zeitung

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Zuerst einmal die Pausenklingel abstellen

Elternbeirat der Nauheimer Grundschule lockt 90 Zuschauer zum Filmabend ins Programmkino „Ried-Casino“

Vom 04.02.2005
 
dev. NAUHEIM Die „Osterhasenpädagogik“ ist an vielen Schulen noch weit verbreitet: Die Lehrer verstecken das Wissen und die Kinder müssen suchen. Es geht aber auch anders, wie rund 90 Zuschauer im Nauheimer Programmkino „Ried-Casino“ erfuhren.

Der Elternbeirat der Grundschule hatte zum Film von Reinhard Kahl, „Treibhäuser der Zukunft. Wie in Deutschland Schulen gelingen“, eingeladen. Der knapp zwei Stunden lange Dokumentarfilm zeigt am Beispiel verschiedener Schulen quer durch die Republik, dass Wissensvermittlung auch außerhalb von starrem Stundenplan und 45-Minuten-Takt möglich ist.

Die Ganztagsschule bis etwa 15.30 Uhr gehört ebenso dazu wie ein altersübergreifendes Lernen. Die Schüler bekommen dabei nur den Anstoß vom Lehrer, erarbeiten sich das Wissen – unter Aufsicht – selbst. Freies Arbeiten fördert sowohl begabte Kinder als auch die schlechteren Schüler. Denn für sie hat der Lehrer jene Zeit, die sonst an den Schulen meist fehlt. Als Beispiel für das Gelingen wurde eine Hauptschule in einem Problemviertel gezeigt.

Erster Schritt für eine bessere Schule – das Treibhaus war hier nicht negativ gemeint – sei ganz einfach, meinte im Film ein Rektor: Einfach ein Papiertaschentuch zwischen Hammer und Schelle der Pausenklingel klemmen, um vom 45-Minuten-Zwang wegzukommen. Die Schule müsse als eine „Stätte der Personwerdung“ verstanden werden. „Das Wissen kann sie gar nicht verhindern“, äußerte sich ein anderer Pädagoge.

Später wurde festgestellt, dass die Lehrer das eigentliche Problem seien. Sie wehrten sich meist gegen alle Änderungen im gewohnten, aber selten gemochten Tagesablauf. Das zeigte sich auch mit Blick auf die Zuschauer. Nur wenige Lehrer waren ins Kino gekommen. Immerhin hatte sich die Schulleitung der Nauheimer Grundschule auf den Weg gemacht.

Die Wirkung des Filmes auf die Zuschauer wurde erst richtig deutlich, als das Licht wieder anging: Nur wenige Zuschauer machten sich sofort auf den Heimweg, sondern nutzen die anschließende Zeit zur Diskussion in kleinen Gruppen.

Der Videofilm kann übrigens beim Elternbeirat der Grundschule ausgeliehen werden. Interessierte können sich Irmgard Kröhler-Dudek, Telefon (06152) 62580, wenden. Sie hatte in ihrer Begrüßung darauf hingewiesen, dass sich die im Film gezeigten Schulen im Verlauf eines langen Prozesses zu dieser Idealform entwickelt hatten. „Es kann also nicht darum gehen, für unsere Schulen diesen Idealzustand sofort einzuklagen“, sagte sie. Es könne aber mit ersten kleinen Schritten begonnen werden.

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