Nachlese: Werkstatt Neue Schule

1. September 2006 | Workshop

Kultur in die Schule!

Wie Kultur in die Schule kommt, dafür bot die Werkstatt Neue Schule, moderiert von Reinhard Kahl, vielfältige Beispiele. »Kunst macht Spaß aber auch eine Menge Arbeit«, so eine Schülerin im Film einer Medienklasse zur TuSch-Kooperation der Schule Fährstraße und des Ballet-Zentrum-John Neumeier. »Die Erfahrung zeigt, dass die Motivation der Schüler im Spannungsfeld zwischen Schule und dem anderen Ort, dem Theater, wächst,« ergänzte Gunter Mieruch aus der Projektleitung von TuSch – Theater und Schule Hamburg. Damit derartige Projekte gelingen, ist eine gute Zusammenarbeit zwischen den Pädagogen und den professionellen Kreativen erforderlich, in der der Arbeitsprozess ebenso wichtig sein sollte wie das Produkt. »Die gesamte Schule muss das Projekt tragen, ein Lehrer oder eine Lehrerin reicht da nicht aus« ergänzte Angelika Fiedler, Schulleiterin der Clara-Grunwald-Schule, und weist gleichzeitig auf die positive Einbindung der Elternschaft hin. Mit zusätzlichen Familienangeboten wirkt das Tusch-Projekt identitätsstiftend über die verschiedenen Kulturen hinaus.

Auch die Julius-Leber-Schule hat sich mit dem Angebot eines erweiterten Musikunterrichts (EMU) in Richtung kultureller Bildung auf den Weg gemacht. »Menschen, die Musik machen, gehen anders miteinander um«, berichtete Udo Petersen, Geschäftsführer des Arbeitskreises für Schulmusik, »neben der musikalischen Ausdrucksfähigkeit werden die sozialen Fähigkeiten und die Fähigkeit zu verantwortlichem Handeln gestärkt. « Im Erweiterten Musik-Unterricht wird jeder Schülerin und jedem Schüler der 5. und 6. Klasse ein musikpraktisches Angebot gemacht. 350 von 1400 Kindern und Jugendlichen der Gesamtschule spielen derzeit ein Instrument, die Hälfte der Schülerschaft ist im Chor musikalisch aktiv. Petersen ist an der nachhaltigen Arbeit und Betreuung der Schüler gelegen und daran, dass – über die obligatorischen zwei Musikstunden hinaus – EMU ein offenes Angebot ist, denn: »Zum fröhlichen Singen lässt sich nur schwerlich zwingen!«

Im zweiten Teil der Veranstaltung präsentierten zwei von drei »Pilotschulen Kultur« ihren derzeitigen Schulentwicklungsprozess. Dabei handelt es sich um ein Pilotprojekt, das von der Kulturbehörde mit jährlich 10.000 Euro pro Schule unterstützt wird, unter der Auflage, den gleichen Betrag selbstorganisiert aus anderen Quellen einzuwerben. Das Lehrerkollegium der Gesamtschule Harburg stellte die vielfältigen Aktivitäten in den unterschiedlichen Fächern vor: von der Historikergruppe, die mit dem Helms-Museum zusammenarbeitet, über das Improvisationstheater der 10. Klasse bis zu »hot schrott«, einer weitgehend selbstorganisierten Rhythmusgruppe der 5. Jahrgangsstufe. Für das Ganztagsgymnasium Klosterschule erläuterte Uwe Sirsch eine ganze Reihe von Projekten, die sich zuletzt bei einem großen Kulturfest im Juni präsentiert hatten: die Themenabende, das Paintbusprojekt, das Wandbildprojekt St. Georg, die Kooperation mit der Geschichtswerkstatt zum 100-jährigen Geburtstag des Hauptbahnhofs. Beide Schulen waren sich einig, dass die Kulturarbeit auch jenseits der einzelnen Projekte einen großen Einfluss auf die Lern- und Lebenskultur des Schulalltags hat.

Dennoch bleibt viel zu tun: Die Verdichtung auf 12 Jahre Regelschulzeit bis zum Abitur, die knappen finanziellen und personellen Ressourcen sind äußere Hemmnisse. Nicht zu unterschätzen ist aber auch die Überzeugungsarbeit, die innerhalb der Kollegien für solche Modellprojekte zu leisten ist. So lauteten auch die zentralen Fragen, wie der Schritt von den vielen einzelnen Aktivitäten zum Umbau einer ganzen Schule gelingen kann und wie aus den Modellprojekten einen Bewegung werden kann, die das ganze Schulsystem erfasst. Matthias Mayer, Projektleiter in der Körber-Stiftung, ist immerhin sicher: »Durch Modelle wie diese, die wir heute hier gesehen haben, werden Fakten geschaffen. Die Kultur nimmt auf diese Weise Raum ein und prägt das Profil bestimmter Schulen, die gerade deshalb attraktiv werden!«