Münchner Abendzeitung

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A B E N DZ E I T U N G FREITAG, 13. JULI 2012

kinder & familie

Reinstopfen in Kinderköpfe, was geht: so sieht es aus, unser Konzept von Schule. Höchste Zeit, dieses Konzept zu modifizieren. Foto: Fotolia

D I E FA M I L I E N ­ F R AG E
Man will den Kindern auch ihre Freiheiten lassen, einerseits. Aber man kann nicht einfach alles laufen lassen.

Muss man immer nett sein zu seinen Kindern?
Ulrich Gerth, Vorsitzender der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung im Apothekenmagazin ,,Baby und Familie“: ,,Wir müssen nicht die besten Freunde unserer Kinder sein ­ wir sind für sie verantwortlich. Und damit sind wir letztlich die Chefs. Dass dabei der Applaus ausbleiben kann, müssen Erwachsene aushalten. Eltern sollten nicht aus Angst, die Zuneigung der Kinder zu verlieren, vor Auseinandersetzungen zurückschrecken. Denn: Die Liebe der Kinder ist sehr stabil“.

Das Projekt des Lebens
… sollte es sein, zu lernen, sagt der Bildungsexperte Reinhard Kahl. Statt dessen? Sitzen Jugendliche ihre Schulzeit einfach ab. Dabei wissen wir längst, dass es auch anders ginge
AZ: Die Pubertät ist nicht gerade die Zeit, in der Jugendliche gerne zur Schule gehen. REINHARD KAHL: Das liegt nicht so sehr an der Pubertät! Die Pubertät ist eine enorm expansive Lebensphase. Die Jugendlichen wollen in die Welt. Sie wollen sich spüren. Aber bloß passives Lernen, also das in sich hinein Kopieren von ,,trägem Wissen“, das geht ihnen gegen den Strich. So verwundert auch nicht das magere Resultat. Die PISA-Studien fanden in dieser Phase Nullwachstum beim Wissen und an Kompetenzen. Jugendlichen fehlen wirkliche Aufgaben und Ziele, die sie herausfordern und begeistern. Wenn ich sie so sehe, denke ich, dass eigentlich Bäume-Ausreißen ein Hauptfach sein sollte. Statt dessen haben sie vor allem Frontalunterricht. Ja, überwiegend Belehrung, und dabei verkümmert das Lernen. Aber eigentlich ist Lernen doch eine Vorfreude auf sich selbst, und in der Pubertät sollte es das große Projekt des eigenen Lebens werden. Studien zeigen, dass schon ab der zweiten Klasse die Lernfreude einbricht. Wenn Lehrer sagen, wir müssen den Stoff durchnehmen, dann schalten die Kids mehr auf Stand-by. Die Schule wird ertragen. Ich würde sagen, Lehrer sollten das Wort ,,Stoff“ den Dealern überlassen. Stoffdurchnehmen bedeutet für Schüler in der Regel Abhaken von Wissensbröseln, die sie dann schnell wieder vergessen. Der Präsident der Studienstiftung des Deutschen Volkes, Gerhard Roth, schreibt in seinem Buch ,,Bildung braucht Persönlichkeit“, dass schon wenige Jahre nach Ende der Schulzeit vom ganzen Schul-