Mini-München 5 – Das Labor

München, 7. 8.

Eine Woche ist vorüber. Das erste Drittel von Mini-München ist vorbei. Die Woche verging schnell. Am auffälligsten ist die Haltung der Kinder. Diese schier unglaubliche Aufmerksamkeit. Ihre Intensität. Anderes als die in der Schule zumeist nur sitzenden Schüler, die einen Kopf zu transportieren haben und ansonsten ruhig gestellt werden, diese bewegten, friedlichen und zusammen handelnden „ganzen Kinder“!  Nicht einmal hörte ich in dieser Woche den Kommandoruf „Ruhe!“ Auch keine Disziplinprobleme sind aufgefallen. Die Kinder sind hier nicht im Status der sie ungerührt lassenden Vorratsdatenspeicherung. Sie sind ganz gegenwärtig. Sie sind in der Welt. Die wird ihnen nicht aus zweiter Hand gereicht. Sie wird tätig erfahren.

Mini-München sollte als ein Labor des Lernens, Denkens und Handelns entdeckt werden. Das alles nämlich machen hier die Kinder. Weil sie handeln wollen, denken sie und dabei lernen sie.

Schule verhält sich zu Mini-München nicht etwa wie die Arbeit zu Freizeit bzw. zu Ferien. Sie verhalten sich zueinander eher wie die Grammatik der Industriegesellschaft zu der einer nachindustriellen Tätigkeitsgesellschaft, die hier, das ist das Großartige, gebildet wird. Man bekommt die Idee, wie  eine Schule aussehen könnte. Eine aus Werkstätten, Ateliers, Übungsräumen, auch Cafés und Räumen der Stille. In so einer Schule wären Lehrer auch Menschensammler. Sie holen Experten, Meister ihrer Sache, also Botschafter aus der tätigen Welt hinein und führen die Kinder nach draußen zu interessanten Orten. Die Schule selbst wäre ein Basislager der ganzen Gesellschaft, ein generativer Ort, an dem die Generationen zusammen kommen und Neues generieren. Und wie wichtig sind doch die Lebendigkeit und die Neugier von Kindern für uns Erwachsene! Es wäre ein Geben und Nehmen.

Die Kinder wollen wissen, wie etwas geht. Sie sehnen sich geradezu nach Erwachsenen, die etwas gut können.

Und sonst, in der Schule? Da proletarisiert sie die Industriegesellschaft. Alles wird zum Mittel. Alles wird verwertet. Was aber nur verwertet wird, das wird schließlich entwertet. Was immer dann getan wird, es reicht nicht, denn man kommt ja nicht an. Weder bei sich noch in der Welt.

Mini-München ist ein Lichtblick. Es ist Zukunft. Beobachten wir nun zwei weitere Wochen lang, wie Zukunft entsteht.