Interview im Buch „Die kommenden Tage“

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bildung und begabung

Reinhard Kahl

geheimnisse guter schulen
Das Geheimnis guter Schulen besteht sowie aus Individualität, sagt der aus der Lust am Denken und dem Lernen Erziehungswissenschaftler Reinhard Kahl. Reine Belehrungen seien hingegen eine Zumutung.
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»Mein Kopf ist voll«, schrieb eine fünfzehnjährige Hamburger Schülerin in der ZEIT. In ihrem Artikel erzählt sie, wie sie den Verdacht entwickelt, in der Schule förmlich um Lebenszeit betrogen zu werden. Der Betrieb presse Wissen in sie hinein, das sie wieder vergisst und sie eher schwächt. »Das ist absurd«, schreibt sie. Herr Kahl, wer irrt denn hier, die Schule oder die Schülerin? Die Schulen sind für Schüler tatsächlich mehr und mehr zum Irrgarten geworden. Das System verwirrt und trägt häufig sogar zu einer Art Verwahrlosung bei. Dabei sollte doch Kultivierung, um das missbrauchte Wort Bildung zu vermeiden, das Ziel sein. Die zitierte Schülerin Yakamoz Karakurt leidet an der Schule, weil sie alltäglich erlebt, dass es eigentlich nur um ihr Kurzzeitgedächtnis geht, nicht um sie und auch nicht um die Welt, in die sie hineinwill. Und dabei wird sie gewissermaßen zum Modul in einem enorm selbstbezüglichen, ja selbstgenügsamen System, das sie von morgens bis abends beansprucht. Darauf reagieren die meisten Kinder und Jugendlichen mit Coolness. Die Schule wird ertragen. Sie wird egal. Und egal werden damit auch das Wissen und die Welt.

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