DIE ZEIT Hartmut von Hentig Das ewige Kind

Wenn Sie den vollen Text lesen wollen, klicken Sie bitte hier:
Beitrag als PDF Dokument

© DIE ZEIT, 22.03.2007 Nr. 13

Das ewige Kind
Hartmut von Hentig, der große Pädagoge, hat seine Erinnerungen geschrieben. Von

Reinhard Kahl

Der junge Hentig im Alter von 17 Jahren in Berlin Foto: privat

Es beginnt mit der ersten Erinnerung an den Verlust einer Spielzeugente auf hoher See. Die Familie ist auf dem Weg nach San Francisco. Und am Ende des ersten Bandes seiner Memoiren ist der 28-jährige Hartmut von Hentig wieder auf dem Atlantik. Nach dem Studium von Latein und Griechisch, zuletzt in Chicago, frisch promoviert. Er weiß nicht, was aus ihm werden soll. Auf dem Dampfer nach Deutschland gibt er amerikanischen Austauschstudenten einen Sprachkurs. Den muss er mehrmals wiederholen. Er empfiehlt Reiseziele in Deutschland, weist junge Amerikaner, Holländer und Franzosen auf Eigenarten seiner Landsleute hin, lässt sie deutsche Lieder lernen. Am Ende der Überfahrt hat Hentig die Passion seines Lebens entdeckt: Lehrer sein. »Ich spürte, dass man mir Autorität antrug.« Auf den 416 Seiten dazwischen bedenkt und bejaht, wie es im Untertitel des Buches heißt, der 81-jährige Nestor der deutschen Pädagogik sein Leben. Weitere 639 Seiten werden im September im zweiten Band folgen. Mein Leben ­ bedacht und bejaht klingt vielleicht etwas pathetisch. Manch einer wird viel pädagogische Moral befürchten. Tatsächlich werden die Leser Zeugen einer Erzählung von einem gelungenen, ja oft glücklichen Leben. Man erfährt allerdings auch, dass dieses nicht gratis zu haben ist. Gibt es ein Betriebsgeheimnis für das Gelingen? Hentig stellt die Frage nicht, aber vielleicht seine Leser. Die halbe Antwort steht bereits im allerersten Satz. »Was aus den hier beginnenden Aufzeichnungen wird, weiß ich nicht.« Hartmut von Hentig ist ein großer Anfänger. Seine Leidenschaft ist, die Schule neu zu denken. Aber mit dem akademischen Entwurf oder gar mit bloßer Kritik am angestrengten Leerlauf des wenig wirksamen Betriebs hat er sich nie zufriedengegeben. Der Anfänger wurde auch Gründer, weniger, um die Welt zu