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Deutschlandradio Kultur – Kulturinterview – Plädoyer für die Unterschiede

31.07.2007 · 09:07 Uhr

Reinhard Kahl ist für mehr Spielraum und gegen eine „pädagogische LPG“ (Bild: AP)

Plädoyer für die Unterschiede

Bildungsexperte Reinhard Kahl verteidigt föderale Vielfalt von Schulbüchern
Moderation: Marie Sagenschneider
Die Diskussion um einheitliche Schulbücher hat nach Meinung von Bildungsexperte Reinhard Kahl „etwas von einer Gespensterdebatte“. Das Schulbuch sei letztlich für das Lernen nur ein Mittel unter vielen. Bundesbildungsministerin Annette Schavan hatte vor zwei Tagen einheitliche Bildungsstandards in Deutschland eingefordert. Marie Sagenschneider: In dem einen Bundesland steht der Wald in Klasse 7 auf dem Lehrplan, in einem anderen ist er erst in der 9. Klasse dran. Tatsächlich gibt es in Deutschland rund 3000 verschiedene Lehrpläne – unterschiedliche Varianten für die Bundesländer, für die Schultypen, für die Fächer und dementsprechend existieren auch zahlreiche Schulbuchversionen. Wer aber einheitliche Bildungsstandards will, der braucht auch einheitliche Schulbücher, sagt Bundesbildungsministerin Annette Schavan. Die Länder sagen etwas ganz Anderes allein schon, weil sie ihre Kulturhoheit verteidigen. Aus Hamburg ist uns nun Reinhard Kahl zugeschaltet. Er hat sich in vielen Artikeln, auch Filmbeiträgen mit dem Thema Bildung befasst. Ich grüße Sie! Reinhard Kahl: Guten Morgen! Sagenschneider: Wie groß sind die Unterschiede in diesen Schulbüchern oder die Standards, die damit vermittelt werden sollen, wie groß sind die tatsächlich? Oder handelt es sich eher um kleinere Abweichungen? Kahl: Es handelt sich wirklich um kleinere Abweichungen. Und ich muss vorweg sagen, diese Debatte seit zwei Tagen hat etwas von einer Gespensterdebatte. Aber bleiben wir bei den Schulbüchern. Es gibt sehr unterschiedliche Schulbücher in ihrer Machart, es gibt auch in bestimmten Bereichen Unterschiede, die ganz bedeutsam sind. Es gibt zum Beispiel verschiedene Strategien oder Methoden, wie das Lesenlernen gelernt wird. Und entsprechend gibt es nach diesen verschiedenen Methoden unterschiedliche Bücher. Die einen haben eine Fibel, die anderen haben erst mal etwas ganz Anderes. Diese Unterschiede sind ein wirklich interessanter und bedeutsamer Teil unseres Schulsystems und darauf hat eigentlich eine Bildungspolitikerin wie Frau Schavan solange sie Kultusministerin in Baden-Württemberg war immer hingewiesen und insistiert. Und wenn wir für jedes Fach, das meint sie nicht, das ist glaube ich jetzt wirklich eine Blase der Debatte seit zwei Tagen, wenn wir für jedes Fach ein einziges, das richtige Schulbuch sozusagen, die Bibel für Mathe, Biologie und Co. hätten, das wäre furchtbar.

31.07.2007